Messieleben

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28.02.2013 22:05
#1
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Mein Mann ist ein Messie. Sein VerhaltensTypus. Sammelt und hortet generell alles was Gedruckt ist. Zudem ist er ein Zeitmessie.
Er ist beruflich voll integriert. Es ist also von aussen nicht sichtbar was sich hinter der Geschäftsfassade abspielt.
Dieser Typus Messie ist zwar nicht dieses Schreckensszenario das man üblich im Fernsehen vorgehalten bekommt sondern das ist eine Form die ebenso verstörend sein kann. Zumindest für das Soziale Umfeld oder eben als Angehöriger .
Die Verhaltensstörung Messie ist kaum Heilbar,ausser der betroffene Messie erkennt sich als solcher an und beansprucht die professionelle Hilfe. Die professionelle Hilfe ist aber nicht eine Hauruckangelegenheit die nur die Unordnung beseitigt. Das ist nur eine Pflasterpolitik die am Ziel vorbeischiesst.
Jetzt kann jeder sagen so auf die schnelle sagen . Ja Scheidung . Trennung , Nur weit weg von allem. Und was dann ? Ist es dann die Universelle Antwort auf alles.
Die Problem sind nicht weniger. Man hat sie nur ausgesiedelt. Und das neue Leben das man ja haben möchte ist eben dann auch nicht farbiger.
Aber man kann lernen sein eigenes Leben so zu halten das es lebenswert ist. Der Messie hat sich entschieden so zu leben . Umgeben von seinen vermeintlichen "Schätzen" die wir nicht verstehen können.
Aber auch nicht müssen. Und ich denke das ist wichtig zu wissen. Natürlich sind wir alle liebevolle Menschen die ja bestrebt sind das beste zu wollen aber in Verzweiflung mitansehen müssen wie Verwandte,Kollegen, Ehemänner und Frauen aus verschiedenen Motiven heraus zu Opfer Ihrer selbst werden.Denn ich denke das ein Messie sowohl die Glücksmomente erlebt mit seinen Sachen sich aber auch schämt in einem Chaos zu leben .Der Messie trifft seine Wahl selber.Man kann sein eigenes Leben nur mit dem Bereichern das einem selber hilft mit dieser Schweren Aufgabe und dem Zusammenleben zurechtzukommen. Natürlich ist es Individuell wie eine Situation ist . Man kann nicht alles in den selben Topf werfen.Man sollte versuchen einen Messie nicht auf das zu reduzieren was man von aussen sehen muss ( NICHT EINFACH) den er bleibt ein Mensch .
Ich wünsche allen Angehörigen viel Kraft , Den Betroffenen Mut. AUCH WENN MAN DIE SONNE NICHT SEHEN KANN SO IST SIE DOCH DA.
Ich selber habe alle Stufen durchlebt. Mit meinem Mann .Einem Messie.
Phönix aus der Asche , Feuervogel.


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30.04.2013 17:21
avatar  IBI
#2
IB
IBI

Guten Tag,

ich bin beeindruckt über deine Einstellung deinem Mann gegenüber, insbesondere die Textstellen, dass es seine Entscheidung ist so zu leben und das du ihn weiterhin als Mensch wertschätzt, haben mich beeindruckt.

Ich habe zwei Fragen:
Wie geht es dir damit, wenn du hilflos zusiehst, dass er die Hilfe nicht annehmen mag - oder spürst du keine Hilflosigkeit, weil du die Entscheidung bei ihm belässt?
Wie sorgst du für dich und deinen Raum (auch im Sinne von Platz), denn leider haben viele Messies die Angewohnheit, sich in Räumen auszubreiten - ich denke da auch an Treppenhäuser - die von mehreren Personen benutzt werden?

Ich freue mich auf deine Antworten, sofern du meine Neugierde stillen magst.

Viele Grüsse
Sonja


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26.04.2014 12:20
#3
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Danke für das Interesse . Leider hatte konnte ich mich nicht mehr soviel im Forum beschäftigen. Hoffe aber gleichwohl einen kleinen Beitrag leisten zu können.
Ich möchte Folgendes anfügen .Ich lebe mit meinem Mann immer noch zusammen aber ich habe im letzen Jahr sehr viel für mein eigenes Leben geleistet damit eben die Problematik nicht als schwarzer Geier über mir und meinem Leben kreist. Ich bin nicht etwa rücksichtslos oder abgebrüht aber ich habe die Zusammenhänge sehr gut verstanden und irgendwann gesagt das ich damit aufhöre einen Erwachsenen zu bevormunden Ihm etwas aufzwänge was er von sich aus gar nicht bereit ist auch anzugehen.
Natürlich habe ich den Punkt der Resignation und der Hilflosigkeit erlebt und das ist eigentlich ein schrecklicher Moment . Es ist wie ein Krampf. Und es gibt alle Facetten von Gefühlen . Sogar die Dunkelsten Seiten melden sich .
Mein Mann und ich bewohnten zuerst eine 2 Zimmer Wohnung . Dann zogen wir um in das Haus . Will heissen mehr Platz. Da ich aber recht Bodenständig bin habe ich von Anfang an festgelegt was wo und wie sein sollte .Weil ich eben genau dem vorgreifen wollte.
Mein Mann bekam seinen Lebensraum . Was er damit anstellte war mir egal. Ich habe ganz klar gesagt und gewünscht das Küche und Wohnzimmer frei bleiben müssen . Auch wenn es hart war so musste ich Ihm sagen das ich nicht bereit bin wegen dem Messietum auf Einladungen von Freunden zu verzichten und ich erklärte Ihm das er wenn er sich daran halte auch nicht genötigt fühlen müsse immer alles weg zu räumen.
Soweit es in seiner Einsicht reichte gab er sich damit einverstanden. Aber ich konnte spüren das er mit sich einen Kampf hatte als er seinen Raum betrachtete. Wohin mit all den Sachen ?
Dann einige zeit Später stellte ich fest das er im Wohnzimmer und auf dem Küchentisch für sich wieder so kleine Filialen eröffnen wollte .
Nach etlichen Mahnungen hatte ich dann aber die Einsicht das ich meinem Mann nicht helfen kann. Die Haushaltung versinkt trotzdem nicht im Chaos weil Ihm eine meiner letzten Mahnungen offensichtlich doch hängen blieb . Ich habe habe aber ohne Argwohn oder Wut gesagt . Ich habe versucht dich aus deinem Hamsterrad herauszuholen . Du wolltest es nicht . Aus was für Gründen immer .
Wenn Du für Dich so leben willst so ist es Deine Entscheidung und nicht mehr meine . Wenn Du Hilfe benötigst werde ich den Hausdienst anrufen aber ich habe meinen Teil geleistet und erledigt.
Mein Mann sah mich an wie ein Geist und ich bin sicher er hat einen Teil verstanden aber den ganzen Zusammenhang eben nicht . Aber mir geht es mit dieser Entscheidung gut und die habe ich für mich als meine LebensPhilosophie aufgestellt. Ich schaue zu meinem Mann damit er nicht vollständig verkommt aber will zu meinem Leben gut sein . Ein Messie schämt sich seiner unglaublichen Schwäche und seiner Unzulänglichkeit . Es gibt keine Lösungen die wir als Partner anbieten können , Hilfe schon gar nicht . Die Traurigkeit vergeht weil man für sich selber beginnt wieder etwas kleines zu erschaffen. Es braucht etwas Überwindung für das eingene Leben einzustehen und man kann den Partner einladen mit zumachen und wenn nicht so muss man Ihn oder Sie eben dort belassen wo er ist . Denn eines habe ich mit Sicherheit gelernt . Das ich wohl in der Lage wäre jemandem zu helfen aber es von der anderen Seite eben auch schon nur die Bereitschaft braucht damit es funktioniert. Ansonsten raubt es einem ,die Zeit, die Energie und schlussendlich leidet man als ganzer Mensch und wird krank. Ab einem Menschen der nicht in der Lage sein wird die Dinge im richtigen Licht zu sehen .
Mein Mann ist ein Papiermessie, Ein Zeitmessie, Er hat eine schwache Form vom Asperger Syndrom / Autistische Merkmale. Aber daneben ist er ein guter und lieber Mensch und das war der Grund warum ich Ihn ja auch geheiratet habe . Wir teilen die Gemeinsamkeiten die Passen und den Rest lässt man halt. Mein Mann ist entspannter in seiner Welt seit ich mich ausgeklinkt habe. Und ich kann Ihn höchstens etwas auf den Arm nehmen wenn er wieder zu lange in einen Leeren Briefumschlag hineinschaut. So kann ich Ihm Vorbei gehen sagen . Und ? was spricht das Auge . ?
Ich wünsche wirklich jedem Partner oder Angehörigen das beste auch wenn es nicht einfach ist . Aber man hat immer die Wahl . Gehen oder Bleiben. Und das sind dann ganz viele andere Dinge die dann kommen . Sowohl im Guten wie auch im schlechten Sinne .


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26.04.2014 20:39 (zuletzt bearbeitet: 26.04.2014 20:39)
avatar  IBI
#4
IB
IBI

hallo feuervogel,

danke für deine Ausführungen. ich finde sie sehr spannend.

und insofern "fast unglaublich", weil du einen weg gefunden hast, deine grenzen im gemeinsamen reich aufzuzeigen, welche dein mann respektiert, auch wenn du erste "Filialen" in den "tabu-definierten" räumen entdecken konntest. und ich finde es toll, dass du dich nicht mit ihm für sein chaos schämst und weiterhin gäste einladen kannst, auch wenn sie teile des chaos sehen können. das finde ich bewundernswert.

viele messies respektieren diese definierten grenzen kaum und dann geht leider die Beziehung langfristig daran zu grunde. und wie es scheint, hat dein mann dich auch gern, dass er deine grenzen im haus respektiert und ich finde es klasse, dass du seines bei ihm lassen kannst.

schön zu lesen, dass auch diese varianten existieren.

viele grüsse
sonja


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26.04.2014 21:59
#5
Ta

So gesehen haben auch wir uns arrangiert.........er bekommt was er unbedingt notwendig braucht an Hilfe und alles andere ist meine Sache......oder es ist zusätzlicher
Bonus.........doch mein schlecht Gewissen bleibt...........naja, mal sehen.........Grüssele Mausohr


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