Ich teile meine Trauer mit Euch....

02.04.2016 17:36 (zuletzt bearbeitet: 02.04.2016 17:40)
#1
Ma

Das ist jetzt ein bisschen seltsam, deswegen hole ich aus. Ich bin seit einigen Monaten bei einer psychologischen Beratungsstelle. Die helfen mir auch wirklich super. Zwar ist es noch nicht aufgeräumter hier im Haus, aber in meinem Kopf hat sich einiges getan....

Ich hänge sehr an Dingen aus meiner Vergangenheit. Besonders wenn es um Verstorbene geht. Wahrscheinlich weil ich nie "richtig" getrauert habe, sondern diese doch sehr furchtbaren Gefühle immer weg geschoben habe.

Jetzt im Moment steht wieder ein Abschiednehmen an. Ich habe eine Miezekatze, die mich bereits seit fast 20 Jahren begleitet. Jetzt ist sie krank geworden und .... ich hoffe, ich habe ihn noch einige Zeit. Aber man kann sich ja ausmalen, was demnächst auf mich zukommt.

Ich habe das mit ihrem Alter wohl verdrängt. Als ich dann merkte, das es gesundheitliche Schwierigkeiten bekam, war ich wie vor dem Kopf gestoßen. Und wieder habe ich meine Trauer unterdrückt. Ist ja "nur" ein Haustier. Tot ist sie (Gott sei Dank!) auch noch nicht. Also was soll diese Geheule! Also wieder alles an Gefühlen unterdrückt.

Der Therapeut meinte, das wäre total schädlich. Ich sollte ruhig traurig sein. Auch jetzt schon, bevor sie stirbt. Und diese Trauer würde ich gerne mit Euch teilen. Ich möchte Euch sporadisch, wie mir gerade danach ist, von meiner Miezekatze erzählen. Irgendwie nehme ich auch Abschied von einem großen Teil meines Lebens. Ich habe das Gefühl, es geht auch eine Ära zu Ende. Eine goldene Ära. Ich selbst fühle mich ur-alt.

Im Moment springt meine Miezekatze hier herum, wie ein Goldfisch im Wasser. Putzmunter. Aber ich weiß, das dies nur so "scheint". Sie hat immer noch Episoden, wo sie regelrecht zusammen bricht. Warum, weiß die Tierärztin (noch) nicht. Nächste Woche Termin in der Tierklinik. Wahrscheinlich das Herz. Vielleicht auch ein Tumor. Naja, sie hat halt das Alter....
Ich möchte auch nicht zu viel machen, sie nicht noch in den letzten Wochen/Monaten quälen. Aber es ihr leichter machen. Sie soll keine Schmerzen haben.

Ich erinnere mich noch daran, wie sie als Welpe zu mir kam. So süß, so putzig. Ich erinnere mich an gute Zeiten, an schlechte Zeiten. Ich empfinde auch sehr viel Reue. Zeiten, wo ich mich nicht intensiv um meine Katze gekümmert habe. Weil irgendetwas war, was in diesem Moment mich mehr beansprucht hatte. Ich frage mich manchmal, ob ich alles getan habe, damit sie auch wirklich ein gutes Leben hat. Ja, ich habe mich bemüht. Aber wäre sie nicht bei einem anderen Besitzer "glücklicher" gewesen? Hätten die nicht mehr mit ihr gespielt oder gestreichelt? Besonders in den Zeiten wo es mir nicht gut ging? Übertrage ich gerade meine eignen negativen Gedanken auf ein Tier? Ich weiß es nicht. Manches tut mir im nachhinein leid.

Ich möchte nicht alleine sein. Ich möchte nicht, das der Platz neben meinem Kopfkissen frei bleibt. Es macht mich so traurig, dieser langsame Abschied. Ich bin so traurig. So viele Erinnerungen, die mich überschwemmen....


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02.04.2016 19:44
#2
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Oh, da fühle ich sehr mit dir.
Ich kenne das so sehr, wenn ein liebes Tier langsam anfängt Abschied zu nehmen ... da liefen bei mir schon auch mal im Vorfeld die Tränen.

Und ja, darüber darfst du traurig sein. Es ist ein vertrautes Wesen, jemand der zu dir gehört, und muss nun bald gehen. Vielleicht wird sie aber auch 22 wie die Katze einer Freundin, wer weiß! Aber klar, das Ende ist an sich absehbar.

Ich denke auch oft, dass ich es alles viel, viel besser hätte machen können.
Aber ich bin überzeugt davon, dass deine Katze bei dir glücklich war. Das sind sehr mitfühlende Tiere, sie wird es gemerkt haben, dass es dir gerade nicht so gut geht, wenn du dich mal nicht so kümmern konntest. Sicher hat sie sich dann nicht zurückgewiesen gefühlt, sondern sie hat gewusst, dass du es gerade nicht anders kannst. Das spüren die Katzen ganz genau!

Gibt es in deinem Umfeld jemand, der dich trösten und ein wenig begleiten könnte?

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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13.06.2016 18:12 (zuletzt bearbeitet: 13.06.2016 18:12)
avatar  Kayla
#3
Ka

Hallo Maria!
Für mich waren Abschiede im Leben auch immer Baustellen, mit denen ich nie fertig wurde. Heute schleppe ich nicht mehr ganz so viel Ballast mir mir herum, aber z.B. die beiden uralten hässlichen Schränke meiner Großeltern sind auch noch hier.
Wir gehen mit Menschen einen Teil unseres Lebenswegs zusammen und sie hinterlassen Spuren auf unserem. Warum sollte das bei Tieren anders sein? Wenn ein Mensch stirbt, weinen wir doch auch nicht erst, wenn er tot ist.
Aber bei einer Sache kann ich Dich trösten. Wenn Dein Kätzchen 20 Jahre bei Dir geblieben ist, dann bist Du auf jeden Fall ihr Lieblingsmensch. Gerade Katzen sind manchmal gar nicht böse, wenn man keine Zeit für sie hat und ihnen Freiraum lässt.
Wir haben früher auf dem Dorf gelebt und ich musste ZU oft Abschied von meinen Miezchen nehmen und sehr oft viel zu früh. Aber es hat jedes Mal weh getan und wenn auch meine derzeitige Begleiterin, die nun acht ist, die vermutlich gestörteste Katze in ganz Jena ist, wenn ich von ihr irgendwann Abschied nehmen muss, wird das auch wieder ganz, ganz schlimm.
Sich das Weinen ab zu gewöhnen, Maria, ist eine sehr gefährliche Art, sich selbst krank zu machen.

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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13.06.2016 21:39
avatar  Wolfram
#4
Wo

mein Vater sagte öfter, ein Junge weint nicht. Daraus entstand ein Widerspruch zwischen dem inneren Gefühl und dem Außen. Was soll aus diesem Chaos entstehen als ein inneres und äußeres Chaos.

viele Grüße
Wolfram


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15.06.2016 22:33
#5
At

Ob Marias Katze noch bei ihr ist? Das würde ich gerne wissen.
Ich kann es total nachvollziehen, denn meine Katze ist auch 20 Jahre alt und seit ihrem 11. Lebensmonat bei mir.
Als meine Katze 17 war wurde sie krank. Auf einmal konnte sie kaum noch laufen, hat ständig rot-braune Tränen geweint und hatte Durchfall.
Die Tierärztin meinte, sofort einschläfern, die wird nicht mehr gesund, multiples Organversagen.
Ich weiß allerdings, dass diese Tierärztin sehr "einschläferungsfreudig" ist.
Ich habe meine Katze wieder mit nach Hause genommen und habe gehofft.
Sie war ganz dünn geworden und ich habe sie aus der Hand mit Käse, Joghurt und Vanillepudding gefüttert.
Ich wusste, dass es ihr schlecht geht und ich habe ihr gesagt "wenn Du gehen willst, dann geh."
Aber sie ist nicht gegangen, sondern rennt heute wieder im gestreckten Galopp durch die Wohnung :-)
Ich freue mich jeden Tag über meine Katze aber ich denke auch an den Abschied, vor allem, weil er schon so nah war.
Da hatte ich schon Rotz und Wasser geheult.


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