Experten

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22.07.2016 15:00
#21
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Moin @Sabina Hirtz,

ich habe alle Folgen der Serie gesehen, etliche davon mehrfach.
Das hatte einerseits eine läuternde Wirkung: Mittendrin musste ich schnell den Geschirrspüler voll machen und starten, oder das Altpapier zusammen tragen.

Zugleich war ich an etlichen Stellen sehr erschrocken, wie mit den - ja, wie nennen wir sie? - Kandidaten? umgegangen wurde.
Ich erinnere mich an den Mann, dessen Frau früh verstorben war. Ich nehme mal dieses Beispiel, das mich beeindruckt hat.
Sein wichtigster Gegenstand war der Kaffeebecher, aus dem die Frau an ihrem letzten Tag ihren Kaffee getrunken hat.

Mir wurde eiskalt, als ich gesehen habe, wie die Tasse - iiih dreckig - rausgeworfen wurde.
So etwas ist unersetzlich, und die ganze Zeit danach wirkte dieser Mann auch auf mich, als würde er auf etwas hoffen und etwas suchen. Da half die Schatztruhe mit den anderen Erinnerungsstücken vielleicht auch nicht weiter.

Natürlich sollte er nicht den Becher aus Trauer für immer schmutzig auf demselben Platz stehen haben.
Aber man hätte mit ihm eine neue Verwendung überlegen können:
Aus dem Schrecklichen etwas Schönes machen, das das Herz wärmt.
Vielleicht wäre er mit der Tasse als Übertopf für eine kleine Topfblume vor dem Bild der Verstorbenen froh gewesen?
Eines Tages hätte er sie vielleicht selbst entsorgt, wer weiß.
Da fehlte mir etwas, das im Zeitdruck untergeht.

Das war für mich eine große Diskrepanz, der Zwiespalt zwischen einer Aufbruchsstimmung, und dem schnellen Galopp durch die Drehzeit. Wer erst mal weiß, wie Filme entstehen, und dass man für 3 Minuten verwertbares Material schon mal einen Tag lang filmen muss, der weiß, wie schwierig das ist. Der weiß auch, dass für ein Drehbuch - denn auch für diese Serie kann man nichts dem Zufall überlassen - Abstriche gemacht werden müssen, dass es irgendwann schnell gehen muss, damit der Terminplan stimmt.

Und wer sich ein wenig auskennt, der weiß auch, dass man die Realität aufpimpen muss, damit sie im Film deutlich herüberkommt und die Wahrheit verstärkt wahrnehmbar macht.
Ich halte die Wohnungen für authentisch, und die Fälle auch.
Aber natürlich muss man es auch optisch ein wenig so gestalten, damit das Problem überhaupt sichtbar wird.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass das im Vorfeld schon jemand aus dem Team gemacht hat.
Kippen wir den gelben Sack halt aus, statt ihn rauszutragen - sinngemäß (!) so ähnlich.
Denn die Geschichte beginnt ja nicht dort, wo Sie gemeinsam mit dem Entrümpler Dennis klingeln, da muss im Vorfeld viel passieren, und das Drehbuch muss angepasst werden.

Ich verstehe diese technischen Details sehr gut.
Aber - jetzt kommt das dicke Aber - ich arbeite auch in diesem Bereich, und ich schütze meine Kunden.
Ich sichere ihnen vollste Verschwiegenheit und Anonymität zu, die Chance auf das eigene Tempo beim Entrümpeln, Gespräche so viel sie brauchen. Und sogar ich trete im Forum anonym auf, damit niemand Querverbindungen herstellen könnte.
Meine Kunden sind König beziehungsweise Königin.

Bei Dreharbeiten zu einer Serie aber ist der Zeitplan und das Drehbuch König.
Nicht aus Bosheit, sondern weil es einfach nicht anders geht.
Da kann selbst mit allergrößter Zuwendung durch eine freundliche Begleitung nichts aufgefangen werden.

So einige User hier werden durch das "Messiefernsehen", auch durch Ihre Sendungen, massiv getriggert.
Ich kenne auch die Kundenfrage zum Eingangsgespräch: "Ist das bei Ihnen eh nicht so wie im Messie-Fernsehen"?
(Nein, ist es nicht.)

Als die Serien damals gestartet sind, habe ich öfter gedacht, mich interessiert Ihre Intention, Ihr Background.
Warum macht man so etwas?
Manchen wird es trotz des fremdbestimmten Tempos helfen.
Auch ich kenne Kunden, die ihre wichtigsten Sachen gerettet haben (Papiere, Fotos, Laptop, ein paar wertvollere Kleidungsstücke oder Erinnerungsstücke) und die dann bei Freunden oder Verwandten unterkriechen, bis der Entrümpler alles entsorgt hat. Sie sind erleichtert, wenn es einfach vorbei ist. Aber das trifft nach meiner Erfahrung auf eine Minderheit zu!

Ich würde mich sehr gerne mit Ihnen austauschen, gerade weil mein Ansatz komplett anders ist.

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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23.07.2016 10:33
avatar  Wolfram
#22
Wo

Jennifer, ich danke Dir.
Ich habe mir die Sendungen nochmal im Schnelldurchlauf angesehen. Die Tasse habe ich nicht gesehen, muß wohl in der fehlenden Sendung vom 2.8. gewesen sein.

Am schrecklichsten war für mich, als Dennis mit einem Handwisch alle Sachen von einer Anrichte auf die Erde fegte. Das gab es in 2 Sendungen. Und die Schmierereien auf der Tapete gab es in mehreren Sendungen. Sowas geht bei mir überhaupt nicht. Das waren Ereignisse während einer Besprechung und nicht während einer Entrümpelung. Und dann hat er den freien Platz auf der Anrichte nicht mal für seine Erklärungen genutzt.

Jennifer, es wird wohl schon so sein, dass vorher alles mögliche abgesprochen wurde, aber der Zuschauer weiß das ja nicht, wenn da keine Erklärungen dabei sind. Eine kostenlose Hilfe des Dorfes erscheint mir auch unglaubwürdig. Warum schämen sich denn so viele. Darum finde ich es unangemessen, wenn Sabina im Dorf rumtratscht, dass da ein Messie wohnt. Auch wenn ich verstehen kann, dass sie hofft, von anderen zusätzliche Informationen zu bekommen, finde ich das nicht richtig.

Das Wegschicken der Messies während der Entrümpelung war hier geschickter gemacht als bei Tina Wittler, aber trotzdem nicht richtig. Ich hatte darum Zweifel, ob der Anfall von Markus tatsächlich durch sein Diabetes verursacht ist. Durch seine Körperfülle war das aber nicht unwahrscheinlich.

viele Grüße
Wolfram


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23.07.2016 18:08
#23
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Moderator

Wir würden nicht zulassen, dass die Tapeten mit Eddings beschmiert werden, und wenn der Satz des Pythagoras drauf steht, den man nur schwer mit Farbe überdecken kann. Auch will ich nicht, dass vermeintlich verborgene Schätze mit in den Container wandern, weil einer von Dennis Team das ganze Regalbrett samt Inhalt runter reißt. Erst recht nicht mit so einem traurigen Hintergrund berühmt werden und nie wieder eine Wohnung bekommen, wenn man eine sucht. Man müsste alles an Wertsachen zusammen packen und raus tragen, damit sie alles kurz und klein schlagen und neu ausgetattet herrichten können.

Währenddessen wird das wirklich so gemacht, wie Jennifer schreibt, einen Müllsack auskippen oder Altpapier zerschneiden und reißen, darüber kippen und sagen: "Das waren die Ratten!" Zwischendurch werden immer wieder die selben Szenen aus einer anderen Umgebung gefilmt, wo Ratten dazwischen umher huschen, was wohl auf einer Halde gefilmt wurde. Denn: Wo Ratten sind, gibt es keine Spinnweben. Hat mir mal jemand gesagt. Da waren so riesige Netze zu sehen, da konnten gar keine Ratten leben. Die Möbel waren auch nicht angenagt. Einmal haben sie eine Wanne voll Katzenkot auf dem Boden gezeigt. Aber ohne Kratzspuren am Rand, der war blitzsauber. Wie sollen die Katzen denn da rein gemacht haben? Das sind doch auch saubere Tiere! Sind die beim Kacken drüber gesprungen oder wie...?!

Genau wie der eine Helfer mit dreckigen Schuhen in eine blitzsaubere Badewanne gestiegen ist, um die Tapete zu lösen. Ohne vorher Schutztüten über die Schuhe zu ziehen oder sie auszuziehen - und da soll ein Messie gewesen sein? Also man erkennt immer wieder, dass es da nicht mit rechten Dingen zugeht. Und ich frage mich: Gibt es wirklich Messies, die so leben, wie im TV dargestellt?

Wenn man hier erst noch Müll rein kippen muss, um eine dramatisch vermüllte Wohnung darzustellen und überhaupt ins Fernsehen zu kommen (ich hoffe die Leute kriegen genug Gage dafür), wie soll ich dann an mich glauben können? Wenn ich das schon jetzt nicht alleine schaffe, aufzuräumen, wie soll das nach so einer Aktion funktionieren? Es wird immer fremde Hilfe in Anspruch genommen, man wird so nicht lernen, verantwortungsvoll zu leben.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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