Startschuß

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14.06.2013 11:35
avatar  Kalista
#1
Ka

Es fällt mir schwer, mein "kleines Problem" vor anderen Leuten zuzugeben und ich habe auch lange (Jahre) im Internet gesurft und mitgelesen, ohne mich selbst in einem Forum anzumelden oder gar zu äußern.
Ich war immer nur froh, daß es Leute gibt, denen es offenbar ähnlich geht und nicht nur ich mein Leben (oder Teile davon) nicht in den Griff bekomme. Bei mir bezieht sich dieser Zustand praktisch auf mein ganzes Leben. Ich kriege nichts geregelt. Weder habe ich viele Freunde oder Bekannte, noch habe ich je eine Partnerschaft geführt, von ein paar kleinen Affären einmal abgesehen (ich bin inzwischen 38). Meinen Behördenkram kriege ich nicht auf die Reihe, die meisten Briefe werden ungeöffnet irgendwo (wo ich sie im Zweifel nie wieder finde) abgelegt. Ich weiß, daß die Idee nicht so gut ist und nur noch mehr Ärger und Probleme produziert, ich schaffe es aber (wider besseren Wissens) nicht, mich den Dingen zu stellen und sie einfach zu erledigen. Könnte ich das, hätte ich mir bereits eine Menge Nerven, Sorgen und auch Geld sparen können...
Über den Zustand meiner Wohnung gibt es nicht viel mehr zu schreiben, als "das Übliche" - es sieht saumäßig aus.
Seit ich keinen Job mehr habe (bin im Februar arbeitslos geworden) sehe ich auch keine Veranlassung mehr, mich selbst zu pflegen - bin aber sicher, daß ich das wieder in den Griff bekomme, wenn ich das Haus wieder regelmäßig verlassen muß. - Das ist hoffentlich bald der Fall.
Ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Ich nehme an, es hat etwas mit Depressionen und Selbstwertschätzung zu tun. Fakt ist, daß ich schon als Kind nicht in der Lage war, mein Zimmer in Ordnung zu halten, was in regelmäßigen Abständen zu "Säuberungsaktionen" durch meine Mutter führte, die immer mit viel Tränen und Geschrei verbunden waren. Andererseits habe ich meine häuslichen Pflichten in der Wohnung (abwaschen, Betten machen usw.) immer sofort erledigt und fand es auch schön, wenn alles aufgeräumt war - das tue ich heute noch.
Aufgrund eines ziemlich schockierenden Erlebnisses (auf das ich zumindest jetzt nicht näher eingehen möchte) bin ich mal wieder zu dem Schluß gekommen, daß dringend etwas passieren muß. Ich habe schon in anderen Beiträgen gelesen, daß Pläne gemacht werden, die dann nicht erfüllt werden usw.... Mir ging es bisher ähnlich. Ich bn daher zu dem Schluß gekommen, daß ich mir eine Art "weiches Druckmittel" suchen muß. Belohnungen oder Bestrafungen, wie "Du darfst erst wieder an den Computer wenn..." haben bisher jedenfalls nicht funktioniert. Und "weich" deshalb, weil ich mich nicht gegängelt fühlen möchte, das tue ich auch so schon viel zu oft.
Ich habe daher beschlossen, mit meinen Bemühungen "an die Öffentlichkeit zu gehen" und so den nötigen Druck zu erzeugen, wirklich etwas zu unternehmen und nicht weiter wie ein Kaninchen vor der Schlange hier zu sitzen und bei jedem Klingeln an der Tür einem Herzinfarkt nahe zu sein. Ich habe keine Ahnung, weshalb ich es trotz ausreichend Zeit nicht geschafft habe, wenigstens anzufangen.
Da sich mir die Ursache des ganzen Chaos in meinem Leben bisher nicht erschlossen hat, kann ich es nicht an der Wurzel angehen. Also versuche ich, durch die Schreiberei genug Motivation aufzubauen, mein Leben in den Griff zu bekommen. Die Sozialkontakte ergeben sich vielleicht, wenn ich nicht bei jeder Unternehmung denke "o Gott, das ist in der Nähe deiner Wohnung, hoffentlich kommt keiner auf die Idee, im Anschluß auf einen Kaffee zu Dir zu wollen..."
In meiner Wohnung befindet sich fast alles in Kisten oder Müllsäcken, bis auf einem Haufen Müll auf dem Boden und den Dingen, des täglichen Gebrauchs, die zum Großteil dringend eine Reinigung benötigen. Ich bin vor einen guten Jahr hier eingezogen und habe praktisch nie ausgepackt. Die Schränke/Regale sind also leer bzw. noch gar nicht aufgebaut. Für Letzteres gibt es momentan aber auch keinen Platz. Ich habe es aus Zeitmangel nicht geschafft, auszumisten, bevor ich umgezogen bin, wodurch sich jeder Karton als "Wundertüte" entpuppt und wenn ich aussortiere, habe ich das Problem, daß ich nicht weiß, wohin mit den Sachen die bleiben sollen. Also wieder in eine Kiste, die ausgeräumt wird, sobald ein paar Möbel stehen. Es ist frustrierend, aber momentan nicht zu ändern.
Nun gut, ich habe das Gefühl, ich habe gerade ganz schön viel und ganz schön viel durcheinander geschrieben, aber ich wollte das einfach mal loswerden.

Das eigentliche Ziel ist es: hier einzutragen, was ich als Nächstes plane und ob es geklappt hat. Ich erhoffe mir durch diese Art "Rechenschaft abzulegen" genau das richtige Maß an Druck um anzufangen, ohne mich darüber aufzuregen, daß jemand Druck macht ;)
Mein Plan für heute: ich habe eine separate Toilette. Der Raum ist nicht sehr groß, außer der Toilette gibt es noch die Waschmaschine und ein Waschbecken. Diesen Raum will ich heute ausräumen, allen Müll beseitigen und aussortieren, was sonst noch rumsteht, z.B. ein voller Umzugskarton. Dann fegen und wenn alles gut geht das Waschbeckenunterschränkchen aufbauen- saubermachen und wischen passiert später zusammen mit dem Bad nebenan, da will ich vorher auch noch die Decke streichen (die Wände sind gefliest).
So dann gebe ich jetzt mal den Startschuß, haltet mir die Daumen ;)


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14.06.2013 12:07
avatar  IBI
#2
IB
IBI

Hallo Kalista,

spannende Strategie, die du dir überlegt hast.

Ich freue mich, wenn du uns deine Fortschritte mitteilst und auch dann, falls du nicht soweit gekommen sein solltest, wie du es dir gedacht hast.
Für mich liest sich das, was du dir vorgenommen hast bereits sehr viel und ich wünsche dir, dass du dir ein Vorhaben ausgewählt hast, das dich nicht überfordert, sondern in deinem für dich geeignetem Tempo machbar ist.

Viel Freude und Erfolg dabei.
Viele Grüsse
Sonja


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17.06.2013 09:15
avatar  Kalista
#3
Ka

vielen Dank für die Antwort.
Ich muß zugeben, daß ich am Freitag praktisch nichts mehr gemacht habe. Ich war nach dem stressigen Morgen und dem Eintrag hier so müde, daß ich mich ins Bett gelegt und praktisch bis abends durchgeschlafen haben.
Die Wochenenden gebe ich mir generell frei. Da ich zur Zeit zu Hause bin, habe ich in der Woche eigentlich genug Zeit, etwas zu tun. Kurz und gut, außer dem Startschuß an sich ist noch nicht wirklich was passiert...
Der Plan für heute sieht vor, eine halbe Stunde ganz allgemein aufzuräumen und auszusortieren. Ich nehme mir dabei keine spezielle Ecke oder so vor, sondern möchte einfach das Gefühl haben, etwas getan zu haben ohne mir tempomäßig Druck zu machen - mein Tempo ist erschreckend langsam. Dazu möchte ich 30 Minuten in mein Tagebuch schreiben. Das hilft mir, das Chaos in meinem Kopf zu sortieren und mir üder einige Dinge klar zu werden. Ich habe mich (auch in diesem Punkt) lange genug vernachlässigt. Außerdem muß ich noch (6) Mails schreiben, die schon lange erledigt sein sollten. Zum guten Schluß, will ich einen meiner beiden Balkone in Angriff nehmen. Meine (eigentlich sehr schöne) Wohnung hat nämlich zwei. Hier will ich einfach nur den kleineren komplett abräumen und die alte Erde von letzten Jahr irgendwie entsorgen. Man sollte denken (wie Bessi), daß der Balkon das Unwichtigste ist, das denke ich aber nicht - den kann man nämlich von unten einsehen und so seine Schlüsse ziehen (außerdem habe ich die Pflanzen die dann diese Woche noch in die Kästen sollen, schon im Mai gekauft)... Wie sagte vor kurzem jemand so schön zu mir "das Schlimmste was einem passieren kann, sind Nachbarn". Ich fürchte das stimmt.
So, ich weiß, daß mein Vorhaben für heute schon wieder recht ambitioniert klingt - obwohl die Sachen vom Umfang her für einen "normalen" Menschen wahrscheinlich noch neben dem Job gut machbar wären...
Ich werde mich dann morgen wieder melden, wie es gelaufen ist und kann hoffentlich einen neuen Plan aufstellen...


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18.06.2013 12:07
avatar  Kalista
#4
Ka

ok, gestern habe ich es geschafft den kompletten Tag am Computer zu verdaddeln. Sehr schön...
Daher bleibt der Plan für heute der gleiche wie gestern, außer, daß ich unbedingt zwei Mails mehr schreiben muß.
Das einzige was ich gestern geschafft habe, war einen Karton Papiermüll und einen Sack normalen Müll rauszubringen. Das war aber beides schon vorbereitet, also kein allzu großer Aufwand...
Außerdem habe ich mich doch ein wenig um mich gekümmert. Ich habe nämlich wieder Kontakt zu einer alten Freundin aufgenommen und die gestern Abend auch gleich besucht.


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18.06.2013 12:41
avatar  bessie
#5
avatar

Hallo Kalista,

Du hast was geschafft, PUNKT.
Werte das bitte nicht ab (...das einzige...ein wenig...kein großer Aufwand ect.).

Du hast einen Plan, auch wenn Du ihn nicht genau einhältst, aber Du hast einen.
Du hast Papiermüll rausgebracht, egal wieviel, "er" ist unten.
Du hast "normalen" Müll rausgebracht, ist doch klasse, "er" kann bei Dir nicht mehr müffeln.
Du hast einen alten Kontakt wiederbelebt und er war sogar erwünscht, freu Dich.
Du hast diese alte Freundin sogar besucht, also warst Du aktiv und ich hoffe der Abend war schön.

Schau Dir mal diese "hab ich gemacht Liste" an, naaa?

Ich wünsche Dir weiter Erfolg und freue mich auf Deinen nächsten Bericht.

Liebe Grüße, Bessie

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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