Essstörung?

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19.02.2017 05:40
avatar  Emin
#1
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Administrator

Hier eine kurze Definition dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Essst%C3%B6rung


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08.03.2017 18:44
#2
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Moderator

Also ich fang mal an. Früher hatte ich Binge Eating Disorder, man kann das auch Overeater (Überessen) nennen. BED sind Fressanfälle, bei denen man auch über das Sättigungsgefühl hinaus futtert. Meist habe ich mich nach der Arbeit im Supermarkt eingedeckt, und manchmal reichte es nicht, oder ich hatte entschieden, aufzuhören und vernünftig zu essen, dann konnte ich aber doch nicht durchstarten, und bin zum Kiosk gegangen oder gefahren, um mir doch noch was Ungesundes zum Vollfressen zu holen.

Seit meine Galle draußen ist (auch vorher schon) musste ich aufhören, wenn ich satt war, weil ich mich sonst übergeben musste. Ich höre auch deshalb auf, weil ich diese Magenschmerzen nicht mag, wenn ich mich überfressen hab. Ansonsten sind meine Essgewohnheiten leider nicht besser geworden. Wenn ich diätet habe, also mal abstinent war, habe ich maximal 3 Monate durchgehalten, in denen ich maximal 20 kg abgenommen hatte, aber nach dem ersten Rückfall nahm ich so viel zu, dass mein Startgewicht jedes Mal höher wurde. Ich habe deshalb einen BMI von 52, und seit 11 Jahren versuche ich, mein katastrophales Gewicht zu halten, nicht fetter zu werden und keine Gewaltkur mehr anzufangen, die ich sowieso nicht durchhalte.

Meine Nichte hat ungefähr die gleichen Probleme, sie war auch schon in einer Klinik für Essstörungen. Dort hat sie auch wieder viel abgenommen und der Jojo-Effekt ließ trotzdem auch damals nicht lange auf sich warten. Deshalb habe ich auch Angst, dass es mir genauso ergehen könnte, und kann mich einfach nicht dazu entschließen, den gleichen Weg zu gehen, und zu riskieren, dass ich langfristig noch fetter werde. Mit Psychotherapie ist das so eine Sache, die sind entweder alle inkompetent oder wollen nur ihr Honorar.

Es sieht momentan so aus, dass ich mit meiner Gesundheit und meinem Aussehen nicht zufrieden bin, ich bin sehr eingeschränkt, inzwischen auch insoweit, dass ich runter gefallenes Kleingeld nicht mehr aufsammeln kann. Wenn dann einer nicht ehrlich ist und sich über z. B. 2 € freut, dann sind eben 2 € weg, oder 4 Cent, dann kann ich das nicht ändern. Im Flieger kann ich das Tablett nicht runter klappen und der Gurt geht nicht zu. Im Zug kann ich nicht im Speisewagen sitzen wegen der engen Tische. Sind wir unterwegs und sehen ein Cafe´, gucke ich nur mit Argusaugen auf die Lehnstühle und frage mich, ob ich da noch rein passe. Wenn ich fertig taxiert habe und befinde die Stühle als zu eng, können wir leider nicht rein gehen.

Also ich will eigentlich abnehmen, aber ich denke weiter, an das Scheitern, dass ich dann ja wieder alles plus Zinsen wieder zunehme, und dann gewinnt die Angst vor dem Scheitern, ich bleibe also lieber, wie ich bin, dann wird es wenigstens nicht schlimmer. Glücklich bin ich nicht mit dieser Entscheidung, aber mir bleibt gar nichts anderes übrig. Ich brauche immer weitere Klamotten und inzwischen auch in manchen Örtlichkeiten Hilfsmittel (Greifzange, Bürste usw.).

Das Aussehen hat auch Auswirkungen auf das Sozialverhalten. Essen tue ich generell heimlich, wenn es ein Essanfall ist, und sonst eben nur, bis ich satt bin. Ich mag nicht mehr in die Disco gehen, höre lieber zuhause Musik, wo mich keiner schief anguckt oder mit dem Finger auf mich zeigt. Ins Kino gehe ich selten, weil man den Film meist auch ein Jahr später auf DVD gucken kann, und zuhause ist das viel gemütlicher. Da kann man zwischendurch anhalten und zur Toilette flitzen und muss nicht Stunden vorher schon wenig trinken, damit man es aushält. Auch Konzerte meide ich, weil man dort ja lange stehen muss, und meine Füße reagieren mit Schmerzen. Ich gehe äußerst ungern Essen, weil mich dort andere Leute dabei sehen. Meinem Mann will ich das aber nicht sagen, weil er denkt, er macht mir eine Freude damit, wenn wir Essen gehen. Mir macht im Grunde keine Veranstaltung mehr Spaß, weil mich dann so viele andere Menschen sehen, und meist auch herablassend angucken. Eine Tussi hat mal in der Straßenbahn mich von oben bis unten taxiert, mir in die Augen geguckt und eine herablassende Geste in meine Richtung gemacht. So was brauche ich nicht auch noch.

Urlaub nutze ich dazu, Fotos zu machen. Da ist man oft den ganzen Tag in fremder Gesellschaft, irgendwo unterwegs, wo auch andere Leute unterwegs sind, das lässt sich nicht ändern, man geht auch in den Zoo oder ins Wildgehege usw. Aber das mache ich auch nur noch, um Fotos und Filme zu machen, das macht keinen Spaß, weil mir die Füße weh tun und mich so viele andere Leute sehen.

So der Post ist lang genug.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

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Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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08.03.2017 19:59
avatar  Wolfram
#3
Wo

Hallo Draculara,

im Supermarkt eingedeckt, und manchmal reichte es nicht,

es reicht immer, zumindest bis zum nächsten Morgen. Es kommt bei mir sehr selten mal vor, dass ich nichts kaufe, wenn die nicht das haben, was ich haben will. Dann kaufe ich mal Ersatz.

Gefunden habe ich bisher nur 1 oder 2 Pf. Stücke, manchmal auch nen 10er. Das sind eben nur die kleinen Stücke, die leichter verloren gehen.

dann konnte ich aber doch nicht durchstarten, und bin zum Kiosk gegangen oder gefahren, um mir doch noch was Ungesundes zum Vollfressen zu holen.

Sowas habe ich nie gemacht. Ich hatte mal die Erfahrung gemacht, dass ich zur Not 1 Liter Milch trinken kann, um damit den ganzen Tag auszukommen, ohne wesentlichen Hunger zu bekommen.

Ich glaube, es ist die Angst, zu hungern oder zu verhungern, wenn Du zuviel isst.

Wozu mußt Du im Speisewagen sitzen, der Zug ist zum Fahren da und nicht zum Einkaufen.

Das ist doch gut, wenn die Lehnstühle zu eng sind, sparst Du Geld und nimmst ab. 2 Fliegen mit einer Klappe oder das tapfere Schneiderlein, das es schafft, im Cafe abzunehmen.

Wenn Du so bleibst, wie Du bist, brauchst Du keine neuen Klamotten, und wenn Du abnimmst, brauchst Du nur dann Neue, wenn Du die alten voreilig weggeworfen hast.

Die Leute gucken Dich nicht herablassend an, sondern, die denken, die Arme, muß wohl krank sein.
Die zeigen auch nicht auf Dich, sondern auf den Menschen schräg hinter Dir.
Ich gucke mir auch gerne interessante Menschen an, die irgendwie außergewöhnlich sind. Eine herablassende Geste ist Deine Interpretation, weil Du Dich so siehst.

Wenn Du unterwegs bist, siehst Du doch auch andere Leute und wenn alle Leute alle Leute sehen, ist das doch gut.

viele Grüße
Wolfram


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09.03.2017 13:48
avatar  Sonya56 ( gelöscht )
#4
So
Sonya56 ( gelöscht )

Hallo Draculara,

so locker, praktisch und teilweise auch amüsant glaube ich, kannst Du persönlich Dein gewichtiges Problem nicht immer sehen. Auch wenn Du sehr viel Galgenhumor und Kreativität entwickelt hast, um mit diesem gewichtigen Thema, das Dich doch sehr viel mehr belastet, als es so auf den ersten Blick und des erstens Durchlesens den Anschein erwecken will.

Was ich aus Deinem Beitrag aber immer wieder herauslese ist, dass Du Dir die Antworten in negativer Forum immer gleich selbst gibts und damit verbaust Du Dir, meiner Einschätzung nach, gleich die immer noch vorhandenen Ressourcen, sei es jetzt, z.B. in Form einer ganz strikten Psychotherapie oder ähnlicher Lösungswege.

Im bereits etwas reiferen Lebensalter reichen oft 1-2 Kurzzeittherapien alleine nicht aus, um die oft sehr belastenden Kindheits- und Jugenderfahrungen zu bearbeiten und ins eigene Leben fruchtbar zu integrieren. Das ist jetzt meine ureigene Erkenntnis.

Deshalb würde ich an Deiner Stelle nochmal versuchen, mir therapeutische Hilfe mit ins Boot zu holen. Alleine, wirst Du dieses gewichtige Thema nicht stemmen können, aber Deine heftigen Vor-Urteile und negativen Bewertungen, solltest Du wirklich einmal in Ruhe stark überdenken. Ich wünsche Dir viel Kraft und auch den Mut, neue Träume zu Träumen und umzusetzen.

LG Sonya56


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11.03.2017 17:09 (zuletzt bearbeitet: 11.03.2017 17:17)
#5
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Moderator

@Wolfram Wir waren im Speisewagen, weil sich Bärchen dafür Reservierungskarten gekauft hat, wir waren aber auch froh, wenn wir die für die ganz normale 2. Klasse gekriegt haben. Ganz früher konnte man ja sogar im Abteil 2. Klasse reisen. Irgendwann 2000 ungefähr, konnte man nur noch so ähnlich wie im Bus sitzen, und die Abteile waren alles für die 1. Klasse reserviert, jedenfalls was den IC und den ICE angeht. Im Metronom hat man tatsächlich auch in 2. Klasse einigermaßen Beinfreiheit. Meine Beine sind ja kurz, aber wenn ein Koffer daneben steht, wirds doch etwas eng. Manche sind ja so groß, dass sie nicht mehr auf die Gepäckablage passen.

Es war nun auch nicht so, dass ich hätte verhungern müssen, wenn ich das ganze besser rationiert hätte und, vor allem, was anderes gekauft hätte, von dem ich nur die Hälfte verbrauchen konnte, beispielsweise Kartoffeln, Suppen und andere Gemüse, evtl. ein paar Fischstäbchen oder Fischfilet natur. Aber ich hab nur das gekauft, was ich sofort aufmachen und essen konnte, ohne groß zu kochen - mein "Herd" bestand zu der Zeit aus 2 Kochplatten, und wenn nebenbei Fernseher oder Radio lief, knallte oft die Sicherung durch. Ein Gasherdanschluss war zwar vorhanden, aber mit Gas habe ich damals selten Erfahrung gehabt. In meiner 2. Wohnung war der Herd schon vernünftig und der Anschluss auch, aber der Kühlschrank war kaputt. Die Eisfachklappe schloss nicht richtig, so dass der ganze Kühlschrank voll Eis war und auch die Milch im Sommer gefror, wenn ich den Kühlschrank nicht zwischendurch ausschaltete. Abtauen war ca. jeden 2. Tag angesagt deswegen.

Viele Grüsse
Draculara

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