ratlos und allein im Chaos

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19.10.2013 18:50
avatar  Kayla
#31
Ka

Doch, warum sollen sie sich nicht eignen? Dir fehlt nur die Übung. Aber mal wieder zurück zum Ausgangspunkt. Wenn Dir Smalltalk nicht liegt, musst Du ihn auch nicht von Dir aus beginnen. Erinnerst Du Dich? Der Trick ist, sein Umfeld nach eigenen Vorstellungen zu formen und nicht, sich dem Umfeld an zu passen. Wenn man ein Maulwurf ist, kann man sich zwar wochenlang am Hals aufhängen, aber die Giraffe wird trotzdem einen längeren Hals haben und obendrein wird man von den anderen Maulwürfen ausgelacht, weil man so einen langen Hals hat.
Single, ich bin weder eine Heilige, noch unfehlbar. Mein Partner, denn von ihm sprach ich, hat mir auch eine zweite Chance gegeben, obwohl ich ihn beim ersten Mal unglaublich verletzt habe. Aus keinem besonderen Grund, nur weil mir seine grantige Art auf den Geist ging und ich es halt konnte. Als mir das klar wurde, hab ich zurück gerudert und er hat mir diese Möglichkeit gegeben, ohne nachtragend zu sein. Vielleicht kennst Du sogar schon jemanden, dem so geht, wie mir damals.
Wenn jemand das Gespräch mit Dir sucht und Du gern mit ihm sprechen würdest, dann gib ihm einfach eine Chance. Wie war das? Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Und, glaub mir, ich wünsche Dir ganz, ganz sehr Erfolg. Denn manchmal schafft man für einen Menschen, der einem nahesteht, spielend Dinge, die man für sich selbst gar nicht erst anfangen würde.
Und um auf den Anfang zurück zu kommen. Doch, auch für Smalltalk eigenet sich das Thema Messie. Es heißt ja "small" weil man nicht in epischer Breite und Tiefe seine Privatssphäre offenlegen soll. Ich bringe öfter mal das Thema Ordnunghalten aufs Tablet, gebe auch zu, dass mir das sehr, sehr schwer fällt. WIE schwer, muss ich doch keinem sagen, oder? ;-)
Und Einsamkeit ... Single, wenn Du Dich auf den Parkplatz vor unserer Kaufhalle stellen würdest und ganz laut losheulen "Ich bin soooo einsam", dann heulen im Nu mindestens 50 Leute mit. Ich glaube du machst Dir gar keine Vorstellung wie viele, zahllose Menschen heute einsam sind. Die Kinder arbeiten "flexibel" hunderte Kilometer weg, die Eltern sind schon tot, die Nachbarn wechseln schneller als als die Jahreszeiten und wollen außerdem ihre Ruh haben und Freunde ... na ja, die meisten kommen doch eh nur "wenn sie was wollen".
Insbesondere die, die auch schon aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind, landen im Sterbezimmer der Gesellschaft. Wer dann vielleicht noch gesundheitlich gehandicapt ist, insbesondere, wer nicht mehr gut laufen kann, wohnt eigentlich schon in einem überdimensionierten Sarg. Einsamkeit ist ein Thema, das für viele aktuell ist und worüber man mit den meisten Menschen tatsächlich sprechen kann.

*lächelt
Du, Angsthasen über 50 schmeißt man nicht mal mehr in die Pfanne. Dazu sind wir zu zäh ;-).

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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19.10.2013 21:55
#32
si

Hallo Kay
zäher als früher sind wir sicher, ein unbestreitbarer Vorteil.
Die einsamen Menschen tummeln sich im Internet oder kennst du jemanden der es offen ausspricht? Beim Smalltalk wenden sich die meisten Menschen schnell von mir ab, wahrscheinlich sieht man meine Angst und Unsicherheit. Hartnäckigere bleiben eine Weile und meine Panik wird immer größer. Es wird erzählt was sie mit diesen und jenen Leuten zusammen machen, von Familienfeiern, Kegelclubs, zusammen eine Wohnung renovieren, Urlaub, wer ihnen Ersatzteile für dieses und jenes besorgt und dann...bin eigentlich ich an der Reihe.


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19.10.2013 23:33
#33
Ta

Hallo Kayla ! Du bist sowas von genial ! Du kannst die Dinge sehr genau auf den Punkt bringen. Es ist auf den ersten Blick sehr drastisch, also sehr grob und ungehobelt formuliert,
aber es ist die Wahrheit ! Eine Art von Wahrheit, die leider kaum jemand sehen und hören und sagen will !
Es macht mir zugleich bewusst, dass die jetzt noch bestehenden Kontakte,insbesondere zu unseren beiden Müttern, was sehr Kostbares sind.

Ach Kayla, wie gut, dass Du hier bist und dass jede/r die/der es will, viel von Dir lernen kann. Danke !

Grüssele und gutnacht Mausohr


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20.10.2013 02:44
avatar  Kayla
#34
Ka

Hallo Ihr zwei beide und Rest des Forums!
Leute, was glaubt Ihr denn, warum ich hier bin? Ich lerne jeden Tag von Euch und von meinen Kollegen, von den Menschen, die ich beruflich besuche, von meinen Nachbarn, denen, die ich mag und denen, die ich nicht ausstehen kann.
Wenn man an Gott glaubt, ist die Logik ja fast schon zwingend, aber sie ist auch für mich offensichtlich. Jeder Mensch, der mein Leben berührt, kann mich etwas lehren. Und komme ich nicht dahinter, was das ist, dann hab ich eine wichtige Chance verspielt.
Single, ich rede mit Engelszungen auf Menschen wie Dich beruflich ein, sie besuchen zu dürfen und sehr oft klappt das. Und ich bin gern bei ihnen, selbst wenn ich dann anschließend nach Hause umziehen muss. Und sie sprechen durchaus über ihre Einsamkeit, im Gegenteil, sie sind froh, wenn ihnen jemand zuhört, denn viele von ihnen wollen anderen nur einfach nicht "die Ohren vollheulen".
Manchmal geht es über meine Kräfte, manchmal bin ich dankbar, wenn das Wochenende ran ist und ich all die fremden Nöte erstmal wieder abstreifen kann. Aber auch das tut nichts. Ich weiß in jedem Moment, dass ICH ganz sicher keinen Grund zum Jammern habe. Mir geht es gut, ich weiß es nur nicht immer genug zu schätzen. Gemessen an der abgrundtiefen Verzweiflung dieser Menschen, lebe ich auf Wolke 7, sind meine Problemchen alle selbstgemacht.
Nichts, Single, absolut nichts, was wir als Problem sehen, ist unlösbar. Wir müssen nur den inneren Schweinehund überwinden und uns ran machen. Wir sitzen nicht im Rollstuhl, wir sehen am Morgen wenn die Sonne aufgeht und wir hören die Lerche über dem Feld, wenn wir uns die Ohren waschen und mal hinhören.
Vielen Menschen ist das nicht oder nicht mehr gegeben. Also worüber jammern wir eigentlich?
Die Richtung in die sich unsere Gesellschaft in Bezug auf Miteinander und Nächstenliebe bewegt, ist furchteinflössend, das weiß ich selbst. Aber Leute, hallo - wollten wir nicht mal irgendwann die Welt verbessern? Ich meine damals in der Zeit der Rattenschwänze und kurzen Hosen. Ist davon denn so gar nix übrig geblieben? Sind wir so zynisch geworden?
Mauseöhrchen, ich habe mein Leben lang sanfte Worte gesprochen. Nur ja keinen verletzen, nur ja nichts Falsches sagen. Bloß keinen Streit, wo es nicht nötig ist ... Ich lebte wirklich nach dem Motto "Entschuldige, wenn ich nicht Deiner Meinung bin". Bloß die meisten Menschen sind wie Du. Sie hören hinter solchen Phrasen ganz schnell das Genervte und Gelangweilte heraus und kommen hervorragend damit klar, wenn man blau einfach blau und weiß einfach weiß nennt.
Und, Hand aufs Herz, ist es wirklich so toll, von Menschen lieb gehabt zu werden, die man gar nicht mag? Nicht? Na warum vermeiden wir denn dann jeden Streit mit diesem Volk, der zum Bruch führen könnte? Warum nennen wir einen Idioten nicht mehr Idioten und ein A...loch nicht mehr A...loch?
Nur weil uns nun langsam die Zähne flöten gehen, haben wir doch nicht den Biss verloren.
Ich mag nicht mehr lügen, ich mag mich nicht mehr verstellen und ich mag auch nicht mehr Dreck in Samt verpacken. Es ist mühsam und raubt Kraft, die ich anderwo nötiger habe. Wir bekommen keinen einzigen Tag zurück, den wir vergeudet haben. Deshalb sollten wir, denke ich, doch versuchen, unsere zeit mit Dingen zu verbringen, die wir gern tun und mit Menschen, die wir mögen und die anderen Sachen einfach der Zeit überlassen oder wer auch immer sich damit beschäftigen mag :-).

Habt alle einen schönen Sonntag

Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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20.10.2013 03:24
#35
si

Hallo Kay
wenn ich es richtig deute verkaufst du diesen einsamen Menschen etwas?


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