Total überfordert

  • Seite 3 von 4
25.10.2013 20:01
avatar  bessie
#11
avatar

Hallo Jessica,

herzlich willkommen hier im Forum :-)

Liebe Grüße, Bessie

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

 Antworten

 Beitrag melden
15.11.2013 10:58
avatar  Jessica
#12
Je

Hallo Bessie!

Danke für deinen Willkommensgruß!

Überhaupt möchte ich euch allen gerne sagen, wie dankbar ich für eure Unterstützung bin - auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen ;-)
Auch die älteren Beiträge in diesem Forum sind sehr hilfreich!

Es hat sich viel getan in der letzten Zeit. Davon wollte ich euch nun berichten.

Ich bin ein Mensch, der meint, seine Probleme für sich zu behalten und alleine lösen zu müssen. Ich denke, weil ich einfach nicht möchte, dass andere meine "Fehler" erkennen. Doch dieses Mal musste ich einsehen, dass dieser Berg in der kurzen Zeit, die mir leider nur gewährt wurde, alleine nicht zu bewältigen ist. Ich glaube, es war das Schwierigste, das ich bisher machen musste, doch ich habe mich - mit viel Mühe und einer Heidenangst!! - überwunden und meiner Mutter und ihrem Freund anvertraut. Als ich ihnen die Wohnung gezeigt habe, konnten sie ihren Schock natürlich nicht verbergen, aber als der überwunden war, haben wir sofort losgelegt. Die ganze Aktion hat nur 6 Stunden gedauert. Ich musste also feststellen, dass das schon was ganz anderes ist, wenn man zu dritt ist, als wenn man nur alleine ist. Vor allem, da ich alleine angesichts der großen Menge stets die Motivation verloren habe. Doch da kann meine Mutter ganz schön motivierend sein ;-). Wir haben den ganzen Müll in große Säcke gepackt und auf den Hänger geladen. Herausgekommen sind über 50 blaue Säcke nur mit Müll!! Der Hänger war natürlich übervoll, von daher wäre ein Container wohl doch besser gewesen. Da hatten wir uns etwas verschätzt, aber es hat ja noch geklappt. Haben alles als Restmüll bei der Mülldeponie abgeladen und mussten im Endeffekt ca. 80 € zahlen.
Meine Nachbarn haben bestimmt mitbekommen, dass da irgendeine große Aktion gelaufen ist, haben uns aber nicht darauf angesprochen. Erst vorhin bin ich meinem Nachbar unter mir begegnet und ich hatte schon Angst, ob er Fragen stellen würde oder so etwas, aber er war ganz normal und freundlich wie immer. Hat gefragt, wie es mir so geht und ein bisschen Smalltalk gehalten. Komplett müllfrei ist meine Wohnung leider noch nicht. Die Kammern sind frei und oberflächlich ist die Wohnung sauber, doch ich muss gestehen, dass sich in meinen Schränken immernoch viel Chaos versteckt. Für den Vermieter und Besuche wird das allemal reichen, deshalb lastet dieser Druck schon einmal nicht mehr auf mir, doch nach und nach sollte ich mich natürlich auch darum kümmern.
Meine Mutter behandelt mich auch nicht anders als früher. Sie hat mir keine Vorwürfe oder so etwas gemacht, weil sie wusste, dass ich das selbst schon genügend getan habe und sogar angeboten, regelmäßig vorbei zu kommen und mir falls nötig zu helfen. Wir haben Vorher-Nachher-Fotos gemacht, die ich meinem persönlichen Versteck für den Fall aufbewahre, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster verfalle. An dieser Stelle nochmals danke für den Tipp, Biggi!!
Einerseits fühle ich mich erleichtert und von einer großen Last befreit. Ich freue mich darauf, wieder spontan Leute empfangen zu können. Gestern hat mich eine Freundin gefragt, ob wir nicht mal wieder einen DVD-Abend bei mir machen wollten, weil sie schon so lange nicht mehr bei mir war und ich habe mit Freude "Ja" sagen können :-). Sonst habe ich ja immer Ausreden erfunden.
Aber andererseits... ich weiß, das klingt merkwürdig und vielleicht liegt das ja nur daran, dass ich mich erst wieder daran gewöhnen muss, aber etwas unbehaglich fühle ich mich jetzt schon in meiner Wohnung. Es wirkt jetzt alles so groß und leer, irgendwie "nackt". Dadurch komme ich mir so ungeschützt und angreifbar vor. Daher bin ich in meinen Gefühlen zur Zeit etwas zweigeteilt. Kennt das Jemand von euch?
Na ja, vorläufig ist erst einmal alles wieder gut, aber ich muss auch gestehen, dass ich nach wie vor Angst habe, dass das nicht so bleibt. Ich war schon einmal an diesem Punkt und habe nicht sehr lange durchgehalten. Ich weiß, das ist alles nur eine Frage des Willens, doch in meinen schlimmeren Phasen habe ich oft keine Kraft, diesen Willen aufzubringen. Das mit den "Phasen" sollte ich vielleicht auch noch erklären: seit einigen Jahren schon wechseln sich bei mir gute und schlechte Phasen ständig ab. Mal gibt es eine Zeit, in der ich hochmotiviert, optimistisch und ständig gut gelaunt bin und dann schlägt das auf einmal völlig um und es folgen diejenigen, in denen ich ständig müde, kraft- bzw. lustlos und gleichgültig bin. Na ja, ich denke mal, so etwas wird wohl jeder mal haben ;-)
Andererseits gibt es jetzt einen Unterschied, denn dieses Mal habe ich jemanden, der mir dabei hilft. Ich überlege zur Zeit, ob ich mich meinen besten Freunden irgendwann vielleicht auch noch anvertrauen sollte, doch im Moment bin ich noch nicht so weit. Zuerst einmal muss ich die Ereignisse der letzten Zeit in Ruhe verarbeiten. Ich bin ein absoluter Gewohnheitsmensch und kann mit großen Veränderungen in der Regel nicht so gut umgehen, deswegen muss ich erst einmal wieder in meinen normalen Alltag reinfinden.

Fürs Erste gibt es für mich also folgende Dinge zu tun: den noch versteckten Müll nach und nach beseitigen, ohne neuen anzuhäufen, das alte, größtenteils leider unbrauchbar gewordene Geschirr entsorgen und neues kaufen und die 5 übriggebliebenen großen Säcke mit Plastik-Pfandflaschen loswerden, ohne den Rückgabeautomaten im Super- oder Getränkemarkt zu überlasten ;-)

Drückt mir die Daumen!

Liebe Grüße

Jessi


 Antworten

 Beitrag melden
15.11.2013 12:45
avatar  bessie
#13
avatar

Hi Jessi,

schön was von Dir zu lesen :-)

Ich kann Deine Gefühle bzgl. der *auf/aus* geräumten Wohnung sehr gut verstehen. Bei mir war die Phase - außen ordentlich - innen (Schränke usw.) chaotisch - schlimmer zu ertragen als totales Chaos.

Viel Erfolg weiterhin, Bessie

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

 Antworten

 Beitrag melden
16.11.2013 04:00
avatar  Kayla
#14
Ka

Hallo Jessi!
Als ich das erste Zimmer entrümpelt hatte, glaubte ich, mein Echo zu hören. Alles klang ganz komisch :-D. Aber schon nach wenigen Tagen fand ich das eher lustig. Es ist wunderbar und wichtig, dass du es geschafft hast, Deine Familie mit ins Boot zu holen. Nach so einer Aktion nicht wieder ins alte schema zu verfallen ist schwer, weiß man, dass es jemanden gibt, der da sicher mal nachhaken wird, geht das viel einfacher.
Wir Menschen sind eh üble Gewohnheitstiere. Je länger ich in der Wohnung entmistete und je mehr ich rauswarf, um so mehr gefiel es mir auch, dass alles immer klarer und weitläufiger wurde. Irgendwann fiel mir auf, dass ich gar nicht mehr frage "Was muss nun noch weg?" sondern eher "Wo könnte ich noch Platz schaffen?". Zwei kleine Schränkchen stehen schon wieder auf der Abschussliste.
Darüber hinaus habe ich so aber auch gelernt, dass wir teilweise gar nicht mal so viel unordentlicher sind als andere. Wir haben bloß teilweise ein Ordnungssystem von den Eltern übernommen, das zu uns einfach nicht passt. Merk ich z.B. bei werkzeug und Putzmitteln. Immer hab ich versucht, wie mein Vater, mein Werkzeug ganz ordentlich sortiert irgendwo zu parken. Das nahm wegen der tausenden Schachteln und Schächtelchen Unmengen Platz weg und nach einer größeren Arbeit flog alles unsortiert in den schrank, weil ich mau war. Putzmittel genau so. Jetzt hab ich einfach zwei große Stapelcontainer im Schrankl stehen. Einen für Putzmittel, einen für Werkzeug und da fliegt alles rein, was in die jeweilige Sparte gehört. Und - siehe da - es sieht perfekt ordentlich aus und bleibt auch ordentlich, weil ich nix sortieren brauche und keine Dosen und Döschen mehr habe. Übrigens ist es nicht mal zeitaufwändiger. Ob ich erst ein Etui aus der untersten schubalde kramen und aufmachen muss oder in meinem Container gleich nach dem passenden Schrauberndreher suche, macht zeitlich keinen Unterschied.
Putzmittel betreffend meinte meine Freundin letztens schon, dass sie das jetzt auch so machen will - dann braucht sie keinen Putzschrank mehr aufräumen.
Handtücher, Waschlappen und andere Wäsche, die ich oft brauche, kommt bei mir in keinen Schrank mehr, denn da zerre ich das, was ich grad brauche aus dem Stapel und so sieht er dann auch aus. Schranktür zu ... fertig. Jetzt hab ich dafür ein offenes Regal. Da passe ich schon auf, dass nix durcheinanderfällt.
Wir müssen das Wort Ordnung für uns ganz persönlich definieren, das kann uns niemand wie eine Uniform überstreifen. Ordung, das vergisst man sehr oft, ist eines der individuellsten Dinge, die ein Mensch hat.

Habt ein schönes Wochenende
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


 Antworten

 Beitrag melden
19.11.2013 12:42
#15
Me

Hallo Jessi,
die Sache mit deinem Kämmerchen kommt mir sehr bekannt vor. Das ist vor einigen Jahren meinem Sohn "passiert". Im Haus gab es nur eine kleine Mülltonne für 3 Parteien, ein Rentner packte seinen Kram immer gleich rein, wenn die Tonne leer war, und so sammelten sich in seinem Kämmerchen Säcke und Kisten an. Das Schöne, wenn etwas abgelaufen war, schüttete er es nicht weg, sondern ließ es in den Behältern drin, die er dann im Kämmerchen sammelte.
Habt ihr schon mal gesehen, dass Milch schwarz wird, wenn sie lange steht?!

Zum Vorschein gekommen ist alles eher zufällig. Ich hatte einen Schlüssel zu seiner Wohnung und wollte ihn überraschen. Als ich die Wohnung betrat, ja eigentlich macht man das ja nicht ohne Vorankündigung, bin ich bald rückwärts wieder rausgefallen. Ich rief ihn an: "Ich bin in deiner Wohnung." Innerhalb von einer Viertelstunde nahm er sich Urlaub und war ruckzuck zuhause.

Die Behälter musste ER in die Toilette gießen. Mit Todesverachtung und ständigem Würgen, weil alles so stank, machte er das aber ohne Murren. Ich hab mich mit dem anderen Kram beschäftigt. Einen Teil Müll packte ich in mein Auto und brachte es zu unserem Container, weil es in seiner Gegend keinen gab. Den Rest haben wir zur Müllkippe gebracht.
Seitdem versucht er einigermaßen Ordnung zu halten. Es sammelt sich zwar schon mal Müll, aber zumindest sind es leere Packungen.

Kurze Zeit später musste er umziehen. Oh je, in eine möblierte Wohnung, die voller abgelaufener Dinge stand. Ich dachte wirklich, mich trifft der Schlag. Der Vermieter ist ins Ausland gezogen und hat seine Wohnung so weiter vermietet. Ansonsten purer Luxus, aber man musste eben erst mal ausmisten. Wir hatten zwei Gefriertruhen voller alter Lebensmittel, große Gefriertruhen. Da lagen Sachen drin von 1980!!! Unser allergrößtes Glück war, dass sich ganz in der Nähe eine Müllkippe befand. Wir riefen erst an, ob man überhaupt "gefrorene vergammelte Lebensmittel" dort entsorgen kann. Es war kein Problem und gar nicht so teuer. Ich meine, wir haben für 6 Säcke, die wir kaum hochheben konnten um die 30 EUR bezahlt.

LG Messiemaus


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!