Eli's Leben und Tagebuch. So in etwa, jedenfalls.

  • Seite 1 von 6
17.04.2017 21:58
avatar  Eli
#1
avatar
Eli

Heyho,

ich wollte hier mal meine Geschichte niederschreiben und außerdem Bilder von meinem Fortschritt posten, wie ich mich langsam durch das Chaos durchkämpfe.


Aber erstmal zu mir und wie alles anfing mit mir. Es ist ein bisschen viel und ich entschuldige mich wenn es etwas durcheinander ist. Einfach Fragen, wenn etwas unklar ist.

Ich bin 1993 nach meinem Bruder geboren worden. Meine Mutter hat meinen Vater verlassen als ich 8 Monate alt war, weil der eine menge Mist verbockt hat und sie uns schützen wollte.
Alles in allem hatte ich doch eine schöne Kindheit. Sie war geprägt davon, das wir viel Zeit bei unserer Oma verbrachten, weil meine Mutter 3 Jobs brauchte um uns durchzubringen. Mein leiblicher Vater hat Insolvenz angemeldet und alle anderen Käufe auf den Namen seiner damaligen neuen Lebensgefährtin gemacht, damit er keinen Unterhalt zahlen brauchte, bis heute.
Aber alles in allem war meine Kindheit schön. Ich hab mir manchmal gewünscht das meine Mutter mehr für uns dagewesen wäre und nicht immer so müde und genervt gewesen wäre, aber das lässt sich nunmal nicht ändern. Ein kindlicher Wunsch damals war es schon.
Das Verhältnis zu meiner Oma war dementsprechend sehr gut, sie war eine zweite Mutter für mich. Als ich 12 Jahre alt war, war meine Oma im Krankenhaus, hatte, unbemerkt von den Pflegern einen Schlaganfall auf der Toilette erlitten. Man hat sie 15 Minuten lang nicht gefunden, solange war sie allein und ihr Gehirn ebenfalls ohne sauerstoff. Als man sie dann gefunden hat, hat man sich natürlich sofort um sie gekümmert. Sie lag dann später im Altersheim, nur noch mit körperlichen Funktionen aktiv, ohne jegliche Emotionale regung. Meine Mutter war selber sehr durch den Wind, verständlicherweise. Ich hatte meine Oma seit dem letzten Krankenhaus besuch, wo alles noch in Ordnung war, nicht mehr gesehen. Damit wir wussten was passiert war und damit wir verstanden, hatten die Pfleger des Altenheimes empfohlen, uns Kinder mitzubringen.
Was soll ich sagen. Die Ansicht war grauenvoll. Ich espare euch die Details. Während ich das hier schreibe kommen mir hier die Tränen. Sie hat mir viel bedeutet und sie so zu sehen war furchtbar.

Natürlich haben wir geweint. Aber richtig verstanden habe ich es damals nicht. Ich war 12, ich dachte eben, sie kommt wieder auf die Beine und alles wird wieder. Kindliche Naivität, eben.
Eine Woche später war sie eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Von da an beginnt so ziemlich die Spirale abwärts in meinem Leben. Ich hab die Tatsache, das sie gegangen ist, bis heute trotz Therapien nie richtig verkaftet und ich glaube auch, das ich das nie werde.
Nach dem Tod meiner Oma begann mein Körper gegen mich zu arbeiten, ich bekam Panikattacken und Depressionen, hörte ihr Stimme nach mir rufen. Also wurde ich damals auf Reha geschickt um das zu verarbeiten, zumindest mehr oder weniger.
Mein Schulleben danach war nicht mehr das, was es vorher war. Ich war zunehmend immer mehr Negativ eingestellt, habe dann doch mit 15 meinen Realschulabschluss gemacht.
Mein größter Traum damals war, Mediengestalterin zu werden. Ich hatte damals eine schulische Ausbildung nach der Schule begonnen. Die Plätze dort waren sehr begehrt, von 97 Leuten die damals im Einstellungstest waren, gehörte ich unter den 24 die in die Klasse kamen. Mir hatte der Platz also viel bedeutet. Ich wollte meine Mutter stolz machen und meine Oma und nicht zuletzt wollte ich mir beweisen, das ich das kann.
Nach 1 Jahr Ausbildung fing ich plötzlich an, Lungenentzündungen zu bekommen. Eine nach der anderen. Einfach so. Ich fing an Stammkunde beim Lungenarzt zu werden und mit Medikamenten vollgepumpt zu werden. Ich war wochenlang krankgeschrieben, verpasste viel von der Ausbildung. Bis meine Mutter eines Tages entschied, mich ins Krankenhaus zu bringen.
Dort wurde ich untersucht, nach zwei Wochen wusste man endlich, was ich habe. Eine schwere Pilzallergie, bronchopulmonale Aspergillose und schwerstes Asthma. Die Ärztin damals riet mir, die Ausbildung abzubrechen. Ich wäre in so einem schlechten Zustand, das ich diese nicht mehr beenden könne. Man stellte mich auf diverse Sprays und Kortisontabletten ein, die ich bis heute nehme.
Also, habe ich meine Ausbildung verloren.
Es folgten zwei Reha Maßnahmen. Unzählige Besuche beim Arzt, unzählige Versuche das ganze zu heilen. Nichts half und hat bis heute geholfen. Selbst für eine Hypersensibilisierung, bei denen man mich in eine Kammer setzt, die mit den Allergenen gefüllt ist um mich daran zu gewöhnen, ist mein Immunsystem zu schwach und das Risiko wäre zu groß, das ich einen allergischen Schock bekomme und hops gehen würde.
Wir hatten also so ziemlich alles durch was man durchhaben kann, da kam dann die Idee, an die See zu ziehen. Seeluft soll ja helfen und der Arzt fand die Idee gut. Man klammert sich ja an jeden Strohhalm wenn man nichts mehr hat. Hätte ich gewusst was dann kommt, wäre ich nie weggegangen.
Ich bin 2012 von zuhause augezogen nach Kiel, in eine Stadt die ich nicht kenne, aber die einzige war, in der ich eine Wohnung ergattern konnte.
Logischerweise war ich am Anfang recht überfordert von allem, aber das ist ja mehr oder weniger normal, wenn man bis dahin nie alleine gelebt hat. Durch meine körperlichen Einschränkungen gehe ich selten raus und oftmals kann ich es auch nicht, einen Freundeskreis hab ich bis heute nicht wirklich entwickelt. Ich hab aber damals noch alles einigermaßen gut hinbekommen.
Irgendwie dann aber nicht mehr.
Durch das Kortison bekam ich Depressionen und diese wurden mehr und mehr schlimmer. Am ende des Jahres hab ich 2 Monate in einer psychosomatischen Einrichtung verbracht. Wurde dann entlassen, mir ging es sogar gut, eine Zeit lang. Aber mein Alltag war und ist immer ziemlich negativ gewesen. Ich kann nicht arbeiten obwohl ich das so gerne möchte, meine finanzielle Situation ist dementsprechend auch schlecht. Das alles half nicht unbedingt.
Ab da an sind meine Depressionen wirklich sehr schlimm geworden. Ich hab auch Schulden gemacht, um mich temporär besser zu fühlen. Blöde Idee, hat damals im Moment aber geholfen. Ein Suizidversuch folgte.
Dann wurde das Messieverhalten auch schlimmer. Ich war schon immer chaotisch, aber dann ist alles entgleist. Ich hab oftmals einfach nicht mehr die Kraft, die Dinge aufzuräumen. Sie sind mir egal, ich schmeiße Dinge oftmals einfach in die Ecke weil ich keine Kraft habe sie wegzusortieren. Wenn ich mir vornehme nun was zu machen, bin ich wie gelähmt und es überfordert mich einfach total.
Meine Mutter hat öfters versucht mir zu helfen und meine Wohnung für mich aufgeräumt. Das hat auch gehalten. Circa für eine Woche.
Mittlerweile ist es so schlimm, das ich schon von der Vermietung drauf angesprochen wurde. Ich lasse eigentlich keinen mehr in meine Wohnung rein. Dafür schäme ich mich zu sehr. Aktuell bin ich mit einem sozialpädagoge im Kontakt, der möchte mit mir meine Wohnung aufräumen und hat mir versichert, das er mir keine Vorwürfe macht und nicht wieder geht wenn er reinkommt. Allein wenn ich daran denke bekomme ich die pure Panik.

So, ich glaube, das ist der aktuelle Stand.


Für die, die sich diesen unheiligen Berg an Text nicht durchlesen wollen, die Zusammenfassung:
Ich bin mit 16 schwer erkrankt, habe meine Ausbildung verloren und die Krankheit hat mich gezwungen zur See zu ziehen. Seit dem geht es mit mir nur noch bergab und mit meiner Wohnung ebenfalls.


Ich hab mich hier angemeldet um mehr oder weniger anonym meine Schritte zu dokumentieren. Außerdem funktioniert man ja immer besser wenn öffentlicher Druck dahinter steht. Irgendwas muss ich tun. Auch wenn ich nicht genau weiß, was.
Ich werde hier ab und an auch Bilder posten. Vielleicht krieg ich das dann mal gebacken, die Ordnung länger als zwei Wochen durchzuhalten.


 Antworten

 Beitrag melden
17.04.2017 22:33
#2
avatar

@Eli

Da hast Du eine Menge zu verarbeiten. Das alles so gut wie alleine zu schaffen ist nicht leicht. Wir hören Dir gerne zu und versuchen Dir irgendwie zu helfen. Mir hat es schon einigermaßen geholfen, einiges hier zu erzählen. Da habe ich mich nicht mehr so allein gefühlt.

Symbolisch nehme ich Dich in den Arm.

Herzliche Grüße

Alex



Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Konrad Adenauer


 Antworten

 Beitrag melden
17.04.2017 23:20
#3
Ma

@Eli

Liebe Eli,
du kannst es lernen Ordnung zu halten, doch das geht nur mit einem Belohnungssystem. Du musst lernen dich für mini Handlungen die du gemacht hast, dir aber schwer fielen immer gleich zu belohnen. Nur somit kannst du dich und Umprogrammieren. Dein Unterbewusstsein sagt dir: Warum soll ich was tun, es lohnt sich ja eh nicht.
Du sollst nach und nach lernen, dass es sich doch lohnt Dinge zu tun.

Dies ist die eine Seite, die andere Seite ist deine Gesundheit und die Frage ob es dir dort besser geht oder ob sich nichts verändert hat. Ich habe auch Asthma und für mich ist die Nordsee ein zu großes Reizklima, ich vertrage die Berge besser.

Auch ist es sehr wichtig dass du soziale Kontakte hast und dich nicht ganz von der Welt zurück ziehst.

Wenn du fragen hast , dann gerne, jeder Zeit.

Lg Maria Magdalena


 Antworten

 Beitrag melden
18.04.2017 15:12
#4
avatar

Hallo Eli,

da hast du ja eine Menge durchgemacht. Auch ich habe meine Heimatstadt verlassen, allerdings nicht wegen Krankheit, sondern wegen einem Kerl, der ein Jahr später in eine andere Stadt gezogen ist, wegen einer anderen Frau. Soziale Kontakte habe ich hier auch nicht so recht knüpfen können. Meine Wohnung vernachlässigte ich auch mehr und mehr. Ich hab zwar immer mal wieder geschafft Ordnung zu schaffen, aber dann wurde es immer schlimmer. Raus kam och auch fast gar nicht mehr, höchstens zum einkaufen. Vor zwei Jahren fing es dann an, das mir die Hausverwaltung mehr und mehr auf die Pelle rückte. Als es dann aber so schlimm wurde, das es alleine kein weiter kommen gab, habe ich mir Hilfe geholt. Ich bin nun seit einem Jahr in einem betreuten wohnen und habe auf eigenen Wunsch auch eine gesetzliche Betreuerin. Bei dem betreuten Wohnen habe ich durch die vielen Gruppen Angebote viele Kontakte, die gesetzliche Betreuerin hat mir sehr geholfen, das meine Wohnung wieder in Stand gesetzt wird.
Vielleicht hilft dir das ja bei deiner Entscheidung, ob du die Hilfe durch den Sozialhelfer annehmen willst
LG Barbara

Ja


 Antworten

 Beitrag melden
20.04.2017 19:41
avatar  Eli
#5
avatar
Eli

@DarkAngel

Ich drücke dich mal zurück, das ist nett, danke.

Ich hoffe das es mir auch hilft, ich bin momentan echt ziemlich verzweifelt.

@Maria Magdalena
Hallo und vielen dank das du vorbeischaust.
Das habe ich auch schon versucht, nur ich finde irgendwie keine Belohnungen wo ich wirklich merke "Aha, das war jetzt gut."
Das blöde an Depressionen sind, das alles bedeutungslos wird und zu einer grauen Matschepampe verschwimmt. Das auch.
Ich hab sogar schon eine Liste angenehmer Dinge von meinem Psychologen damals erhalten, aber nichts, das mich irgendwie reizt.
Die meisten Dinge tue ich täglich einfach wie und wann ich das möchte. Manchmal hat selbstständigkeit seinen Preis.


@Barbara Bruchhäuser
Hallo Barbara,
das klingt wirklich toll. Ich hab auch schon länger mit dem Gedanken gespielt, denselben Schritt zu machen. Habe mir sogar schon eine Einrichtung angesehen und fand es eigentlich toll dort. Jedoch habe ich große angst, was meine Familie davon denkt. Meine Mutter ist sehr abwertend dem gegenüber und verletzt mich schnell mit hingeworfenen Aussagen.
Bist du in einer einrichtung oder lebst du noch zuhause? Wenn du das beantworten möchtest, natürlich nur. Ich hatte bis jetzt nur eine ambulante Betreuerin. Aber ich hab kein Vertrauen fassen können.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!