Wie kann ich einem Messiesyndrom noch rechtzeitig vorbeugen?

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25.08.2017 03:29
avatar  Wolfram
#76
Wo

Emin,

der Lehrer sprach nur vom 131er Gesetz. Mir ist so, als ob ich das im Grundgesetz gefunden hatte. Es ging darum, dass Nazis als Beamte eingestellt werden dürfen bzw. ihren Beamtenstatus behalten dürfen. Der Lehrer sprach sich dagegen aus.

viele Grüße
Wolfram


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25.08.2017 05:11 (zuletzt bearbeitet: 25.08.2017 05:11)
avatar  Emin
#77
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Administrator

@Wolfram @Jennifer @Henni @Anneli @Elfi

Lieber Wolfram!

Oh ja dann schau dir mal diese Karriere an und wenn du dann nicht staunst dann weiss auch nicht...

https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Gehlen

Wir beide sind Weltmeister im Thema zerreissen, ich staune immer wieder über uns beide wenn ich oben den Titel lese...

Mach nichts, @Kräuterfrau wird uns beide bestimmt wieder zum Thema zurückbringen oder halt @Draculara auch...

Herzlich
Emin


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25.08.2017 09:28
avatar  Wolfram
#78
Wo

danke @Messie

ich wundere mich über garnichts mehr.
Das gehört zum Thema, kein Krieg, kein Messie, wenn man andere Ursachen außer acht läßt.

viele Grüße
Wolfram


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25.08.2017 11:26
avatar  Anneli
#79
An

Ich finde, wir sind durchaus beim Thema. Wenn wir als Kinder lernen, dass es Dinge gibt, über die man nicht sprechen darf, die man also "für sich behalten" MUSS, ist der nächste logische Schritt, dass wir auch andere Dinge für uns behalten und nicht wegwerfen.

Bevor ihr euch aber heiß redet und um Kopf und Kragen verlinkt, möchte ich einwerfen, dass nicht jeder, der im Krieg war, ein Kriegsverbrecher ist!

Den 131er findet man sowohl im GG als auch im StGB. Passen würden beide irgendwie, weil es leider auch genügend Menschen gab (gibt!?), die die Gräueltaten im 3. Reich verherrlicht und geleugnet haben.

Kommen wir zurück zum Thema:
Wolfram, dein Vater ist nicht der Einzige, der nicht "richtig" über den Krieg gesprochen hat. Auch mein Vater wollte an dieses Thema nicht so ran und das wenige, das ich weiß, passt zeitlich und inhaltlich nicht wirklich in einen Rahmen. Meine Oma und meine Mutter haben da deutlich mehr erzählt, aber das waren eigentlich keine wirklichen Informationen sondern Darstellungen ihrer eigenen, wundervollen Heldentaten und nette zwischenmenschliche Begebenheiten.

Meine Oma zum Beispiel hat immer gerne davon erzählt, dass sie so "mutig" war, erst mit dem letzten Zug aus Breslau zu flüchten (im Gegensatz zu den "Feigen", die früher geflüchtet sind) und wie verabscheuungswürdig die "feigen" Selbstmörder waren, die sich im Fensterkreuz erhängt oder gemeinsam mit Tabletten vergiftet haben. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit Beidem ein Problem habe. Okay, sie war streng katholisch und Selbstmord ist da eine Todsünde, aber kann man tatsächlich damit angeben, die Zeichen der Zeit verpasst zu haben und sein Kind so einer Gefahr und so einem Trauma auszusetzen?

Hat man meiner Mutter zugehört, dann klang das eher so wie ein Pfadfinderlager mit lauter tollen Menschen, mit denen man interessante Abenteuer bestanden hat, obwohl sie im Krieg verletzt wurde und beinahe ihr Bein verloren hätte. Unfassbar!

Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich mit diesen Beiden nicht gerne über dieses Thema gesprochen habe, ich verstehe aber, dass unser Gehirn Traumata gerne und erfolgreich verdrängt, wenn sie uns ansonsten schaden würden. Dafür brauchen wir nicht mal einen Krieg. Wie oft hört man den dummen Spruch, dass "früher alles besser war". Was für ein Schmarrn, tatsächlich hat man nur all das vergessen, was nicht so gut lief und worüber man sich tierisch geärgert hat.

Mein Vater hat, wie bereits gesagt, nicht viel über seine Erlebnisse gesprochen und wenn, hat man deutlich gemerkt, wie furchtbar das "Daran-Denken-Müssen" für ihn war. Er war zu jung, um aktiv am Kriegsgeschehen teilnehmen zu können, aber ich denke, auch wenn man keine Menschen getötet hat, bleibt noch genug, was einen traumatisieren kann. Sei es "nur" für einen Katholiken der Wunsch der Selbsttötung, oder für einen an sich mutigen Menschen, der sich vor Angst in die Hose macht oder gelähmt ist, statt agieren zu können. Sei es die Scharm, nichts dagegen gemacht zu haben oder einfach nur zur falschen Zeit geboren worden zu sein.

Tatsache ist, dass unsere Eltern und Großeltern sehr stark traumatisiert wurden und niemand da war, der ihnen helfen konnte. Mich wundert es nicht, dass sie sich alle irgendwie ihre heile Welt gebastelt haben, in der sie überleben konnten, was blieb ihnen denn übrig.

Wir können uns heute aufblasen und über sie urteilen in der einen oder anderen Richtung, aber tatsächlich haben sie nur versucht, zu überleben und mal ganz ehrlich: Sind wir uns wirklich ganz sicher, dass wir uns besser verhalten würden, würden wir in die Zeit zurück reisen? Ich bin ein Mensch, der immer und zu jeder Zeit für Schwächere eintritt und dabei auch Kopf und Kragen riskiert. Aber wäre ich auch bereit, das Leben meiner Familie zu riskieren? Ich bin mir da nicht so sicher.

Genau wie unsere Eltern und Großeltern haben wir Messies ein Trauma erlebt, was letztendlich dazu geführt hat, dass wir uns im wahrsten Sinne des Wortes einbuddeln. Aber auch wenn wir zu dem Zeitpunkt des Traumas nicht wehren konnten, haben wir jetzt die Wahl. Wollen wir so bleiben und diesen Weg für uns akzeptieren oder leben wir selbstbestimmt unser eigenes Leben.

Nein, man kann dem Messiesyndrom nicht vorbeugen, das passiert einfach so mit uns. Aber wir müssen nicht auf immer und ewig Messies bleiben, wenn wir das nicht wollen. JETZT liegt es also wirklich nur an uns.

GLG und uns allen einen wunderschönen Tag,
Anneli


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25.08.2017 12:37
avatar  Wolfram
#80
Wo

danke @Anneli

ich muß diesen Teil hier wiederholen, weil es ein neuer Gedanke ist und wichtig ist.

Wenn wir als Kinder lernen, dass es Dinge gibt, über die man nicht sprechen darf, die man also "für sich behalten" MUSS, ist der nächste logische Schritt, dass wir auch andere Dinge für uns behalten und nicht wegwerfen.

finde ich so einleuchtend. Und weil ich meine Meinung nicht öffentlich sagen darf, muss ich das und die Dinge für mich behalten. Ich habe diese Wahl nicht.

In der Kriegskinder SHG, die leider nicht mehr existiert, wurde allgemein beklagt, dass niemand früher über die schrecklichen Ereignisse gesprochen hat. Eine Frau hatte geweint, weshalb sie nicht wiederkommen wollte. Einige hatten ihre Erlebnisse erzählt, aber auf die Hintergründe wollte niemand eingehen und so wurde die Gruppe aufgelöst.

Ich weiß auch nicht, was der Lehrer mit seiner information des 131er Gesetzes bezwecken wollte oder konnte. Es kann sich ja jeder ausdenken, warum der immer noch im Gesetz steht. Ich schreib das besser nicht.
Anneli, es geht dabei nicht darum, ob man Ereignisse heute gut oder schlecht findet.

viele Grüße
und nochmal Danke
Wolfram


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