Aufräumen mit schnellen Erfolgen ... wie ging das nochmal Kayla?

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07.01.2014 14:17
avatar  Kayla
#6
Ka

Hallo Sissi!
Was Deinen Sohn angeht, kann ich Deine Angst gut verstehen. Interessanterweise hat sich das bei mir nie bewahrheitet oder zumindest ganz anders als ich dachte. Ich meine, solange die Kinder hier wohnten, schaffte ich es zumindest, ein Minimum an Ordnung aufrecht zu erhalten. Musste ich einfach. Da waren die Kinder liederlicher als ich.
Als sie auszogen und ihre Wohnungen selbst bezahlen mussten, hörte bei ihnen das Problem aber schlagartig auf. Als ich im Dezember bei meinem Jüngsten zu Besuch war, hab ich grad wieder festgestellt, dass er, im Gegensatz zu mir, geradezu irrsinnig ordentlich und sauber ist.
Die Einzige, die viele Jahre mit meinem Problem zu kämpfen hatte, war meine Große. Aber auch da hat sich gezeigt, dass unsere Vorschussangst uns oft auf falsche Pfade lockt.
Ich bin seit 15 Jahren geschieden. Drei Kinder sind mit mir hergezogen, eine blieb bei ihrem Freund (weil sie damals dort schon Ausbildung hatte), die Große blieb, damals auch wegen ihres Freundes, bei meinem Mann. Letztere und nur sie, kämpfte dann viele Jahre mit Unordnung in einem Umfang, der selbst für meine Verhältnisse krass war.
Es hat viele Jahre gedauert, bis ich verstand, dass sie einfach meine Nachfolge angetreten hatte. Ich war psychisch am Ende meiner Ehe völlig durch den Wind, mein Selbstwertgefühl lag weit unter 0, ich war ein braver Coalki. Das ist doppelt ätzend, wenn man selbst nicht trinkt und das alles sehenden Auges mitbekommt.
Als ich wegzog wars nun meine Tochter, die sich dauernd anhören durfte, sie sei die Ursache für die Sauferei ihres Vaters. Prompt suchte sie sich auch Freunde, die, sorry, genau solche Kandidaten waren wie Papa und sie ausnutzten und ständig auf ihr herumhackten. Als noch ein behindertes Kind dazu kam, war die Kiste ganz verfahren, zeitweise hatten weder ich noch ihre Geschwister noch Kontakt zu ihr.
Mitte letzten Jahres kam dann mit einem Ruck die Kehrtwende. Sie warf von einem Tag auf den anderen ihren fragwürdigen Freund raus, suchte sich Jobs und fing an, Ordnung im Leben zu schaffen.
Sie hatte das Problem nicht von mir geerbt oder gelernt, sondern sie hatte es aus gleichen Gründen entwickelt wie ich und begann auch genau so, es los zu werden wie ich damals.
Was Erinnerungsstücke angeht, so macht doch ein gaaanz dickes Album draus, wo ihr sie, zusammen mit passenden Fotos etc., einklebt.
Es ist gar nicht schwierig, sich notfalls selbst aus drei Stücken Presspappe, ein wenig Farbe und zwei langen Schrauben einen extradicken Ordner zu bauen, in den die Erinnerungsstücke von vielen Jahren reingehen. Hab ich mir damals aus einem Film abgeguckt. In einem der Filme um Hannibal Lector, nämlich in "Der rote Drache" hat der Psychopath so ein Ding, bestimmt 40 cm dick. Die Idee fand ich damals richtig genial. Bitte lasst uns jetzt aber nicht über meinen Filmgeschmack zanken *lacht laut.
Bhoa, eh, Mauseöhrchen ... nicht schon wieder. Du bist stark, Du bist fleißig und ich glaube, gemessen an den Schwierigkeiten, die Du objektiv zu bewältigen hast, ist Deine Wohnung allerhöchstens "mittelliederlich". Du versuchst, Dich selbst zu dressieren. Lass es, das geht ohnehin nicht auf.
Noch mal zum Verständnis. Man ist kein Messie, nur weil permanent ein wenig Katzenstreu einer temperamentvollen Katze auf dem Boden ums Klo liegt, zwei dreckige Teller von abends bis zum nächsten Mittag in der Spüle stehen, oder man die Hand vor halten muss, wenn man einen Schrank öffnet, nur um nicht von seinen angehäuften Schätzen erschlagen zu werden.
Man ist auch nicht Messie, weil die klinisch sterile abF erklärt, dass sie findet, unsere Wohnung sähe aus wie ein Saustall. In letzterem Falle sollte man mal seinen Freundeskreis überdenken.
Also, Mäuschen. Finden die örtlichen Treffen der Selbsthilfegruppe staubmilbenallergischer Mäuse, Ratten und Kakerlaken in Deiner Wohnung statt? Könntest Du Geld damit verdienen, den Medizinern Kilokisten voller Maden zur Verfügung zu stellen? Oder ist Deine Wohnung vielleicht der Obstfliegenzentralflughafen Deutschlands?
Sicher nicht. Daher - nimm nun endlich mal ein bissie die Luft raus und hör auf, Dich selbst so zu quälen. Das tut ja schon beim Mitlesen richtig weh.
Ich beschreib Dir mal eben meinen Tisch. Wir sind gestern lang auf gewesen und heute morgen totmüde ins Bett gefallen. Nun liegen hier neben dem Laptop Zellstofftaschentücher, eine verkleckerte Kaffeetasse, eine angebrochene Flasche mit Eistee, Schokoriegel, eine angefangene Programmierarbeit, ein kitschiger Roman, ein recht voller Aschenbecher, Hustensaft, Spielecontroller, Strickzeug, ein Silberputztuch und noch eine Ladung Kleinkram. Hilfe ... ich versinke im Dreck!!!
Meine Güte - das ist in zehn Minuten aufgeräumt und saubergemacht und ich hab wunderbar fest und ohne Schuldgefühle geschlafen.
Meine Wohnung wird niemals klinisch sauber sein und das ist mir auch nicht wichtig. Mir gehts drum, dass alles seinen Platz hat und ich im Handumdrehen die Wohnung auf Besucherstatus kriegen kann. Leute die damit allerdings verbinden, dass sie sich hier nicht zu niesen getrauen, weil man in der sterilen Umgebung die Bakterien sehen würden, haben bei mir nix verloren. Die sollen in ihren Reinräumen bleiben und mich in Ruh lassen.
Ich hab kein schlechtes Gewissen dabei, mal den Hausmeister rein zu lassen oder zwischen den Milliarden Papieren mal das eine oder andere Stündchen nach etwas Bestimmten zu suchen.
Bei den Mengen an Unterlagen, die bei mir so zusammentrudeln, ist das völlig normal. Leben ist immer noch das, was passiert, während wir gerade andere Pläne machen. Daran hat sich seit dem Tod von John Lennon nix geändert.

Ein Knuddel an Euch alle
Liebe Grüße
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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07.01.2014 23:04
#7
Ta

Ach Kayla, man traut sich ja gar nicht, alles zu erzählen, weil man ja weiss, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. ich fühle mich halt wie auf einer Achterbahn und wenn ich unten
bin, bin ich unsagbar müde und antriebslos,vor allem antriebslos. Dann noch der Druck, die Reha,die Unterwassermassage, den zahnarzt, die normale Hausarbeit in Reihe zu bringen
und die Vermieterzentrale will bestimmte Papiere haben, die irgendwo im Haufen sind. Wäsche häuft sich auch schon wieder, weil in der WM die Heizung kaputt sein soll.
Da warte ich auf die Reparatur. An Mama denken muss ich auch, ich könnte es ja bereuen, wenn es mal zu spät ist. Obenrein ist mein Teddymän jetzt bis 24.1. 14 krankgeschrieben,
damit er seine Physiotherapie in Ruhe absolvieren kann, denn er bekommt eh keine Kur, weil er nicht kurfähig ist laut MDK. Dann kann er wenigstens nach 30Jahren Mitarbeit in WfbM
mal die Therapie in Ruhe machen. Er wollte erst wie immer alles nebenbei absolvieren, aber dann war er doch einverstanden mit Zu-Hause-bleiben.
Das heisst aber auch für mich täglich warm kochen. Zur Therapie muss ich immer mit, denn ich hab ja auch ein Rezept bekommen.
Das kann ja heiter werden............ich weiss nicht, ob ich das so schaffen kann. Aber erstmal muss ich es versuchen, ich kann doch nicht jahraus,jahrein vor Läppi oder TV
versauern. Heute hab ich auch wieder 10Stunden geguckt, statt aufzuräumen, weil ich mich von meinen unguten Gefühlen ablenken wollte.
Mal kann man das ja machen, aber doch nicht alle Tage. Bei "In aller Freundschaft" kriegte ich auch ne Belehrung : Selbstmitleid bringt nix, aber alles schlucken geht auch nicht lange gut.
Mehr weiss ich jetzt nicht,gute Nacht. Grüssele Mausohr


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08.01.2014 00:04
avatar  IBI
#8
IB
IBI

liebe mausohr,


ohh ja, ich lese in deinen worten angst, druck, Anspannung, verzweifelung, zwang etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt finden zu müssen, deinen inneren widerstand, das zu müssen, teddymän länger als geplant versorgen zu müssen, Hektik, stress, weil die wäsche liegen bleiben muss, vielleicht auch Traurigkeit, weil eurer Tandemziel in weiter ferne rückt, weil wieder einmal alles anders ist, als es geplant war, Enttäuschung?

ja ich stimme dir zu: läptop und Fernseher sind eine gute Strategie sind von diesem vielen unangenehmen gefühlen abzuwenden.
auch ich mache das sehr oft: diese Gefühle nicht akzeptieren wollen und nicht wahrhaben wollen, obwohl sie alle da sind und gesehen werden wollen.

und ich hoffe, wenn du sie liest, dann kannst du einige von ihnen in deinem inneren sehen und vielleicht wird es dir leichter und du wirst bewegungsfähiger als du ahnst und kannst eines nach dem anderen in der richtigen Reihenfolge erledigen.

liebe grüsse
sonja


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08.01.2014 10:07
#9
Mi

Mir tut das Forum gut :) Mich beschleicht zwar gerade das Gefühl, dass ich mich hier auch mit dem Läppi gerade zu sehr ablenke, ABER durch die anderen Beiträge merke ich immer wieder, dass es in meinem Haushalt nicht an allen Ecken und Ende hakt, sondern nur an einigen. Und das ist super, denn ich habe in der letzen Zeit selbst die Dinge, die gut geklappt haben, immer weiter reduziert, nach dem Motto - bringt ja eh nicht. Ist aber totaler Quatsch und DAS fühle ich langsam wieder und komme etwas in Schwung :)

@Tante Mauseohr: Dir geht es wahrscheinlich wie mir, allein der Gedanke aufzuräumen oder Papierkram zu suchen erschöpft einen schon und die Schnappatmung droht! Dabei ist doch der 15.2. noch ein angenehmer Zeitraum: 5 Wochen!
Und wenn du Chaos lichtest, dann vielleicht unter der Prämisse: diese bestimmten Unterlagen suchen. Was dir dabei anderweitiges zwischen die Finger kommt, nach dem System deiner Wahl grob wegräumen. Bin mir sicher es ist machbar selbst mit deinen zahlreichen Päckchen, die du zu tragen hast. ( Damit du dich frühzeitig an die Sache traust und nicht 5 Wochen unter diesem Druck leiden muss, schick dir jetzt mal gaaaaaanz viel Mut ...................... Spürst du schon was? Nee? Dann nochmal: .................................................................................... Die Unterlagen liegen bei dir und wollen dir Gutes tun! hilf ihnen dabei ;-)

@Kayla: Gut zu lese, wie unterschiedlich sich deine Kinder entwickelt haben. Bei mir und meiner älteren Schwester war es ähnlich. Meine Mutter hat, weil sie irrsinnig viel tun hatte, lieber immer alles schnell selbst gemacht. Und meine Schwester fing irgendwann von selber an - jetzt ist sie fast schon überkorrekt. Mit diesem Erfolg im Rücken dachte meine Mutter, das würde auch bei mir so laufen...Pustekuchen. Aus diesem Rückblick habe ich geschlossen, dass ich MIT meinen Kindern aufräumen und nie hinter deren Rücken. Und da ich zu faul oder/und unmotivert bin alleine Kinderzimmer aufzuräumen, halte ich mich daran :-) Ich hab übrigens nicht das Gefühl, das meine Wertzumessung gestört ist (bin ja kein Sammler), sondern das meine Selbstwirksamkeitsgefühl total im Eimer ist :(

Ich hätt' lust noch zwei Threads aufzumachen, will aber als Neuling hier nicht übertreiben. Aber gibt es sowas wie ein: "Hoppla, was hab ich den da gefunden" - Thread oder ein !Das klappt bei mir gut! - Thread? sowas ist mir hier nicht über den Weg gelaufen und gerade letzter könnte ich mir als Inspirationsquelle für andere vorstellen. Ich bräuchte z.B. dringend Anregungen für Papierkram. Da fällt mir nichts ein.

LG Miss Sissi Voss (die sich jetzt aber wirklich ein Hörspiel an macht und den Weihnachtsbaum abhängt. Aber echt jetzt...)

Schrittchen für Schrittchen - Hauptsache die Richtung stimmt!

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08.01.2014 11:22
avatar  IBI
#10
IB
IBI

liebe miss sissi Voss,

was hindert dich mutig zu sein?
schau mal in den thread "es ist egal" und dann erstelle deine Themen

viele grüsse
sonja


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