Ein Zimmer ist fertig

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10.03.2014 12:53
avatar  Bobby
#1
Bo

Ich probiere im Heute zu leben, heute will ich mal kurz meine Vergangenheit beschreiben, damit ihr wisst wer ich bin;

Hallo; ich bin zurück von meiner Dienstreise. Ich war recht sparsam auf dieser Dienstreise, es gab dort eh nichts zu kaufen wo ich war.
Wir sind die ganze Nacht durchgeflogen und als ich wieder am Heimatflughafen ankam holte ich das ausgeben nach. Es gab einen Markt und ich kaufte mir für mein neues Leben eine Klangschale und bestellte abends noch einen Hut den ich dort sah im Internet und fast noch eine Wachsjacke. Scheinbar will ich jetzt ein neuer Typ werden, das muss ich mir genauer angucken.
Viel aus dem Forum hier begleitet mich, ich fühle mich nicht mehr so alleine. Jetzt will ich gleich anfangen wieder aufzuräumen. Heute morgen habe ich ganz tief drüber nachgedacht, meditiert wo das alles herkommt. Als Kind wuchs ich im Chaos auf. Meine junge Mutter in der neuen Großstadt war mit ihrem Studium, mir, dem Hund und dem alkoholkranken Vater total überfordert. Sie hatte auch Sammel- messie Tendenzen. Als Künstlerin passte das Sammeln aber irgendwo in ihr Leben. Als die Ehe damals so schimm wurde, er sie schlug usw. kam die Scheidung. Ich dachte ich hätte sie jetzt total für mich gewonnen, die Mutter, der es nun endlich gutgehen sollte. Wir zogen aber von einer tollen Altbauwohnung in eine Asi Wohnung mit Ratten im Kohlenkeller, alten Fenstern, Kohleöfen. Mir war das eher egal, Hauptsache ich hatte meine Mutter.
Sie hatte aber viele Liebhaber die bei uns nächtigen und was mir große Angst bereitete. Was sollte denn noch alles kommen? Einer betäubte sie, wollte sie auf den Strich schicken. Ein anderer war so häßlich das er vor dem Frühstück gehen musste. Alles wurde mir breit erzählt als kleiner Mann meiner Mutti.
Ein neuer Stiefvater kam der mich wohl hasste. Sie beschlossen auf ein Dorf zu ziehen und nicht mehr zu arbeiten. Armut, Isolation. Nun, nach den Süßigkeiten und dem TV entdeckte ich die Sexualität, die Musik in Verbindung kurz später mit Alkohol.
Ich nässte lange ins Bett, war grottenschlecht in den ganzen Schulen, keine Freundin. Es war echt übel. Alkohol nahm schnell die führende Rolle in meinem Leben ein. Dazu kam noch ein sexueller Mißbrauch von der zweiten Frau meines Vaters an mir. Er war in die Nähe einer anderen Großstadt gezogen und machte, trotz Suff, Karriere. Seine zweite Frau war wohl auch Alkoholikerin und als ich so 14 war, begannen wir, miteinander zu schmusen als mein Vater ja schon besoffen im Bett lag und schlief. Wir landeten im Bett als ich 15 war. Dies war auf einem Besuch bei meinem Vater, als er dies rauskriegte schmiss er mich gleich raus. Ich suchte von nun an auch oft den sexuellen Kick. Das Messiesein begleitet mich seit meiner Kindheit. Für mich ist mittlerweile alles aber eins vom Grundsatz her; saufen, messie, schuldenmachen; Ich schreibe dies nicht aus Selbstmitleid, es gibt schlimmere Schicksale, sondern weil ich gerade immer mehr spüre wie alte Gefühle, meine heutigen Aktionen beeinflussen und steuern teilweise. Für mich ist es wichtig morgens diese Gefühle durchzumeditieren, durchzuatmen sozusagen. Sie so zu lassen, nicht ausagieren, nicht unter der Bettdecke sich verkriechen. Da bin ich Profi drin im Verkriechen und Ausagieren (kaufen z. B.); Am liebsten würde ich nämlich mich solange verkriechen wie es geht. Wenn dann einen der Hunger raustreibt, dann voller Angst, muss ich diese Angst wegmachen mit irgendwas was stark genug kickt diese nicht mehr zu spüren.
So, von nun an ist lernen angesagt, mit diesen Gefühlen trotzdem im Leben funktionieren zu können, es einem gutgehen lassen.
Nun kommt der Lackmus Test, ich habe mir vorgenommen 2,5 Stunden aufzuräumen. Ein bisschen Angst macht mir das trotz allem. Immer wieder habe ich es erlebt anzufangen. Das wars dann. Habe ich ja schon geschrieben. Hoffe ich kann heute abend einen Haken dranmachen an das Ergebnis und euch das mitteilen. Ich probiere nach dem Spülen mich auf einen Raum zu konzentrieren, hoffe es klappt. Vielleicht könnt ihr mich ja ein bisschen aufbauen. So, jetzt fange ich an. B


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10.03.2014 12:59
avatar  Bobby
#2
Bo

Sorry, ich muss das gerade noch hinzufügen. Ich bin so traurig das meine Wohnung so aussieht, fühle mich völlig überfordert gerade, aber völlig. Das macht mich so machtlos und hilflos. Puh. Oh Mann. Doch, das ist Selbstmitleid. Ich hoffe total das ich die Zeit fürs Aufräumen gleich schaffe und nicht aufgebe. Bitte helft mir irgendwie. Euer Bobby
Ist es denn überhaupt ratsam sich eine Zeit vorzugeben wie ich mit den 2,5 Stunden eben?


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10.03.2014 13:14
#3
Ta

Ach menno Bobby..........nee,Du schleppst ja was rum. also ich würde es sinnvoll finden, wenn Du den Weg vom Selbstmitleid zum Selbstmitgefühl findest,
indem Du Dich Deinem inneren Kind zuwendest. Das ist damals viel zu kurz gekommen,daher bist Du vermutlich der Zahl nach erwachsen,
aber bist Du es auch mit der Seele ? Ich habs erst 30Jahre später angefangen das erwachsenwerden der Seele nachzuholen,nachdem mich jemand
darauf aufmerksam gemaht hatte,dass meine Ängste da ihre Wurzel haben.
Meditation kann ein Weg sein zum Selbstmitgefühl und insofern bist Du nach meinem Eindruck auf dem richtigen Weg.
Aber gemach,gemach, mit 7meilenstiefeln kommst Du nicht weit, da geht Dir schnell die Puste aus.
Ich kenne das, daher plane ich schon, das und das soll fertig werden bis dann und dann, aber ich teile die Arbeit in Häppchen auf und schiebe Pausen
dazwischen ein. Grüssele Mausohr


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10.03.2014 13:24
avatar  IBI
#4
IB
IBI

wow Bobby,

ich bin beeindruckt, wie weit du dich bereits entwickelt hast und mit deiner Vergangenheit umgegangen bist.

danke für deine geschichte und für deine morgendliche aktivitätsbeschreibung deinen gefühlen meditativ zu begegnen. das zeigt mir, wie weit du bereits bist mit dir und deinen vielen Themen, alle Achtung.

Selbstreflexion - ja das hast du gelernt und weisst es zu nutzen.

also 2,5 h aufräumen können ganz schön viel sein - schau mal dass du dir ein zeitfenster vornimmst, dass dich nicht überfordert und wenn du im aufräumfluss bist einfach die Energie darin nutzt so lange es dir gut tut. sissi beschwört 10 Minuten am tag und macht oft mehr draus, wenn sie einmal dran ist...

und möglicherweise bist du an bereichen angelangt, wo du nebst deiner Selbstreflexion -Inspiration benötigst.
und ich möchte dich inspirieren, dich mit "machtlos und hilflos" zu beschäftigen - jedenfalls beschäftigen mich die beiden Gefühle sehr. ob du das beim aufräumen herausfindest oder bei deiner morgendlichen Meditation - ich glaube, das spielt keine rolle.

und ganz im Gegenteil zu mausohr - ich entnehme deinen worten, dass du sehr wohl zwischen selbstmitgefühl und Selbstmitleid unterscheiden kannst und dass du weisst, dass die "leidigen" Wahrnehmungen deine "Baustellen" sind. und ich denke, du hast hier einen weiteren ort gefunden, bei dem du hilfe in deinen Baustellen bekommen kannst. echt super, wie vielseitig du darin aktiv bist - ähnlich wie ich nur teilen wir nicht alle Baustellen, sondern haben unterschiedliche Baustellen.

und wenn du in deinem Selbstmitleid bist, dann weisst du, dass du Inspirationen von aussen brauchst und du sie dir holen kannst. schön, dass du das machst.

viele grüsse
sonja


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10.03.2014 14:17
avatar  ( gelöscht )
#5
Gast
( gelöscht )

Wahnsinns-Geschichte, Bobby, und auch von mir hast du tiefen Respekt, wie du damit umgehst. Dass du trotzdem noch "funktionierst" und nicht aufgibst.

Wer Schlimmes durchlebt, kann daran zerbrechen, oder es überwinden, und gestärkt daraus hervorgehen. Man hat Dinge erlebt, die andere nie erleben werden, weshalb sie auch kein Gespür, kein Verständnis - und keine Lösungen - dafür entwickeln können. Letztenendes kann man dadurch sogar für andere zur Inspiration werden. Deine Art, mit diesen Dingen umzugehen, finde ich inspirierend.

Zu den 2,5h möchte ich mich Sonja anschließen. Natürlich weißt du selbst am besten, wie viel für dich machbar und schaffbar ist. Empfehlen würde ich, lieber "auf Nummer Sicher" zu planen, und dir nur etwas vorzunehmen, von dem du dir wirklich sicher bist, dass du es schaffen kannst, dir das auch anzuerkennen und jeden Handgriff oder jede Minute mehr als "Bonusleistung" zu würdigen. Aus deinen Formulierungen schließe ich, dass du dir bei 2,5h nicht sicher bist, ob du das durchhalten kannst. Damit läufst du Gefahr, deinen eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden, was in negative Gefühle, in Enttäuschung oder gar Verzweiflung münden kann.
Mir erscheinen 2,5h ziemlich viel, das ist ja schon wesentlich mehr als das durchschnittliche Pensum eines Nichtbetroffenen (~40 Minuten am Tag Haushaltsarbeit sind in etwa der Bundesdurchschnitt).
Wenn es dir gelingt, dieses Gefühl aufzubauen, dass dir das Aufräumen/Entrümpeln gut tut, dass es Energie freisetzt, und wirklich Lust auf mehr macht (wie es z.B. jüngst AllesZuviel erlebt und geschildert hat), dann kommt das "Mehr" von allein, und irgendwann gehen 2,5h rum wie nix. Aber erzwingen kann man positive Gefühle leider nie, die kommen erst durch den Lerneffekt, dass es der Seele unendlich gut tut, Dinge geschafft zu haben, die man sich vorgenommen hat. Um das (wieder oder zum ersten Mal) zu spüren und zu erleben, ist es - glaub ich - besser, sich am Anfang ein bisschen selbst auszutricksen, und sich eben nur das vorzunehmen, was man wirklich schaffen kann, und nicht, was man gern geschafft hätte, oder was man (im Vergleich mit anderen?) meint, schaffen zu müssen.


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