Hallo, ich weiss nicht ob ich hier richtig bin...

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10.04.2014 13:43
#1
Sc

Eine gute Zeit wünsche ich den Lesern erstmal!

Normalerweise würde ich mich an dieser Stelle jetzt mit meinem offiziellem Vornamen vorstellen, aber ich schäme mich viel zu sehr für die folgenden Zeilen. Ich denke mal, ich bin da nicht der Einzige hier.

Ich möchte niemanden bewerten, oder verletzen, ich möchte aber mein erstes Thema nutzen um klar zu stellen, ob ich hier überhaupt richtig bin und hoffe - wenn nicht - dass ich hier zumindest einen Ansatz zu meiner Problematik finde, die in dem Fall sicherlich als Artverwandt bezeichnet werden kann.

Ich war früher immer ein sehr, sehr "pingeliger" Mensch, was die Hygiene anging, manche Leute nannten es leicht zwanghaft. Als ich mit 19 mein erstes eigenes Zimmer (ich hab' in einer WG gelebt) hatte, habe ich mein Geld mit großem Vergnügen für antibakterielle Feuchttücher und andere sinnvolle Produkte ausgegeben statt feiern zu gehen, mindestens 2 mal am Tag geduscht, etc. Das hat sich später aber schnell geändert als ich meinen jetzt Ex-Freund kennengelernt habe.

Es war eine ungesunde Beziehung denke ich. Ich habe angefangen Drogen zu nehmen. Ich selber hätte niemals etwas tun können, wodurch andere Leuten geschadet wird, aber mein Ex war ein Kleinkrimineller und Dealer. Sehr chaotisch, sehr wenig auf Hygiene bedacht und mehr oder weniger das krasse Gegenteil zu mir. Zunächst haben wir zusammen in der WG gelebt, er in seinem nach Gras und anderen Drogen riechendem Zimmer voller Sachen vom Sperrmüll und ich in meinem sterilen Traum in Schwedisch-Weiß. Damals bin ich lockerer geworden was den Kontakt mit Schmutz und Dreck anging. Damals ist den Leuten positiv aufgefallen, dass ich mich nicht mehr "so angestellt" habe. Am Anfang kam ich mir dabei immer ertappt vor, als ob ich etwas getan hätte das nicht in Ordnung war, aber irgendwann war ich richtig froh, dass ich mir nicht mehr so viele Sorgen gemacht habe über solche Dinge!

Nach etwa 3 Jahren sind wir dann ausgezogen, jeder zunächst in seine eigenen vier Wände. Es war auch alles prima: er hatte "sich gefangen" und mir wurde gesagt dass ich selbstbewusster wäre. Natürlich hat niemand verstanden, dass es in meinen Gedanken nur noch Platz für einen Mann gab, der wenigstens alle drei Monate im Begriff war in's Gefängnis zu kommen oder an Drogen zugrunde zu gehen...

Als es dann mal wieder so weit war, verlor er seine Wohnung und zog dann - "nur für ein paar Tage versteht sich!" - zu mir. Aus diesen paar Tagen wurden dann de facto mehrere Monate. Damals hatte ich viel Arbeit mit ihm. Ständig musste ich ihm klar machen, dass es vollkommen ok ist, wenn er sich etwas aus dem Kühlschrank nimmt, wenn er mir nur Bescheid sagt, damit ich dann dementsprechend einkaufen kann. Das hat er dann auch hinbekommen, Was er nicht geschafft hat war Ordnung zu halten, aber das war mir egal. Er war am Tag unterwegs um all diesen Dummheiten nachzugehen, die schlechtausgebildete 20-Jährige in Schwierigkeiten bringen und ich hatte Zeit meine Wohnung aufzuräumen.

Als er dann zunächst irgendwann auszog war alles mehr oder weniger wieder beim Alten: endlich konnte ich Grundreine machen und diese schrecklichen Ich-Habe-Einfach-Nicht-Genug-Selbstrespekt-Um-Im-Sitzen-Zu-Pinkeln-Flecken zu entfernen. So ging das dann etwa ein Jahr. Zwischenzeitlich war ich selber so weit der Sucht erlegen, dass ich kein Geld für Lebensmittel mehr hatte und ganz nebenbei 30 Kilo verloren. Er war selber chronisch pleite, konnte mir also nicht helfen. Ich bin dann also notgedrungen zu meiner Mutter gegangen und habe dort für fast ein Jahr gelebt. Von Zeit zu Zeit kam ich dann aber nach hause, offiziell um nach der Post zu schauen. Es war egal, wenn ich dann nichts zu essen hatte, ich hatte ja ihn.

Wie gesagt war nach etwa einem Jahr war mein Ex aber mal wieder obdachlos und ich ratlos: ich wollte ihn nicht alleine in meiner Wohnung lassen und ich war auch schon viel zu lange von ihm getrennt (ich habe ihn nie irgendjemanden aus der "anderen" Welt vorgestellt, dafür war er viel zu kaputt, das war mir bewusst), also bin ich zurück und wir lebten ein weiteres Jahr zusammen in meiner Wohnung. .

Diesmal war ich es, der "mal wieder" kein Geld mehr hatte. Wieder bin ich zu meiner Mutter, dieses mal blieb er aber hier. Und ich glaube das ist auch der Moment in dem sich irgendetwas verändert hat. Als ich endlich wieder zuhause war, war wollte er, dass ich ihn bei seiner "Arbeit" unterstütze, aber ich wollte und konnte nicht. Ich wäre zu nervös gewesen um irgendetwas zu stehlen, ich hätte das auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können und seine "Kunden" haben mir Angst gemacht. Irgendwann hat er mir dann auch Angst gemacht. Ich hatte oft Angst um ihn, aber nie vor ihm, bis dahin. Damals habe ich mich hilf- und kraftlos gefühlt und einfach aufgehört mich um meine Wohnung zu kümmern.

Irgendwann hat er dann eine Wohnung gefunden und ist ausgezogen. Wir waren dann noch etwa ein halbes Jahr zusammen.

Seit dem hat sich in meinem Leben einiges geändert, ich bin älter geworden und im Gegensatz zu früher, verlasse ich heut zu tage kaum noch das Haus. Was immer noch gleich ist, ist dass ich es einfach nicht schaffe "aufzuräumen". Es ist nicht so, dass ich das nicht manchmal versuche, oder dass mir die Sachen irgendwas bedeuten, ich ihnen einen praktischen Nutzen zuspreche oder irgendwas in der Art. Ich schaffe es einfach nicht. Am Anfang war es einfach nur ein Chaos, wie ich es häufiger hinter meinem Exfreund aufräumen musste, aber ich hab' es immer weiter verschoben "heute bin ich zu erledigt", "ich bin zu dicht", "morgen früh dann", dachte ich immer als wir noch zusammen waren. Er hatte mich gefragt ob ich aufgeräumt habe, hat angeboten zu helfen "nein brauch' keine Hilfe, is' alles schon erledigt" hab' ich damals gesagt. Ich dachte ich kann die Lüge ja einfach später zu einer Wahrheit machen.

Das ist jetzt 4 Jahre her. Seit dem ist viel neuer Müll dazu gekommen. Wenn ich sowas im TV sehe, dann sind das immer nur Sammlungen von kuriosen Sachen, wie Yoghurtbechern oder so - aber ich sammel nichts, niemand sammelt Abfälle. Wenn ich links von mir schaue sehe ich einen Kaffeebecher, der seit 3 Jahren dort steht. Seit ca einem Jahr liegt da ein Teller drauf und seit ca. 1 Monat, auf dem Teller, eine Bananenschale. Manchmal hab' ich die Eingebung dass ich "jetzt anfange" und pack viel in riesige Müllbeutel, die ich regelmäßig Kaufe und dann "verliere" (sie fallen auf den Boden und verschwinden unter dem Müll, der in ihnen verschwinden soll, eigentlich ganz drollig), aber ich inde keinen gescheiten Punkt zum anfangen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bringe ich die Beutel dann auch nie raus.

Ich weiss dass ich irgendwie Hilfe brauche, aber ich schäme mich zu sehr. Ich traue mich nicht mal, mich einfach umzubringen, weil ich den Gedanken nicht ertrage dass mich hier jemand findet.

So, dass war jetzt eine ganze Menge Info über mich, vielleicht sogar zu viel? Ich will hier wirklich niemanden auf den Schlips treten oder was, ich will auch wirklich Hilfe haben, nur ich weiss nicht wen ich da fragen kann, weil ich nicht wirklich benennen kann was mir fehlt/mein eigentliches Problem ist.

So und nun werde ich wieder Zeit damit verbringen meine Situation zu verdrängen, bis demnächst hoffe ich.

Es allein schaffen. Mein Wunschtraum.

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10.04.2014 14:37 (zuletzt bearbeitet: 10.04.2014 14:37)
#2
Me

Hallo ScHäuslich,
ich sage einfach erst mal herzlich Willkommen im Forum. Wenn du Probleme mit dem Thema Aufräumen hast, dann bist du bestimmt richtig!
Jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Ich finde es sehr hilfreich, immer wieder Tipps zu bekommen.
Ich selbst stecke noch mitten drin. Viele hier sind schon einen Schritt weiter und werden dir bestimmt Anregungen geben können.

Liebe Grüße und bis bald
Messiemaus


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10.04.2014 14:58
#3
Ta

Hallo ScHäuslich ! Willkommen im Forum !
Ich traue mich nicht, Dir Ratschläge zu geben,ich sehe nur, Du hast mehrere Baustellen. Und ob Du da ohne professionelle Hilfe rausfindest,
ist sehr die Frage. Der Drogenkonsum machte doch was mit Dir, auch wenn Du es verdrängst. Vielleicht bist du depressiv,weil antriebslos ?
Und Frau Mama sagte nix dazu ? Hat Dich kommentarlos durchgefüttert oder wie ?
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass Du in Deiner Umwelt nicht angeeckt bist. Das wird wohl der Grund sein, dass Du Dich viel zuhause verkriechst.
Denk mal nach...........Grüssele Mausohr


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10.04.2014 20:47
avatar  ( gelöscht )
#4
Gast
( gelöscht )

Hallo ScHäuslich,

auch von mir ein ganz herzliches Willkommen hier im Forum. Schämen musst du dich für gar nichts. Dir ist etwas zugestoßen, das dich irgendwie innerlich verändert hat, das etwas mit dir gemacht hat, das dir nicht gefällt, und das du ändern möchtest. Dich an Außenstehende zu wenden, ist ein wichtiger, ein großer und ein wunderbarer Schritt!

Mein Gedanke beim Lesen deiner Zeilen war, dass du dich unbedingt mit einem Neurologen in Verbindung setzen solltest. Ich könnte mir vorstellen, dass diese schwierige Zeit Depressionen bei dir ausgelöst haben könnten. Ich bin natürlich kein medizinischer Experte, aber immer wenn jemand von Selbstmordgedanken spricht (auch wenn er sie wie in deinem Fall nicht ausführen würde, weil er so nicht gefunden werden will, du denkst darüber nach, und das ist es, worauf es dabei ankommt), ist es auf jeden Fall äußerst ratsam, das abklären zu lassen. Daher meine große, einzige Bitte vor allem anderen (Aufräumproblematik etc) an dich: Bitte geh zum Arzt. Gleich morgen früh ruf bitte bei einem Neurologen an, und mach der Sprechstundenhilfe klar, dass es akut ist und nicht warten kann, damit du ganz schnell - am besten noch morgen oder spätestens nächste Woche - einen Termin bekommst (bevor dich womöglich die momentane Fähigkeit, etwas zur Veränderung in Angriff zu nehmen wieder verlässt).


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11.04.2014 11:05 (zuletzt bearbeitet: 11.04.2014 11:07)
#5
Sc

Danke erstmal für die Antworten.

Es war nicht meine Absicht Leute zu erschrecken und ich kann sicher sagen, das ich mir so ohne weiteres nichts antun werde, falls das jetzt irgendwie so rüber kam. War wirklich nicht meine Absicht.

Dass ich mir sicherlich einen Therapieplatz suchen sollte, ist mir durchaus bewusst und erscheint mir auch logisch. Das Dilemma ist, dass ich glaube es wäre "akut" wichtiger meine Mülltonne von einer Wohnug in Angriff zu nehmen und realistisch betrachtet natürlich auch mit Hilfe von Außen und vor allem auch ganz gezielt und nicht im Rahmen einer Therapie, die sich lieber mit irgendwelchen innerem Kram beschäftigt. Ich könnte natürlich meine Wohnung einfach nicht erwähnen und mir Ausreden einfallen lassen, das halte ich aber in einer Therapie für wenig sinnvoll - Genau deswegen bin ich ja auch hier. Hatte irgendwie gehofft vielleicht irgendwie raus zu finden wo und wie man Hilfe für genau solche Probleme bekommen kann (ich hab' mehrfach im Netz geschaut, hab' aber nichts gescheites gefunden, mein Gedankengang war, das Betroffene sicherlich Tipps haben).

[quote]Der Drogenkonsum machte doch was mit Dir, auch wenn Du es verdrängst. Vielleicht bist du depressiv,weil antriebslos ?
Und Frau Mama sagte nix dazu ? Hat Dich kommentarlos durchgefüttert oder wie ?
Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass Du in Deiner Umwelt nicht angeeckt bist. Das wird wohl der Grund sein, dass Du Dich viel zuhause verkriechst.[/quote]

Wohl eher "antriebslos weil depressiv", aber das' das selbe in Grün. Meine Mutter weiss bis heute nicht was genau da alles passiert ist. Sie weiss, dass ich einen Freund hatte und Ahnt wohl auch, dass er nicht gerade der Hauptgewinn war, aber mehr auch nicht. Und: nein, ich bin nie bei meinen Mitmenschen "angeeckt", zumindest nicht bei Leuten die mich kannten. Nicht jeder Drogensüchtige sieht auch so aus, oder zeigt da irgendwelche offensichtlichen Anzeichen, die Änderungen in meinem Verhalten fanden die meisten Leute wie gesagt sogar eher positiv, weil ich irgendwie "weniger verklemmt" wirkte. Für mich gab es immer zwei Welten, die eine in der meine Familie und "meine" Freunde lebten und die andere in der mein Ex zuhause war.

Ich bin jetzt einfach mal davon ausgegangen, dass es offensichtlich ist, dass ich nicht gerade mit mentaler Stabilität punkten kann. Depressionen und soziale Ängste habe ich seit meiner Kindheit. Letztere sind wohl auch der Grund warum ich selten das Haus verlasse. Ich war nie so eine "Rampensau" oder so, durch meinen Freund bin ich früher aber sehr viel herum gekommen (in de Phasen in denen wir getrennt gewohnt haben war ich oft bei ihm und er hatte durch den Verkauf immer relativ viel Besuch, oder ist mit mir zu den Leuten gegangen) und hab' mit der Zeit eine gewisse Resistenz entwickelt gehabt. Leider habe ich für ihn damals auch so ziemlich alle meine "normalen" Freunde aufgegeben, weswegen ich jetzt auch nur wenig Anlass habe das Haus zu verlassen.

Grüsse und entschuldigung nochmal, falls ich irgendwem einen Schrecken eingejagt habe.

Edit: keine Ahung wie man hier quotes macht, sorry =O

Es allein schaffen. Mein Wunschtraum.

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