Messie und Erwerbsfähigkeit - meine Geschichte

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01.06.2014 12:05
#1
Sc

Bin seit über 10 Jahren aus dem Berufsalltag raus. Gehe ein paar Stunden die Woche arbeiten auf 400 Euro-Basis. Nun hat mein Mann ebenfalls starke Probleme und zur Zeit gar kein Einkommen, da selbstständig mit roten Zahlen und kurz vor der Insolvenz.

Ich werde wohl zum Amt gehen, damit wir unsere Rechnungen zahlen können. Vor ein paar Monaten hat mein Mann das in die Hand genommen, sich aber erst mal wieder abgemeldet. Da haben sie aktzeptiert, dass ich nur 400 Euro verdiene. Da ich auch schon so lange in der Firma bin und auch keine wirklich regelmäßigen Arbeitszeiten habe, nur einen Monatsplan.

Was passiert denn überhaupt mit mir? Ich müsste ja so oder so eigentlich Vollzeit arbeiten, so ohne Kinder. Ja, man muss ja von was leben.

Im Jugendalter saß ich meistens in meinem Zimmer und sortierte meine Sachen. Oder ich schrieb mir die Fernsehsendungen ab aus der TV-Zeitschrift, welche ich am selben Tag oder in der Woche anschauen wollte. Immer hat sich sowas gefunden. Selbst aufgenommene Audio- und Video-Kassetten durchhören und aufschreiben, was alles drauf ist. Das kann man auch öfter machen, da sich ja immer mal was ändert. Immer ein großes Projekt gewesen. Alles auf einmal, da sonst ja alles durcheinander gerät, wenn ich zu lange Pausen dazwischen habe. Das macht mich auch hibbelig, wenn ich das dann ewig nicht zum Abschluss bringen kann. So ist es heute leider auch noch. Über 20 Jahre später. [spook] Nur die Projekte finden nun zum Großteil am PC statt. Habe z. B. auch meine Fotos aus den Alben auf den PC gescannt. War auch so ein Mega-Projekt. Dabei vernachlässige ich dann auch meine Körperpflege und sonstiges.

Als Schüler wollte ich einen Ferienjob und habe dort sofort wieder die Flucht ergriffen als man mich mit einer langen Schlange an der Kasse und einem schon gleich am Anfang nicht in der Kasse eingespeicherten Artikel alleine gelassen hatte. Meinen ersten richtigen Job habe ich gleich bekommen, weil ich eine tolle Ausbildung hatte. Haben meine Eltern bezahlt. War alles nur Theorie, ohne Praxis. Bin nach 3 Wochen entlassen worden, weil ich nix konnte. Null Plan. Dann habe ich auch gleich eine Ausbildung im Dualen System bekommen, weil ich ja bereits eine gute Ausbildung hatte und sie sich davon wohl was versprochen haben. Kleinere Unfähigkeiten werden dann auch schon mal geduldet, weil man ja nicht viel kostet. Zwei Jahre mit nettem Gehalt habe ich dann noch geschafft, dann wurde ich wegen Rationalisierung wieder entlassen. Sie haben mir etliche Fehler zur Last gelegt. Ob das so stimmt, kann ich bis heute nicht sagen. Auf jeden Fall habe ich am Anfang viel Lob erhalten, weil ich mal gründlich in der Buchhaltung aufgeräumt habe [devil] Doch dann verließen sie mich offensichtlich, die guten Geister. Obwohl ich sicher bin, dass es nicht sooo schlimm war. Das Steuerbüro wollte gerne das Mandat haben und mein Chef hatte überhaupt keine Ahnung von Buchhaltung.

Eine neue Stelle habe ich irgendwie nicht gefunden und war erst mal ein Jahr arbeitslos. Da ich auch in der Zeit zu meinem Freund zog, habe ich in der Zeit erst mal meine vielen Bücher aussortiert. Doch ohne sie noch mal zu lesen, konnte ich das nicht. Ich habe einige bei Ebay verkaufen können und deshalb eine Ich-AG gemacht als Ebay-Verkäufer. Da konnte ich dann Bücher, CDs, DVDs bestellen, vielfach zum eigenen Interesse. Leider habe ich etliche Sachen nicht mit Gewinn verkaufen können und dann nach 3 Jahren ganz das Handtuch geworfen. Die Konkurrenz schoss in der Zeit nur so aus dem Boden und ich hatte kein richtiges Konzept. Ich überlege in der Richtung vielleicht doch wieder....??? Oder lieber doch nicht? Aber abgesehen davon, dass so gut wie nichts hängenbleiben würde - da müsste ich ja eine Entscheidung treffen....

Seit 10 Jahren arbeite ich als Regaleinräumer für 400 Euro im Monat. Habe keine Kinder, kein Haus, keinen Pflegefall, kein Haustier, keine wirklichen Hobbies - außer meine Sachen... Peinlich. Unbefriedigend. Und seit drei Jahren bin ich jetzt auch noch übergewichtig. Toll.

Ich habe jetzt vier Wochen frei und drei Wochen bereits überwiegend vor dem Rechner verbracht und meine Musiksammlung sortiert. War auch nötig, denn ich habe so viele Sachen, die ich gar nicht kenne und mir vorgenommen hatte, mich da mal reinzuhören. Doch wann? Das ist zu zeitaufwändig und daher müssen ein paar Sachen weg. Natürlich nicht ohne vorher noch mal reingehört zu haben. In der letzten Woche habe ich's dann hoffentlich geschafft. Dann ist vielleicht wieder ein bisschen Ruhe - und es findet sich sicher wieder ein neues Projekt.

Schrecklich. Aber wenn mir jetzt jemand kommt und mir das wegnimmt, dann [death]. Obwohl ich dringend Geld verdienen müsste und auch ein paar Freunde gebrauchen könnte... Ein Leben.

Wie soll das nur weitergehen? Meine Zeit in der Psychiatrie absitzen möchte ich nämlich auch nicht... Eine Verhaltenstherapie hatte ich schon. Als die Therapeuse mich dann etwas entschlossener motivieren wollte, mich doch mal wo zu bewerben, habe ich die Therapie abgebrochen [oh]

LG

Schlumdidum


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01.06.2014 15:36
#2
Ta

Ja, ich kann es nachvollziehen, dass Du jetzt irgendwie im Moment nicht weiterweisst. Hört sich alles so an, als ob Dir durch Kränkung von aussen viel
Selbstvertrauen abhanden gekommen ist ,oder ? Da kann man sich dann lange Zeit selber nicht leiden......
Ich weiss da auch nicht zu raten. Ich versuch nur immer dankbar zu sein für das, was ich habe, Mann,Wohnung, genug zu essen......und
jeden Tag das zu machen, was gerade geht.

Ansonsten hörste Dich an wie eine Art Zeitmessie, das bin ich auch, weil mir oft das Gefühl fehlt für die Zeit. Haste denn sonst im Allgemeinen Deine Hausordnung im Griff ?
Grüssele Mausohr


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02.06.2014 09:25
#3
Sc

Zum Essen gibt's oft nur was Fertiges. Hab' auch ein Projekt gehabt (unterbrochen), wo ich gesündere Rezepte gesammelt und ausprobiert habe. Aber dazu komm' ich ja irgendwie jetzt nicht wegen dem Musikprojekt.

Was genau meinst du mit Zeitmessie?

Arbeitest du, wenn ich das fragen darf?


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02.06.2014 09:32
#4
Ta

Nein,ich bin über 20Jahre zuhause. Schaffs nicht mehr mit Arbeit,Haushalt, schwerbehindertenpflege.............hatte auch ne Depession,die aber spät festgestellt wurde.

Zeitmessie meint, man hat wenig Gefühl für die Zeit und das hat Folgen : man kommt zu spät, vergisst Termine trotz aufschreiben, nimmt wenig wahr von der unmittelbaren
Umgebung, Arbeitspläne werden oft umgestossen...........bloss nix negatives wahrnehmen..........Gruss Mausohr


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02.06.2014 09:58
avatar  Cat
#5
Ca
Cat

Schlumdidum, das hört sich alles nach nicht vorhandenem Selbstwertgefühl an. Und die Musiksammlung, die dir die Festplatte zumüllt könntest du ja auf einem Stick auslagern.
Es liest sich, als hättest du so eine Art Sortierzwang. Den könntest du doch beruflich einsetzen.
Hattest du offenbar auch schon mal und dann hast du es selbst wieder boykottiert?
So als müsstest du beweisen, dass du sowieso nichts kannst? Dass du nur zur Regalsortiererin taugst?
Wieso darfst du nicht erfolgreich sein? Für wen machst du dich zum Loser?

Du vernachlässigst sogar die Körperpflege nur um die Musik zu sortieren.
Das Sortieren gibt dir Halt und absorbiert gleichzeitig deine Energie.

Das mit den Rezepten wäre sinnvoll, wenn du sie auch nachkochst, stattdessen gibts Fertigprodukte, die natürlich dick machen.
Das mit dem Abschreiben kenne ich, das hatte ich auch lange, das bezog sich auf Zitate, die mir gefielen.
Inzwischen sammle ich leere Bücher, in die ich immer etwas Besonderes schreiben will.
Aber dann finde ich, dass die Bücher viel zu schön sind und das was ich zu sagen habe nicht wertvoll genug ist für die schönen Bücher.


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