Teufelskreise

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09.08.2014 00:42 (zuletzt bearbeitet: 09.08.2014 02:23)
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#1
Gast
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Ein Teufelskreis ist eine regelmäßig wiederkehrende Situation, der sich jemand "unvermeidlich" und hilflos ausgesetzt fühlt, auf die er - zwar in vielen verschiedenen Variationen, aber letztlich immer auf die gleiche Art und Weise - reagiert, und in der die Gegenreaktion auf die immer gleiche Weise erfolgt.
Eigentlich wissen alle Beteiligten (oder der Betroffene, wenn es ein Teufelskreis ohne direkte andere Beteiligte ist) vorher stets genau, was als nächstes passieren wird. Und trotzdem nimmt man seine angestammte Rolle sofort wieder ein, wenn man mit der Situation konfrontiert wird. Dadurch sorgt jeder der Beteiligten für die Fortsetzung des Teufelskreises. Oft jahrelang.

Was man über Teufelskreise unbedingt wissen muss:


1. Teufelskreise begünstigen Depressionen, und Depressionen begünstigen Teufelskreise

2. Teufelskreise eskalieren

3. Teufelskreise erschaffen neue Teufelskreise

4. Unterbrechen ist nicht dasselbe wie durchbrechen

5. Teufelskreise fressen Unmassen Energie ("Lebenskraft")

6. Teufelskreise sind dauerhafte, emotionale Extremzustände

7. Handeln und Lassen



Zu 1 gibt es an dieser Stelle nicht mehr viel zu sagen, außer, dass Depressionen ein wichtiger Faktor sind, der bei der Analyse eines Teufelskreises berücksichtigt (behandelt, ausgeschlossen) werden muss. Das sagt sich so leicht. Ist es natürlich nicht, und das Thema allein kann man endlos ausweiten. Aber darum soll es hier jetzt nicht gehen, es soll bei dem Hinweis bleiben, dass jeder, der sich selbst in einem Teufelskreis befindet, oder der jemanden kennt, von dem er glaubt, dass er in einem Teufelskreis steckt, im Hinterkopf haben sollte, dass Depressionen dabei eine wichtige Rolle spielen könnten (nicht müssen - könnten). Man sollte sich also fragen "Kann es sein, dass ich Depressionen habe?", aber auch "Kann es sein, dass derjenige, mit dem ich in einem Teufelskreis stecke, Depressionen hat?" (oder beide, natürlich), beziehungsweise "Kann es sein, dass der Mensch, dessen Teufelskreis ich mitbekomme, Depressionen hat?"


2. Fast alle Teufelskreise haben die Eigenschaft, zu eskalieren. Deshalb sollten sie vielleicht besser "Teufelsspiralen" heißen. Je mehr Eskalation schon gewesen ist, desto mehr und schneller wird neuerliche Eskalation folgen, wie in einer bildlichen Spirale, die sich immer enger und schneller dreht, bis es irgendwann gar nicht mehr weitergeht. Dann kommt es "zum großen Knall". Leider bringt nicht mal dieser die Gewissheit, dass der Teufelskreis damit endet. Ohne eine Analyse des eigenen Verhaltens, und inwiefern es dazu geführt hat, dass man an einer Teufelsspirale beteiligt war, ist man geradezu dazu verdammt, den nächsten Teufelskreis zu beginnen, und "die Geschichte wiederholt sich". Man gerät immer wieder an die gleichen Typen. Man wird immer wieder gemobbt. Man lässt sich immer wieder auf falsche Freunde ein, und Ähnliches. Solange man nicht erkennt, was der eigene Anteil an diesem Muster ist, kann man den Teufelskreis nicht durchbrechen.


3. Wenn man in einem Teufelskreis gefangen ist, und keine Lösung findet, aber auch von außen keine Lösung annehmen kann, zwingt man Unbeteiligte, mit jeder Umdrehung des eigenen Teufelskreises einen neuen, eigenen Teufelskreis mit zu durchleben. Ein konkretes Beispiel dafür ist, sich nach jedem Mal, das man von seinem Partner misshandelt wurde, bei seiner besten Freundin auszuheulen, ohne je ihre Lösung annehmen zu können, den Mann endlich zu verlassen.
Ein anderes Beispiel für einen Sub-Teufelskreis ist das Zusammenspiel von Alkoholismus und Arbeitslosigkeit. Im Teufelskreis des Alkohols gefangen verliert man seine Arbeit, worüber man aus lauter Verzweiflung noch mehr trinkt, was es einem unmöglich macht, wieder einen neuen Job zu finden. Dann geht der nächste Teufelskreis auf - Isolation, und es wird noch schwieriger, die Ansatzpunkte zu finden, an denen man seine Teufelskreise durchbrechen könnte.


4. Es ist vergleichsweise einfach, Teufelskreise zu unterbrechen, aber ungleich schwieriger, sie zu durchbrechen. Das kann leicht miteinander verwechselt werden, und beides kann sich fatal auswirken.

- Versucht man, den Teufelskreis zu durchbrechen, bevor man ihn unterbrochen hat, fehlt einem der nötige Abstand, die Fähigkeit, eine vom gegenwärtigen Konflikt losgelöste Betrachtung der eigenen Verhaltensmuster als Ganzes vorzunehmen, und dadurch eine dauerhafte Änderung herbei zu führen. Will heißen: Es bringt dir für deinen gegenwärtigen Teufelskreis herzlich wenig, wenn du herausfindest, dass du so geworden bist, weil dich deine Mutter als Kind immer in den Schrank gesperrt hat.

- Nachdem sie einen Teufelskreis erfolgreich unterbrochen haben, glauben viele, dass der Spuk damit ein Ende hätte. Solange sie aber keine Analyse der Ursachen durchführen, wie sie in den Teufelskreis überhaupt hinein geraten konnten, werden sie ihn höchstwahrscheinlich über kurz oder lang wiederholen, weil sie ihn eben nicht wirklich durchbrochen haben. Will heißen: Du magst deinen Partner, der dich misshandelt hat, verlassen haben, aber solange du nicht verstanden hast, dass du dir immer wieder solche Partner aussuchst, weil du als Kind misshandelt wurdest, wirst du auch immer wieder an Männer geraten, die dich misshandeln.


5. Besonders "hocheskalative", also weit fortgeschrittene Teufelskreise kosten immens viel Lebens-Energie. Das ist deshalb so erwähnenswert, weil man das Fehlen von Lebenskraft als Indikator betrachten kann, als Symptom von vorhandenen Teufelskreisen, nach denen es dann gezielt Ausschau zu halten gilt. Man sollte sich konkret fragen: "Nach welchen Situationen fühle ich mich immer wieder besonders ausgelaugt?". Entscheidend ist "immer wieder". Wenn es immer wieder die gleichen Situationen sind, hat man einen Teufelskreis gefunden, den es zunächst zu unterbrechen gilt. Also zum Beispiel, "Immer, wenn meine Mutter zu Besuch kommt, dann..." oder "Immer, wenn mein Partner wieder später von der Arbeit heim kommt, dann..." oder "Immer, wenn ich mit dem Kollegen XY arbeiten muss, dann..."
Die Unterbrechung leitet man dann ein, um die Lebens-Energie nicht schon wieder an dieser Stelle zu verschwenden. Ein erstaunliches Phänomen ist dabei, dass gerade Menschen, die schon lange in hocheskalativen Teufelskreisen ausharren, ohne diese je zum großen Knall geführt zu haben, über ein vergleichsweise gigantisches Energiepotenzial verfügen, und über erstaunliche regenerative Kräfte. Das müssen sie auch, denn anders hätten sie das nicht überleben können. Wer dazu fähig ist, jeden Tag ein Gigawatt Lebenskraft für den immer gleichen Streit aufzubringen, der hat auch plötzlich ein Gigawatt Lebenskraft zur Verfügung, wenn er dieses Opfer nicht erbringt.


6. Hocheskalative Teufelskreise sind dauerhafte emotionale Extremzustände. Deshalb kosten sie auch so viel Lebenskraft. Es geht meistens schon lange nicht mehr um den ursprünglichen Streitgegenstand, sondern um den Rattenschwanz an Emotionen, der daran hängt. Wir streiten vordergründig über eine vergessene Flasche Milch, und fühlen eigentlich Liebesentzug, Zukunftsangst, Demütigung, (falschen) Stolz, Gewinnen-wollen, Rechthaben-wollen, Verlustangst, Bindungsangst, Existenzangst, Schuldzuweisung, Schuldgefühle...
Es gibt keine einfache Lösung für die Gründe, aus denen wir in unseren Teufelskreisen verharren. Aber wenn es gelingt, diese emotionalen Extremzustände kurzfristig beiseite zu schieben, und uns wieder dem banalen Anlass des Konflikts zuzuwenden, dann können wir für diesen auch eine banale Lösung finden.

7.
In einem Teufelskreis handeln wir nach einem Muster, nach dem wir eigentlich nicht handeln wollen, und wir unterlassen Dinge, die wir eigentlich tun oder sagen wollen. Die exakten Momente, in denen wir das Gegenteil von dem tun, was wir am liebsten tun wollen (oder eigentlich tun sollten), also die Augenblicke, in denen wir als Person auftreten, die wir gar nicht sein wollen (wir fühlen uns in dem Moment bloß von dem anderen dazu gezwungen oder getrieben), sind unsere Unterbrechungs-Ansatzpunkte. Dabei ist Vorsicht geboten - solange man unter emotionaler Hochspannung steht, und spontan innerhalb des entflammten Konflikts entscheidet, sein Verhalten zu ändern, wird dies den Konflikt eher weiter eskalieren, anstatt ihn zu unterbrechen.
Da einem alle Phasen des Konflikts so gut vertraut sind, sollte man ihn deshalb gedanklich vollständig vorher durchspielen, den besten Unterbrechungs-Ansatzpunkt feststellen, und sich - in einem unemotionalen Moment - konkret vornehmen, bewusst X oder Y diesmal anders zu machen. Das Spielchen nicht mehr mitzuspielen.

Bevor man entscheiden kann, wie man sich _anders_ verhält, muss man deshalb genau analysieren, nach welchem Muster man sich immer wieder verhält, obwohl man das eigentlich nicht will. Und dann das "Risiko" eingehen, dieses Mal unerwartet zu reagieren. Damit bringt man den anderen aus dem Konzept. Er kann dann sein gewohntes Verhaltensmuster nicht weiter anwenden, hatte aber keine Gelegenheit, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Hat man sich daran gehalten, eine de-eskalierende Verhaltensänderung in die Tat umzusetzen, ist der Konflikt damit de-eskaliert - der Teufelskreis (kurzzeitig!) unterbrochen.

Das wird man wahrscheinlich öfter als einmal machen müssen. Man muss damit rechnen, dass einen der andere noch eine Zeitlang dazu provozieren wird, in die alten Muster zurück zu fallen. Das heißt, er wird die Aufrechterhaltung des Teufelskreises sehr wahrscheinlich noch über einen gewissen Zeitraum initialisieren wollen. Das kann sehr lächerlich wirken, und es ist wichtig, sich auch gut zu überlegen, wie man mit dieser Lächerlichkeit umgeht. Welche Wahl man trifft, hängt stark davon ab, ob man nach dem Unterbrechen des Teufelskreises noch etwas mit diesem Menschen zu tun haben will, oder nicht. Ob man ihm (und sich - der Beziehung zueinander) noch eine zweite Chance geben will, oder nicht. Die Atempause, um darüber nachzudenken, ob, und wenn ja, wie es jetzt miteinander weitergehen soll (und allein oder gemeinsam zu analysieren, wie es dazu kommen konnte), die hat man ja dann geschaffen. Nun muss man sie auch nutzen.




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09.08.2014 05:30
#2
ne

Du schreibst toll und bringst die schwierigsten Themen mit (scheinbar) leichter Hand `rüber.
Danke!


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09.08.2014 10:08
avatar  IBI
#3
IB
IBI

danke numi,

ich probiere einmal meine Erfahrungen zu ergänzen.

zu 1. wenn es sehr starke Depressionen sind, braucht es den weg zum Arzt und sein Gehirn mittels medis (die sind teilweise ganz schön heftig) in "schwung" zu bringen. wer so weit ist, so ist zu empfehlen, der suche sich eine therapeutische Begleitung, idealerweise eine, die einen unterstützt zugang zu seinen gefühlen zu bekommen, weil Depressionen für mich ein zeichen sind, dass man seine schmerzlichen Gefühle nur noch wegdrückt und nicht anders kann als schlafen um sie nicht spüren zu müssen.

zu 2.sich selber analysieren, dazu braucht es die Bereitschaft und begleiter, die einem das beibringen. mein erster begleiter hat mich darin unterstützt, angst, wut, trauer, schmerz wieder bewusster wahrzunehmen, war aber leider nicht in der lage mich darin zu unterstützen, welches meine eigenanteile sind, die ich aus den verursachten Situationen in der Kindheit (diese einordnen und deuten, konnte er) heute mache. und ich sage euch, wenn es jemanden gibt, der einem die eigenanteile aufzeigen kann, kann das ganz schön schmerzen, wenn man sich dessen bewusst wird. leider sind es meistens mehr als eine dieser Erkenntnisse. für jeden Auslöser, den wir in uns tragen und beispielsweise reagieren als würden wir zurückgewiesen, wenn jemand NEIN zu uns sagt, gibt es einen eigenanteil bzw. die fehlenden Gedanken, dass derjenige mit dem NEIN uns nicht zurückweisen will, aber muss, weil er in dem augenblick sich um anderes kümmern muss, dass mit unserem wunsch nicht übereinstimmt.
eigenanteile erkennen lernen finde ich eine schwierige aufgabe, die sich lohnt zu machen. normale Therapeuten können das oft nicht, da könnte ein guter Coach, der privat zu finanzieren ist, hilfreich sein. einen Coach der lösungsorientiert arbeitet ist meine Empfehlung.

zu 3.
gibt es nichts zu ergänzen, ich denke, das Beispiel kann jeder nachvollziehen und seine eigenen Beispiele darauf anwenden.

zu 4. da kann ich sagen, dass mein erster begleiter diese Ursachen in kleinsten einheiten erläutert hat. irgendwann muss man das auch stoppen, um nicht in der Vergangenheit festzuhängen. viel schlimmer ist, das wenn ich die Ursache kenne, löst sich meine angst vor dem erlebten nicht auf, die trage ich in mir und reagiere aus den alten Erfahrungen heraus. wenn ich angst habe, wende ich oft das muster des VERMEIDEN oder des ANGRIFFS an. erstens ist es wichtig, sich die dazugehörigen Ängste bewusst zu machen und zweitens ist es wichtig zu lernen, dinge anders zu machen, obwohl man dolle angst davor hat und ja theoretisch weiss, was passieren wird. daher machen wir es oft nicht.
doch wir können nicht in die Zukunft schauen und wirklich wissen was passiert, wenn wir etwas anders machen, wir tragen mit unseren ängstlichen Gedanken bei, dass wir eine selbsterfüllende prophezeihung schaffen und dann bestätigen wir uns und unserer Ängste selber und bleiben in dem Teufelskreis, weil es ja nichts nützt und wir nach einem frustrierenden Probelauf, die Flinte in korn werfen und zum alten zurückkehren.

zu 5. auch das zu spüren, will gelernt sein. wenn jemand jammert und unsicher ist und angst hat, weil er seinen Job verloren hat und ich diese Unsicherheit gut kenne, dann kann ich sie mir eine weile anhören, aber irgendwann ist der Zeitpunkt da, dass der andere beginnt mich "anzustecken - weil ich das selber gut kenne" und dann zu bemerken, dass diese "Ansteckung" nicht gut tut und für sich zu sorgen, indem man das versucht zu sagen bzw. sich zurück zieht.
depressive haben übrigens auch sehr oft die Technik drauf, andere anzustecken. diejenigen, die es merken, ziehen sich zu ihrem schutz vor euch zurück und schwubbs ist man alleine, obwohl man ja gerne hilfe hätte. viele depressive denken negativ und haben den blick auf die positiven seiten ganz und gar verloren, also ist das negative das ansteckende, das irgendwann anstrengend wird.

ein lösungsorientierter begleiter ist in der lage, die positiven seiten aufzuzeigen und wenn ihr diese auch akzeptieren könnt, nachdem sie ja soooo ungewohnt sind und das Gefühlsleben sich damit nicht auskennt und das für eine "lüge" hält, dann kann es weiter gehen und dann kann man die Energie aufbringen, Ängste zu überwinden und wahrnehmen, dass die andere seite auch mal anders als gewohnt reagiert.

zu 6. ich glaube in bezug auf den streit mit meiner mutter stecke ich dort. ich habe was anders gemacht, merke, das einige Reaktionen anders sind, aber es auch reichlich Reaktionen gibt, die vertraut geblieben sind und mir in nicht gut tun. wenn ich jetzt darauf reagiere wie gewohnt (und ja den impuls wie gewohnt zu reagieren habe ich gespürt), dann bin ich wieder da wo ich vorher war und habe mir meine selbst erfüllende prophezeihung geschaffen und bestätigt, dass es nichts nützt etwas anders zu machen. also habe ich diesmal meinem impuls nicht nachgegeben, sondern bin voller schmerz und trauer damit unterwegs gewesen, weil ich einen weg für eine andere Reaktion zu diesem Zeitpunkt nicht zur verfügung hatte, da hat sich mein Gefühlsleben leider völlig dagegen gewehrt.
die Technik des anders machen bei mir: meine Gefühle eingestehen und sie dem anderen gegenüber äussern, was oft nicht leicht ist, wenn man es vorher selten bis nie gemacht hat.

o.k. hier füge ich jetzt eines von vielen Beispielen ein - meine mutter hat uns als kinder und jugendliche oft allein gelassen. wir hatten Pflegekinder und in zwei davon hat sie sehr viel zeit und Energie investiert, die wir also nicht bekommen konnten. nachdem sie nicht wirklich mit uns über ihre ansichten geredet hat, um sie zu verstehen, entsteht bei mir Eifersucht als gefühl. und wenn sie später einen freund hat (der ja legitim ist nachdem unser vater verstorben ist) und die beiden eine wochenendbeziehung führen, sind wir wieder viel allein und die Eifersucht hat wieder platz. dass ihr freund meine mutter überreden wollte und ganz allein zu lassen, habe ich erst vor wenigen Wochen erfahren (nachdem ich die entstandene Eifersucht meiner mutter gegenüber geäussert habe) und ihre Entscheidung ist für uns kinder ausgefallen. darüber hat sie mit uns nie geredet, also wie konnte ich Verständnis für ihr verhalten aufbringen? immerhin habe ich jetzt die antworten erarbeitet und kann einiges anders sehen.
doch es lag an mir, den ersten schritt zu machen und zu sagen, ja ich war eifersüchtig, weil sie nicht erkannt hat, welches ihr Anteil am entstehen der Eifersucht war. und wenn ich sage, ich war eifersüchtig, dann mache ich ihr keinen vorwurf und keine Schuldgefühle, weil die wollen wir alle nicht.
und während ich das schreibe, fällt mir noch ein muster auf (das ich jetzt für mich behalte), was sooo typisch ist für sie und die Reaktionen darauf. mal überlegen, ob es hilft, wenn ich so weiter mache wie bis jetzt und ob das dafür ausreicht oder ob es noch etwas anderes braucht.
und ich sage euch, Eifersucht jemanden gegenüber zu äussern ist schwer, wenn man es nicht geübt hat, eben weil die angst einen begleitet und man nicht weiss, wie der andere reagiert. und die Eifersucht steht hier stellvertretend für jedes gefühl, was wir unterdrückt und nicht geäussert haben. doch wenn man es geübt hat, dann gelingt der nächste schritt ein klein wenig leichter.....ja, die angst davor begleitet mich immer noch und will erneut überwunden werden.
das ist das Beispiel für "dran" bleiben und übrigens, eines der wichtigsten ziele in meinem leben, das Verhältnis zu meiner mutter wieder auf einen normalen zustand zu bringen.
und wenn ich gelernt habe, wie das geht, dann kann ich möglicherweise in vielen Situationen, in denen ich ähnlich reagiert habe, weil der Trigger MUTTER ausgelöst wurde (auch wenn sie nicht da ist, die erinnung an typische Verhaltensweise können auch fremde auslösen, die mich nicht kennen), dann bin ich zuversichtlich, dass ich das veränderte verhalten auch in diesen angetriggerten Situationen anwenden kann. doch ums üben und immer wieder probieren komme ich nicht herum.
was leichter wird, ist das erkennen und reflektieren und man kann vieles für sich selber erarbeiten.
schwierig wird es, wenn schmerz und trauer einen "übermannen" und es zu viel ist.....ich werde dann extrem müde wie gelähmt und weiss, dass es dann schlimm ist, aber ich weiss auch, dass es genau dann wichtig ist bewusst hinzuschauen, damit das sehr intensive Schmerzgefühl leichter werden kann....

7. da hat mir mein Coach geholfen, mir zu sagen, welches mein eigener Anteil an meinem verhalten ist und warum ich diejenige sein muss, die etwas anders machen kann und nicht meine mutter. und an dieser stelle übernimmt man Verantwortung für sein tun. und man agiert gegen viele gewohnte Gefühle. manchmal fehlt mir der blick dafür, nach welchem muster ich mich verhalte, obwohl ich es eigentlich nicht will, weil die "eigentlich will ich nicht muster" sind mir sooo sehr zu eigen geworden, dass das, was ich wirklich will weit entfernt von mir ist und ich es "suchen" muss bzw. mir ein begleiter mir helfen in diese Richtung bewusst zu schauen.

also ich befinde mich aktuell zwischen stufe 6+7 in dem von dir beschriebenen numi.
danke das du das schön auf den punkt bringst und so Struktur in die gesamte angeheit - die Struktur habe ich in dieser form nicht mal von meinem Therapeuten bekommen.

viele grüsse
sonja


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09.08.2014 12:53
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#4
Gast
( gelöscht )

witzig ist, dass ich gar nicht versucht hatte, das als phasischen Ablauf zu beschreiben. Es sind einfach nur 7 Punkte geworden, die mir eingefallen sind ;)

Es hätte auch noch mehr gesagt werden können, aber das ist dann wieder so eine Textflut, und es soll ja auf jeden Fall noch Spielraum für Ergänzungen, Rückfragen oder Detailansichten bleiben.


Was mir bei deinem Text jetzt wieder eingefallen ist: Es hilft ENORM, seinen Teufelskreis aufzuschreiben, um das Muster zu finden bzw um die Durchbrechungspunkte zu finden. Idealerweise versucht man, ihn als eine Art Kreis-Pfeil-Diagramm darzustellen, wo in den Lücken zwischen den Pfeilen die einzelnen Phasen in Stichworten beschrieben werden. Bei dieser Arbeit greifen wir nämlich primär auf den rationalen Teil des Gehirns zu, und genau den brauchen wir.


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10.08.2014 00:17
#5
Ta

Auf den ersten Blick erschien mir das alles so kompliziert, dass ich dachte, das schaffst du gar nicht umzusetzen.
Ich kann aber schon mal bestätigen, dass Angst ansteckend sein kann.
Ich kann auch bestätigen, dass man (selbst) schädigendes Verhalten unterbrechen kann,aber es durchbrechen, das ist viel schwerer, weil man mit den dazugehörigen Gefühlen so vertraut
ist und allein bei dem Gedanken an Veränderung schon Ängste hochkommen. Man sagt sich auch noch, ach quatsch, so schlimm ist das nicht,hab dich nicht so.........und trotzdem.....
Diese Statements haben mir jedenfalls gezeigt, dass meine Ängste nicht verschwunden sind, sondern nur oberflächlich zugeschüttet.

Auf jeden Fall fressen Teufelskreise viel Energie und Lebenskraft , die dann an anderer Stelle fehlt.
Suchtverhalten aller Art ist ja auch ein Beispiel für einen Teufelskreis. Man sucht was und sucht an der falschen Stelle oder mit dem falschen Werkzeug.

Soviel dazu. Andermal vielleicht mehr........Grüssele Mausohr


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