Wie fange ich an?

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12.08.2014 17:12 (zuletzt bearbeitet: 12.08.2014 17:33)
avatar  Niemand
#1
Ni

Hallo zusammen.

Zu erst einmal zu meiner Person. Ich bin mittlerweile 34 Jahre alt. Ordnung war nie so mein Ding, meine erste Bude war seinerzeit schon recht unordentlich. Leider steigerte sich das immer weiter. Ich sammle zwar keine Gegenstände, aber ich bin schlichtweg unfähig Ordnung zu halten. Meine aktuelle Bude ist der bisherige Gipfel und auch der Moment wo ich begriffen habe, das ich irgend etwas machen muss. Früher konnte man durch meine Wohnung noch durchlaufen, jetzt liegt alles voll...grösstenteils mit Müll. Ich finde einfach keinen Ansatz es in den Griff zu bekommen. Vor zwei Wochen habe ich mir gesagt "jetzt schleppst du einfach jeden Tag immer einen blauen Müllsack raus, das fällt keinem auf und in einiger Zeit ist der Mist dann weg". Leider liess ich das dann auch nach 2-3x wieder schleifen. Ich bin gut darin Dinge zu verschieben und mich mit Situationen abzufinden, vielleicht weil mir in der Jugend diesbezüglich oft keine große Wahl blieb.
Auf jeden Fall suche ich Tipps und Hilfe wie ich das in den Griff bekommen kann. Ich möchte, wie wahrscheinlich jeder Betroffene, nicht das es jemand mitbekommt....sei es aus dem familiären oder Bekanntenkreis...oder aus dem Haus selber. Aber es ist ja nur eine Frage der Zeit. Mein Klo ist wahrscheinlich garnicht mehr säuberbar, zusätzlich schimmelt aufgrund das ich keine Heizung habe die Decke etwas. Ziemlich schlecht mit Schimmelallergie, aber den Vermieter kann ich SO ja nicht in die Wohnung lassen.

Der Witz ist, ich bin eigentlich kein Eigenbrödler. Ich kenne sehr viele Leute, bin oft unterwegs, gehe regelmässig zum Sport etc. Nur die Organisation des Privatlebens und Haushalts ist katastrophal. Langsam werde ich auch wirklich verzweifelt, es ist doch eigentlich so einfach. Aufstehen und machen. Wieso kann ich das einfach nicht? Mich macht das langsam wahnsinnig.
Ich habe jetzt eben hier im Forum auch gelesen das Leute gute Erfahrung mit Firmen gemacht haben die das übernehmen, das käme für mich aber glaube ich nicht in Frage. Im Haus kennen sich alle eigentlich, jemand aus der Hausvermietung wohnt auch hier. Das würde ja nicht unbemerkt bleiben und das macht mir wirklich mit Abstand am meisten Angst...bzw schäme ich mich einfach in Grund und Boden. Vor allem meine Mutter soll das nicht mitbekommen. Die macht sich eh schon genug Sorgen um mich, das wäre dann der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringt.

Ich merke grad schon selber das ich mich im Kreis drehe und lauter Gründe finde warum ich irgendetwas nicht machen kann. Vielleicht sollte ich mir ja ein Ziel setzen wie zb in einem Monat den ganzen Müll beseitigt haben, das Putzen usw wäre dann ein anderes Thema. Irgendwie glaube ich auch das wenn ich es nicht selber hinbekomme sondern mir helfen lasse, ich diesen Wohnungszustand dann zwangsweise wieder bekommen werde.
Bin für jeden guten Rat oder einfach andere Erfahrungen mehr als dankbar, werde jetzt auch mal etwas im Forum rumstöbern.


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12.08.2014 19:54 (zuletzt bearbeitet: 12.08.2014 19:58)
avatar  ( gelöscht )
#2
Gast
( gelöscht )

Hallo Jemand (ich finde dein Nick so traurig. Du bist nicht Niemand. Du bist Jemand ;) )

Du bist zu vielen richtigen und ein paar irrigen Schlussfolgerungen gekommen.

- Es ist wirklich nur eine Frage der Zeit. Viele Messies kommen erst durch den Druck von außen in die Gänge. Du kannst versuchen, dir selbst eine Frist zu setzen. Solange aber nichts da ist, das dich irgendwie dazu antreibt, ist die Gefahr groß, dass du es wieder schleifen lässt. In den meisten Fällen funktioniert es besser, wenn du dir für kurze Zeit im Voraus erreichbare Ziele steckst. Ich werde nicht müde zu betonen, dass Belohnungen für das Erreichte das A und O sind, weil viele Messies ein großes Problem damit haben, sich selbst für ihre Erfolge im Haushalt zu belohnen. Sie sind Meister darin, ihre Leistung herunterzuspielen, bzw nur das zu betrachten, was noch vor ihnen liegt. Das ist aber ein -> Teufelskreis. Es ist schwer bis unmöglich, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren, mit einer Arbeit anzufangen, wenn es sich für das Gehirn nicht irgendwie lohnt. Sicher, da steht die "ganz große Belohnung" an, dass man in einer sauberen Bude leben kann, wenn man mit allem fertig ist. Aber um konstant arbeiten zu können, braucht man konstante, angemessene Belohnungen. Wir möchten ja auch auf der Arbeit nicht nur alle fünf Jahre einmal hören "Haste gut gemacht", sondern unsere Leistung dann gewürdigt sehen, wenn wir sie vollbracht haben.

In diesem Zusammenhang wäre meine Empfehlung für dich, zu ergründen, warum du in anderen Aspekten deines Lebens die Kontinuität scheinbar mühelos aufrecht erhalten kannst - also beim Sport und dem Kontakt mit Freunden. Es gibt gewiss eine Motivation dazu, etwas, worauf du dich freust. Das ist eine Belohnung, die bei dir funktioniert. Du könntest versuchen, dir selbst die gleiche Belohnung in Aussicht zu stellen, wenn du einen Sack Müll rausgebracht hast, um dich Schritt für Schritt selbst dazu zu erziehen, kontinuierlich aufzuräumen.

Aufstehen und machen ist eben nicht "ganz einfach". Für viele hängen immens viele Probleme dahinter, die rein gar nichts mit dem Akt des Aufräumens oder Putzens an sich zu tun haben. Da geht es um verschüttete oder vergrabene Gefühle, Kindheitstraumata, aber auch oft z.b. Depressionen oder Burnout.

Ich kann verstehen, dass du nicht willst, dass deine Mutter davon erfährt, dass es dir nicht gut geht. Aber kennst du einen Therapieansatz, bei dem der Therapeut rät "Am besten halten Sie das vor ihren Freunden und engen Angehörigen geheim!" - Darüber reden kann ein Schlüsselerlebnis sein, das alles zum Positiven verändern kann. Aber du musst das nicht machen, es ist nur eine Anregung.


Sich eine Firma ins Haus zu holen (für viele schon aus Kosten- aber natürlich auch aus Schamgründen ein Ding der Unmöglichkeit) ist eine Zwischenlösung. Ein radikaler Schnitt, der den akuten Druck wegnimmt und es ermöglicht, einen - im wahrsten Sinne - sauberen Neuanfang zu machen. Die Ursachen der Verwahrlosung bleiben davon jedoch unberührt, und für die meisten ist es nur ein Aufschub - zugegeben, oft ein langer Aufschub - bis sie das nächste Mal vermüllen. Es gibt kein Richtig oder Falsch, wie herum man anfangen sollte. Der eine kann plötzlich ganz leicht äußerlich aufräumen, wenn er innerlichen Frieden gefunden hat. Der andere braucht erst äußerlichen Frieden, bevor er sein Inneres aufräumen kann. Ich möchte in erster Linie darauf hinweisen, dass eine professionelle Entrümpelung keine Zauberlösung ist, nach der man so tun kann, als sei nie was gewesen.

Ein stark versifftes Klo bekommt man übrigens von außen mit Spezialreinigern sauber, die Chlorbleiche enthalten (z.B. Bref gegen Schimmel), und innen mit verdünnter Salzsäurelösung aus der Apotheke. Gummihandschuhe an, kräftig schrubben, dann wird das Ding wie neu. Auch austauschen ist kein Hexenwerk, neue Klosettschüsseln gibt es sogar schon ab ca 25 Euro.


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12.08.2014 22:17
avatar  ThommyD
#3
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Hallo Jemand, (wenn Du niemand wärst, wem würde ich hier antworten?)

Ich habe heute eine Bekannte zu Besuch gehabt, die sich mit einem "Aufräumservice" selbständig machen möchte. Ich hab ihr gesagt, sie könne gleich mal bei mir üben! Gesagt, getan, so stand sie heute vor der Tür. Bei mir ist es eher der Keller und der hat bei mir über 100 qm, der völlig unübersichtlich vollgestopft ist mit sinnvollen aber auch vielen unsinnigen Dingen. Dreck gibt es da auch sehr viel, weil man ja nicht durchsaugen oder wischen kann und mein Hund verliert ständig Fellhaare. Wo andere "Wollmäuse" haben, habe ich Fellmäuse!! Aber wir haben sehr viel hin und her geräumt und man kann den Boden schon wieder sehen! Natürlich wurde auch ne Menge weg geschmissen, aber das ist ein anderes sehr komplexes Thema.

Natürlich ist es mit dem Aufräumen an sich nicht getan, denn man muss sich ein paar Regeln aufstellen und sich immer wieder selbst kontrollieren oder kontrollieren lassen, dass die Regeln auch eingehalten werden.

Ich hab hier im Forum schon angeboten, dass ich beim Aufräumen helfe, aber das wurde hier als "sehr aufdringlich" aufgenommen. Ich denke, es ist nichts anderes, als wenn Du eine Firma beauftragst und fremde Leute in Deiner Wohnung aufräumen. Ich bin genauso fremd, mit dem Unterschied, ich koste kein Geld und kann auch die Aufgabe übernehmen, regelmäßig nachzuhaken, ob die Ordnung auch eingehalten wird. Das leistet eine Reinigungsfirma auch nicht. Desweiteren hätte ich Angst, dass Arbeiter, die das kommerziel machen, nicht darauf Rücksicht nehmen, was Dir wichtig ist, sondern die machen, wie sie s für richtig halten. Damit habe ich aber auch noch keine Erfahrung!! Ist vielleicht ein Vorurteil!!

Dazu besteht hier die Meinung, dass ein Messi keinem Messi helfen kann. Ich stehe aber auf dem Standpunkt, dass nur ein Messi wirklich nachvollziehen kann, wie Du denkst und Dich fühlst!! Und dementsprechend kann man gemeinsam einen gangbaren Weg ausarbeiten!! Zumal sich ein Messi sicher nicht vor einem Messi schämen muss.

Aber das musst Du selbst herausfinden, womit Dir am meisten geholfen ist. Ich kann meine Hilfe nur anbieten, es ist an Dir zu entscheiden, ob sie Dir etwas bringt.


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14.08.2014 00:45
avatar  Niemand
#4
Ni

Erstmal danke für die Antworten. :)
Der Name "Niemand" war vielleicht unglücklich gewählt, war aber so nicht beabsichtig. Früher nannte ich mich so in einigen Spielen, als kleine Hommage an Homers Odysseus. :D

@numi
Also meiner Mutter oder jemand Anderem davon zu erzählen solange das Problem noch so akut ist, auf garkeinen Fall. Ich bin eh jemand der viel in sich hineinfrisst. Das versuche ich teilweise zu ändern, es gibt aber mit diesem Problem ein, zwei weitere die mir so peinlich sind, das ich da mit niemand drüber sprechen kann oder möchte. Die Scham ist zu groß.
Seit gestern ist das Ziel wieder der "blaue Müllsack". Jeden Tag einer. Vor Jahren hatte ich mal eine Gerichtsvollzieherin da, die hatte sich 2 Wochen vorher angekündigt. Da habe ich es geschafft die Wohnung müllfrei und ziemlich sauber zu bekommen. Sprich mit richtig Druck geht es, auch wenn es mir in den 2 Wochen echt dreckig ging...man hat ja immer Panik das man es nicht schafft, das plötzlich wer in der Bude steht etc...
Ich versuche mir, auch wenn die Bude jetzt schlimmer aussieht als damals, das vor Augen zu halten und das es halt mit Zeit klappen wird.

@ThommyD
Einen siffigen Keller fänd ich persönlich auch garnicht so peinlich. Aber allein das Schlafsofa auf dem ich penne, die Küchenarmaturen usw...das sieht alles aus. Teilweise leben in einigen Ecken auch schon kleine wanzenähnliche Tierchen. Meine Tante mit Putzfimmel würde einen hysterischen Anfall kriegen...
Was das Angebot angeht, für mich kommt es momentan nicht in Frage auch nur IRGENDWEN in meine Bude zu lassen. Aufdringlich finde ich das nicht unbedingt übrigens, aufdringlich heisst für mich wenn jemand es einem mehrmals anbietet, obwohl man signalisiert hat das kein Interesse besteht. ;)


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15.08.2014 13:34 (zuletzt bearbeitet: 15.08.2014 13:34)
avatar  Reise
#5
Re

Hallo Herr Thommy,

na kenne ich, aber bei mir wars nen kleiner Keller, vollgestopft, durch Baustelle 2008, aber alles selbst ratzputze leer und gewischt und abgegeben an Nachbars Sohn, mit Schlüssel, sonst komme ich wieder in Versuchung vielleicht. Gehen konnte man da nicht, und 3/4 war es voll, ca. 20 qm. aber 100 qm so groß ist die Apotheke gewesen in Ost hier und das alles voll??? Cool, aber mit dem Hund gehe doch mal zum Dr., aber die machen das auch wenn die Jahreszeit wechselt.

Schöne Grüße nach Augsburg, zum. nicht weit davon, oder?

Schönes WE euch und räumt die das nun auf, diejenige? Freie Hand von dir im Wegwerfen, oder wie? Also das tät ich nicht machen, das gucke ich lieber selbst.

Viele Grüße von Reise


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