helfen ist besser als Selbstmitleid

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07.04.2012 14:40
avatar  exBuddha ( gelöscht )
#1
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exBuddha ( gelöscht )

Hallo zusammen!

Ich bin erst ein paar Tage dabei und habe mehr Zuspruch, Austausch und Anteilnahme erfahren, als je zuvor.
Natürlich anonym. Mancher könnte also meinen, das wäre "unpersönlich".
Ich empfinde das anders. Natürlich habe ich keine Ahnung, wer hinter einem Pseudonym steckt. Ich stelle mir einfach anhand des Schreibstils eine Person vor.
Für etwaige Leser; der Eindruck, das hier nicht viel los ist mag leicht entstehen, wenn man sich die erstellungsdaten so ansieht. Aber ich denke, es läuft auch ganz viel "hinter den Kulissen" durch die Persönlichen Nachrichten ab, die ja kein anderer sehen kann.
Ich kann nur jeden ermutigen, sich anzuschließen und mitzuschreiben. Wer auf seinen eigenen -vielleicht schon etwas älteren- Eintrag keine Antworten bekommt, vielleicht einfach bei der jeweils aktuellen Unterhaltung einklinken?

In einem Austausch mit neglectus wurde mir folgender Vorschlag gemacht; Ob das ernst gemeint ist oder nicht, spielt keine Rolle. vielleicht gibt es Anreiz, Teile davon tatsächlich umzusetzen? [frage] [idee]

Zitat neglectus:
Mir kommt da gerade eine Idee (neue -perfekte- Planungsideen auf Abruf zu produzieren, war mehr als 30 Jahre meine Stärke):
Messie therapieren leicht gemacht::
Messie-WG, jeder schlüpft abwechselnd in die Rolle eines Mitbewohners.
. dabei kann er(sie) seine eigene Stärke ausspielen (Helfen ist besser als Mitleid)
. könnte eine neue Form eines Lebenssinns werden (siehe Deine Sinnkrise)
. ich hätte kein Problem damit Deinen Müll zu entsorgen
. und Du hättest kein Problem damit, Dich um meine alten Außenstände zu kümmern (100T€)
. etc.
. das ganze läuft als (nichtkommerzieller) anerkannter Verein
. das könnte Dich fordern; alle Tips, die Du brauchst bekommst Du von mir; Umsetzen ist Deine Sache

Mach dem "langen Weg" einmal einen passenden Vorschlag; scheint ein smarter Typ zu sein!
Zitat Ende.

Ich habe -allerdings im Suchtbereich- reichlich erfahrung im führen von Selbsthilfegruppen und eines ehrenamtlichen Vereins mit Öffentlichkeitsarbeit, organisieren, redaktion etc.
Wenn ich meine Wohnung verlasse und etwas TUN kann, dann bin ich ein "ganz normaler" Mensch. Ohne Aufgabe bin ich zu nichts in der Lage. Ich kann mich auch nicht damit anfreunden, mir selbst eine freude zu machen (natur genießen etc.) Ich brauche einen Sinn in meiner Tätigkeit. Und am leichtesten fällt mir das, wenn ich für andere etwas machen kann. Dann blühe ich auf.

Zurzeit hänge ich in einem Loch. Ich habe keine Aufgabe mehr. Haufenweise verpflichtungen, klar. Aber genau denen kann ich nicht gerecht werden. ich habe jetzt auf in diesem Forum empfohlenen Internetseiten nachgelesen, das es ein typisches messie-merkmal ist, das gestellte Aufgaben, erwartungen von anderen (privat oder z.B. von Gläubigern) einen so hohen Druck erzeugen, dass eine Handlung blockiert wird. Was eben bis zum extremen gar-nichts-mehr-tun-können auswachsen kann. Immer wenn jemand was von mir will, was mich persönlich betrifft, dann schalte ich komplett auf "aus". ich mach`s einfach nicht. Ich kann nicht.

Wenn es "unpersönlich" ist, eben in vereinsarbeit, dann funktioniere ich wie eine gutgeölte Maschine. Aufräumen (vereinshaus) macht Spaß, organisieren, Kontakte pflegen; Alles kein Problem.
Aber nicht wenn es um mich selbst geht. Verzwickte geschichte.

Eine wichtige erkenntniss der letzten Tage ist für mich folgendes:
Ich habe ein reichlich beschissenes Leben hinter mir. natürlich war nicht alles immer nur schlecht, aber so im großen und ganzen nicht gerade ruhmreich.
Als ich endlich meine Alkohol/drogen karriere beendet habe, habe ich in den Selbsthilfegruppen ALLE meine Probleme auf den Alkoholkonsum zurückgeführt. ich war 6Jahre staubtrocken (abstinent und aktiv im Verein) und es schien auch so, das ich weitgehend meine probleme gelöst bzw. im Griff hätte. Es war ja der Alkohol an allem Schuld. Und ich trank nichts mehr.

Jetzt erkenne ich mit Schrecken eine andere wirklichkeit; Ich habe ganz andere psychische Probleme. die habe ich aber nie betrachtet. Schien ja nicht nötig zu sein.
Und nun kommt zum Vorschein, das ich ganz von vorne anfangen muss, mich kennenzulernen. Ich bin kein "Alkoholiker" und sonst nichts. Alkohol ist für mich (gott sei dank) gar kein problem mehr, ich habe ja auch eine radikal andere Sichtweise zum konsum bekommen. Aber all die anderen psychischen Mankos sind völlig unbehandelt. nämlich die eigentlichen Verursacher für meine früheren Saufexzesse und Drogenkonsum.
Und ich denke, das ich hier im Forum den ursächlichen Symptomatiken am ehesten auf die Spur kommen kann.

Ich bin kein Sammler, meine Bude ist nicht vollgestopft. aber das war schon mal. Eigentlich in der Wohnung einer früheren Freundin (voll-messie, Kind deswegen in Pflegefamilie etc), bei der ich eingezogen bin, als meine eigene Wohnung ausgebrannt ist. Dort haben wir innerhalb kürzester Zeit zustände "zugelassen", wie sie heutzutage im Fernsehen gezeigt werden. Erstaunlich, wie man über gewisse Müllberge "hinwegsehen" kann. Oder einfach die Gerüche ignoriert.
Wenn ich zurückblicke, kann ich jetzt erkennen, das ich selbst auch immer wieder total chaotische Wohnverhältnisse hatte. Immer wieder.
Auch in meiner jetztigen Wohnung, in der ich erst seit 5 Monaten wohne, musste ich -vor ca. 2monaten- eine heimliche Entmüllungsaktion starten. 10 blaue Säcke, heimlich in aller herrgottsfrühe ins Auto laden und in der Firma in den großen Container. lang bevor irgendein Mitarbeiter auftaucht.
Jetzt habe ich wieder etliche Säcke. Aber hübsch versteckt in umzugskartons. sieht gar nicht so schlimm aus... [devil]
Wenn nur die Moskitos nicht wären (Fruchtfliegen)... [rolling_eyes]

Gerade habe ich die Nummer der hiesigen Selbsthilfegruppe gewählt. Und bin auch durchgekommen. Am Dienstag habe ich ein erstes Gespräch.
Für mich erschwerend; Ich kenne die gute Frau aus meiner aktiven Zeit. Da war ich im Gespräch mit Ihr auf gleicher Höhe, habe sogar redaktionelle arbeit für Ihre Gruppe geleistet. Jetzt gehe ich hin als betroffener. Toll.
Aber -wie soll es im Bereich der Selbsthilfe anders sein- kein Wort von Vorwurf. Sie hat mich völlig vorurteilsfrei angenommen. Das nimmt einen haufen hemmungen.

so long,
ich freue mich auf rege antworten und Berichten von eure Situation und wie ihr damit klarkommt.

lg,
exBuddha


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07.04.2012 17:22
avatar  Luana
#2
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Huhu,

Ansich klingt das gar nicht schlecht, ich würde sofort eure Wohnungen entrumpeln.
Aber jemand in meine lassen?? Auch wenns gar nicht schlimmer Aussieht, jemand die gleichen Probleme hat...ist der Gedanke daran für mich noch etwas seltsam[smile]


Soviele sind ja hier im Forum noch nicht, aber es werden langsam mehr.
Ich denke auch das welche die keine Antwort bekommen haben sich einfach nochmal bemekmar machen sollten wenn sie reinschauen.

LG und schöne Ostern

07.04.2012 18:33
avatar  exBuddha ( gelöscht )
#3
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exBuddha ( gelöscht )

Hallöchen,

bei diesem "fiktiven" Projekt der gegenseitigen Hilfe wäre eine anonyme Fremdentrümpelung doch die Lösung :-)
Du weißt gar nicht, wer`s macht. Kommst zurück und alles ist fertig :-)

die weitere Unterstützung zur Rückfallvermeidung ist natürlich noch nicht ausgearbeitet....
lg


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07.04.2012 19:38
avatar  Luana
#4
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Klingt seltsam aber toll.

07.04.2012 22:27
#5
De


Hallo zusammen,

was mich wundert ist, dass ihr so einfach ausrümpeln lassen könntet. Also miteinander sauber machen ist für mich was ganz anderes, als jemanden meine Sachen sortieren oder am Ende gar aussortieren lassen. Da werd ich grad ganz unruhig.
Von einer WG hab ich auch irgendwo gelesen, aber nur oberflächlich.
Keine schlechte Idee, aber für mich hier und jetzt nicht umsetzbar.
Bin nach wie vor am Infos sammeln, am vergleichen mit mir und am überlegen was ich unternehmen könnte.

-die Sache mit dem grossen Elefanten in kleine Teile zu zerlegen finde ich gut.
Hab ich bisher schon gemacht, aber halt zulange Zwischenräume zwischen den Teilen.

dann beschäftigt mich noch die Aussage, dass wenn man dafür sorgt dass man nicht weiter überfordert ist, alles automatisch wieder aufgeräumt wird. Dem kann ich nur nicht zustimmen, weil ich vor 1,5 Jahren für weniger Stress gesorgt habe, aber es eigentlich dadurch nur schlimmer geworden ist.......

und dann die Frage nach der Selbstachtung, sich was wert sein. Das ist ein grundsätzliches Thema bei mir. Mein Päckchen aus der Kindheit. Wie geht man das an? Und das nicht nur einmal, sondern beständig. Etwas das Sinn macht. Ich weiss nicht wie es Euch geht, aber ich bin abends solange auf, bis ich fast im Sitzen schlafe. Und da möchte ich mal anfangen. Rechtzeitig ein Schlusspunkt setzen und dann kommt das Eigentliche. Habe mal gehört, dass die Haut der Kontakt zur Aussenwelt ist, das heisst umgekehrt, dass es auch die Kontaktstelle zu meinem Inneren ist, oder? Also habe ich mir vorgenommen, mich jetzt abends vor dem Schlafengehen in Ruhe einzucremen. Hört sich für mich im Moment noch total seltsam an, und eigentlich könnt ich mich vom Gefühl her schon wegwinden. Aber mein Kopf sagt mir, dass ich das mal ausprobieren sollte. Und das tue ich. Irgendwas muss ja passieren.Irgendwie muss ich mal den richtigen Weg finden.

Auf alle Fälle tut es mir gut darüber zu reden, das bringt das Ganze irgendwie in Bewegung.
Möchte Euch danken,
und wünsche uns allen Frohe Ostern, auf dass es auch für uns eine Auferstehung wird. ;-)


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