Ein paar Situationen und Gedanken dazu

02.09.2014 00:08
#1
Sc

Hallo ihr lieben Mit-Messies ;)

seit ein paar Minuten bin ich nun hier registriert und es fühlt sich so an, als sei ein erster, riesiger Schritt getan... Mich (wenn auch anonym) als Messie zu bekennen.

Noch habe ich nur sehr flüchtig drüber gelesen, weil es mir grad ein überwältigendes Bedürfnis ist, einfach drauf los zu sabbeln. All die Dinge auszusprechen, die ich bisher niemandem erzählt hab. Warum? Nunja, ich jenseits meiner Wohnungstür bin ich eine leicht moppelige, ansonsten aber echt ansehnliche junge Frau. Mitte 20, klug, selbstbewusst, hübsch, beruflich erfolgreich, und und und...
Doch ich soll so eine sein, wie sie von den Medien dargestellt wird? Eine versiffte Drecksau, die die einfachsten Dinge ned gebacken kriegt? Nein! Das bin ich nicht, niemand von uns hier passt in das reißerische Vorurteil, das die Medien uns aufzwängen! Wir alle sind liebenswerte, liebende und liebesuchende Menschen. Doch die Medien geben uns ein Vorurteil, das wir unseren Freunden und Verwandten nicht erklären müssen wollen. Das mal vorweg als kleine, globale Einführung in meine Gedankenwelt. Übrigens, Rechtschreibung kann ich, mag ich aber in Foren nicht über-päpstlich befolgen ;)

Nun zum Betreff passend, ein paar Situationen aus meinem Messie-Alltag.

Eine Freundin ruft mich an: "Hey Maus, was machst'n am Samstag?"
Die Antwort könnte so einfach sein "Bisher nix, am liebsten was mit dir"
Aber nein! Was, wenn sie Feiern gehen will, hieße das dann Vorglühen bei mir? Fuck!
Was, wenn sie mich zum Bummeln in der Stadt abholen will, klingelt, und durch den Türsprecher sagt, sie müsse nochmal kurz pinkeln bei mir? Fuck!
Oder, noch schlimmer, sie schlägt nen DVD-Abend vor?! Genug Zeit, um über einen Zeitraum von ca. 4-6 Std. jede noch so kleine Unzulänglichkeit meiner chaotischen Wohnung zu entdecken - Fuck! Fuck! Fuck!
Was antworte ich also? Richtig: "Ou, äh Samstag, da... (hoffe vergeblich auf entlastende Unterbrechung meiner Verleugnung)... da bin ich in deiner Nähe, soll ich auf'n Abend vorbeikommen?"
Na super, Spitzenleistung! Meine gute Freundin belogen und damit diese Lüge nicht auffliegt, drumrum lügen, warum ich gerade in ihrer Nähe bin. Das macht mich traurig.

Andere Situation, gleiches Problem:
Es klingelt. Ich erwarte Niemanden! Fuck!
Naja, eigentlich erwarte ich ja nie Jemanden sein. Aber wer ist das? Will er womöglich in meine Wohnung? Wenn ja, welchen Grund hätte ich (offiziell) ihn nicht reinzulassen?!
Ok, durchatmen!
Postbote will nicht rein, easy.
Ah, ich hab doch neulich nach nem Verkehrsunfall meine Daten als Zeuge weitergegeben. Sind das die Bullen? Die wollen sicher nicht am Flur reden?! Ich auch nicht! Fuck!
Hm, oder der Hausmeister wegen der klappernden Heizungsrohre? Dafür gibt es keine Ausrede! Fuck!
Oder, vielleicht ist es mein Papa, der nur mal eben vorbei schauen will? Wie gern wäre ich ihm eine liebe Tochter, die Kaffe und Kekse anbietet. Aber so? Hier? Fuck! Fuck! Fuck!
Ich greife zur bewährten Taktik: Mit Schuhen, Jacke, Handtasche und frisch parfümiert die Tür öffnen. Armbanduhr nicht vergessen, so kann ich betonen, wie dringend ich zum Bus muss! Wo zum Geier ist eine meiner 11 Armbanduhren, wenn man sie mal braucht?! Ah, da. Puh!
Ich beantworte also per Gegensprechanlage. Und was ist? N Päckchen. Suuuper, all die Panik umsonst!
Heute, ja wirklich heute beantrage ich endlich dieses DHL Paket Dings! Aaaaargh!

Kennt ihr das oder ähnliches?
Bin gespannt auf eure Reaktionen. Eigene Gedanken sind herzlich willkommen :)

Ganz lieben Gruß
Schlambine


 Antworten

 Beitrag melden
02.09.2014 01:40
#2
No

Hallo Schlambine, ich bin mal so dreist und sag nur "Bine"

erst einmal herzlich Willkommen bei uns. Und nun zu deinem Text.

Ich kenne die Situation die du beschreibst nur ZU gut. Ich öffne generell die Tör nicht, wenn es klingelt. Auch wenn es die Post ist nicht. Ich wüsste genau dass ich auf die Schnelle keine Ausrede finden würde. Ich bekomme immer regelrecht einen Herzstillstand wenn es klingelt. Einige Zeit habe ich den ganzen Tag in meiner Wohnung gesessen und kein Geräusch gemacht. Ich habe mich nicht bewegt. Alles aus gemacht: PC, Musik, Fernseher. Alles. So langsam nimmt die Panik ab, denn ein Ende ist in greifbarer Nähe. Aber die Tür würde ich immer noch nicht öffnen. Es war schon sehr schwierig für mich als letzte Woche ein Mitarbeiter des Jobcenters vorbei kam um sich das anzuschauen. Der war nur 1 Minute da, aber über meinen Schatten zu springen ist mir schwer gefallen.

Auch das anlügen von Familie und Freunden kenne ich sehr sehr gut. Ich habe jahrelang Ausreden gehabt weswegen keiner bei mir in die Wohnung konnte. Ich bin immer zu den andren gegangen. Ich habe meiner Freundin vor etwa 2 Monaten alles erzählt. Im Nachhinein konnte sie dann 1 und 1 zusammenzählen und hat dann auch realisiert was ich ihr alles "vorgelogen" habe. Sie war weniger von der eigentlichen Sache erschrocken, sondern weil ich es ihr nicht schon früher erzählt habe, und es jahrelang mit mir rumgetragen habe. Außer ihr und einige Ämter weiß keiner Bescheid.

Eine Lösung gibt es auch für dich, das möchte ich dir schon mal mitgeben. Wie diese für dich aussieht, kannst du nur für dich selbst herausfinden. Das "Messie-tum" ist soooo vielfältig und hinter jedem Messie steht eine andere Geschichte. Aber zusammen finden wir da raus!

Liebe Grüße

Man kann die Welt oder sich selbst ändern. Das Zweite ist schwieriger.“ - Mark Twain


 Antworten

 Beitrag melden
02.09.2014 12:40
#3
Sc

Hallo @Utopia,

vielen lieben Dank für deine aufmunternden Worte!
Oh ja, das mucksmäuschenstille in der Wohnung verharren kenne ich auch bestens...

Hm ja, ich hoffe, dass es einen Weg gibt und freue mich, dass du in deinem schon vorangeschritten bist.

Der Wikipedia- Artikel und weiterführende Beschreibungen haben mir schon mal geholfen, meine Verhaltensweisen zu erkennen.
Ich mache z. B. aus einer kleinen Aufgabe (diese eine Tasse abspülen) gedanklich ein Mammut-Projekt (die ganze Küche auf Vordermann bringen)
Diese riesen Aufgabe schüchtert mich ein, sodass auch die einzelne Tasse stehen bleibt, denn "wie soll ich das denn alles schaffen?!"

So habe ich nun ein Büchlein angefangen, in dem ich meine kleinen Ordnungs-Erfolge aufschreibe.
Ganz einfach und formlos gehalten, um eben vor allem die kleinen Schritte festzuhalten, die ich ihne viel Aufwand oder Überwindung gehen konnte (Pfand mit weggebracht, 1 Ladung Wäsche rechtzeitig gemacht)

Ich drücke uns die Daumen, dass wir unseren Weg finden und beibehalten :-*


 Antworten

 Beitrag melden
02.09.2014 19:44
#4
Au

Huhu und herzlich Willkommen.
Ja, ich kenne alle das auch nur zu gut...wenn wir das Auto unseres Vermieters im Hof sahen und er bei seinen Eltern war, haben wir uns manchmal nen halben Tag totgestellt und sogar mit den Hunden klammheimlich durch dei Hintertür Gassi, damit er nicht auf die Idee kommt hier zu klingeln...Einmal tat er das, ich hab dann Migräne vorgetäuscht...


 Antworten

 Beitrag melden
08.09.2014 16:28
avatar  Reise
#5
Re

Hallo hier,

ja Vermieter, da geht es eher um den, sehe ich zu, dass ich Sa. unterwegs bin, sonst ja eh ganze Tag weg, und wenn ich sein Auto wo sehe, treibe ich mich noch herum. Hab soweit alles auf der Reihe, eben noch die Ecken, Papierkram, aber jetzt erst mal unsere Pension weiter aushelfen, das Festlandbüro auch noch weiter machen.

Schöne Inselgrüße von Reise, also eher nix mit Urlaub, aber des Feeling bei der Arbeit und nachm. täglich an den Strand, wenn auch kurz.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!