Auf der Suche nach der Ursache

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15.04.2012 16:45
#1
Bi

Hallo miteinander!


Ich bin ganz neu hier und möchte mich einmal kurz vorstellen...

Ich bin 26 und [i]leider[/i] Messie. Ich schreibe "leider", weil ich noch nicht wirklich dazu stehen kann.
Bis auf meinen Vater und meinen Mitbewohner, ein guter Freund, weiß auch niemand von meinem "Problem".
Ich bin auch noch nicht soweit, etwas an diesem Zustand zu ändern.
Ich möchte in den nächsten Monaten eine Therapie beginnen, nur weiß ich noch nicht so recht, wo (also an welchem Thema) ich anfangen soll.

Es ist nämlich so, dass mein ganzes Leben ein Chaos ist (nicht nur die Wohnung).
Ich bin über einen Umweg hier im Forum gelandet...ich war eigentlich dabei, meine Ex-Beziehung zu einem Borderliner zu verarbeiten.
Im Zuge dessen habe ich mich sehr intensiv mit mir auseinandergesetzt, bin meine "Themen" und meine Vergangenheit angegangen. Ich habe mir Informationen zum Thema Borderline und Selbstfindung beschafft.
Ich bin schlussendlich darauf gekommen, dass der Grund, weshalb ich gerade mit einem Borderliner zusammen war, in meiner Kindheit liegt.
Vermutlich ist meine Mutter ebenfalls Borderlinerin, mein Vater wahrscheinlich Narzisst.
Kurz zusammengefasst heißt das: ich konnte es nie einem recht machen, wurde nicht gesehen wie ich bin sondern zum schwarzen Schaf der Familie auserkoren.
Ich kannte auch keine familiäre Beständigkeit, meine Mutter hatte Stimmungsschwankungen und Depressionen, war überfordert. Mein Vater kaum zu Hause, übernahm kaum Verantwortung. Später kam meine kleine Schwester auf die Welt, um die wir uns alle kümmerten (da meine Mutter extremst überfordert war), und meine persönlichen Belange wurden wiedermal nicht beachtet.
Als ich 15 war, beschlossen meine Eltern sich scheiden zu lassen...was darauf folgte, war ein 3 Jahre andauernder Scheidungskrieg (bei uns ist es teilweise abgegangen wie im Film "Der Rosenkrieg").
Ich erinnere mich daran, dass ich in den letzten Jahren ungern heim fuhr, viel lieber einfach in der Schule geblieben wäre am Nachmittag, weil die Stimmung nicht zum Aushalten war.
Es gab ständig Streits und Vorwürfe, Unruhe und meistens war ich an allem Schuld (Stichwort: "emotionaler Missbrauch" - dieser zieht sich durch meine gesamte Kindheit und Jugendzeit)
Meine beiden Schwestern und ich wohnten dann bei meiner Mutter, Kontakt zu meinem Vater gab es nicht. Wir wurden gezwungen, uns zu entscheiden, mussten vollste Loyalität meiner Mutter gegenüber beweisen. Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir wurde nach dem Auszug meines Vaters kontinuierlich schlechter, weil sie all ihre Hassgefühle nun auf mich übertrug. Ich fühlte mich total allein gelassen und hilflos-ohnmächtig. Es gab Momente, wo ich daran dachte, abzuhauen.
Als ich 19 war, setzte mich meine Mutter von einem Tag auf den anderen auf die Straße und fügte mir eine schwere Körperverletzung zu. Seitdem besteht kein Kontakt zu ihr, zu meinem Vater gibt es praktisch auch keinen, zu meiner älteren Schwester auch nicht...nur zu meiner jüngeren Schwester (sie ist jetzt 14) sporadisch.
Ich bin in den letzten Monaten drauf gekommen, dass mich der Großteil meiner Familie (inklusive Großeltern etc.) als Sündenbock und Mülleimer verwendet. Da ich darauf keine Lust mehr habe, und lieber alleine dastehe, als ständig so misshandelt zu werden, habe ich in den letzten Wochen Grenzen gezogen und mich bewusst distanziert.

Ich bin in den letzten 9 Jahren 5 Mal umgezogen, obwohl ich eigentlich jemand wäre, der gerne mal ein "Zuhause" hätte...denn das hatte ich nie.
Ich fühlte mich zuhause nie wirklich geborgen, hatte keine Zuflucht. Und so ist es immer noch. Ich halte das alleine zu wohnen kaum aus, weil ich ausgeprägte Verlassenheitsängste habe.

Ich war schon als Kind etwas unordentlich, jedoch räumte meine Mutter immer auf, somit lernte ich das nie. Solange ich aber nicht alleine wohnte, ging es irgendwie.
Wenn ich zum Beispiel wo zu Besuch bin, helfe ich immer mit, den Tisch zu decken, abzuräumen, Geschirr zu waschen etc. Nur bei mir zuhause schaffe ich es irgendwie nicht.
Perfektionismus trifft auf mich ebenso zu, wie ein Helfersyndrom und Hochsensibilität.

Ich bin gerade dabei das Thema Verlustangst anzugehen und habe bereits ein paar Fortschritte persönlich erzielt. Dazu kommt das Thema "Grenzen setzen", was ich auch erst lernen muss. In meiner Familie wurden bzw. werden ständig Grenzen überschritten, so etwas wie Respekt gab es praktisch nicht.

Momentan, wie gesagt, bin ich immer noch dabei, die Ex-Beziehung zu verarbeiten und muss mich um meinen Studiumabschluss kümmern (ich hoffe, ich schaffe es endlich meine Diplomarbeit fertigzustellen, denn auch das schiebe ich vor mir her :(...). Daher habe ich einfach nicht die Kraft, vorher etwas an meinem Wohnzustand zu ändern (mein Mitbewohner versteht das und ist vermutlich selbst Messie [zunge])

Gut, das war's vorerst von meiner Seite. Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in mein Leben geben....

Habt ihr vielleicht eine Ahnung, was genau bei mir der Punkt sein könnte, wieso ich ein Messie wurde?

Ich möchte nämlich an der Ursache ansetzen und mein Leben komplett unter die Lupe nehmen, nicht nur die offensichtlichen Auswüchse.

Würde mich sehr über Antworten freuen!


BieneMaja


















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15.04.2012 17:04
#2
ne

Hallo BieneMaja,

Du machst auf BWL, Jura?, nicht in Physik oder Philosophie.
Das dachte ich mir.
Willkommen im Club!
Kannst Du dich in einen 68er hineinversetzen?
Da hast Du große Entwicklungspotentiale vor Dir, Innenminister, etc.
Wie sollen wir Dir helfen? Das kam jetzt nicht ganz rüber?

LG
neglectus

PS: Schön dass es Dich gibt und dass [b]Du[/b] einfach da bist.


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15.04.2012 17:25
#3
Bi

Hallo neglectus,

Danke für deine Antwort.

Mein Studium geht in eine ganz andere Richtung als die, die du vermutest, aber das tut jetzt nichts zur Sache ;).

Was meinst du denn mit: "Kannst Du dich in einen 68er hineinversetzen?"
Wenn ich mich nicht verrechnet hab, müsstest du doch (noch) 62 sein?!

Ich habe keine politische Laufbahn im Sinn *g*, möchte mich einfach "nur" selbst entfalten und verwirklichen können und mich selbst besser kennenlernen.

Also wie gesagt, ich wollte einfach wissen von euch, ob sich aus meinem kleinen Lebenslauf ein Anknüpfungspunkt ergibt, aus dem heraus geht, weshalb ich die "Messie-Neigung" entwickelt habe. Vielleicht gibt es ja sowas wie einen typischen Verlauf/eine typische Entwicklung.
Wie bereits oben geschrieben, denke ich mir, es hat einen Grund, weshalb es zu einer solchen Entwicklung kommt. Und diesem meinem persönlichen Grund möchte ich auf die Schliche kommen, um damit arbeiten zu können.

Ist es jetzt verständlich?

LG
BieneMaja


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15.04.2012 17:39
avatar  exBuddha ( gelöscht )
#4
ex
exBuddha ( gelöscht )

Hallo BieneMaja

Alles was ich sage/schreibe ist meine Meinung. Und der Intelligente Mensch ändert seine Meinung auch mal [wink]
ich bin ja auch erst vor kurzem auf mein "messie-syndrom" aufmerksam geworden.
Bei deiner Lebensgeschichte und auch von anderen Beiträgen hier im Forum, sowie meinem eigenen Lebenslauf- stellt sich mir manchmal eine Frage;
WAS sind wir? Kann man wirklich eine Bezeichnung -in unserem Fall: Messie- verwenden als Grundlge für evtl. Therapie etc.?
Unser haushalt ist ne Katastrophe. Mehr oder weniger. Das eint uns hier. Unterschieden wird unter Messies auch noch zwischen "Sammlern" (suchterkrankung) und reinen "Chaoten" wie mir, ich habe verschiedenste Gründe, den Müll etc. nicht rauszubringen. Bin ich jetzt klassischer Messie?
Wissen tu ich es noch nicht, aber hier im Forum habe ich zumindest die passendsten Gleichgesinnten gefunden.
Anders als in der Suchtproblematik (womit ich mich auskenne) habe hier die allermeisten wirklch üble (!) Kindheits- und Lebenserfahrungen machen müssen.
Willkommen im Club, wie neglectus schon sagte. Hier herrscht vertrauensvolle offenheit.
Ich bin mir nicht sicher, ob -bei so einem Lebenslauf wie deinem sowieso- die Ursache bei einem Erlebniss/Punkt gesucht werden kann.
Ist es ein Wunder, dass du dein häusliches Leben nicht auf die reihe bekommst? Oder eine Krankheit?
Wenn deine Erlebnisse nicht ausreichen, einen Menschen zu zerstören, was soll denn noch kommen?
Saustall zuhause ist meiner Meinung nach die Folge ganz anderer Probleme. Ein eigenständiges Krankheitsbild kann das nicht sein. Niemand von uns WILL so leben.
Änderung der Situation halte ich -gerade in deinen jungen Jahren- für durchaus möglich. Ich ziehe hier meine Erfahrung aus der Suchtproblematik heran.
lass dir helfen. stelle konkrete Fragen über deine Situation bzw. emotionen. Dann können einige hier aus dem Forum für dich darauf eingehen.

bis demnächst,
exBuddha


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15.04.2012 17:49
#5
ne

Hallo Bienchen,

aber Dein Studium interessiert mich schon. Ach wär das schön, wenn es Mathematik wäre.
Dann könntest Du unserer hochintellektuellen Nachtschwärmertruppe das Kleine Einmaleins beibringen.
Du hast recht, ich bin 62, also ein ziemlich alter Sack, aber die Glocken sind noch nicht länger als das Seil.
Die 68er sind eine Weltanschauung, kannst Du googlen? Dann mach das.

Dieser Satz gefällt mir: I[i]ch habe keine politische Laufbahn im Sinn *g*, möchte mich einfach "nur" selbst entfalten und verwirklichen können und mich selbst besser kennenlernen.[/i]: dann bleib ein Messie.
[i]
Also wie gesagt, ich wollte einfach wissen von euch, ob sich aus meinem kleinen Lebenslauf ein Anknüpfungspunkt ergibt,
aus dem heraus geht, weshalb ich die "Messie-Neigung" entwickelt habe. Vielleicht gibt es ja sowas wie einen typischen Verlauf/eine typische Entwicklung.[/i]
Der Messie ist eine Mutation, entsprechend der Evolationstheorie. Da hast Du alle Schliche, die Du brauchst.

Es wäre ganz schön geistreich, wenn Du uns erhalten bleibst! Ist das jetzt verständlich?

LG
neglectus


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