Sohn eines Messies

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31.01.2015 13:47
avatar  Heiko44
#1
He

Hallo,

endlich habe ich mal ein Forum gefunden wo ich mir alles von der Seele schreiben kann. Ich bin Sohn eines Messies. Ich erzähl einfach mal von Anfang an. Durch meine Mutter hatte ich erfahren, das schon die Mutter meines Vaters die schreckliche Angewohnheit hatte, immer jeden Mist aufzubewahren. Und wenn man es dann weg schmeißen wollte dann wurde Sie sauer und auch handgreiflich. Ich selbst habe Sie nicht kennengelernt. Nun ist es natürlich so, das mein Vater auch leider jeden Mist zusammen gesammelt. Wenn irgendeiner unserer Nachbarn etwas umbauen wollte, holte mein Vater sich immer davon etwas ab. Das war dann mal eine total alte Terrasenüberdachung, dann irgendwelche Kunststoffprofile, alte Arbeitsanzüge von der Arbeit und und und. Außerdem hat er bei einem Bauern in der Nähe einen alten Schuppen wieder aufgearbeitet wo er unmengen an altem Konstruktionsvollholz aufbewahrt. Dann vor ein paar Jahren, ich muss dazusagen, wir nutzen noch nebenbei Regenwasser mit einer Hauswasserversorgung (es soll anscheinend geldmässig was bringen in Sachen Brauchwasser), kam mein Vater auf die Idee im Garten ein Loch aus zu heben um dort eine Art Regenwasserbunker zu bauen. Da dachte ich schon das kann ja wohl nicht wahr sein. Dazu muss ich noch sagen, das er gesundheitlich mehr als angeschlagen ist und Frührentner geworden ist wegen der Bandscheiben. Er achtet da auch kein stück drauf. Vor 2 Jahren hatte er sich dann bei irgendeinem Bauern mal einen alten Tank anschwatzen lassen, natürlich auch für Regenwassernutzung. Der liegt jetzt auf dem Wall herum und wird gar nicht richtig genutzt. Dann bei uns auf dem Dachobden liegt sämtlicher Mist und Scheiss herum. Irgendwelches altes Holz und alte Baulampen und Bücher und weiß der Geier was. Dann hat er zusätzlich im großen Keller einen Hobbyraum also schon eine hochwertige Schlosserwerkstatt mit sehr vielen alten Apothekerschränken, vielleicht kennt die noch jemann. Dann hat er da zum Beispiel über 20 Hobeln die er gar nicht nutzt und Unmengen an Schraubzwingen. Er kauft bei jedem Trödelmarkt irgendwelchen Mist. Er übertreibt immer mass los. Er hat bestimmt zig Akkubohrmaschinen, Schrauben, Fittinge, Farben,Lacke, Gewindeschneider und noch vieles anderes. Als er noch aktiv gearbeitet hat da kaufte für mehrere Tausend DM Holzbearbeitungsmaschinen von Scheppach die er schon seit 10 Jahren nicht mehr nutzt.Dann dazu noch ein Sandstrahlgerät und einen alten Tankstellenkompressor. Ich kann das einfach nicht mehr nachvollziehen. Er hat für so etwas tausende Mark ausgegeben und nutzt es einfach nicht mehr. Und bei unserem Haus selber macht er gar nichts. Um mal ein paar Beispiele zu nennen: Meine Mutter möchte gerne eine neue Küche haben sowie das Badezimmer, alles mehr als 30 Jahre ,zusätzlich wird es dringend Zeit, mal die Heizungsanlage zu erneuern. Aber wenn meine Mutter meinen Vater darauf anspricht wird er sauer und auch jähzornig. Bestes Beispiel war im letzten Jahr: Ein Bild ist im Wohnzimmer von der Wand gefallen mit einem ordentlichen Kratzer an der Tapete. Ohne etwas zu mir oder meiner Mutter zu sagen, ruft mein Vater einfach beim Maler an und macht einen Termin damit er das komplette Wohnzimmer tapeziert. Dann musste zackig gehen wie beim Bund: Möbel raus, Tapeten ab und und und diese ganze Procedere. Tapeten waren von der Wand ab und da kam der Malter mit einem Tapetenbuch. Und meine Mutter sagte gleich zu dem Maler das Ihr nichts davon gefällt weil sie gerne etwas buntes frisches haben wollte. Daraufhin rastete mein Vater vollkommen aus und schrie meine Mutter an, das wir jetzt die weiße Tapete aus dem Buch nehmen. Schluss aus. Und das direkt vor dem Maler. Dazu muss ich sagen, meine Mutter ist taub. Ich war entsetzt als meine Mutter mir das erzählte. Sie erzählte mir dann noch etwas aus der Vergangenheit: Damals als unser Haus gebaut worden ist, hatte meine Mutter schöne Fliesen ausgesucht und natürlich hatte meinen Vater einen Bekannten der Fliesenleger war, was sich später als Fuscher rausstellte. Der Boden des Flurs war fertig gefliest und irgendwie, ich kenne mich damit nicht aus, sagte meine Mutter, hätte der Fliesenleger wohl beim einfugen der Bodenfliesen einen fahrlässigen Fehler gemacht. Jedenfalls waren die Bodenfliesen komplett versaut. Meine Mutter war stinksauer und es gab damals einen großen Streit. Meine Mutter sagte der Typ soll alles neu machen aber mein Vater weigerte sich und fing wieder an rumzuschreiben. Endeffekt war, die Fliesen mussten alle komplett übergeflist werden. Mehrere hundert DM für umsonst. Gleiches auch für die Treppe nach oben. Das war auch wieder ein Bekannter Tischler von meinem Vater er hatte die Treppe angefertigt und eingebaut. Schon beim Einbau sagte meine Mutter, dass das Holz viel zu hell sei und das es überhaupt nichts mit dem Ausstellungsstück zu hat. Und schon wieder gab es einen Streit da mein Vater sagte dies sei alles in Ordnung, genauso wie bei den Fliesen damals. Natürlich wird eine Treppe beansprucht aber nach längerem Gebrauch stellten wir viele Mängel fest: Dellen und Kratzer, starke schwarzer Abrieb von Schuhen, den man nicht mehr vom Holz bekam quasi die ganze Treppe war ein großer Mist. Dann gab es auch noch unter der Treppe einen Wasserschaden und die ganze Treppe hat mein Vater ohne Erfahrung auseinander gebaut und wieder zusammengebaut. Auch wieder nix halbes und nix ganzes. Ein paar Jahre später wollte mein Vater die Wände des Treppenhauses sowie oben im Flur neu über gestrichen haben. Er fährt zum Baumarkt hin, weil er gehört hat, das die Farbe nach Wunsch anmischen. Er und meine Muter haben sich die Farbe anmischen lassen und kamen voller Freude dann zu hause an. Ich dachte mir so probierst das halt mal an einer Wand im alten Bügelzimmer aus. Uns schon konnte man ein paar Tage später sehen, das die Farbe mehr als schlecht ist. An der Wand sah es nicht nach schöner Terrakorfarbe aus sondern wirkte eher orange und so scheckig halt. Ich teilte es natürlich gleich meinem Vater mit aber er wollte nichts davon hören. Ein paar tage später war ein Bekannter von meinem Vater da, ein Maler. Er war total überfordert und fing sofort mit der Arbeit an. Er knallte seine Bühne auf die Treppe und fing an wie ein beklopper die Wände zu streichen. Er schwitzte und pustete wie jemand der auf der flucht ist. Ich dachte das kann ja wohl nicht angehen. Später als alles fertig war war die Treppe natürlich noch mehr mit Beulen übersäht. Ich sagte meinem Vater auch das die Arbeit umsonst war den die Farbe ist einfach nur hässlich und qualitativ einfach nur Mist. Ich kann das alles nicht verstehen. Wie kann man schlechte Arbeit abnehmen und dies auch noch bezahlen? Ich verstehe es nicht. meine Eltern haben das quasi für schlechte Arbeit einen haufen Geld ausgegeben. Wenn ich bei uns durchs Haus laufe und diese Fehler sehe dann frag ich mich was in dem Kopf von meinem Vater los ist. Man sieht doch als normaler Mensch das überall dort schlecht gearbeitet worden ist. Wenn man ihn darauf anspricht, dann blockt er ab. es kann doch wohl nicht sein. Wenn ich mal bei unseren Nachbarn vorbei komme dann bin ich verdammt neidisch. Die haben das alles schön und akkurat. Und sobald mal bei den Nachbarn der Fliesenleger ist oder der Installateur dann reißt mein Vater gegenüber uns immer ein dummes Kommentar und fängt an die Firmen schlecht zu machen. Ich habe immer das Gefühl, er kann es einfach nicht ab wenn jemand sich halt einen "Facharbeiter" holt. Auch muss mein Vater immer und überall seine Nase reinstecken. Aus gesundheitlichen Gründen konnte ich bis jetzt noch nicht zu Hause ausziehen und habe so gesehen eine Dachgeschosswohnung. Im letzten Jahr hatte ich eine Firma beauftragt, im Flur neues Laminat auszulegen. Der Mann war sehr nett und arbeitete wirklich sauber und genau. Und wie es natürlich kommen musste, mein Vater ging alle 30 Minuten nach oben um zu schauen, ob es nicht was bemängeln kann um mich in die Pfanne zu hauen. Tja leider fand er nichts. Als er fertig war, tranken wir noch eine Tasse Kafee zusammen in der Küche wo auch mein vater saß. Er sagte kein einziges Wort zu dem freundlichen Mann sondern wirkte hochnäsig und arrogant. So hatte ich meinen Vater noch nie erlebt. Er hat sich auch seit 2 Jahren ein paar echt unangenehme Sachen angeeignet. Er fasst sich alle paar Minuten an der Nase herum, er zieht wie ein kleines Kind den Schnodder in der Nase hoch und dann fängt er an sich mega stark zu räuspern und tut so als wenn er schleim im Hals hat.Er geht dann vor die Tür und rotzt so laut im Garten rum das es die Nachbarn hören. Beim Essen kann er sich auch nicht benehmen. Entweder fällt ihm dauern etwas weg oder er schlürft und schmatzt. Er hat echt sämtliches Benehmen verloren. Man erkennt ihn gar nicht wieder. Meine Mutter weint auch sehr oft. Sie hat es einfach nicht leicht. Vieles hat auch mit dem Hausbau damals zu gehabt. Versteht mich nicht falsch ich möchte nicht nörgeln aber mein Vater hatte damals beim Hausbau schon die Angewohnheit, immer anders zu sein. Alle Leute hatten ein ganz normales Dach mit Dachziegeln, nein er musste etwas anderes haben: Eine hässliche Berliner Welle auch unter dem Namen Eternit bekannt. Es macht unser haus sowas von hässlich. Meine Mutter war damals schon dagegen das sowas aufs dach kommt. Es kommt auch sehr oft vor, das meine Mutter zu mir kommt und sagt, was machen wir mal wenn etwas passiert zum Beispiel Tod oder so? Der ganze Mist muss ja auch entsorgt werden und so. Teilweise denkt mein vater das ich wohl mein Leben lang zu hause wohnen werde. Dem ist nicht so. Ich möchte auch gerne mein eigenes Leben leben aber ich denke so er macht sich daraus einen spass uns kindern den mist zu überlassen.


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31.01.2015 14:46
#2
Ta

Hallo Heiko !
Willkomen in der Runde !
Das ist ja starker Tobak ! Aber solche Geschichten sind hier nicht neu.
Oft stecken seelisch/nervliche Erkrankungen oder auch ein Trauma dahinter,also eine tiefe seelische Wunde, die nur oberflächlich verheilt ist oder
die dem Betroffenen noch immer( unbewusst) angst macht. Ich kann mir daher vorstellen, dass es eine Situation gegeben hat in Deines Vaters Leben, wo
er eine schwere Kränkung erlebt hat und diese bis heute nicht verwinden kann. Daher sein geringes Selbstvertrauen,Selbstwertgefühl.
Du kannst selber da gar nicts machen,nur auf Dich selber aufpassen, dass Dich diese Situation nicht auch noch kaputt macht.
Du schreibst , er macht sich einen Spass draus, den Mist euch Kindern zu hinterlassen......wieviele Kinder seid Ihr denn und wie verhalten sich die
Geschwister ? Für Deine Mutter wird diese ganze Situation doppelt , dreifach belastend sein, denn da sie gehörlos ist,
hält es scheinbar Dein Vater nicht für nötig, ihre Meinung mit zu bedenken. Ich bin ja selber schwerhörig und kriege auch nicht immer alles mit,
doch in einer Ehe, wo ich nur funktionieren soll ohne Mitspracherecht, hätte ich es nicht ausgehalten.
spielen natürlich oft noch andere Faktoren mit, die man als Aussenstehender weder sehen noch beurteilen kann...
....insofern ist die Ehe deren Problem allein.
Wie gesagt, pass auf Dich auf.......Grüssele Mausohr


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31.01.2015 18:49
avatar  Heiko44
#3
He

Hallo Tante Mausohr,

vielen Dank für deine Nachricht. Wir sind 2 Kinder. Meine Schwester will davon nie was hören, wenn meine Mutter ihr das erzählt. Es geht meiner Schwester am ar.... vorbei. Ich muss dazusagen meine Schwester ist ziemlich egoistisch. Was andere Leute haben oder sich wünschen, das interessiert sie nicht. Um nur mal ein Beispiel zu nennen: Meine Eltern wären nicht mehr da und das Haus würde verkauft werden, dann wäre Sie die allererste die anfangen würde zu meckern. Dann würde Sie mit Sicherheit sagen warum der Flur so komisch ist, die Treppe kaputt ist oder warum soviel auf dem Dachobden rumliegt und so weiter. So eine Person wäre sie dann. Nie da aber wenn es was zu holen ist dann kommen sie.


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31.01.2015 20:54
#4
Ta

Scheint, als fühlte sich Deine Schwester von den Eltern emotional vernachlässigt.......oder irgendwie an den Rand geschubst......
Dann wundert es mich eher, dass Du derjenige bist, der immer noch was "retten" will.
Normalerweise kenne ich das so, dass gerade erwachsene Kinder von besonderen
Eltern auch besonders drauf bedacht sind, dass es den Eltern gut geht.
Aber eigentlich ist es Sache Deiner Eltern allein, was nun weiter werden soll. Du musst sehen, dass Du gesund bleibst und nicht auch
noch kaputt gehst. Du kannst höchstens noch der Mutter den Vorschlag machen, dass sie sich ein Zimmer
für sich allein zum Ausruhen einrichtet, wo er seinen Krempel nicht reinstellen darf.
Manchmal hilft es , Grenzen zu setzen, das ist deins und das ist meins. Sorry,mehr fällt mir nicht ein....
....numi,die hier in einem der Threads mitschreibt, sagt immer, du kannst den anderen nicht ändern, du kannst nur dich selber ändern, oder die Perspektive ändern......
Das kann viel Kraft und Geduld kosten......aber wenn man es durch hat, fühlen sich vielleicht alle Beteiligten wohler.
Grüssele Mausohr





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01.02.2015 19:47 (zuletzt bearbeitet: 01.02.2015 19:48)
avatar  ( gelöscht )
#5
Gast
( gelöscht )

Hallo Heiko,

herzlich Willkommen hier im Forum.

Es klingt, als sammle dein Vater hauptsächlich aus zwei Motivationen heraus: Zum einen der relativ offensichtiche Geiz (positiver formuliert: Sparsamkeit), und zum anderen Projekte. Sowohl das Material für die Projekte, als auch das Werkzeug. Nur verzettelt er sich dabei, und verbringt inzwischen mehr Zeit damit, die unfertigen (oder nie angefangenen) Projekte zu verwalten, als tatsächlich Projekte auszuführen. Und er denkt sich wohl gerne neue Projekte aus - weil er sich da leicht wieder in die Vorstellung verrennen kann, dass er dieses neue Projekt diesmal dann auch wirklich in die Tat umsetzen wird.

Ich denke, deinem Vater ist es sehr wichtig, "seinen Mann zu stehen". Er will sich die Dinge nicht aus der Hand nehmen lassen. Aber weil er dabei immer wieder "Mist baut", nehmt ihr ihm sie trotzdem ab. Und der Teufelskreis sieht dann schlichtweg folgendermaßen aus:

Er initiiert etwas -> Ihr kritisiert/meckert/rollt mit den Augen/schlagt die Hände über dem Kopf zusammen und versucht es ihm auszureden, kurz: Ihr reagiert darauf negativ -> er reagiert darauf mit Aggression, Trotz, Sturheit und Rechthaberei -> das nervt euch, die Situation eskaliert

Ihr initiiert etwas -> Er kritisiert/meckert/rollt mit den Augen/schlägt die Hände über dem Kopf zusammen -> ihr reagiert darauf mit Achselzucken und macht trotzdem euer Ding -> er bockt, trotzt und wenn es schief geht, schmiert er euch das genüsslich aufs Brot.

Kommt das in etwa hin?


Wenn man will, dass sich etwas an einer Situation ändert, in die man involviert ist, dann kann man ewig seine Zeit und Energie damit verschwenden, den anderen dazu zu bewegen, sich zu ändern. Oder man kann die Änderung selbst herbeiführen, indem man sein eigenes Verhalten ändert. Jetzt sofort.

Das ist schwer, und zwar, weil einem die eigenen Emotionen im Weg stehen. Man sieht es nicht ein, dass man selbst am Zug sein soll. Dem eigenen Gerechtigkeitsempfinden zufolge ist der andere in der Pflicht, sich zuerst zu ändern. Man selbst macht ja alles richtig. Und das mag sogar völlig richtig sein.
Nur geht es eben nicht um Recht haben. Es geht um die Frage: Was ist mir wichtiger? Dass ich mein Recht bekomme, oder dass sich die Situation für uns alle zum Positiven ändert?

Nur wer in der Lage ist, seinen Groll runterzuschlucken, sein Gerechtigkeitsempfinden hintenan zu stellen, und "einfach mal" in so einem Teufelskreis einen Knopf zu drücken, den er bis dahin noch nie gedrückt hat, gibt sich - und dem anderen! - die Chance, diesen Teufelskreis zu unterbrechen.

Wenn du mit mir darin übereinstimmst, dass dein Vater ein Rechthaber mit einem zu geringen Selbstwertgefühl ist, dann kannst du vielleicht verstehen, dass dein (euer) Verhalten jedesmal bewirkt, dass ihm vor Augen gehalten wird, wie er versagt, und sein Selbstwertgefühl mit jeder eurer Kritiken - egal wie gerechtfertigt sie sein mögen! - noch kleiner gemacht wird. Sogar dann, wenn es euch eigentlich um einen Handwerker geht, der gepfuscht hat - den aber ER ausgesucht hat. Bei ihm kommt dann nicht an: "Der Handwerker hat Scheiße gebaut", sondern "DU hast nen Scheiß-Handwerker ausgesucht!" Und weil er das nicht erträgt, verteidigt er seine Entscheidung. Und weil er es umgekehrt nicht erträgt, dass ihr das besser könnt als er, redet er eure Entscheidung(en) madig.
Und sobald er jemandem begegnet, wo er von vornherein weiß, dass er den Kürzeren ziehen wird, lässt er es gar nicht erst darauf ankommen. Da bleibt er ganz still, vermeidet es, sich mit dem anderen Mann zu messen, denn er weiß, dass er sich damit am Ende nur selbst den Schmerz zufügt, im Vergleich zu diesem "Supermann" schlecht abzuschneiden. Indem er mit diesem Mann gar nicht erst spricht, kann er sich in die Ilusion hüllen, dass er dem "Supermann" jederzeit überlegen gewesen wäre, wenn er nur "gewollt" hätte.

Also, dein Vater sehnt sich nach Respekt, Anerkennung, danach, Recht zu bekommen, wertgeschätzt zu werden. Er braucht nicht nur "Dankbarkeit", sondern er hat ein so schwaches Selbstwertgefühl, dass er schon Bewunderung nötig hat.

Und wenn du ihm das einfach mal geben würdest?


Autsch.


Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass ich mit dem Vorschlag jetzt Empörung bei dir ausgelöst habe.
Niemand will in einer solchen Situation nachgeben, man fühlt sich ja sowieso schon die meiste Zeit als Verlierer, und dann soll man dem anderen auch noch "Honig ums Maul schmieren?" Kommt gar nicht in Frage!
Das Problem ist, dass es immer so weitergehen wird, wenn man das nicht tut. Denn dass der andere mit seinen ganzen Marotten eines Morgens aufwacht und sich denkt: Ab jetzt bin ich ein neuer Mensch, nachsichtig und ordentlich und pflegeleicht - das wird sehr wahrscheinlich nicht passieren. Außer die Situation eskaliert so extrem, dass er sich selbst eines Morgens in der Position erkennt, keine andere Wahl zu haben, als sich zu ändern. Bis dahin kann man es eskalieren lassen, klar. Wenn es erst oft genug gekracht hat, könnte das möglicherweise irgendwann passieren. Nur, muss man solange warten und hoffen? Muss man sich das antun, den ganzen Zoff und den ganzen Frust, das viele gebunkerte Zeug und überhaupt, dieses LEBEN?

Nein, muss man nicht. Man kann es gleich morgen verändern, wenn man seine Emotionen beherrscht, nur einmal und nur lange genug, um zu beobachten, ob es die gewünschte Reaktion auslöst.

Sei einmal nett zu deinem Vater, auch wenn du ihm ins Gesicht hüpfen möchtest. Stell dich einmal auf seine Seite, statt auf die deiner Mutter. Bewundere ihn einmal für das, was er tut. Zeige deine Dankbarkeit und Liebe für ihn, auch wenns dir schwerfällt oder sich sogar falsch anfühlt. Für ihn kann das die Welt aus den Angeln heben. Wenn du dir die Ärmel hochkrempelst und sagst: "Okay, du willst also einen Brunnen bauen, dann erklär mal, wie das geht und wir packens an!", wird sich dein Vater nicht nur fühlen wie ein Halbgott, sondern er wird auch Kräfte mobilisieren wie ein Halbgott. Du kannst ihn dann in die Richtung lenken, in der du ihn haben willst. Schritt für Schritt mit ihm die Projekte angehen, die schon so lange unerledigt sind. Ihm helfen, sich auf eines zu fokussieren, bis es erledigt ist, und ihn damit so auf Trab zu halten, dass er keine Zeit mehr hat, sich nach neuen Projekten umzusehen. Und wenn du ihm am Abend auf die Schulter klopfst und sagst: Wir sind ein tolles Team, dann wird er lächeln und sich freuen, was für einen tollen Sohn er hat, und dir ein Bierchen spendieren, und wenn ihr das nächste Mal einen Handwerker kommen lassen müsst, wird er sich für deine Meinung interessieren, und abwägen, ob ihr wieder vornehmlich auf das Geld achten solltet, oder darauf, euch einen kompetenten Handwerker zu holen. Wenn dann etwas nicht so läuft wie gewünscht, wird er seine Entscheidung nicht mehr gegen deine Kritik verteidigen müssen.

Du meinst nicht, dass das funktionieren könnte, oder? Probiers einfach aus. Bitte ihn gezielt um seine Meinung, tu so, als sei sie dir wichtig. Rolle nicht mit den Augen, sondern zeige ihm Respekt, auch wenn du vermutlich der Meinung bist, dass er ihn nicht verdient. Gib ihm einfach ein mal, wonach er lechzt, und schau, was er dir im Gegenzug gibt. Wenn es dir dabei hilft, deine Emotionen im Zaum zu halten, dann betrachte es als Experiment. Ein Experiment mit dem Ziel, herauszufinden, ob dein Vater dazu manipuliert werden kann, sich so zu verhalten, wie ihr ihn gerne hättet.


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