Clarissa macht klar Schiff

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02.04.2015 11:58
#1
Cl

Hallo miteinander,

mir steht vermutlich in absehbarer Umzug mit Wohnungsverkleinerung bevor und ich kriege nichts geregelt.
Besuch kann ich nicht in die Wohnung lassen, es ist zu peinlich, wie es hier aussieht.
Ich selber fühle mich überhaupt nicht mehr wohl und verplempere meine Zeit mit wer-weiß-was, nur um das Durcheinander nicht zu sehen.
Ich schreibe Riesenlisten, mache Riesenpläne und bin froh, wenn ich darauf Punkte wie Geschirr spülen und wegräumen abhaken kann.
Im Moment habe ich ein paar Tage Zeit, um mich um das Chaos zu kümmern und ich kann mich nicht aufraffen.

Ich kann Dinge nicht wegwerfen, so lange sie noch irgendwie zu gebrauchen sind. Das ging so weit, dass ich, wenn ich Papier wegwerfen wollte, nachgesehen habe, ob die Rückseite frei war - das kann ich ja noch als Schmierpapier gebrauchen und gegebenenfalls unbeschriebene Stücke abgeschnitten habe, die kann ich ja noch als Einkaufszettel benutzen. Diese Zettelchen habe ich dann nach Größe sortiert ... Gerade habe ich einmal aus Spaß nachgemessen, der kleinste Zettel ist 6*5 cm groß, ich glaube, es gab noch kleinere - oder gibt sie, aber die finde ich gerade nicht. [mad]

Von Zeit zu Zeit "räume ich auf", d. h. ich werfe Dinge in Kartons, die ich dann aussortieren will - beim Wollen bleibt es dann aber leider. Also habe ich auch eine Menge von Kartons mit weitestgehend unbekanntem Inhalt.

Ich hebe Anziehsachen von vor 25 Jahren auf, die noch "gut" sind, in die ich aber vermutlich in diesem Leben niemals mehr reinpassen werde. Will ich da etwas wegwerfen, meldet sich eine Stimme: "Was, wenn du abgenommen haben solltest, und überhaupt kein Geld mehr hast? Dann hast du wenigstens etwas anzuziehen!"

Und da ist auch des Pudels Kern. Ich glaube, die Sammelei stammt aus einer Grundangst, dass ich irgendwann "nichts mehr habe". Das wiederum könnte im Thema "Kriegskinder, Kriegsenkel" verwurzelt sein. (Ich bin Ü50). Und über diese Angst, die da in mir steckt, über die muss und will ich mich hinwegsetzen. Ich möchte dem Leben vertrauen und mich - in jeder Hinsicht - entlasten.

Mein Plan? Haha, die Pläne ... [devil]
Nein, mein Plan ist ganz einfach. Ich habe mir einen Grundriss der Wohnung gemalt. Ich fange in einem Zimmer in einer Ecke an und arbeite mich dann "immer an der Wand lang". In 15 Minuten Zeiteinheiten. Dann "darf" ich die ordentliche Stelle auf dem Wohnungsplan bunt anmalen. So kann ich meinen Fortschritt sehen.
Gleichzeitig will ich mir bei allem, was ich finde die Frage stellen: "Brauche ich es?", "Liebe ich es?", "Wann habe ich es das letzte Mal benutzt?", "Wenn ich ganz weit weg ziehen würde und nur einen kleinen Container packen dürfte, wäre es dann dabei?" Und es dann entsprechend aussortieren oder eben behalten.

Es geht um eine Grundangst des Verlorenseins bei mir, nicht behandlungsbedürftig, sondern eher so wie ein Steinzeitweiblein, das ganz alleine in einer Höhle sitzt und nicht weiß, ob und wie es den nächsten Winter überstehen soll.

Ich bin sehr gespannt, bei euch über eure Wege zu lesen und bin erst einmal froh, einen Platz gefunden zu haben, von dem ich glaube, dass ich mit meinem Problem hinpasse.

Liebe Grüße [smile]

Clarissa


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02.04.2015 13:57 (zuletzt bearbeitet: 02.04.2015 13:58)
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#2
Gast
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Hallo Clarissa,

herzlich Willkommen hier im Forum!
Ja, ich denke auch, dass du hier gut "hinpasst" :)

"Ich schreibe Riesenlisten, mache Riesenpläne"
Die Methode, 15-minutenweise zu arbeiten ist auf alle Fälle viel besser. Mach kleine, überschaubare Schritte, nach denen du etwas abhaken kannst. Also keine Riesenlisten und -pläne, sondern kleine - und wenn die erledigt sind, dann wieder von vorn.

Das heißt ja längst nicht, dass du nur drei oder fünf Aufgaben machen sollst, und den Rest des Tages verbummeln "musst", sondern nur, dass du häufiger Erfolge hast, über die du dich freuen kannst, statt frustriert über das zu sein, was du alles noch nicht geschafft hast.
Wir haben hier die Erfahrung gemacht, dass es unglaublich wichtig ist, sich angemessen zu belohnen, wenn man eine Aufgabe erledigt hat. Vielleicht ist das Ausmalen deines Wohnungsplans insgesamt noch ein bisschen zu wenig?
Lies mal bei Schlampinchen rein, die lernt auch gerade, sinnvolle Belohnungen zu finden, auf die sie sich richtig freuen kann. Ihr letztes Posting zeugt davon, dass sie verstanden hat, dass man sich die Belohnung auch tatsächlich vorenthalten muss, solange man noch nicht fertig ist, mit dem, was man sich vorgenommen hatte. Aber damit man sie sich nicht ewig vorenthalten muss, sollen die Ziele natürlich "locker" erreichbar sein. (Und "locker" liegt natürlich immer im Auge des Betrachters)


Für dein Problem, bestimmte Dinge nicht wegwerfen zu können, empfehle ich dir die Methode "Kleine Steine - Große Steine" auszuprobieren. Dabei "übt" man sozusagen an Sachen, die einem leicht fallen, die schnell erledigt sind, ignoriert die dicken Brocken erst mal komplett, statt sich mit ihnen verrückt zu machen, ohne voran zu kommen. Später, mit mehr Übung im Zeit und Kraft einteilen, im Belohnen und mit der Erfahrung, dass Entrümpeln Erleichterung bedeutet, zerschlägt man die dicken Probleme in kleine, überschaubare Aufgaben, die zu erledigen einem viel leichter fällt, weil einem die tausend anderen Kleinigkeiten nicht mehr dabei im Nacken sitzen. Und wenn am Schluss wirklich noch etwas übrig bleibt, von dem du dich im Moment noch nicht trennen kannst, dann ist das eben so. Aber wenn alles drum herum weg ist, sind ein paar Kisten mit Gemütsmumien bestimmt auch gar kein so großes Problem mehr.

Hier gibt es noch mehr Methoden, die beim Loslassen helfen können, zum Beispiel auch "Vergiftete Aura" - die Kleidung, die dir nicht mehr passt, wird bei dieser Methode als "vergiftet" oder "verseucht" betrachtet, weil dich ihr Anblick immer traurig macht.
https://www.messieforum.de/t446f8-Buch-Feng-Shui-gegen-das-Geruempel-des-Alltags-Karen-Kingston.html


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02.04.2015 20:44
#3
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Hallöchen und willkommen :)

ja ich denke du paßt gut zu uns ;) ich plane ebenso gerne und viel, nur die Umsetzung hapert, entweder weil immer wieder was neues kommt oder die Zeit gar nicht ausreicht. Bin sehr gespannt wie es bei dir weiter geht und freue mich mitzulesen.

LG
Lotta


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03.04.2015 10:03
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#4
Gast
( gelöscht )

Hallo Clarissa,[smile]

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Dieses Sicherheitsdenken, dass Du oben erwähnst, kenne ich nur zu gut.

Ich wünsche Dir viel Elan und hoffe, bald wieder von Dir zu lesen.

Gruß Franca


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03.04.2015 10:56
#5
Cl

Guten Morgen ihr Lieben,

lieben Dank für euer herzliches Willkommen!

Liebe Frau Lotta: Pläne - ich habe gefühlte 1.000 Varianten davon erprobt. Ich habe ja ein paar Tage zur freien Verfügung und habe mir den Tag eingeteilt in "Phasen". Es gibt also eine "Standard-Ordnungsphase" und eine "Grundordungsphase". Dazu habe ich dann eine Liste, die ich jeweils abarbeiten kann - Wohnung und Grundriss gehört in die Grundordnungsphase.

Dann gibt es ja die Idee "Eat that Frog", also grob übersetzt: "Friss die Kröte". Das bedeutet, Dinge, die man als schwierig empfindet oder die ewig lange auf der To-Do-Liste stehen, sich also von diesen Dingen eines vorzunehmen und daran so ziemlich als erstes am Tag zu arbeiten.
Es gibt Dinge, die ich seit Jahren vor mir herschiebe. Die stehen jetzt auf roten Karteikarten und ich will versuchen jeden Tag an einem dieser Dinge zu arbeiten. Vielleicht muss ich die noch in kleinere Bruchstücke zerlegen. Numi, da hilft dein "Kleine Steine - Große Steine" sehr! Dazu gehören bei mir ganz klar die Kartons mit den alten Anziehsachen.

Numi, vielen Dank für die konkreten Hinweise. Stell dir vor, ich habe das "Gerümpel des Alltags"-Buch sogar - und noch viel besser, ich habe es sogar gefunden! Und es waren nur wenige Minuten Suche nötig. Es stand an der Stelle, an die ich es vor mehreren Jahren beim Einzug gestellt hatte. Ich wusste nur nicht mehr genau, wo diese Art Bücher tatsächlich steht.

Heute ist die Küche dran, Standardkrempel, Geschirr spülen und Oberflächen freiräumen und putzen. Also erst einmal nur optisch schön.
Und dann traue ich mich mal an einen der Kartons mit uralten Klamotten. Erst mal gucken, was drin ist. Ein Karton reicht für den Anfang.

Ja, Franca, wie ich das Dingen mit dem Sicherheitsdenken löse, das ist mir noch nicht ganz klar, aber manchmal hilft es ja schon weiter, wenn einem so ein Mechanismus klar wird.

Gerne möchte ich diesen Thread dazu nutzen, meine Vorhaben und (hoffentlich) Erfolge aufzuschreiben.

Liebe Grüße

Clarissa


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