Mein Schatz ist ein Messie

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07.05.2016 18:04
#1
Na

Moin aus dem hohen Norden! :-)

Ich heiße Nancy und habe vor ein paar Monaten einen netten Mann kennen gelernt.
Unsere Wege kreuzten sich in einer Tagesklinik für psychosomatische Störungen. Ich war dort wegen Burnout, habe mich 15 Jahre lang für meine eigene
Firma regelrecht krank gearbeitet. Mittlerweile geht es mir wieder besser.

Er erzählte mir nur recht zögerlich (verständlicherweise!) von seinen Problemen, ich sage ihm aber immer wieder, dass ich ihn so akzeptiere und nehme,
wie er ist. Mit seiner Krankheit. Es ist nicht schön, aber ich dränge ihn zu nichts.

Am Montag hat er mir, nach vielen Gesprächen, Fotos von seiner Wohnung gezeigt. Ich war geschockt, musste mehrfach schlucken. Alles voller Müll, Fußboden, meterhoch
in den Zimmern...echt krass...
Am Donnerstag nun durfte ich meinen Antrittsbesuch bei ihm machen. SO schlimm, wie es "live" ist, sah das auf den Fotos nicht aus, es war noch eine Gangart härter...
Nur die Küche ist einigermaßen aufgeräumt, da war er schon mit seiner Ergotherapeutin und einem Bekannten bei.
Aber der Rest (2 Zimmer, Flur und Bad)...oje.... ich musste mich am Türrahmen festhalten, erstens vor Schreck und zweitens weil ich auf den Abfallbergen ins Stolpern kam.
Er saß in der Küche und hat geweint, dachte nun, dass seine schlimmsten Befürchtungen wahr werden: dass ich mich umdrehe, gehe und ihn niemals gekannt habe.
Aber das tat ich natürlich nicht, ich habe ihn in den Arm genommen, ihm nochmals gesagt, dass mich sein "Problem" nicht abschreckt (obwohl es schrecklich ist!) und
ich ihn so liebe und nehme, wie er ist...da war bei ihm der größte Druck weg - das habe ich deutlich gespürt.

Nun bin ich Montag bei ihm und wir wollen zusammen anfangen, den Flur auszuräumen.
Er hat kein Problem damit, den Müll in seiner Bude in Säcke zu stopfen und wegzuwerfen, das habe ich bereits herausgefunden. Es liegt wohl eher daran (wenn ich das als
Laie so beurteilen kann) dass die Masse (geschätzt: ein 40`Container voll) ihm zuviel ist und er nicht weiss, wo er anfangen soll...und dass es eben viele Müllsäcke voll dauert,
bis man Resultate (Ordnung) sieht...ist irgendwo verständlich....

Ich bin immer für ihn da und möchte ihm gerne helfen (er lässt dies auch zu!), ich hoffe, dass ich mich hier mit anderen Usern austauschen kann, um mehr zu erfahren und
meinen Schatz noch besser unterstützen zu können.
Denn er ist ein ganz toller Mann! :-)

Viele Grüsse von

Nancy


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07.05.2016 19:38 (zuletzt bearbeitet: 07.05.2016 19:38)
avatar  Emin
#2
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Administrator

@Nancy1604


Hallo Nancy!

Willkommen hier auf der Insel...

Du schreibst: Denn er ist ein ganz toller Mann! :-)

Wenn ich das so lese sag ich nur: Du bist eine tolle Frau! :-)

Ja so manche Frau hat sich in solch einem Moment umgedreht und hat zum rennen angefangen und den anderen einfach damit allein gelassen. Weisst du ich bin selbst seit 6 Jahren ein Trockener Messie doch ein Messie bin ich dennoch mein Leben lang doch ich habs im Griff. Allein schafft das nicht jeder, dein Partner hat das bisher nicht allein geschafft doch zusammen seid Ihr Stark!

Du schreibst: Ich bin immer für ihn da und möchte ihm gerne helfen (er lässt dies auch zu!)

Das wird ja noch besser, eine Super Ausgangssituation, du bist bereit und er auch. Ihr werdet alle Hindernisse so aus dem Weg räumen und dann auf euch beide Stolz sein. Er wird auch vor einigen Überwindungen stehen, du hast dich auch Überwunden denn gefreut hast du dich nicht im dem Moment als du es live gesehen hast. Doch bedenke das du diesen tollen Mann vielleicht erst garnicht kennengelernt hättest wenn er ein Problemloser Mensch wäre oder? So hat euch sein und auch dein Schicksal zusammengeführt.

Du schreibst: mehr zu erfahren und
meinen Schatz noch besser unterstützen zu können.


Bitte überlege dir Fragen die wir dir hier beantworten können. Schreib uns auch von deinen Erfolgen denn geteilte Freude ist Doppelte Freude und wird dich auch weiter motivieren und du fühlst dich nicht allein damit.

Bin gespannt auf deine Fragen,

Beste Grüsse
Emin


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08.05.2016 18:35
#3
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Moderator

Hallo Nancy,

willkommen an Bo(a)rd. Das finde ich toll, dass du die Herausforderung annimmst und ihm gesagt und gezeigt hast, dass du zu ihm stehst, egal wie es um ihn steht. Dadurch hat er das Gefühl, jetzt loslassen zu können, und ich denke auch, diese Wohnung ist ein enormer Leidensdruck (mein Mann wollte mich gar nicht erst rein lassen). Den er nicht allein bewältigen kann.

Ich finde es toll, dass ihr so gut zusammen arbeiten könnt und hoffe, wir werden bald von weiteren Erfolgserlebnissen lesen.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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08.05.2016 21:41
#4
Na

Hi Leutz,

danke für das nette Willkommen :-)

Es ist noch alles neu für mich und vor allem immer noch hardcore. Mein Schatz schläft zwischen Müll und Unrat auf einem Schlafsack (so sieht das zumindest aus), das tut mir
total weh.
Ich habe in der psychosomatischen Klinik mit meinen Betreuern (die auch seine Betreuer waren) gesprochen, aber ich darf ihn da nicht rausholen, er muss sehen, was er
all die Jahre (seit 2006) angerichtet hat, und ein "Rausholen" würde ihm nicht helfen...totzdem schreit alles in mir, ihn da wegzuholen, es ist so unsagbar schlimm für mich, das
zu sehen. Er sagt, dass das Gewohnheit ist - aber ich hoffe, dass er bald wieder in einem normalen Bett schlafen kann...

Heute waren wir den ganzen Tag über unterwegs, es hat ihm gefallen, unsere Treffen und Ausflüge tun ihm gut. Er kannte das bisher ja nicht.
Als wir wieder zurück waren, haben wir noch eine Stunde lang geräumt bei ihm. Ich hab natürlich mitgemacht, wie versprochen, ich bin mir dafür nicht zu schade. Niemals.
Es ist für mich eine enorme Überwindung, es ist alles Müll, der auch stinkt, aber egal, ich tu es gerne für ihn. Er ist es absolut wert.
Wie er mich anschaut, mich berührt. Ich bin seine erste Frau. Es ist so schön für mich, wenn ich ihm das "Real Life", das er bisher nicht kannte, zeigen kann.
Nach und nach natürlich, ich dränge ihn nicht und erwarte auch kleinerlei Gegenleistungen. Ich liebe ihn einfach. Einfach so.... :-)

Sein Problem werden wir auch in den Griff bekommen, da bin ich mir sicher. Ich werde ihm immer auf liebevoller aber auch konsequenter Art den Weg weisen.

Morgen wollen wir weiter räumen, ich werde dann berichten. Bisher lief ja alles gut, ich hoffe, dass es so bleibt.

Einen netten Abend für alle Betroffene und Angehörige,

Gruß, Nancy


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08.05.2016 22:34
avatar  Emin
#5
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Administrator

Hallo Nancy!

Du schreibst: aber ich darf ihn da nicht rausholen, er muss sehen, was er
all die Jahre (seit 2006) angerichtet hat, und ein "Rausholen" würde ihm nicht helfen...


Hä?? Können die das auch Plausibel begründen warum du ihm nicht zur Seite stehen darfst / sollst wenn er das tut und deine Hilfe annehmen möchte...

Auf jedenfall lobe Ihn für alles was er tut, sag Ihm das du dich freust, er es gut macht...du weisst wie ich das meine....

Finde ich klasse das du Ihm helfen tust das schweisst euch zusammen und Ihr habt ein gemeinsames Erfolgserlebniss.

Wenn ich das lese von dir kann ich Ihm nur sagen, na der hat Glück das Ihr euch gefunden habt. Entscheidet zusammen was Ihr tut und seid euch vollkommen Bewusst das es um eure Zukunft geht und um euer Glück und nicht um die die meinen das du Ihn allein lassen solllst damit. Ihr seid wichtig und eure Beziehung!

Beste Grüsse
Emin


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