Mondschein- meine Geschichte und ich wünschte mir es gäbe einen Weg

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24.10.2016 19:33
#21
Mo

Hallo Top Totty,

danke für Deine Nachricht. Ja die Dinge die Du am 17.09. schriebst waren sehr zutreffend in dem Sinne, dass wichtige Fragen und Gedankenanstöße aufgeworfen wurden, wo ich immer wieder versuche für mich antworten zu finden. Was nicht leicht ist. Und ich bin immer noch im Prozess und auf der Suche.

Die Schreibpause hatte wohl auch damit zu tun, dass ich mich in der Tat mehr auf mich konzentriert habe, weil ein neuer Abschnitt in der Bewältigung meiner Erkrankung (Beginn einer beruflichen Reha) ins Haus stand. Ich hatte da sehr viele Sorgen und Befürchtungen, die sich zum Glück nicht bewahrheitet haben. Naja und dann habe ich nachdem ich mich dort eingefunden habe, mal wieder auf den Weg gemacht meinen Partner zu besuchen. Ich glaube ich habe schon geschrieben dass ich schauen wollte, ob er vielleicht an diesem konkreten Tag in einer ganz praktischen Angelegenheit noch Hilfe braucht. Und dann war es ja in mir wieder so eskaliert und ich hatte darüber auch im Forum geschrieben.

In Bezug auf seine Wohnung gibt es bei uns keine heftigen "Streitgespräche". Problematische Kommunikation beginnt meistens damit dass ich meine Sorge und meine Zweifel äußere, ob er es jemals schafft seine Wohnung zu strukturieren, also in Ordnung zu bringen. Es gibt Tage da habe ich ganz große Zweifel und denke der Zustand der Wohnung wird mal mehr, mal weniger immer so chaotisch und voll sein, und eine Lebensform von ihm. Er ist ganz sicher für sich, dass er dran bleibt und es schaffen wird die Wohnung in einen guten Zustand zu versetzen. Angespannt entwickelt sich die Situation immer dann, wenn ich anfange einzubringen bzw. zu argumentieren, dass es wichtig ist dass er sich noch mehr Hilfe besorgt als die ambulante Psychotherapie. Eine Hilfe die ihn direkt in der Wohnung unterstützt (es gibt in meiner Heimatstadt aber leider keine Messie- Couches), oder ob er vielleicht mal für eine Zeit in eine Klinik geht und sich dort helfen lässt dann vielleicht Dinge besser loslassen kann. Aber das sind alles MEINE Ideen und ihn setzen diese Aussagen immer sehr unter Druck. Von mir sind das hilflose Versuche die Situation positiv zu beeinflussen, was ich nicht kann.

Heute habe ich in meiner Therapie über das Thema gesprochen. Die Feedbacks haben mich runtergezogen. Ich denke jemand anderes kann das gar nicht nachfühlen diesen Spagat. Auf der einen Seite das intensive Gefühl einer starken Zuneigung zu meinem Partner (das bezieht sich ja auf ihn als Person und nicht auf seine Wohnung) und auf der anderen Seite die Belastung für unsere Partnerschaft und insbesondere für mich, wenn ich seine Wohnung erlebe. Wäre das nicht so, würde ich mich einfach trennen. Aber es ist schön mit ihm und ich habe sehr viel Gefühl für ihn. Ich war auch noch nie solange mit jemanden zusammen und er hat auch schon viel getragen bei mir...

Zu Deiner Frage noch: Ich bin momentan die einzige die ihn zu Hause besucht. Andere hat er nicht eingeladen. Das ginge auch wirklich nicht. Sein erwachsener Sohn zum Beispiel würde voll den Schock bekommen. Wer noch rein kann ist seine Therapeutin. Am Anfang der Therapie war sie immer mal da und hat mit ihm auch in seiner Wohnung gesprochen. Leider ist das länger her und sie war schon seit einiger Zeit nicht mehr da.

Liebe Grüße Mondschein


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29.10.2016 21:26
#22
To

Hallo Mondschein,
ich würde dich gerne auch auf den Thread "krankes (Familien)system" aufmerksam machen. Ich bin mir, bei dem was Yazdi schreibt, nicht ganz sicher aber es sind, glaube ich, ähnliche Gedanken wie ich vesucht habe zu formulieren.

Und dann noch ein Wort zu den Therapeuten: Ich finde es gut, dass du zu einem Therapeuten gehst, und dort auch das Thema deines Partners ansprichst. Das ist ganz zentral auch in Bezug auf deine Psyche und darum sollte das auf jeden Fall ein Thema werden. Und wenn er dich nicht versteht oder du dich nicht verstanden fühlst, dann erklär es ihm noch mal. Vielleicht hilft ja das Erklären, und das darüber Sprechen schon, damit dir auch einige Dinge klar werden. Und wenn dein Gefühl bei dem Therapeuten nicht besser wird, dann bleibt dir womöglich nichts anderes übrig als dir einen anderen suchen. Auch das könntest du mit dem Therapeuten durchsprechen.

Und außerdem bin ich der Meinung, dass es dir persönlich viel bringen würde, wenn du auch einmal eine Therapiestunde bei der Therapeutin deines Freundes nehmen würdest. Ganz alleine - damit du ihr deine Situation erklären kannst. Vielleicht kann das die Therapeutin für ihre weitere Arbeit mit deinem Freund nutzen und vielleicht kann sie dir auch helfen, weil sie deinen Freund "anders" kennt.

Vielleicht ist die Therapeutin darauf nicht besonders gut zu sprechen. Ich weiß jedoch aus eigener Erfahrung, dass so etwas möglich ist. Du solltest das mit deinem Freund besprechen, und dann dein Anliegen klar formulieren.

Ich würde sehr gerne wissen, wie du darüber denkst.

T


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03.11.2016 19:47
#23
Mo

Hallo Top Totty,

danke für Deine Gedanken. Ich habe meinem Freund schon öfter vorgeschlagen, dass wir mal gemeinsam mit seiner Therapeutin sprechen könnten. Aber er kann sich das nicht vorstellen. Da möchte ich dann auch nicht drängen. Und mit ihr allein sprechen, dass wird er erst recht nicht wollen. Und ich denke ich hätte da auch Bedenken, weil dann für ihn nicht transparent ist, worüber wir gesprochen haben.
Als ich mal ziemlich verzweifelt war habe ich überlegt, ob ich der Therapeutin mal einen Brief schreibe, was ich für mich erlebt habe und wie ich die Wohnung wahr nehme. Aber ich bin mir dessen bewusst, dass mein Partner dass Vertrauensbruch erleben würde. So habe ich den Gedanken schnell verworfen.

Heute hatten wir wieder ein Gespräch was nicht wirklich konstruktiv war. Mein Partner wirft mir immer wieder vor dass ich mich viel zu verantwortlich fühle für seine Wohnung und für seine Prozesse. Dass ihm dies Freiraum nimmt und dass es ganz wichtig wäre, wenn ich damit aufhören könnte, Dinge zu meinem zu machen, was nicht meins ist.
Ich von meiner Seite her habe ihm gesagt dass ich Angst habe, dass seine Probleme mit der Wohnung immer schlimmer werden. Und dass mich das massiv belastet und dass dies auch für die Perspektive der Beziehung eine Belastung ist .

Er ist fest davon überzeugt dass es immer besser werden wird mit der Wohnung. Mir fällt es schwer das zu glauben. Ich erlebe das nicht so. Und ich habe Angst wenn ich auch nicht mehr komme und ab und an wenigstens ein bisschen helfe, dass es immer weiter immer schlimmer wird. Oh ich glaube ich nehme das Ganze heute besonders schwer. Aber ich schlage mich noch immer mit der Frage rum, warum es mir so wichtig ist immer mal bei ihm vorbei zu gehen. Und gleichzeitig die Belastung dabei zu spüren. Ist nicht mein Tag heute. Durch das Gespräch bin ich sehr mit meiner Hilflosigkeit und Traurigkeit in Berührung gekommen, die mit dem Thema einhergehen.


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03.11.2016 20:41
#24
Ma

Liebe Mondschein,
eine Paartherapie wäre natürlich am sinnvollsten. Es würde vielleicht schon reichen, wenn man zur Caritas oder Diakonie geht. Doch ein Gespräch mit jemanden Unabhängigen könnte für euch beiden sehr nützlich sein. Sein Therapeut steht natürlich auf seiner Seite und es würde sich diesbezüglich nicht unbedingt was ändern, wenn du mal dabei wärst.

Lg Maria Magdalena


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04.11.2016 20:32
#25
To

Liebe Mondschein,

das, was du schreibst, zeigt für mich wirklich Parallelen zu dem was Yazdi in dem Thread „krankes (Familien)system“ geschrieben hat. Zumindest die ersten Beträge gehen auf dieses Thema ein, danach driftet der Thread ein wenig ab. Was ist deine Meinung zu dem dort Geschriebenen?
Mein Gefühl zu deinem Freund: Dir fällt es schwer daran zu glauben, dass es mit der Wohnung besser wird. Ja das kann ich sehr gut verstehen. An wie vielen Stellen hier im Forum wird geschrieben, dass dieser Aufräumprozess sehr sehr lange dauert – mindestens mehrere Jahre und dann geht es manchmal scheinbar auf einmal ganz plötzlich und unmittelbar! Aber da ist dein Freund noch nicht! Und ich nehme hier aus dem Forum mit, dass man diesen Prozess als Außenstehender kaum beschleunigen kann. Dein Freund möchte da einen eigenen Weg finden, das sagt er dir ja auch… Ich meine damit gesteht er sich doch ein, dass es ein Problem mit seiner Wohnung gibt! Das ist doch ein ganz zentraler Punkt der eigenen Einsicht und ein Hoffnungsansatz für dich. Stell dir mal vor, wenn er das leugnen würde. Wie schwierig wäre das für dich?

Du musst für dich einen Weg finden, wie du diese Wartezeit überbrücken kannst – leider weiß niemand, wie lange das Warten dauern wird. Aber aus meiner Sicht sollte es deine Aufgabe sein, nun dieses Warten zu erlernen. Ist das auch ein Ziel für dich?

Wenn ja, dann kann man überlegen, welche Wege es zu diesem Lernen gibt. Hast du da selbst noch Ideen, die du – aus welchen Gründen auch immer – bisher noch nicht komplett ausprobiert hast? Ich bleibe in deinem Fall mal ein wenig hartnäckig und bin immer noch bei der Therapeutin deines Freundes! Könntest du dir für dich vorstellen, dass ein Gespräch mit dieser Person dir etwas bringen könnte? Ich glaube einfach, dass es einen Versuch wert wäre. Schon alleine deshalb, dass du dir nicht selber vorwerfen musst, nicht alles versucht zu haben. Die Therapeutin kann dir die Situation anders erklären, als dein Freund.
Selbstverständlich möchte dein Freund zu solch einem Gespräch nicht mitkommen! Ich meine dann fühlt er sich doch sofort auf der Anklagebank – solch eine Gesprächssituation kann aus meiner Sicht überhaupt nichts bringen. Es geht hier ausschließlich um dich und um deine Sorgen, bei denen du Hilfe im Umgang mit bekommen möchtest. Für mich hat das überhaupt nichts mit Vertrauensbruch zu tun. Und so wie du deinen Freund beschreibst, glaube ich auch nicht, dass er das so sehen würde. Frag ihn doch einfach mal. Ggf. musst du ihm deine Motivation erklären. Dabei muss natürlich feststehen, dass dieser Therapeutenbesuch wirklich von dir gewünscht ist.
Viele liebe Grüße
T.


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