Messies sind keine Dekorateure oder Feng Shui-Berater

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16.11.2016 09:06
#1
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Moderator

Mir fällt noch eine Sache ein, was hier rein gehört. Genau wie "Kinder", das wurde auch irgendwo hin verschoben. Deshalb habe ich alles in die Betreffzeile geschoben, damit man damit was anfangen kann.

Dekorateure können Möbel so einrichten, dass es einfach schön aussieht. Zum Beispiel Papiere usw. in die Schubladen und Schränke packen und Vasen mit künstlichen oder echten Blumen und Schüsseln mit Glasperlen oder Dekosand und Muscheln füllen und drauf stellen, ins Regal oder auf den Schrank.

Feng Shui-Berater, von denen meine Schwester auch eine ist, sagen, das Chi muss fließen. Wenn das volle Regal da steht, bündelt sich die Energie dort, deshalb muss es aufgeräumt werden bzw. die vielen Gegenstände müssen dort weg. Das heißt die vielen Bücher müssen woanders stehen. Auch Feng Shui-Berater gestalten ihr Zuhause so, dass es schöne Dinge zu sehen gibt, egal wohin man sieht.

Messies können das nicht. Sie freuen sich schon, wenn nicht alles durcheinander fliegt. Ich kriege das Durcheinander gar nicht mehr in den Griff. Wenn nicht ständig Bücher dazu kämen, könnte ich sie alle ordentlich nebeneinander ins Regal stellen. Aber die Regale sind alle voll, und wenn wir Bücher geschenkt kriegen, auch wenn wir sie nicht gebrauchen können, legen wir sie quer oben drauf. Ich hab eine Menge Bücher. Nichtsnutzige Ratgeber mit hanebüchenen Weisheiten beispielsweise, wie "The Secret" von Rhonda Byrne (das Buch ist noch vergleichsweise klein) oder eins von Louise L. Hay, das ich mal geschenkt kriegte, und jetzt gar nicht wieder finde. Keine Ahnung, was da drin steht, hat mich aber bisher auch nur halb interessiert; als ich so viel durchsuchen musste, um es zu finden, habe ich einfach aufgegeben und es liegt hier irgendwo.

Messies können keine Feng Shui-Berater oder Dekorateure werden, weil sie es einfach nicht drauf haben, das Zuhause überhaupt
i r g e n d w i e _ zu gestalten. Alles, was sich bei ihnen zuhause manifestiert, ist unprogrammiertes, desorganisiertes Chaos. Dekorateure kennen so was gar nicht. Sie dekorieren nicht nur die Verkaufsräume auf der Arbeit, sie setzen ihre Kenntnisse auch zuhause ein. Genau wie die Feng Shui-Berater.

Da habe ich schon gedacht: "Warum hast du nicht Dekorateurin gelernt?" Wahrscheinlich aus genau dem Grund: Mich hätte keiner als Azubi eingestellt. Ich habe mal einen Kurs in der Schule gemacht, das ging um Inneneinrichtung. In welcher Farbe streiche ich die Wände, wo kommen Spiegel und Regale am besten zur Geltung und so was. War interessant und ein bisschen hilfreich, aber ersetzt keine Ausbildung. Wie das ist mit Maßstab-Zeichnen, Bauplan zeichnen und Möbel, die ausschneiden und im Bauplan platzieren und so.

Innenarchitekte arbeiten nach ähnlichem Prinzip. Sie richten die Möbel ein, indem sie nicht nur Dinge hinein tun, die sie brauchen, sondern auch eben schöne Dinge wie ich oben schon erwähnt hab. Ich habe mal gegenüber meiner Schwester den Berufswunsch Dekorateurin geäußert. Sie meinte sofort: "Du kannst das gar nicht, lass die Finger davon, dazu müsste es bei dir zuhause anders aussehen!" Da wohnte ich noch alleine.

Wobei man sagen muss: Wenn andere einem einen Berufswunsch ausreden wollen, dann ist es der Eindruck bei ihnen, der nicht passt, nicht das eigene Potential. Man kann den Gedanken ruhig weiter spinnen: Hätte ich Dekorateurin gelernt, wäre ich vielleicht nicht Messie geworden. Oder stecken die Messie-Strukturen einfach in einem drin? Wäre eine interessante Frage, der man mal nachgehen sollte.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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16.11.2016 10:27
#2
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Ich glaube nicht, das Messietum in einem drin steckt. Du könntest auch Dekorateurin oder Feng-Shui-Beraterin oder so werden.

Ich denke, mit den vielen Sachen suchen Messies irgendwas oder wollen etwas ausdrücken. Wir tuen uns schwer oder sind sogar unfähig, unsere Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, Erlebnisse mitzuteilen. Deswegen suchen wir einen Ersatz. Weil der Glücksmoment kurz ist, häufen wir im Laufe der Zeit vieles an. Am Anfang kriegen wir es auch hin, alles schön hinzustellen, einzurichten. Aber durch die Masse und den begrenzten Raum, läuft es früher oder später aus dem Ruder. Und dann kommt vielleicht die Resignation oder Krankheit dazu.

Es gibt viele Messies, die außerhalb ihrer vier Wände perfekt sind, niemand ahnt, wie es bei Ihnen zu Hause oder in ihnen drinnen aussieht.

Die Aussage, Du kannst das nicht, weil Du dein Zuhause nicht hinkriegst, ist für mich wieder eine Herabsetzung. Das ist nicht böse gemeint, ich will Deine Schwester nicht verletzen. Letztendlich weiß man doch nur, das man etwas nicht kann nur, wenn man es ausprobiert hat.

Herzliche Grüße

Alex



Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Konrad Adenauer


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16.11.2016 10:50
avatar  Wolfram
#3
Wo

darkAngel,

meine volle Zustimmung. danke.

mein Chef meinte, ich könnte doch garkein Haus bauen, ich wäre doch kein Bauingenieur. Mein vater meinte, was willste denn mit einem haus, das kannst Du doch nicht alleine bearbeiten. Auch hier wieder, die eigenen Erfahrungen werden auf andere übertragen.
Ich habs dann aber doch geschafft, wenn es auch 6 Jahre gedauert hat, wovon die meiste Zeit durch Lernen und auf Baumärkte draufging. Man kann alles lernen, wenn man die nötige Begeisterung dafür mitbringt.
Zuerst war doch mein Haus auch leer. Das hat sich erst im Laufe der Zeit "etwas" mehr gefüllt.

viele Grüße
Wolfram


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16.11.2016 15:52
#4
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Moderator

Man kann sowieso nicht die Kommentare der Verwandtschaft ernst nehmen. Die sehen einen so, wie sie es gelernt haben, einen zu sehen. Es hieß auch mal: "Du kannst nicht rechnen, was willst du Finanzbuchhaltung lernen, da musst du rechnen!" Na und, es gibt Taschenrechner, es gibt Excel, wozu muss ich da rechnen?

Es ist alles so eine Passivität, wie ich mit den Verwandten umgegangen bin. Ich bin ja gar nicht umgegangen, die sind mit mir umgegangen. Die haben mit mir gemacht, was sie lustig waren. Ich konnte nur alles hinnehmen und machen, was sie wollten. Es ist Blödsinn, jemandem einen Traum ausreden zu wollen. "Schriftsteller, das sind brotlose Künste. Lern was Vernünftiges", das war so lange "vernünftig" wie ich Arbeit fand, also genau 4 Jahre, dann wars aus mit
d e r e n _ Traum. Da war ich arbeitslos und hab natürlich weiterhin geschrieben.

Warum den Eltern was glauben, wenn man an sich selbst glaubt. Die glaubten nicht an mich, das konnte ich auf jeden Fall besser als sie (das an mich glauben). Was hab ich gemacht? Ein Buch veröffentlicht, eins schreib ich gerade, und der Roman soll auch mal fertig werden.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

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Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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16.11.2016 17:00
#5
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Du hast schon ein Buch veröffentlicht? Das finde ich genial. Worum handelt es sich denn?

Bei meiner Familie hatte ich Glück. Die haben mich machen lassen bzw. versucht mir zu helfen. Die Familie meines Mannes, Mitschüler und diverse sogenannte Freunde waren/sind da ganz anders. Gerade versucht die Mutter vom Freund meines Sohnes an mir rum zuzerren. Das nervt voll. Die hört gar nicht zu und ignoriert, was ich sage.

Auf sich selbst zu hören ist wirklich das Beste. Aber meine innere Stimme ist noch zu leise. Es ist schön, das Deine laut genug war.

Herzliche Grüße

Alex



Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Konrad Adenauer


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