Mein Weg aus dem Übergewicht: Ketogene Ernährung

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22.04.2017 06:16
avatar  TanteYo
#1
Ta

Hallo zusammen,

Nach einem langen Weg endloser Abnehmversuche, die immer kurz erfolgreich waren und dann im Jo-Jo-Effekt endeten, weil ich sie nicht durchhielt, war ich im Alter von 46 Jahren im Mai 2016 bei 171,1 Kilo angekommen - bei meiner Größe von 1,73 eine echte Katastrophe.
Bluthochdruck, prediabetisch, schlechte Leberwerte, Wassereinlagerungen, Schwindel, Migräne, aber auch Depressionen, Antriebslosigkeit waren nur ein Teil meiner Symptome.

Im Mai bin ich dann aufgrund der Depressionen in ein Intensiv-Depressionsprogramm, quasi eine ambulante Reha und habe dort zufällig von Low Carb High Fat erfahren, mich 2 Facebook-Gruppen angeschlossen, 1 Woche recherchiert und mir gedacht, da die Diäten, die den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entsprechen bei mir nicht funktioniert haben, versuche ich es mal mit dem Gegenteil .

Seitdem ernähre ich mich ketogen und habe in 11 Monaten bisher 46,2 Kilo abgenommen. Weitere 45 werden folgen.

Low Carb High Fat bedeutet vor allem kein Zucker, wenig Kohlenhydrate, moderat Eiweiß, viel gutes Fett.
Ketogen ist die strengste Form von LCHF und heißt nicht mehr als ca. 20 g KH, ca. 1 - 1,2 g Protein pro Kilo Normalgewicht und dann ordentlich auffüllen mit Fett, je nach Tagesbedarf.

In meinem Fall also 20 g KH, ca. 80 g Eiweiß (wobei ich da oft drüber bin) und ca. 150 g Fett.

Seit Tag 1 verzichte ich komplett auf Zucker, Pasta, Kartoffeln, Mehl etc.
Die erste Woche war hart. Der Zuckerentzug war echt heftig. Schwindel, Schlappheit, Kopfschmerzen, kalter Schweiß, schlecht drauf... ein echter Entzug eben.

Das liegt an 2 Dingen.
Erstens wirkt Zucker wie eine Droge auf uns. Und wenn man den Weg lässt, kommt es eben zum Entzug.
Zweitens ist der Mensch zwar grundsätzlich so "konstruiert", dass er sowohl von Kohlenhydraten (heute der normale Zustand) als auch von Fett leben kann, aber es dauert ein paar Tage, ehe der Körper wieder lernt, dass er seine Energie nun eben aus Fett gewinnen muss und nicht mehr aus Kohlenhydraten (genau das ist Ketose).
Aber seitdem gab es nicht einen einzigen Tag, an dem es mir schwer gefallen wäre, mich gut zu ernähren.

Keine Heisshungerattacken mehr, Blutdruck ist normal, Migräne höchstens noch alle paar Wochen, viel mehr Energie, verjüngtes Hautbild, Leberwerte in Ordnung... alles wird immer besser.

Meine Ernährung ist total einfach.

Ich war nie ein großer Frühstücker, daher trinke ich morgens nur einen sogenannten Bullet Proof Kaffee - 1 EL Butter, 1 EL Bio Kokosöl, eine Tasse Kaffee, aufschäumen, genießen , lecker.
Mittags und abends esse ich sehr ähnlich:
Eine große Portion KH-armes Gemüse, dazu ein gutes Stück Fleisch oder Eier mit Speck oder Fisch, beides angereichert mit Olivenöl, Butter oder Kokosöl.
Das hört sich karg an, ist es aber nicht. Ich bin immer gut satt, zufrieden und die meisten Nudel- und Kartoffelesser in der Kantine beneiden mich, wenn ich nochmal extra Hollandaise auf meinen Spargel gieße und stattdessen eben die Kartoffeln weglasse.

Ich esse Gemüse, roh oder gegart:
Spinat, Spargel, Rosenkohl, Blumenkohl, Avocado (auch wenn das eigentlich Obst ist), Gurke, moderat Tomate, alle grünen Blattsalate, alle Kohlsorten, Sauerkraut, grüne Paprika, Zucchini, Kohlrabi, grüne Bohnen
Ich esse nicht:
Erbsen, Möhren, Sättigungsbeilagen, Hülsenfrüchte etc.
Meine Protein sind:
Hähnchen mit Haut, Rind, Schwein, Bratwurst, Heisswurst, Mettenden, Bacon, Eier, Wild, Pute in alle Variationen. Kurz gebraten, geschmort, gekocht... ohne Einschränkungen.
Meine Fette sind fast ausschließlich:
Natives Kokosöl, Butter, natives Olivenöl und natürlich das Fett aus Fisch und Fleisch
Ich esse selten Milchprodukte, aber wenn dann Sahne, Mascarpone und vollfetten Käse.
Ich trinke ausschließlich Tee, Kaffee schwarz und Wasser.
Ich könnte ein paar Beeren als Obst essen, mag ich aber nicht so gerne und meine Vitamine bekomme ich aus dem ganzen Salat und Gemüse, dass ich esse.
Wenn mich alle Jubeljahre mal der Süsshunger packt, esse ich Mascarpone oder mal ein Stück 90% Inge Schokolade.

Ich habe noch nieeeeeee so entspannt und befriedigend und sättigend gegessen, wie jetzt. Keine Gelüste, keine Fressattacken, kein knurrender Magen...

Das ist die Ernährung für den Rest meines Lebens. Denn eins ist klar, steige ich wieder auf die klassische KH-reiche Ernährung um, nehme ich wieder zu.

Liebe Grüße,
TanteYo


... Ein Weg entsteht dadurch, dass man ihn geht...

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22.04.2017 10:49
avatar  Anneli
#2
An

Ich danke dir schon mal ganz herzlich!

Da Wochenende ist, habe ich nicht viel Zeit zum Schreiben, das werde ich in der Woche aber sicher nachholen.

GLG und uns allen einen wunderschönen Tag,
Anneli


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22.04.2017 13:08
#3
avatar
Moderator

Hallo Tante Jo,

so was ähnliches hab ich mal gemacht, das hieß Die Rober-Atkins-Diät und basierte auch auf so einem Prinzip, eben Zucker vollkommen weg lassen, auch Fruchtzucker, nur Eiweiß, Fleisch und kein Brot, keine Nudeln usw. Mir ging es total dreckig, nach 2 Wochen hatte ich furchtbar Migräne und Heißhungerattacken. Mir war fast schon schwarz vor Augen wegen der Unterzuckerung. Damals war ich erst 21, und trotzdem, ich hielt nicht mehr durch und wurde rückfällig.

Was du momentan machst, ist ja auch eine Art Diät. Alle einseitigen Diäten enden im Jojo-Effekt, davor habe ich Angst. Wahrscheinlich gehe ich zur Ernährungsberatung, aber im Prinzip weiß ich, was ich essen soll und was nicht. Damals habe ich einen Kurs von der TKK mitgemacht, der hieß: "Abnehmen, aber mit Vernunft" und wir haben uns an die Kalorientabelle gehalten, und an die Ernährungspyramide nach der DGE gerichtet. Fette können also "gut" sein, aber für jemanden, der schon keine Gallenblase mehr hat wegen der Steine, glaube ich, muss man andere Maßstäbe setzen. Auch wenn man schnell innerhalb kurzer Zeit abnimmt, bilden sich oft Gallensteine. Nicht jede Diät ist für jedermann geeignet.

Ich finde es generell toll, dass du damit abgenommen hast und das hier einstellst. Auch die 30-Gramm-Fettmethode gibt es, die auf Low-Carb basiert. Da darf man nicht mehr als 30 g Fett am Tag.

Für mich ist wohl eine kalorienreduzierte Ernährung möglichst zuckerarm, und viel Bewegung der richtige Weg.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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23.04.2017 19:55
avatar  Ordnung
#4
Or

ihr lieben,

Bin auch 1,71 m. Hab 84,6 kg, und finde auch noch so etliches Kilo daran zu Viel. Aber wie bei allem gilt dranbleiben. Hat man wieder drauf, muss das auch wieder rerounieren, hilft alles nix heute mir ordentliches Fruehstueck gegoennt, heut Abend Wiener Wald, Pommes und 3er kick, naja kommt nicht oft vor.

Sehr schoene Abend, Gesundheit Robert Ordnung

Robert Ordnung
gepr. Immobilienmakler SGD 1,3
Certified Real Estate Agent SGD 2,+
Premium-Immobilienmakler, international, 34 c GewO

Ausbildung der Ausbilder AdA SGD 2 (Meisterbrief)

Mach dirs selbst so, Harald Gloeckler, Zitat fuer alle Neider


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24.04.2017 10:08
avatar  Anneli
#5
An

Hallo @TanteYo,
wie versprochen kommt jetzt die komplette Rückmeldung.

Diäten habe ich auch schon (wie fast alle Frauen) unzählige durch und geholfen hat nie eine. Die Krönung war, als ich bei einer 2-wöchigen Nulldiät 2 Kilo zugenommen habe. Klar, das kann nur eingelagerte Flüssigkeit gewesen sein, aber das war das endgültige Ende meiner Diätversuche.

Da ich damals aber eigentlich gar keine Diäten nötig hatte und nur in meinem Kopf zu fett war (48 Kilo), kann ich rückblickend erkennen, dass ich meinem Körper ganz schön dankbar sein kann. Cleveres Kerlchen, was mich da ummantelt. Man muss nur darauf hören können. Und da liegt wohl gerade die Crux, man macht das viel zu selten.

Ich weiß ja schon durch meine zucker- und weißmehlfreie Ernährung nach der Entbindung meines Kleinsten, dass genau das meinem Körper gut tut und er darauf reagiert.

Du hattest Angst, jemand könnte dir vorwerfen, dass du missionierst, aber mich hast du inspiriert. Ich habe mich nach über 20 Jahren wieder mit diesem Thema befasst und stelle fest, dass im Moment der Zucker in meinem Leben eine viel zu große Rolle spielt. Ich mag eigentlich gar nichts Süßes und trotzdem habe ich mich durch dich dabei beobachtet, dass ich Unmengen davon in mich rein schaufel. Schicksal, dass du gerade jetzt hier gelandet bist und davon erzählst? Für mich schon!

Ich habe jetzt das Wochenende über Zeit gehabt, nachzudenken und heute morgen habe ich meinem Mann mitgeteilt, dass ich ab jetzt wieder zuckerfrei sein werde. (Zuckerfrei bedeutet in diesem Zusammenhang auch weißmehlfrei und ohne Kohlenhydrate.)

Dass ich dabei keine Mangelerscheinungen haben werde, weiß ich ja schon von früher, denn im Gegensatz zu der falschen Atkins-Durchführung, wie sie früher praktiziert wurde (nur Eiweiß und Fett aber kein Obst, Gemüse oder sonst was und dafür dann die teuren Zusatzpräparate, die eh keiner gekauft hat), kann man sehr vielseitig essen, ohne dass einem etwas fehlt.

Angst habe ich vor den ersten Tagen, denn wie TanteYo schon beschrieben hat, ist Zucker ein Suchtmittel und der Entzug wird richtig hart.

WENN es aber so klappt, wie beim letzten Mal und ich durchhalte, wird es mit den Depressionen und der Antriebslosigkeit weniger werden, ich werde wieder mehr Anteil an meinem Leben nehmen und mir nicht mehr jeden einzelnen Tag erkämpfen müssen.

Depressionen, Antriebslosigkeit, Fettleibigkeit, keine (guten) Belohnungen für sich finden, Messieverhalten, sich selbst nichts Gutes gönnen, all das sind Symptome und es gilt, die Ursachen zu finden und zu beheben. Als Kind und Jugendliche hatte ich keine Wahl was mit mir passiert. Aber JETZT entscheide ICH, ob ich mit all diesen Symptomen leben möchte oder nicht.

Danke, TanteYo!

GLG und uns allen einen wunderschönen Tag,
Anneli


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