Das Leben mit meinem Mann zerstört mich

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11.02.2014 08:58
avatar  ( gelöscht )
#21
Gast
( gelöscht )

diese Geschichten sind sich alle irgendwie ähnlich, und sind manchmal doch so unterschiedlich, dass es sich lohnt, auf die Varianten hinzuweisen.

Es gibt eine Sorte von Menschen (Männer wie Frauen, aber wir reden in unseren drei Fällen halt von Männern), die haben so wenig Selbstwertgefühl, fühlen sich so klein, dass sie etwas in ihrer Umgebung brauchen, auf das sie hinabsehen können. Dafür ist es nötig, dass sie sich von vornherein etwas suchen, das noch kleiner ist als sie, oder sie geraten an etwas, das sie kleiner machen müssen. Das geschieht systematisch, und vor allem SCHLEICHEND. Zuerst kommt die Isolation. Vorhandene Freunde werden nach und nach "weggebissen". In ihrer Abwesenheit werden negative Eigenschaften von ihnen betont, oder es werden Behauptungen über sie aufgestellt, die gar nicht unbedingt stimmen müssen. Dann fängt man an, nach Beweisen dafür Ausschau zu halten, dass der Partner Recht hat - und da wird man meistens fündig, weil man unter dieser Prämisse zu interpretieren anfängt. Wenn ihm 3 unangenehme Eigenarten einer Freundin auffallen, die sie tatsächlich an den Tag legt, und er dann noch z.B. die Behauptung aufstellt, dass diese Freundin über dich lästert, wenn du nicht dabei bist, dann glaubst du das. Dann entsteht so eine Art Gefühl von "Wir beide sind die einzigen anständigen Menschen, der Rest ist scheiße". Das bestätigt einen dann auch zum Teil darin, den richtigen Partner gefunden zu haben, der einen vor falschen Freunden warnt. Man braucht solche Leute nicht, man hat ja einander. D.h. man ist zum Teil wirklich froh, die angelichen falschen Freunde los zu sein. Also verabredet man sich immer seltener, und irgendwann sieht man sich gar nicht mehr.
Es gibt aber auch immer wieder mal Leute, auf die man nichts kommen lässt - z.B. die eigenen Eltern, oder sehr enge Freunde. Um die wegzubeißen wird dann eine härtere Gangart gefahren. Man muss für Treffen mit ihnen teuer bezahlen. Vorher gibts stunden- oder sogar tagelanges Genörgel, hinterher auch. Es werden Vorwürfe gemacht ("Wenn deine Mutter hier ist, behandelst du mich wie Dreck") oder Falschbehauptungen aufgestellt: "Der X zieht dich förmlich mit den Augen aus, ich könnte kotzen, wenn ich das mit ansehe" oder gedroht: "Wenn dein Bruder noch einmal so herablassend mit mir spricht, schlag ich ihm die Fresse ein!" In den ganz harten Fällen gibts dann auch reale Schläge - aber für den unterdrückten Partner.
Irgendwann vermeidet man diese Freunde, obwohl sie einem wichtig sind, rein aus Selbstschutz. Aber das ist genau die Art von fehlgeleitetem Selbstschutz, die uns vor einer Gefahr in eine dunkle Seitenstraße flüchten lässt, statt in ein Restaurant oder auf eine belebte Einkaufsstraße. Dort sind wir dann allein, und dem Angreifer ausgeliefert, ohne Chance, dass jemand anderer dazwischengeht.
Da hat Kayla recht, es ist auf jeden Fall wichtig, jemanden zu haben, denn allein ist man am gefährdetsten.

Aber allen Befürchtungen zum Trotz muss man sich immer wieder selbst deutlich sagen, dass der andere, den man jahrelang als so übermächtig wahrgenommen hat, in Wirklichkeit eine ganz kleine, armselige Wurst ist, die so wenig zu bieten hat, dass sie einen anderen Menschen nur mit fiesen Psychotricks an sich binden kann - und die das tief innendrin auch weiß, und sich deshalb auch an Menschen, die sie als stärker wahrnimmt als sich selbst, nicht rantraut. Auch wenn es unglaubwürdig klingt: Im Prinzip genügt es, sich daran zu erinnern, dass man in der Beziehung eigentlich der Stärkere ist, und immer schon war.
Deshalb ist es für diejenigen, die von Anfang an schwächer waren, auch besonders schwierig. Sie sind umso mehr auf Hilfe und Schutz von Außen angewiesen. Oder sie müssen Methoden entwickeln, um ihr Selbstvertrauen zu stärken. Nicht viel, nur genug, um mehr zu haben, als der Partner.


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11.02.2014 16:58
avatar  Kayla
#22
Ka

Genau so, Numi. Je mehr man jammert und sich klein macht und sich nach Harmonie sehnt, um so angreifbarer wird man für den dominanten Partner. Und gelegentlich Schrei- und Wutattacken bringen gar nix, sie beweisen ihm nur, wie hilflos man sich fühlt.
Der Partner entwickelt mit der Zeit einen gefährlichen Sensor dafür, wie weit er gehen kann und versucht, die Grenze immer noch ein stück weiter ins Selbstwertgefühl des anderen zu schieben.
Wisst Ihr, wie es anfängt? Ich meine, so eine ganz harmlose Sache. Wenn mir heute eine jung verheiratete Frau erzählt, ihr Mann sei total lieb, nur mit dem Kochen ... er lobe sie zwar, doch immer in der Form: "Das war ja wieder ein phantastisches Essen, ABER an die Soße hätte mehr Salz gekonnt!"
Ich rate dann, wirklich freundlich, aber bestimmt zu sagen: "Mir schmeckte sie aber so." bzw. einfach "Dann mach Dir deine Soße doch in Zukunft bitte selbst." Und das auch durch zu ziehen. Wohlgemerkt natürlich nicht bei einem Vorfall dieser Art, aber wenn es mehrfach passiert, sollte man es aus Selbstschutz sofort und gründlich unterbinden.
Jede noch so kleine Kritik, wie nett sie auch verpackt sein sollte, die sich immer wiederholt und die man scheinbar mit keiner Mühe der Welt vermeiden kann, muss man unterbinden. Und zwar nicht mit "Du machst ja Dies und Jenes auch nicht richtig", denn dann ist man schon in der Rechtfertigungshaltung, sondern mit der klaren Ansage "Ich mach das so und finde es richtig. Wenn Du das anders siehst - machs selbst."

Alles Liebe
Kay

Ordnung ist etwas Künstliches. Das Natürliche ist das Chaos. (Arthur Schnitzler)


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11.02.2014 21:12
#23
Mi

Bei mir ist es so ähnlich. Nur steck ich noch mitten drin. Wir tun uns beide nicht gut, aber ich hoffe, ich bekomme noch die Kurve. ..jajaja ich weiß, hoffen reicht nicht, es liegt an mir es zu tun...

Schrittchen für Schrittchen - Hauptsache die Richtung stimmt!

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11.03.2014 19:26
avatar  IBI
#24
IB
IBI

hallo gabi,

magst du uns mal einen zwischenstand mitteilen?

Ich würde gerne wissen, wie du entschieden hast, nachdem du viele Infos von uns bekommen hast.

Viele Grüsse
sonja


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12.03.2014 00:25
avatar  Bobby
#25
Bo

Hallo Gabi, ich will einfach nur mal danke sagen für deinen Bericht; mehr kann ich im Moment dazu nicht beitragen, hoffe du schreibst bald wieder hier.
Gruss, bob


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