Nun, ich litt unter einer schweren Depression. Aber die ist nicht die Ursache des Chaos, hat es vielleicht ein wenig vergrößert. Aber das Chaos war vorher da.
Depression ist, denke ich, kein Auslöser für irgendwas. Sie ist die Folge von Traumata, Verletzung, Verzweiflung - irgendwas, das der Seele sehr tief weh getan hat.
Ich denke auch, dieses Ansammeln von Dingen, dieses Chaos ist eine Folge - der ganze Krempel dient ja zu etwas, wird gebraucht, gibt der Seele Sicherheit, Schutz, vielleicht sogar so etwas wie Geborgenheit, das Gefühl von Reichtum, die Kompensation von Unsicherheit und vieles andere mehr.

Antriebslosigkeit überwinden ist schwierig. Derzeit kann ich sagen, sie schwindet durch Aktivität. Ist komisch und hätte ich nie geglaubt, aber seit ich jeden Tag, wirklich jeden (!), etwas mache, gewinne ich zunehmend Energie. Und sogar dort, wo ich viel zu müde bin, reicht es noch für ein paar Kleinigkeiten - so, als wolle etwas in mir den Fluss des Ordnens nicht unterbrechen. Ich hoffe sehr, das hält noch lange an, weil ich noch lange brauchen werde; eigentlich nie fertig sein werde. Und ganz manchmal habe ich sogar Spaß an der Sache - und mit Spaß stellt sich die Frage des Antriebes nicht mehr.

Huhu!
Depression ist nicht "zwingende" Voraussetzung, um ein Messie zu sein/werden, man darf sich auch als Nichtdepressiver bewerben - ich z.B. hatte niemals echte Depressionen und selbs die Antriebslosigkeit beschränkte sich auf wenige Gebiete. Was Angst betrifft, so hatte ich die nur als psychische Störung, keine echte, verstandesmässige, Angst und die hat das Chaos nur vergrößert, nicht geboren.
Bei mir wars einfach so, dass aus meinen Tugenden meine Laster wurden. Ich hatte eine große Familie und musste sehr sparsam sein, es gab eigentlich ständig was zu putzen, zu reparieren, zu waschen etc.pp. und irgendwann hat meine Psyche wohl gesagt "So, das halbe Leben für Ordnung ist um - jetzt kommt die andere Hälfte".
Wie gesagt kam bei mir noch dazu, dass ich ein unheimlicher Kreativling bin und mit nahezu allem, aber auch wirklich allem, noch etwas anfangen kann, wenn ich einmal damit beginne. Nur hatte ich irgendwann so viele "Schätze", dass ich zwei Leben gebraucht hätte, sie alle zu verwerten und da die sich nicht richtig ordnen ließen, waren dieHamsterecken ständig staubig ... es entstand eine Spirale, die sich immer schneller zu drehen begann. Noch ein wenig länger und ich wäre allerdings wohl vor lauter Hilflosigkeit wirklich depressiv geworden.
Zum Glück hat mein Selbsterhaltungstrieb vorher die Notbremse gezogen.

Kay

Wenn du wirklich noch was aus den kaputten Klamotten machst, ist nichts dran auszusetzen. Wenn es dir aber weder gelingt, diese Sachen sicher aufzubewahren (also so, dass sie keinen weiteren Schaden nehmen, sie nicht stören und du sie wiederfindest, wenn du sie brauchst) noch die Kleidung wirklich wieder reparierst/verschönerst, sondern das immer nur vorhast, dann ginge das in Richtung Messie - für mich.

Aber auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen. Für mich gibt es Überschneidungen von Faulheit, Antriebslosigkeit und Depression. Es ist aber nicht das selbe. Und ich glaube auch nicht, dass es die Grundvoraussetzung eines Messies ist. Ich kann mir vorstellen, das jemand, der an der klassischen Wertbeimessungsstörung leidet, erst durch die Massen, die er nicht mehr beherrscht, depressiv wird. Und es geht eben auch andersherum, jemand wird depressiv und vernachlässigt durch Antriebsschwäche sein Umfeld.

Es gibt auch schwer depressive (habe mal eine Bericht darüber gesehen) die zwanghaft putzen und ordnen, weil sie dann wenigsten das Gefühl haben etwas tun zu können oder auch damit andere nicht merken, wie schlecht es ihnen geht.

Ebenso gibt es Depressive, die nicht unbedingt eine Antriebsschwäche haben. Männer z.B. neigen bei Depressionen eher zu Aktionismus und Aggressivität - was auch ein Grund dafür ist, dass es bei Männer schwieriger zu diagnostizieren ist. Sie "beißen" ihr Umfeld regelrecht weg, aus Angst und Überforderung. (Ich kann mir das sehr gut bei numis Schwiegervater vorstellen. Aber es ist schwierig aggressive Männer auf Depressionen anzusprechen, weil das ja häufig mit Schwäche gleichgesetzt wird. Schwach aber wollen sie auf keinen Fall sein - also reagieren sie wieder aggressiv, damit sie in Ruhe gelassen werden.)

Faulheit wiederum ist für mich eine Zustandsbeschreibung von außen. Man sieht den "scheinbar" mangelnden Arbeitseifer. Aber die Ursache, ob es sich einfach um Muße, Gelassenheit, Antriebschwäche, Depression, Handlungsblockade, Zwang, Schmerz, Erschöpfung oder fehlende Einsicht handelt, das kann von außen eben nicht gesehen werden.

So ähnlich sehe ich auch das Messietum. Es ist ein Sypmtom - wie z.B. Husten - aber was dahintersteckt - also Erkältung, Lungenentzündung, Krebs oder Kuchenkrümel - ist nicht so einfach zu sehen.

LG Sissi