Mein Freund ist ein Gesprächs-Messi

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21.03.2014 12:12
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#11
Gast
( gelöscht )

"ja, ich kann mich numis langem text anschliessen in punkto verantwortung, der hinzu gekommen ist, als ich hier fleissig geschrieben habe.
vor allem bewundere ich "ihr" aushalten und alle Konsequenzen wirklich soooo lange eskalieren zu lassen, bis die überwindungsgrenze ihres mannes erreicht war. wow, numi, wie machst du das "zusehen" aushalten?
ich stimme dir voll zu und gleichzeitig würde ich kirre werden, wenn meine finanzielle Sicherheit derartig bedroht würde, weil ich in diesem punkt eine "niedrige" schwelle habe.... "

Tante Mausohr hat es eigentlich schon beantwortet. Es ist ein Liebesbeweis. Ich liebe meinen Mann sehr, er ist ein wirklich toller Kerl. Er hat sehr viele positive Eigenschaften, aber eben auch Schwächen. Eine gute Beziehung - so denke ich zumindest - bringt das Beste in beiden Partnern zum Vorschein. Man hilft sich gegenseitig, seine Schwächen zu überwinden. Um das Bild mit dem Gummiband noch einmal aufzugreifen (und damit auch zum Abschluss zu bringen): In der idealen Partnerschaft einigt man sich auf einen Weg, und wandert auf diesem dann gemeinsam, oft nebeneinander, mal geht der eine vor, mal der andere, je nachdem, wer sich auf dem Weg gerade besser auskennt, und wenn etwas passiert, hat jeder die Gewissheit, dass das Band da ist, und einen auffangen wird, wenn man stolpert oder gar stürzt.
Dass ich den anderen ändere, wenn ich mich selbst ändere, hatte ich erst kurze Zeit vorher gelernt und verstanden, zum Ende meiner vorausgehenden Beziehung hin, als ich mich so stark verändert hatte, und mein (Ex-)Freund unmittelbar folgend seine eigene 180°-Wende hinlegte. Diese Erkenntnis habe ich dann "einfach" übertragen. Nein, es war nicht einfach. Ich habe einige Monate gebraucht, bis ich die Situation analysiert, und mir eine Strategie, wie ich damit umgehen will, zurecht gelegt hatte. Ich stand auch einmal kurz davor, aufzugeben, hinzuschmeißen und mit meiner Mutter wieder zurück in die alte Heimat zu fahren. Gut, dass ich es nicht getan habe.

Was das Aushalten können speziell von finanziellen Konsequenzen betrifft, kann ich nur sagen: "Been there, done that". Ich hab es schon selbst erlebt, und überlebt, und ich weiß einfach, dass dir in unserem Land nichts wirklich Schlimmes passieren kann, wenn du deine Schulden nicht bezahlen kannst. Erst recht nicht, wenn deine Zahlungsunfähigkeit temporär ist. Meine war über Jahre nicht vorhanden, ohne dass ich eine Chance gesehen hätte, jemals im Leben wieder aus dem Schlamassel rauszukommen. Dann wurde die Möglichkeit eingerichtet, dass auch Privatpersonen in Insolvenz gehen können. Das gab es früher noch nicht. Schlussendlich bin ich um die Privatinsolvenz herumgekommen, weil ich einen tollen Anwalt hatte, der eine bessere Lösung fand, und mir bei der Umsetzung half. Aber selbst wenn das nicht geklappt hätte, wäre nicht einmal die Privatinsolvenz das Ende der Welt gewesen. Diese Erfahrung, dass es trotzdem immer irgendwie weitergeht, dass man weder obdachlos sein muss, wenn man das nicht will, noch dass man verhungern muss, die hat sehr dabei geholfen, es auszuhalten.
Einfach ist es nicht, auch nicht jetzt bei der Kindererziehung. Ich muss mich oft bewusst zurückhalten, obwohl mir die Düse geht, und ich eigentlich nichts lieber tun möchte, als vor zu hechten und mein Kind aus einer riskanten Situation heraus zu ziehen. Aber das nutzt ihm nichts, und das Ergebnis, wie sich Kinder zu verhalten lernen, wenn ihre Eltern sie in Watte packen und vor jeglichem Risiko behüten, sieht man heute weitaus öfter, als dass es noch "normale" Kinder gibt, die man "einfach mal machen lässt". Es ist leider eine verkehrte Welt, in der Eltern meinen, sie würden besonders viel Liebe zeigen, indem sie den Kindern jeden Wunsch erfüllen, und so lange alle potenziellen Risiken und Bedrohungen eliminieren, bis die Kinder groß sind. So, nun genug offtopic ;)


sofabiba, deine nachfolgende Erklärung zeigt mir, dass du es eigentlich schon ganz richtig machst (deshalb meinte ich auch: Dein Bauchgefühl sagt dir schon das Richtige), aber dass es nicht (genug) funktioniert. Somit liegt der Fall natürlich noch mal ein bisschen anders, und ich werde mir also auch noch mal neu Gedanken darüber machen.


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21.03.2014 17:37
#12
so

Hallo nochmal Mausohr,

jetzt bin ich wieder da und mir geht zu dem was du geschrieben hast, eine frage durch den kopf, du hast ja gesagt, dass du dich auch ein bisschen als ehemaliger gesprächsmessie siehst und davon erst durch einen verlust abgekommen bist.
das klingt insofern nicht so ermutigend für mich, weil, ich würde ja gerne noch miterleben, dass mein freund vielleicht mal etwas distanz zu seiner art gewinnen kann, ohne dass ich ihn aufgeben müsste...
ich glaube der letztliche anlass dass ich mich hier im forum angemeldet habe, ist sozusagen der folgende: ich weiss ich hab auch ein problem damit mich abzugrenzen, aber ich versuche daran zu arbeiten und z.b. klarer zu meinem freund zu sagen dass ich etwas nicht möchte. mir ist noch eine sache eingefallen, die ziemlich überschaubar zu erzählen ist, mein freund hat bei mir im schrank ein fach wo er ein paar sachen die er vielleicht braucht wenn er bei mir ist aufbewahren kann, das ist soweit sogut, aber wenn er auf dem weg zu mir ist dann findet er oft unterwegs alles mögliche und bringt es dann erstmal mit. das sind normalerweise aber sachen, die er nicht bei mir braucht, und die auch ausserdem mit der zeit zu viele werden würden, deshalb tu ich immer alles was er liegengelassen hat, wenn ich beim aufräumen bin, in eine tüte (oder karton...) und sag ihm bei seinem nächsten besuch er soll die sachen dann mal mitnehmen. dann macht er aber immer ein gesicht als hätte ich gesagt, dass ich kleine kinder gern zum frühstück esse. also er findet es offensichtlich ziemlich gemein von mir, dass ich will dass er die sachen mitnimmt. das hab ich aber von anfang an so gemacht weil nachdem ich das erste mal seine wohnung gesehen hatte, war mir klar dass er ein problem mit kram hat und dass ich aufpassen muss dass er nicht auf die idee kommt, dass bei mir ja noch platz für mehr davon ist...
also ich versuche einfach zu ignorieren dass er es blöd findet wenn er seine sachen mitnehmen soll, und ihn trotzdem immer freundlich aufzufordern das zu tun. aber es ist mir nicht gerade angenehm.
ich musste heute morgen daran denken, das kennt ihr ja sicher auch, wenn irgendwelche vertreter an die tür kommen und einem irgendwas verkaufen wollen. die sind ja sehr hartnäckig, früher konnte ich die schlecht loswerden aber durch übung bin ich darin jetzt viel besser geworden und neulich hatte ich richtig gelacht als einer kam der mir einen neuen stromanbieter unterjubeln wollte, ich hab ganz freundlich gesagt "vielen dank dass Sie sich bemüht haben aber ich hab schon strom" und ihm einfach die tür vor die nase geklappt. aber so ruppig möchte ich natürlich zu meinem freund nicht sein. wo ist da die grenze, wo ich zu vorsichtig bin, und ihm nicht gut sagen kann dass etwas mich stört, und wo fängt die zone an, wo man sagen müsste, hier ist er so harthörig dass es keinen zweck hat, mit ihm reden zu wollen, denn der grad von aggression den ich anwenden müsste ist mir selbst zuwider (bei meinem freund, nicht bei einem vertreter) und führt den sinn einer beziehung ad absurdum.
ich hab neulich eine idee gehabt, weil, ich möchte halt nicht immer nur reagieren, und dachte, ich schlag mal meinem freund vor, dass wir uns zeitweilig (für ne halbe stunde, oder für einen abend, oder...) zwar treffen aber vereinbaren dass wir überhaupt nichts reden. er hatte auch nichts dagegen einzuwenden, aber bisher hat sich noch keine gelegenheit geboten es mal auszuprobieren. ich dachte aber, es ist einen versuch wert. wir sind ja beide mehr oder weniger künstlerisch unterwegs und wenn sonst nix dabei rauskommt wäre es zumindest eine interessante übung in pantomime ;-)


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21.03.2014 18:51
avatar  IBI
#13
IB
IBI

hey sofabiba,

ich finde, deinem freund die kisten in die Hand zu drücken, damit er seinen kram zu sich mit nimmt, voll in Ordnung und wenn du es so machst, wie du beschreibst, ist es angemessen, weil du ungefragt seine gesammelten werke nicht wegwirfst. diese art von abgrenzen ist genau richtig.
ich kann dir nur empfehlen die räumliche Trennung so zu belassen wie sie ist, weil sonst füllt er mehr als das ihn zur verfügung stehende Schrankfach.....

inzwischen solltest du erkannt haben, dass seine Reaktionen immer intensiver ausfallen als angemessen.
und auch wenn es dir recht schwer fällt, fürs erste ist eher akzeptieren angesagt, er reagiert immer intensiver als andere. ein fall für sozialkompetenztraining.

seine überreaktionen entstehen vielfach aus dem messie-phänomen heraus und weil es soooo komplex ist, kannst du nicht jede Reaktion einordnen. ich kenne einige betroffene persönlich und erlebe oft ähnliche Reaktionen und dann gibt es dem menschen selbst eigenartige Reaktionen, wie beispielsweise sein "gerede".
ja, wie mausohr sagt, es gibt viele, die anderen "ein ohr abkauen" und nicht auf den punkt kommen, doch so wie du deinen freund schilderst, hat er seine individuelle variante dazu entwickelt.
also ich vermute, dass mausohr mit ihrem Beispiel nicht sagen wollte, dass du deinen freund verlassen müsstest. ich denke, den verlust ihrer Freundin, den sie erfahren musste, geht ihr immer noch nach und sie betrauert ihn auf ihre weise und will dich wissen lassen, dass es möglicherweise ein "einschneidendes Erlebnis" benötigt, damit dein freund seine vielen Themen erkennt.

wenn du dich deinem freund gegenüber so verhältst wie du es hier beschreibst, dann finde ich das angemessen und kannst das beibehalten.
wie gesagt, sprich einfach seine gefühlswelt mehr an und schau, welche überreaktionen er dann zeigt.

deine schweigeübung finde ich interessant. wenn mein freund sauer ist, dann redet er nicht mit mir. einmal habe ich einen ganzen tag mitgemacht. das war echt hart für mich. möglicherweise kann das dein anlass sein, mal nicht zu reden, einfach weil du sauer bist.....

viele grüsse
sonja


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21.03.2014 19:42
#14
so

danke nochmal :-) ich hatte aber eher an ein fröhliches schweigen gedacht, es soll ja vielleicht auch irgendwelche positiven neuen impulse bringen
ausserdem, da wir nicht zusammen wohnen wäre es schon sehr merkwürdig sich den ganzen tag anzuschweigen im ärger, das müsste man sich dann ja fast noch mehr extra vornehmen, dann trotzdem den ganzen tag zusammen rumzuhocken ;-)


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21.03.2014 20:00
avatar  IBI
#15
IB
IBI

ja, das habe ich so verstanden, doch falls du keinen anfangszeitpunkt findest, könnte der ausdruck von wut, ein anlass sein, das zu testen.

es gibt eine weitere schöne Übung.
einer redet 10 Minuten von sich und hört ohne rückfragen und unterbrechen zu (Notizen machen ist möglich), dann fasst der andere zusammen was er gehört hat (und wenn ohne Notizen, dann was er sich gemerkt hat). danach ist wechseln angesagt. und falls verständnisfragen aufkommen, diese ebenfalls erst nach den 10 Minuten stellen.

10 Minuten reden kann lange werden und 10 Minuten zuhören ohne jegliche rückfrage ebenfalls.

viel vergnügen
sonja


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