Berechtigte Frage Emin.
triggerbare Aggressivität - nee, das klingt nicht stimmig für mich.
Also Trigger als Auslöser hat jeder und traumatisierte haben davon im Leben besonders viele angesammelt.
Das Notprogramm mit dem der Körper das Überleben sichert, hat 3 grundlegende Möglichkeiten zum Schutz beizutragen.
Angriff = z. B. laut schreien, andere schlagen
Flucht = z. B. in die Ecke verkriechen
Erstarrung = z. B, einschlafen
Und diese Muster tauchen immer wieder auf ohne dass man wirklich in der Lage ist, sie zu beeinflussen (bis man sich ggf. für eine Traumatherapie entschieden hat), da hilft keine kognitive Verhaltenstherapie.
Und diese Muster kommen auch bei anderen Krankheitsbildern bzw. Syndromdiagnosen vor.
Ich kann aus meiner Gruppenzeit bei Rainer Rehberger sagen, dass es 3 Menschen gab, die relativ schnell aggressiv wurden - wir hatten in dieser Gruppe sehr viele Meinungsverschiedenheiten, die man durchaus auch Streit nennen kann - manche haben es nicht ausgehalten und sind regelmässig eingeschlafen, andere sind sehr sanftmütig und sehr Berührungsscheu, eine recht bunte Mischung von Menschen, die dort zusammen getroffen ist. Meistens haben wir probiert den Auslösern für die Streitigkeiten direkt vor Ort auf die Spur zu kommen.
Oft gab es schneller neue Auslöser als wir schauen konnten und jeder hat darauf in anderer (seiner typischen) Weise reagiert.
Alle sind zu Wort gekommen, das war sehr wichtig.
Nichtsdestotrotz ist die Gruppe zusammen gewachsen. Obwohl sie seit 3 Jahren nicht mehr existiert, sind diese Menschen teilweise weiterhin im Austausch miteinander.
Streit darf sein und unterschiedliche Ansichten auch. Obwohl ich vorher ausgestiegen bin, habe ich mich sehr gefreut, die Menschen zu sehen und mitzubekommen, dass sie Kontakt zueinander erhalten haben. Da waren sehr viele Kilometer zwischen den jeweiligen Heimatorten, die sich dort regelmässig zusammen gefunden haben.
Es ist halt für eine SHG nicht immer einfach, damit umzugehen, wenn nicht ab und an ein professioneller Begleiter unterstützend eingreifen kann.
Dann ist es meist kontraproduktiv. Doch auch in SHGs habe ich Streitigkeiten erlebt, die später beigelegt werden konnten. Das ist aus meiner Sicht die hohe Kunst in Gruppen, auch Auseinandersetzungen zu meistern.
Es gibt im wahren Leben sooo viele Auseinandersetzungen und Missverständnisse, das können NICHTMESSIES sicher genauso gut, wie manche Messies.
Die Frage war, ob eine SHG funktionieren kann.
Ja, das kann sie, auch dann, wenn es ab und an mal Streitigkeiten geben sollte. Es ist nicht die Regel, dass gestritten wird, auch das "Langeweile"-Programm kann vorkommen - ehrlich bevor ich vor Langeweile eingehe und deswegen nicht mehr hingehe, ziehe ich die Lebendigkeit, die sich durch Auseinandersetzungen ergeben, vor.
LG
Sonja
