Ich vermute mal, dass auch ADHS ein Spektrum ist. Bei Autismus ist es definitiv so. Zu den *Diagnosekriterien* bei Autismus gehört, dass es einen irgendwie beeinträchtigt. Für die Forschung fände ich es sehr interessant, wenn sich z.B. herausstellen würde, dass 80% der Leute, die eine bestimmte Besonderheit haben, sich gar nicht dadurch beeinträchtigt fühlen, sondern im Gegenteil es ihre Leistungsfähigkeit erhöht. Dann müsste man der Frage nachgehen, welche inneren oder äußeren Bedingungen bei den restlichen 20% dazu geführt haben, dass sie die "Superkraft" als störend empfinden bzw. eben keine "Super-Girls" und -Boys geworden sind.

Auch wenn das leicht ironisch klingt, und auch einen Schuss Ironie enthält: Der Frage, wie neurodiverse Menschen gut leben können, wird seitens der Forschung wirklich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Und auch die Betroffenen selbst legen oft mehr wert auf so Identitätszeug...

Diese Sache mit den teuren Diagnosen finde ich eine Unverschämtheit! Wofür zahlt man denn wohl Krankenkassenbeiträge?! Und es bedeutet, dass grade die Leute, für die es eben alles andere als eine Superkraft ist, sich die Diagnose nicht leisten können und dann auch keine Behandlung kriegen. Und, wenn es um Behandlung mit BTM-Medikamenten geht, stinkt die Sache für mich auch ziemlich faul... Seitens der Ärzte, wohlgemerkt! Wobei ich skeptisch bin, was die Behandlung mit Stimulanzien angeht. Dass es nicht wahr ist, dass die Dosierungen so gering sind, dass man als Nicht-ADHS'ler gar nichts davon merken würde, habe ich ja hinreichend ausprobiert. Und ich glaube auch nicht daran, dass die (auch physischen) Langzeitfolgen, die täglicher Speedkonsum hat, bei ADHS'lern auf magische Weise nicht stattfinden. Aber das ist nur meine Einschätzung als medizinischer Laie...

@Della - Die AOK darf einen nicht rausschmeißen und muss letztlich notwendige Behandlungen zahlen, auch wenn keine Beiträge mehr gezahlt werden. Wenn man im Bürgergeld ist, zahlt das Jobcenter die Beiträge. Früher gab es das bei prekär Selbstständigen, dass sie sich die Krankenkassenbeiträge gespart haben bzw. eben nicht bezahlen konnten. Mittlerweile ist meines Wissens eine Krankenversicherung auch für Selbstständige Pflicht. Aber ich weiß nicht, was passiert, wenn sie das Geld für die Beiträge nicht haben. Die sind ja nicht in der AOK, oder? Naja, das nur am Rande - es trifft ja auf niemanden zu.

Ja, darum heißt es ja "Spektrum". Genauso wie IQ kann man mehr oder weniger davon haben. Bei ADHS gibt es sicher auch ein Spektrum. Ich gehöre zu denen, die sich zumindest auf das konzentrieren können, was sie interessiert. Und ich schaffe es sogar, mich irgendwie zu Tätigkeiten zu motivieren, auf die ich keine Lust habe. Ich vermute, das habe ich von meinen Eltern gelernt. Bei der Arbeit wechsle ich z.B. langweilige und interessante Aufgaben immer ab. So lässt es sich durchhalten.

Zitat von Della im Beitrag #24

---

ich bin durchaus auch überlebensfähig. Ich habe auch ein Studium mit guten Noten abgeschlossen und auch viele Spezialinteressen. Ich gehe auch einem Vollzeitjob nach und wurde bislang auch noch nie gekündigt. Also offensichtlich kam ich bislang doch ganz passabel durchs Leben

---