Besitztümer binden. Man kann auch Besitztümer schaffen, die einen wiederum an den Ort binden, wo sie sich befinden. Das ist nun mal meistens die Wohnung/ das Haus. Bei mir waren es im Alter von 7, als ich schreiben konnte, die Gedichte. Da ich sie nicht auswendig lernen konnte, war das Geschriebene wertvoll für mich. Wäre ich weg gelaufen, hätte ich diese Schriftstücke auf jeden Fall mit genommen. Was auch bindet, können z. B. Pflanzen sein. Man muss immer wieder aus dem Urlaub kommen, um sie zu gießen. Eine Wohnung, die voll gestellt ist, bindet uns an sich, denn wir können nicht jederzeit ausziehen oder auswandern, wie damals die Leute aus der DDR geflüchtet sind, angeblich Besuch der Verwandten, dann blieben sie da.
Wir müssen ja erst diese vielen, vielen Besitztümer los werden, und daran scheitern wir schon - warum haben wir die alle? Wir glauben, wir brauchen sie irgendwann. Der original verpackte Toaster aus dem Jahr 2017, falls unser über 40 Jahre alter Toaster doch noch kaputt geht. Der Fernseher aus dem Jahr 2015, weil der Röhrenfernseher schon fast 20 Jahre alt ist. Das hübsche Outfit, könnte ich ja diesen Sommer mal wieder anziehen, wenn ich nicht das andere anziehe... So und so ähnlich sieht es bei jedem von uns aus. 3 Wasserkocher, falls einer mal kaputt geht. X LED Birnen, X Batterien.
Wir sammeln ja nicht nur, um uns zuhause zu fühlen. Wir sammeln zur Sicherheit, wir kaufen 5 Scheren, weil wir wieder mal die anderen 4 nicht fanden, eben die 5. Schere. Wir stellen fest, die Gegenstände passen nicht mehr in die Schränke. Je mehr auf dem Fußboden liegt, umso weniger findet man, wenn man bestimmte Dinge sucht. Und diese Dinge liegen dann irgendwo dazwischen, so dass man immer mehr sucht, und weil das Suchen länger dauert als die Wiederbeschaffung, kaufen wir eben noch mehr... Das ist ein Teufelskreis, den ich auch nicht zu durchbrechen weiß. Wenn man immer mehr Dinge hat, finden diese Dinge immer weniger Platz in der Wohnung. Was bedeutet, dass sie sich umso stärker vermehren, je weniger man eine Möglichkeit findet, sie zu archivieren.
Dazu kann man wieder sagen, es ist ein Rumdoktern an den Symptomen. Diese Desorganisation hat irgendwann mal angefangen, als die Wohnung noch nicht "zugekleistert" war. Ich stelle fest, wenn ein Raum aufgeräumt ist, fängt das Chaos nach spätestens 2 Wochen an, sich den Raum zurück zu erobern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Messie-Team bei uns mal fertig wird. Und selbst wenn - wie lange wird es dauern, bis ich wieder einen Auftrag vergeben muss?
Das schlimmste an dieser Krankheit sind die hohen Kosten für Helfer und Entrümpler.