Hallo zusammen,
ich bin am Ende meines Lateins - deshalb wende ich mich an Euch in der Hoffnung, den einen oder anderen Tipp zu bekommen.
Ich habe meinen Sohn alleine großgezogen. Er war ein unbeschwertes, fröhliches Kind und ist behütet aufgewachsen. In der Pubertät begann er, sich zu verändern. Später wurde eine autistische Störung bei ihm diagnostiziert. Er hat sein Abi mit Bestnoten absolviert, danach Mathematik studiert. Das Studium abgebrochen, als die erste mündliche Prüfung anstand. Dann Informatik begonnen - bis zur ersten mündlichen Prüfung. Als letztes ein Ingenieursstudium - auch bis zur ersten mündlichen Prüfung.
Nun arbeitet er als Postbote. Er macht seinen Job gut und zuverlässig, und das seit Jahren. Mir war stets wichtig, ihm das Gefühl zu geben, dass alles kann, aber nichts muss. Und wenn er gern Postbote ist, dann ist es prima. Auch für mich.
Zu Beginn seiner Postboten-Laufbahn ist er zu Hause ausgezogen, und mich hat es wenig später nach Holland verschlagen, wo ich noch stets lebe.
Mein Junge lebt nun seit 12 Jahren allein. Wirklich allein, weil Leute mit autistischen Störungen sind ja nun auch nicht wirklich die großen Entertainer. Ich bin seine einzige Bezugsperson. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander und stehen uns sehr nah.
Vor ungefähr 4 Jahren begann er plötzlich, Dinge zu sammeln. Es begann mit Fahrradteilen. Er kaufte alte Fahrräder, zerlegte sie in alle Bestandteile - vielleicht könnte er sie ja nochmal irgendwann gebrauchen... Erst war der Keller damit vollgestopft, irgendwann auch seine Wohnung. Dann kamen Bücher hinzu, Tageszeitungen. Inzwischen kann ich nicht mal mehr erkennen, was da alles in seiner Wohnung rumliegt und -steht. Es gibt nur noch einen schmalen Trampelpfad zu seinem Bett und einen anderen Pfad zu seinem Esstisch, auf den genau noch ein Teller passt. Die Küche ist schon lange nicht mehr begehbar. Dort steht die Waschmaschine, die inzwischen unter Kartons und Krempel begraben ist. Also werden auch keine Sachen mehr gewaschen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass die Wohnung deshalb inzwischen riecht wie ein Tigerkäfig, und mein Junge natürlich auch.
Alle Hilfsangebote werden ausgeschlagen - ich weiß nicht mehr weiter.
Er ist eigentlich ein feiner Kerl und mein einziges Kind. Es zerbricht mich, ihn in diesem Zustand zu sehen. Habe alles versucht: mit Liebe und guten Worten, mit Druck, mit Drohung, mit Selbstinitiative - alles umsonst. Ich möchte so gerne helfen und weiß nicht, wie ich das anstellen soll. Hat irgendjemand eine Idee?
Liebe Grüße
Brita