Ich bin so niedergeschlagen

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07.08.2015 17:48 (zuletzt bearbeitet: 07.08.2015 17:56)
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#11
Gast
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"Verzeiht mir daher bitte, wenn ich ICH-orientierter schreibe, als es meine Art ist."

Schreib, was immer du magst.

Wollte ich noch was sagen? Hmm...achja. *nickt verständnisvoll mit dem Kopf*

Ich hab das in manchen Situationen gar nicht, und in manchen stärker. Ich mag es zum Beispiel nicht, wenn wir im Garten sitzen, und jemand geht vorbei und glotzt. Oder ich konnte es schon als Kind nicht leiden, wenn mich mein Weg zur Bushaltestelle an einer Haltestelle für die Gegenrichtung vorbei führte (in zwei verschiedenen Straßen), wo ganz viele Schulkinder auf den Bus zu der anderen Schule warteten. Ich muss dann durch diesen Pulk durchlaufen, als einziges Kind, was nicht dazu gehörte. Mir wurde dann auch ganz oft mal ein Bein gestellt, oder gekichert. Irgendwann bin ich dann direkt einen Riesenumweg gelaufen, und habe noch lange Zeit später Herzklopfen gekriegt, wenn ich mich auf eine größere Gruppe Menschen zubewegt habe. Auch allein in eine Kneipe gehen, dieser Moment, wenn alle Köpfe herumfahren, weil die Tür aufgeht...geht gar nicht.
Was mir dabei hilft, ist mich wie andere zu sehen. Was denke ich, wenn jemand an der Bushaltestelle vorbeigeht, an der ich sitze? Gar nichts. Was denke ich, wenn jemand in die Kneipe reinkommt? Wenn ich ihn nicht kenne: Gar nichts. Was denke ich, wenn jemand auf seinem Balkon sitzt? Gar nichts. Man guckt aus Überlebensinstinkt. Was kommt da, ist es gefährlich für mich? Nein? Dann ist es sofort wieder vergessen. Bssst - weg.

Edit: Mir ist noch was dazu eingefallen, was so richtig schön gaga ist: Ich spiele ja momentan gern The Witcher 3. Da sind hunderte von Sätzen vertont, die zufallsbasiert eingespielt werden, wenn man sich durch Städte und Dörfer bewegt, so dass es sich so anfühlt, als würde man im Vorbeigehen Unterhaltungen aufschnappen. Das ist echt genial gemacht, ganz viel Banales, manchmal Interessantes, manchmal Lustiges. Aber ziemlich oft macht jemand, wenn man an ihm vorbeigeht, ein Furzgeräusch und lacht dann dreckig (die Figur des Witchers ist nirgendwo sonderlich beliebt). Das triggert mich jedesmal aufs Neue...


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07.08.2015 18:49
avatar  Frosch
#12
Fr

Jetzt hast du mich zum lachen gebracht..... das mit dem Glotzen erinnert mich an eine Begebenheit. Kumpel und ich sitzen in einem relativ offenen Auto. An der Ampel glotzen aber wirklich abfällig zwei aus dem Nebenauto rein. Da brüllt mein Kumpel: "Gugg nicht so, ich bin auch erschrocken!"
Das hab ich auch schon manchmal seitdem gemacht, wenn Leute böse rüberschielen.

Alleine in der Kneipe war ich früher ständig. Aber dann kannte man sich mit der Zeit. Oder kannte jemanden und ist auch mal alleine hin.
Vor ein paar Wochen war ich auf einem 50. Geburtstag wo Leute waren, die ich vor 20 Jahren regelmäßig in Kneipen traf. Da haben wir drüber gelacht, dass ich damals ständig irgendwelche Übernachtungsgäste mit nach Hause nahm, weil die Öffis schon weg waren und das Geld fürs Taxi fehlte. Da wurde ich ein wenig wehmütig im Innern. Es war aber einfach lustig, dass fast jeder wußte, wo ich wohne. Bei manchem hab ich mich gewundert, und dann kam die Antwort, na der soundso hat doch mal bei dir übernachtet, damals nachm Viertelfest.

Heute könnte ich DAS überhaupt nicht mehr.
Weder alleine in die Kneipe, noch einen in meine Wohnung lassen.

Das mit dem Balkon ist allerdings ne andere Sache. Ich "hause" im EG und da könnte man in die Küche sehen. Ich hab den Balkon auch fast nie benutzt, aber manchmal, gerade in heißen Nächten, wenns draußen
doch ein bissi kühler ist, als drinnen, dann schon. Und heute Nacht wird es heiß. Und frische Luft würde mir auch mal gut tun.

Es gab mal eine Zeit, wo ich wirklich super ausbalanciert war. Da bin ich wirklich jeden Abend nach Feierabend statt vor den Fernseher kurz auf den Balkon und hab eine geraucht. Ist nur ein kleiner Hof mit ein paar Sträuchern und einem Baum, aber nisten immer Vögel, oder es fliegen ein paar Schmetterlinge rum. Das war immer so friedlich. Das fällt mir alles gerade beim Schreiben auf. Es ist dieser innere Friede, mit sich selber im Reinen zu sein. Im REINEN sein, ist angesichts der Lage irgendwie doppeldeutig aber wirklich passend.


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07.08.2015 19:01 (zuletzt bearbeitet: 07.08.2015 19:02)
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#13
Gast
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Wenn du Ausbalanciertheit schon gekannt hast, und dich an Gewohnheiten erinnern kannst, die dazu gehörten, dann versuche, genau diese Gewohnheiten wieder aufzunehmen. Geh auf den Balkon und rauch eine. Und wenn jemand glotzt, dann denk dir wenigstens: "Gugg nich so, ich bin auch erschrocken!" und versuche, drüber zu lachen. Du könntest es heute abend ausprobieren, und herausfinden, wie es sich anfühlt, ob es gut ist, oder schlecht, und dann entscheiden, ob du es weiter machen willst, oder nicht.


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07.08.2015 21:36
avatar  Frosch
#14
Fr

Das ist ein schöner Rat. Das mit dem Erinnern.

Mir ist ja immer noch das "Bettenmachen" im Kopf. Mir ist was eingefallen, womit ich, wenn ich wieder drankomme gut üben kann.
Ich hab noch nie an mir gehabt, Rolläden abends zu schließen und morgens hochzuziehen. Aber wenn ich halbwegs richtig bin, mit vielem, was hier geschrieben wird,
wäre das doch eine gute Übung für "Normalität" (Nur der im Schlafzimmer wird zubleiben. Da knallt tagsüber die Sonne rein, und der ist immer ein klein bissi hochgezogen, damit ein winziges bißchen Licht reinkommt. Das braucht meine innere Uhr irgendwie, wenn ich nachts mal blinzele, zu sehen dämmerts schon, oder kann ich nochmal richtig tief schlafen).

Schade, dass das Angebot heute nicht mehr kam. Sollte bis 20 Uhr da sein und ich saß wie auf glühenden Kohlen. Dann hab ich den Herrn von heute morgen angerufen, das hat er mir angeboten, weil Feierabend sei ihm eigentlich wirklich vergönnt. Er meinte, er hat den Chef selber nicht erreicht, aber die Unterlagen hingeschickt, da wäre wohl heute viel los. Aber ich bekäme es dann morgen. Das hat mich getröstet, wenigstens noch zu erfahren, ob es klappen wird oder nicht am Wochenende.

Morgen abend geh ich mit einem der letzten Freunde vielleicht essen, kommt drauf an, ob er sich nen Sonnenstich gefangen hat oder nicht. (Dummer Jung, läuft den ganzen Tag im Garten rum ohne Mütze auf der Glatze, bei der Hitze) Sonntag geh ich zu meiner Mama essen. Das mit dem Doc hat heute nicht mehr geklappt, leider. Der hatte heute seine letzte Sprechstunde bis zum 24. Aber dann geh ich dann hin.
Vielleicht ergibt es sich, dass ich mich meinem Freund anvertraue. Aber ich bin skeptisch. Als wir uns kennenlernten lud ich ihn öfter zu mir ein, jetzt seit Jahren nicht mehr. Vor ein paar Jahren, wo ich das erste mal versucht habe, alles zu entsorgen (damals sah es nicht halb so schlimm aus, achwas ein Viertel, es gab nämlich noch in 2 Zimmern Fußboden) hab ich ihm mal was angedeutet. Da sagte er nur: Geh das an, und hat mir abends ganz süß, was nicht sein Ding ist, ne SMS geschickt: Denk dran, du wolltest deine alte Kaffeemaschine noch wegwerfen.

Er selber hat aber ein ähnlich gelagertes Problem. Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. Obwohl wir in fast allen Dingen gegenseitige Grundeinstellungen haben. Aber eine gewisse Antriebsschwäche hat er auch.
Jetzt weiß ich nicht, ob ich mit ihm reden soll, was ich gerne würde, oder ob er sein eigenes Dilemma erkennt und sich deswegen von mir distanziert. Aber das entscheide ich operativ beim Essen, falls es dazu kommt.


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07.08.2015 21:39
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#15
Gast
( gelöscht )

"wenn ich wieder drankomme gut üben kann."
Die Idee ist prima. Nur solange noch viele Vorbedingungen erfüllt werden müssen, bevor man sich der eigentlichen Sache widmen kann, "ist dieser Stein noch zu groß für dich".
Kennste den schon?
Kleine Steine - Große Steine


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