...von Februar 2014 bis Heute (Bessies Geschichte #2)

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25.10.2015 17:59
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#6
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...so, da bin ich wieder :)

Hallo Sonja, danke für Deine Rückmeldung...im Beitrag 4...der erste Satz...da hatte ich geschrieben, dass es meinem Mann immer besser geht vorüber ich sehr dankbar bin...

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im Laufe der Zeit war es als ob, je besser es meinem Mann ging desto "schlimmer" wurde ich im Sachen anschleppen...

die genaue chronologische Anordnung kriege ich nicht mehr "auf die Reihe" deshalb schreibe ich es so, wie ich es in Erinnerung habe...

nach meinem ersten Gesprächstermin bei der Therapeutin nahm ich wie schon geschrieben das gesamte Chaos wahr...das war ehrlich gesagt ein Schock für mich, wie es mir in meinem Hirn langsam dämmerte, was da eigentlich passiert war...mit meinem Mann...mit mir...die Auswirkungen auf unser Zuhause...

was mir besonders zu schaffen machte, war die Tatsache, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte wie ich das alles in Ordnung bringen sollte und vor allem wo ich anfangen sollte...

mein zweiter Termin zum Gespräch kam 3 Tage später ganz plötzlich weil eine Patientin einen Termin wegen Klinikaufenthalt absagte...bei diesem Termin ginge es noch nicht um die Aufarbeitung meiner Probleme sondern um Hilfestellung damit ich möglichst umgehend wieder handlungsfähig wurde...so zumindest sagte mir das die Therapeutin...

ich berichtete, das ich schon einmal eine Radikalentmistung durchgeführt hatte und darauf haben wir aufgebaut...
*wie haben sie damals angefangen?*
*welche unterstützenden Hilfsmittel hatten Sie?*
*können Sie Heute etwas davon einsetzen?*
so oder so ähnlich lauteten ihre Fragen an mich...mit einem Kopf voller Fragen fuhr ich wieder nach Hause und wie ich zur Haustür reinkam (die sich natürlich zu dem Zeitpunkt nicht vollständig öffnen ließ) traf es mich fast wie ein Faustschlag im Gesicht...wie sollte ich "das", was da alles stand und lag nur ändern???

nach dem Gespräch war ich noch einkaufen gewesen und hatte noch ein paar Bücher mehr mitgebracht...aber darunter war eines, mit dem ich den Anfang fand!!...es heißt *die magische Küchenspüle* das meiste aus dem Buch habe ich wieder vergessen aber 2 Dinge sind hängen geblieben...der Anfang mit der sauberen Spüle und dass ich Routinen brauche...

ich konnte immer schlecht im Haushalt etwas machen wenn mein Mann zu Hause war aber nun war die Situation so, dass er immer zu Hause war...ein für mich sehr gewöhnungsbedürftiger Zustand...das war ein Punkt über den wir sprechen mussten...

als ich wie gesagt heim kam, räumte ich mir ein wenig Platz frei auf unserem Küchentisch und machte meinem Mann und mir Kaffee...wir besprachen alles Mögliche...der zum wichtigsten Punkt wurde jedoch, dass mein Mann mich völlig in Ruhe ließ während ich mich durch das Chaos werkelte...keine Fragen nach *kann ich Dir nicht etwas helfen* oder *warum machst Du jetzt da weiter und nicht dort* oder *willst Du nicht mal was essen* ect. ...

wir kamen überein, dass er sich selber um sein Essen kümmerte und ich mich erstmal nicht darum kümmern musste zu kochen...ebenso ließ er mir was die Uhrzeit meiner Aktivitäten betraf völlig freie Bahn...das bedeutete wenn ich nach um eins etwas wegsaugen musste um etwas weiter zu kommen, so nahm er das hin auch wenn ich ihn damit vielleicht weckte...

diese neue Freiheit und ja, verdammt es war Freiheit für mich!!! setzte einige Energien frei...das war Ende August/ Anfang September diesen Jahres...

am gleichen Abend räumte ich das schmutzige Geschirr aus der Spüle und fing an diese zu scheuern, abzuspülen und trocken zu reiben...wirklich nur die Spüle!!...nichts anderes und dann ging ich schlafen...

als ich am nächsten Morgen in die Küche kam blinke mich die saubere Spüle an und ich fing an vor mich hin zu lächeln...so stand ich einen kleinen Augenblick da und freute mich ganz einfach nur an ihrem Anblick...dann machte ich mir einen Kaffee, trocknete wieder die Spüle ab, kramte unter einem Berg von alten Katalogen, Werbeblättern und Wochenzeitungen mein dickes Schreibheft hervor, setzte mich an den kleinen freien Platz an den Küchentisch und begann nachzudenken und aufzuschreiben:

welche Utensilien muss ich zur Hand haben wenn ich eine Fläche freibekomme?
Eimer mit Wasser, Reinigungsmittel, Staubsauger usw.

wo fange ich an etwas aus dem Haus zu räumen damit ich mich bewegen kann um weiter zu kommen?
mit dem Hauseingang und Flur

was könnte zeitgleich gemacht werden, dass keine oder nur wenig meine Aufmerksamkeit braucht?
Wäsche waschen, Wäsche trocknen, Geschirrspüler kann laufen

wohin soll die dann trockene, saubere Wäsche?
hm...erst mal auf mein Bett (lasst Euch gesagt sein, dass das keine gute Lösung ist!)

weitere Eintragungen in meinem Heft waren unter anderem:

ich darf Pausen machen
mir stehen Pausen zu
ich soll sogar Pausen machen
wenn eine Pause einen ganzen Tag Ruhe bedeutet, darf ich das auch

genug Wasser trinken

mach Dich morgens gleich "zurecht" und zieh Dich vollständig an

versinke nicht in Kleinkram, dafür ist später immer noch Zeit wenn die großen Dinge geschafft sind

lass' Dich nicht ablenken

halte Dich nicht mit Unwichtigkeiten auf

dann versuchte ich meine Utensilien zusammen zu suchen...das war nicht ganz einfach aber ich schaffte es...danach trank ich noch einen Kaffee, aß etwas und rauchte zwei Zigaretten um mich mental auf das was da kommen mochte, vorzubereiten...

und dann ging's los...

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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25.10.2015 18:44
avatar  bessie
#7
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...als ich dann anfangen wollte den Hauseingang samt Flur leer zu machen fiel mir auf, dass ich das Wichtigste vergessen hatte zu bedenken...*wohin mit den Sachen, die nicht wieder ins Haus zurück sollten?*

tja...also noch eine Tasse Kaffee und mein Heft um meine Gedanken festzuhalten...

Bücher können zurück zum Tauschschrank

Klamotten können zum Altkleidercontainer

Geschirr, Nippes und *wassonstnochwegkann*??? haben wir eigentlich ein Sozialkaufhaus in der Nähe?...ich schaute im Telefonbuch und fand nichts...ich surfte im Internet und wurde fündig...dann nahm ich all meinen Mut zusammen und rief dort an...dem Mann am anderen Ende der Leitung erklärte ich meine Situation, dass ich vor habe in den nächsten Tagen mich von einigen Sachen zu trennen und wann ich das vorbei bringen könnte...er fragte mich ob ich ihm sagen mag wo ich wohne...ich mochte es ihm sagen...dann bot er mir an, weil er bzw. auch seine Frau des Öfteren fast bei uns vorbei fahren, dass er bzw. sie immer mal vorbei schauen würden und abholen könnten, was ich ihnen hinstelle...wir machten aus, dass ich unter unseren Carport einen Teppich lege und alles, was dort drauf steht, können sie mit nehmen...so musste ich auch nicht unbedingt zu Hause sein, wenn sie vorbei kamen...
diese Lösung war ein echter Segen für mich...vor allem weil ich nicht in das Kaufhaus musste und so keine Gefahr bestand, dass ich etwas nach Hause schleppen würde...welch eine Erleichterung...sogar kleine, aber wirklich nur kleine Möbelstücke würden sie auch nehmen...

dann war da noch ein weiteres Problem...wo lagere ich die Sachen, die ich behalten möchte...denn es konnte ja einige zeit vergehen bis ich wirklich einen festen Platz dafür hatte...

ich beschloss erst mal in den Baumarkt zu fahren und dicke Abdeckfolien zu kaufen...dann konnten die Sachen auch für's Erste unter den Carport...als ich endlich wieder zu Hause ankam regnete es in Strömen und ich konnte meine Ausräumaktion vergessen...

das ist etwas, was mich besonders unruhig macht, wenn ich Energie in mir habe zum "Loslegen" und irgendwas bremst mich aus...also erneute Planänderung...auf ins Schlafzimmer...nee, doch erst ins Badezimmer oder vielleicht kann ich ja im Wohnzimmer??...sinnlos, entscheide Dich und fang einfach an...

und nun kommt "er" ins Spiel...mein Küchenstuhl...mein alter Kamerad...ich machte es ihm im Schlafzimmer gemütlich, nachdem ich ihn freigeräumt hatte und dann machte ich es mir auf ihm gemütlich und schaute mich in diesem gigantischen Chaos um...womit zum Teufel fange ich an???

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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25.10.2015 19:34
avatar  bessie
#8
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...schließlich beschloss ich mich durch die Wäsche zu "wühlen"...es war bei den meisten Sachen nicht genau festzustellen, was denn nun frisch war und was nicht...also wollte ich alles einmal durchwaschen, dann musste ich mich nicht mit den Einzelteilen aufhalten...die eigentliche Kunst bestand nun darin, die gewaschenen Sachen nicht wieder rumliegen zu lassen sondern Platz dafür im regal zu haben...

ich räumte beim großen Regal die obere Hälfte leer und machte kleine, grüne Post it's an die Regalfächer, sie sollten signalisieren, das hier ist frisch!...die erste Maschine lief schon und als ich nach dem Trockner schaute, sah ich, dass er noch voll war...zum Glück mit getrockneter Wäsche...diese räumte ich dann auch gleich in die Fächer ein...

dann schaffte ich noch den größten Teil der rum liegenden Wäsche ins Bad auf die Waschmaschine und auf den Trockner...ich dachte noch so bei mir, dass bei erreichen der Deckenhöhe aber Schluss wäre und in diesem Moment machte sich der Stapel, der auf der Waschmaschine lag auf den Weg nach unten...es lebe die Erdanziehungskraft ;) und begrub das WC unter sich...ich räumte das WC frei und ließ alles liegen wo es war...ordnen konnte ich da eh nichts mehr...es musste nacheinander abgearbeitet werden...so einfach war das...

im Schlafzimmer war nun etwas Luft und ich legte die Wäschestücke zusammen bei denen ich sicher war, dass sie sauber waren bzw. hing ich sie auf...die Fächer wurden immer voller und meine Kleiderstange war auch fast voll...und dabei war das bestimmt nur ein viertel von unserem ganzen Zeug...

ich bat meinen Mann um Hilfe bezgl. des Aussortierens für die Altkleidersammlung...ein neues Problem...keine Säcke im Haus *stöhn*...also nahmen wir einfach eine Rolle größerer Müllbeutel, die wir eh nicht verwendeten und fingen an...zuerst die Sachen von meinem Mann, die noch in den unteren Fächer lagen durchzusehen und auszusortieren...mein Mann ist sehr dünn geworden und die meisten dieser Sachen rutschtem ihm vom Körper...dann gingen die Überlegungen los, was ist wenn er wieder zunimmt ect. Ihr kennt das ja vielleicht auch ;)...

aber mein Mann war auf einmal ganz rigoros im wegwerfen und so "flog" alles in die Müllbeutel, was nicht annähernd passte und glaubt es mir, das war einiges...

das weitaus hartnäckigere Problem bestand dann im Kopf meiner Wenigkeit...sagte ich schon mal, dass ich Messie bin?...da gab es T-Shirts, die vom vielen Waschen viel zu kurz geworden waren, Hosen, die zwischen den Beinen durchgescheuert waren, Socken mit netten Belüftungslöchern drin, ausgeleierte Unterwäsche und was mach ich? ...ich kriege mich fast nicht mehr ein, weil ich etwas von dem zeug wegwerfen soll...mein Mann rollte mit den Augen und meinte, er fahre seine Sachen jetzt zum Container und wenn er zurück kommt, soll ich meinen Krempel aussortiert haben...nicht lange nachdenken...tu es einfach weg...mir machte das zwar einerseits gewaltigen Druck andererseits wollte ich ja auch voran kommen und mich nicht mit Kleinigkeiten aufhalten...ich schaffte es 3 1/2 Mülltüten voll zu machen...nicht besonders viel aber der Anfang war gemacht...auch meine Sachen haben wir noch am gleichen Tag weg gebracht...

2 Maschinen Wäsche habe ich an dem Tag gewaschen, getrocknet und in die Fächer gelegt...für den nächsten Tag habe ich die Maschine gleich wieder gefüllt und programmiert um 6 Uhr morgens anzufangen...

es war ein schweres "Ge-aste" den Staubsauger bis ins Schlafzimmer zu bringen aber ich wollte unbedingt sofort die frei gewordenen Flächen saugen...und da lag eine Menge Staub *puh*...

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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26.10.2015 08:46
avatar  IBI
#9
IB
IBI

hey Bessie,

sieht so aus, ob das diesmal wieder eine interessante geschichte wird inkl. Küchenstuhl.
nur hier fehlt der keller ohnehin....(o.k. ich kann das sticheln nicht sein lassen, in solcher hinsicht kann ich "nacherinnernd" sein)

freut mich zu lesen, dass dein mann sooo viel Verständnis für dich hat und dass er dir auf deine bitten hin mit dem abtransportieren deiner Sachen helfen kann und das auch macht/ gemacht hat.
ich fänd es schön, wenn du mehr schreibst, wie kann sich ein Partner von einem messie verhalten, dann haben die vielen angehörigen hier ggf. auch eine Chance draus zu lernen.

und es freut mich zu lesen, dass du diese menschen gefunden hast, die viele dinge in das Kaufhaus mitnehmen und dir den weg abnehmen. ich glaube, dass sind die "glücklichen" und verständnisvollen Momente auf die man stossen kann, wenn man sich dazu entschlossen hat, den änderungsschrit umzusetzen.

und jedem hier, wünsche ich diese glücklichen und verständnisvollen Momente.

LG
sonja


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26.10.2015 10:09
avatar  Ordnung
#10
Or

Moin Bessie,

erst einmal sehr herzlich willkommen hier, hört sich ja nicht so doll an alles, aber das ist eben Forumssache, deshalb ist es ja da. Auch bei mir sind liebe Menschen gestorben, bes. vor 25 Jahren mein Schatz, Verlobter, ja das gabs damals noch, heute wohl nicht mehr so.

Einmal messie immer Messie finde ich nicht, wenn man auf dem Weg der Ordnung ist und dann bleibt, ist das wohl erledigt, da denke ich so, nicht an allen Sprüchen ist was inhaltsmäßigs dran, eben an diesem auch nicht, manches habe ich schon deshalb herausgefunden, manches ist bloßes Gerede. Also, sogesehen bin ja auch nur ein Kleinmessie, eben auch durch Umstände, aber auch Zeitmangel, hab diverse Jobs, ja, aber bin ja täglich dran, selbst, habs ja auch alleine in den Zustand gebracht, aber schon gut was weg, man sieht Ausmaße, sogar Lob vom Vermieter bekommen, hui das macht was aus....

Sehr schöne Tag dir, euch von der Ordnung (der Name erinenrt mich nun ständig dran: Ordnun halt Ordnung...)

Robert Ordnung
gepr. Immobilienmakler SGD 1,3
Certified Real Estate Agent SGD 2,+
Premium-Immobilienmakler, international, 34 c GewO

Ausbildung der Ausbilder AdA SGD 2 (Meisterbrief)

Mach dirs selbst so, Harald Gloeckler, Zitat fuer alle Neider


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