Was ist eine Persönlichkeitsstörung?

19.05.2016 20:22
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Von Kira Cossa.

Um zu verstehen was eine narzisstische Persönlichkeitsstörung ist und wie diese sich auswirkt, ist es sinnvoll zu klären, was mit dem Wort Persönlichkeitsstörung gemeint ist. Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung haben bestimmte Interaktionsmuster und Wesenszüge, die sich vom Rest der Bevölkerung wesentlich unterscheiden. Diese Merkmale sind beständig über die Jahre und ändern sich nur wenig oder gar nicht, sie sind stabil und zeigen sich in verschiedenen Situationen.

Eine Persönlichkeitsstörung wirkt sich aus auf:

Wahrnehmung, also das Verstehen und Interpretieren von Situationen
Denkstrukturen
Selbstkontrolle und Impulsivität (wie angemessen reagiere ich auf Außenreize?)
Zwischenmenschliche Beziehungen
Gefühle und Affektivität (Art, Anzahl, Intensität und Angemessenheit von Gefühlszuständen)

Eine Persönlichkeitsstörung ist eine übersteigerte Form von “normalen” Eigenschaften und wird nur als solche beschrieben, wenn sie den Menschen selbst oder die Menschen in seiner Umgebung negativ beeinträchtigt. Es gibt also einen bedeutenden Unterschied zwischen jemandem der “narzisstisch” ist, also einer “narzisstisch gestörten Persönlichkeit” und einem Menschen mit “narzisstischer Persönlichkeitsstörung”.
Es gibt zur Zeit zwei unterschiedliche Klassifizierungssysteme für Persönlichkeitsstörungen, ein europäisches, den ICD-10 (International Classification of Diseases) und ein amerikanisches, das DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders).


Die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS)

Im europäischen ICD-10 wird die NPS nur im Anhang genauer charaktisiert und ist sonst nur unter der Rubrik “Andere spezifische NPS” (F 60.8) aufgeführt. Im amerikanischen DSM-IV wird sie genauer beschrieben und ist im Cluster B unter der “launisch, undefineddramatisch, emotionalen” Kategorie eingeordnet. Der DSM-IV beschreibt einen Menschen mit NPS als jemanden, der mindestens 5 der 9 der folgenden Merkmale erfüllt:

hat ein grandioses Verständnis der eigenen Wichtigkeit (übertreibt Leistungen und Talente, erwartet ohne entsprechende Leistungen zu erbringen, als überlegen anerkannt zu werden)
ist stark eingenommen von Fantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Brillianz, Schönheit oder idealer Liebe
glaubt von sich “besonders” und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder hochgestellten Menschen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder mit diesen verkehren zu müssen
benötigt exzessive Bewunderung
hat ein überhöhtes Anspruchsdenken, d.h. hat übertriebene Erwartungen auf eine besonders günstige Behandlung oder ein automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen
ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, d.h. nutzt andere Menschen aus, um die eigenen Ziele zu erreichen
zeigt einen Mangel an Empathie (Mitgefühl): ist nicht bereit, die Gefühle oder Bedürfnisse anderer zu erkennen bzw. anzuerkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren
ist häufig neidisch auf andere oder glaubt andere seien neidisch auf ihn bzw. sie
zeigt arrogante, hochmütige Verhaltensweisen oder Ansichten

Das klingt sehr technisch und es kann sehr schwierig sein, diese Merkmale mit Alltagssituationen in Zusammenhang zu bringen. Überdies wird man kaum eine ehrliche Antwort bekommen, wenn man einen Menschen mit NPS nach seinen heimlichen, grandiosen Fantasien befragt.
Man könnte zusammenfassen:

Wer an NPS leidet, ist jemand mit übersteigertem Ego (in Wirklichkeit kompensiert er sein sehr geringes Selbstwertgefühl), der auf besondere Behandlung besteht und ein erhöhtes Anspruchsdenken an den Tag legt. Diese Person zeigt mangelnde Empathiefähigkeit und hat einen unerschöpflichen Bedarf an Aufmerksamkeit. Sie muß immer im Mittelpunkt stehen.

Es ist nicht einfach, diese Merkmale auf der Grundlage eigener Erfahrungen und Alltagssituationen zu sehen. Daher ist es nicht auszuschließen, dass Kinder oder Partner von Narzissten diese Störung übersehen und nicht realisieren, womit sie es zu tun haben.
Vor allem die fehlende Empathie und das schier unersättliche Bedürfnis nach Aufmerksamkeit des narzisstischen Menschen finden im Alltag nicht die ihnen eigentlich zustehende Beachtung und werden als solche nicht oder fehlinterpretiert.
Zum Weiterlesen über dieses Problem gibt es eine Stichwortliste mit Beispielen aus dem Alltag mit einer narzisstischen Mutter unter der Rubrik: Hat deine Mutter eine NPS? Eine detailliertere Beschreibung über das Leben als Tochter eine narzisstischen Mutter findet sich unter: Eigenschaften narzisstischer Mütter.

Jeder Mensch hat narzisstische Züge, was auch vollkommen richtig und gesund ist. Schwierig wird es wenn diese massiv und in extrem übersteigerter Form vorliegen. Der Ausprägungsgrad von Narzissmus stellt ein stufenloses Spektrum dar. Eine grobe Unterscheidung könnte so aussehen:

gesunder, natürlicher Narzissmus, der in selbsbewußten, motivierten Menschen gefunden werden kann
narzisstische Wesenszüge in ansonsten normalen, gesunden Menschen
eine ausgewachsene narzisstische Persönlichkeisstörung
bösartiger Narzissmus (die extreme Form der narzisstischen Persönlichkeitsstörung)



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28.02.2017 12:48
avatar  Sonya56 ( gelöscht )
#2
So
Sonya56 ( gelöscht )

@Messie: Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist aber, mit Verlaub, nur eine von vielen Persönlichkeitsstörungen, das wissen jedoch die meisten Leute, nehme ich mal an. Mir persönlich wurde von einer noch sehr jungen, etwas vorschnellen Therapeutin der Verdacht auf eine Borderline-Persönlichkeitsstörung angeheftet, sie meinte immer, ich würde teilweise diesem Schema entsprechen. Ich hatte eine Ess-Störung, Depressionen, war sehr stark traumatisiert und hatte starke Verlassenheitsängste, das passt schon auch zur BPS, aber: all diese Sympthome passen auch auf andere Menschen, die nicht unter dieser Störung leiden. Deshalb wollte sie auch unbedingt, dass ich neben der Therapie auch noch Anti-Depressiva einnehme, sogen. SSRI-Hemmer, unter Protest habe ich diese Dinger ein paar Monate geschluckt und plötzlich drastisch an Gewicht zugenommen, ohne mehr zu Essen, der ganze Stoffwechsel hatte sich verlangsamt. Bei Stress hatte ich plötzlich solche Durchfälle, dass ich zeitweise ohne Windeln nicht mehr das Haus verlassen konnte. Ich habe dann einen Psychiater und Neurologen aufgesucht und mit ihm zusammen die Medis langsam ausschleichen lassen, mich einem Test unterziehen lassen, ob ich jetzt die BPS habe oder nicht und ich habe keine BPS, das war nur der Anfangsverdacht der etwas zu vorschnell denkenden Therapeutin.
Die BPS ist, je nach Schweregrad, etwas leichter zu behandeln, als die narzisstische Persönlichkeitsstörung, weil die allermeisten schweren Narzissten, nicht mal auf die Idee kommen, dass sie psychiatrische Hilfe nötig hätten. Die haben einfach eine andere Platine im Kopf, daran muss ich immer denken, wenn ich es mal wieder mit solchen Personen zu tun habe, oder von ihnen höre. Ausserdem haben solche Leute wenig bis gar keine Selbsteinsicht oder Schuldgefühle, dass macht eine therapeutische Arbeit sowieso gleich zunichte. Wenn sich also Jemand frägt, habe ich vielleicht eine NPS? dann hat sich das Thema sofort erledigt, denn ein echter Narzisst hinterfrägt sich nicht, das wäre ja noch schöner, was?


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02.03.2017 07:18
avatar  Emin
#3
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@Sonya56


Liebe Sonya!

Zitat von Sonya56 im Beitrag #2
Ausserdem haben solche Leute wenig bis gar keine Selbsteinsicht oder Schuldgefühle, dass macht eine therapeutische Arbeit sowieso gleich zunichte.


Stimmt, der Satz ist sehr treffend das dadurch therapeutische Arbeit zunichte gemacht wird. Leider muss ich sagen, denn es leiden meist eben die Familienmitglieder darunter, ich denke das es noch viel schlimmer wird, die Frauen zwischen 18 und 27 nenne ich nun einfach mal Biestergeneration die sind da ganz arm dran, ich hab das inzwischen für mich herausbekommen sogar warum die so werden. In Wirklichkeit ist der Narzisst sein Leben lang nur Scheinglücklich finde ich, doch sie merken es nicht, denn sie wissen nicht was sie tun.

Beste Grüsse
Emin


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02.03.2017 07:31 (zuletzt bearbeitet: 02.03.2017 07:35)
avatar  Sonya56 ( gelöscht )
#4
So
Sonya56 ( gelöscht )

Hallo Messie,

meine Kindheit und Jugend war eine einzige Ochsentour mit dieser schwer narzisstisch gestörten Mutter und der restl. dysfunktionalen Familie. Mein Schwiegermonster ist auch eine Narzisstin, hab ich rausgefunden und Gott möge mich in Zukunft vor solchen Monstern bewahren und verschonen, mir reichts echt, wenn ich bedenke, was diese herzlosen Monster alles an Kollateralschaden verursachen, besonders wenn Kinder involviert sind, die sich noch überhaupt nicht wehren können. Ein Wunder, dass ich diesen Wahnsinn überlebt habe, sage ich mir heute immer wieder.

Meine Mutter war nie glücklich, da hat sie auch nie einen Hehl daraus gemacht. Sie war von ihrem Leben ent-täuscht, doch was bitte können da die Kinder, Partner oder Mitmenschen dafür? Gar nichts, doch die müssen dann die Suppe auslöffeln. Es wäre wünschenswert, dass viele Menschen herausfinden, was ein Narzisst ist und wie er tickt, denn die Folgeschäden sind unabwendbar bis grausam.


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