Halbzeit

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08.02.2017 20:13
avatar  leila
#26
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Himmel, das fühlt sich an, als wäre es ein halbes Leben her, dass ich hier im Halbdunklen wie ein Tier zusammengekauert, umgeben vom Chaos, saß. Manchmal vergesse ich fast, wie schlimm es hier aussah.

Nächsten Monat ziehe ich um und das nehme ich zum Anlass, nochmal alles durchzusehen und alles zu entsorgen, was zwar hier keinen Platz wegnimmt, aber entbehrlich ist.

Eine Hürde steht mir noch bevor: Der Keller. Ich habe in der Anfangszeit meiner Messie-Hochphase immer alles in den Keller geschoben, wenn Besuch kam. Oben sah alles prima aus und was unten war, hat mich wenig gekümmert. Bis ich irgendwann die Kellertür nicht mehr richtig öffnen konnte und die Horrorshow oben losging... Wie dem auch sei, der Keller muss nun leer werden. Und in mir steigt das mulmige Gefühl in der Bauchgegend wieder hoch, das mich früher überkam, wenn ich die Wohnungstür geöffnet habe.

Ganz ehrlich: So "richtig" war ich bestimmt über zwei Jahre nicht mehr im Keller. Ich habe Angst, dass sich Mäuse oder Schlimmeres dort häuslich eingerichtet haben könnten. Zumindest müffelt es nicht schlimmer, als in anderen Kellern auch und Lebensmittelreste habe ich dort auch nicht geparkt. Schiss hab ich trotzdem.

Das wird noch ein letztes Mal ein elendes Geschleppe, aber das stört mich nicht sonderlich. Der Raum ist nicht groß; die Menge, die da rausholen muss, ist nichts gegen die zig Säcke, die aus der Wohnung geschafft hab. Das schaffe ich!
Mir fällt auch beim besten Willen nichts Wertvolles oder Wichtiges ein, was da unten lagern könnte. Ob ich einfach, ohne nochmal nachzusehen, alles ins Auto lade und zur Deponie karre? Wenn da bloß nichts Pelziges oder Ekliges wohnt...


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08.02.2017 21:19
avatar  Ordnung
#27
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,

Na dann hast ja aber nix mehr davon, deshalb mach ich sowas weit im vorhinein, meinen hab schon ewig lang abgegeben, der war auch voll bis zum erbrechen.

Viel Erfolg dennoch, Robert Ordnung

Robert Ordnung
gepr. Immobilienmakler SGD 1,3
Certified Real Estate Agent SGD 2,+
Premium-Immobilienmakler, international, 34 c GewO

Ausbildung der Ausbilder AdA SGD 2 (Meisterbrief)

Mach dirs selbst so, Harald Gloeckler, Zitat fuer alle Neider


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10.02.2017 06:31
avatar  leila
#28
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Die erste Kellerfuhre ist im Auto: 5 Säcke und etwas Pappe. Sieht leider noch nicht viel besser aus im Keller, aber ein Anfang ist gemacht. Da das meiste ohnehin schon eingesackt war, ging das Verladen relativ zügig. Bloß die blöde Tür ging kaum auf, da der Turm zu Babel dahinter irgendwann umgefallen ist.
Ich muss jetzt erstmal dringend duschen.


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11.11.2017 11:12
avatar  leila
#29
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Hallo,
falls das für irgendwen interessant ist, hier ein kleines Update:

ich bin vor acht Monaten aus meiner alten Wohnung ausgezogen.
Der Keller war ja mein letztes Sorgenkind und ich muss sagen, es war auf den letzten Metern nochmal echt kraftraubend. Ich hatte das Gefühl, jemand hätte einen unaufspürbaren Ausdehnungszauber (Harry Potter, anyone?) angewendet: Der eigentlich relativ kleine Raum wurde und wurde gefühlt einfach nicht leer.

Ich hab fast alles zum Recyclinghof gebracht; Jedes Teil, bei dem ich länger als zwei Sekunden überlegen musste, ob ich es noch brauche, ist in den Müll gewandert. Der Typ am Tor vom Recyclinghof hat mich irgendwann schon mit Namen begrüßt...

Hier, in meiner neuen Bude, läuft es bislang zufriedenstellend. Ich bin antriebsgestört und werde wohl immer damit zu kämpfen haben, aber ich denke, ich habe gelernt, mit dieser Störung bestmöglich zu arbeiten. Gedanklich zünde ich trotzdem ne Kerze an, auf dass ich trocken bleibe.

Euch allen - ob trocken, ob auf dem Weg der Besserung oder ob noch im Chaos versunken - wünsche ich ein schönes Wochenende und ganz viel Kraft und Energie!


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11.11.2017 15:38
avatar  Sophie
#30
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@Leila
Glückwunsch! So im Rückblick, was würdest du sagen, was hat das Chaos in Gang gehalten? War es eine zu große Menge an Gegenständen, die immer dazukamen, oder das Nicht-Wegwerfen-Können-Weil-IchBrauchDasVielleichtNochmal, oder eine fehlende Struktur, oder was glaubst du?

Bei mir sind phasenweise viele Dinge hinzugekommen: als ich mit meinem Mann zusammenzog, dann die Haushaltsauflösung von seinen Eltern, die Haushaltsauflösung von meiner Mutter, das Zeug vom Arbeitsplatz, als ich meinen Job verlor, und und und. Gleichzeitig habe ich eine große Hemmschwelle, Sachen wegzuwerfen. Bei kaputten und unbrauchbaren Dingen, also echtem Müll, hab ich kein Problem, aber ich hab so viel unter "Denkmalschutz" bei mir. Und so viele unvollendete Werke (Baustelle, Handarbeit). Beim Schaffen und Halten von Ordnung hab ich über viele Jahre nur das Notwendigste gemacht, da mir neben Job und Pflegesituation und Häuslebau keinerlei Energie mehr übrig war. Ich bin sogar am Steuer eingepennt: an der roten Ampel warten - nur kurz die Augen zumachen - ... - HUUUP!
Die Mächte des Chaos haben sich bei mir über die Jahre gemütlich eingerichtet. Jetzt hab ich den Job verloren, der Schwiegervater ist gestorben, die Schwiegermutter ist im Heim, die Mutter ist gestorben, also die großen Energiefresser sind weg. Hört sich nach schweren Schicksalsschlägen an, aber ich empfinde nur Erleichterung. Ich habe mich ein paar Wochen erholt, und gehe langsam daran, wieder klar Schiff zu machen. Ich bin auch noch sehr schnell erschöpft, also muss ich kleine Schritte machen.

Mir ist aufgefallen, dass du nicht gedacht hast: Ich muss aufräumen, sonst ... (irgendetwas Negatives), sondern du hast dir die aufgeräumte Zukunft in schönen Bildern vorgestellt. Ich könnte mir denken, dass das einen Unterschied macht, wie man die Arbeit bewertet: als ungeliebte Strafarbeit, oder etwas, das hinterher befriedigt. Das könnte den nötigen Antrieb geben.

Die Methode "vom Baum zum Moos" liegt mir auch besser als die Methode "sich Vorarbeiten", aus den gleichen Gründen wie bei dir. Der Kontrast aufgeräumt/unaufgeräumt demotiviert mich sehr, und das Risiko, dass die freie Fläche schnell wieder überwuchert wird. Ich gehe dabei aber nicht nur nach großen/kleinen Brocken, sondern auch nach der Methode "das Chaos verdünnen". Jedesmal beim Vorbeigehen etwas Kram wegräumen/wegwerfen. Mal "heute suche ich alle CDs zusammen, die ich finde", mal "heute schmeiß ich alte Schuhe weg".
Als erstes habe ich die Zufuhr gedrosselt: Zeitschriftenabos kündigen, vor allem Fachzeitschriften (ich werde nie wieder in dem Job arbeiten), oder die Laufzeitschrift (ich werde nie wieder Laufsport treiben können), Tageszeitung (jetzt Online-Abo), keine Sonderangebote mehr, Einkaufen nur nach Liste, am Briefkasten "keine Werbung"-Schild usw.
Die Routine, erst mal die Post zu machen, und nicht gleich in den Relax-Modus zu gehen, finde ich sehr gut. Wir kriegen allerdings sehr selten Post. Für mich war es das Lüften: Nach Hause kommen, alle Fenster aufreißen, Hausrundgang ob alles OK ist, lüften, Kaffee machen, Kaffee trinken, Fenster zu. Beim Kaffeetrinken habe ich eine kleine Erholpause, aber dann muss ich ja wieder die Fenster zu machen, also nix Sofa.
Jetzt bin ich arbeitslos, da muss ich mir selber einen strukturierten Tagesplan machen, mit Stundenplan und festen Essenszeiten, sonst versumpfe ich wieder total.


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