3 Monate Trocken

23.09.2021 22:22
#1
kl

Gut, es sind noch ein paar Tage aber ich bin nun seit 3 Monaten "trocken", für mich mein persönlicher Rekord ohne wieder alles vermüllen zu lassen.

Tja, war schon ein ganz schöner Schock als die Polizei bei mir morgens um 6 einflog um bei mir eine Hausdurchsuchung durchzuführen. Ich muss ja immernoch ein wenig in mich hinein schmunzeln als die völlig schockiert in meiner nicht ganz angenehm duftenden Wohnung standen. Nein, der Polzeieinsatz war nicht wegen des ganzen Mülls in meiner Wohnung, weswegen ist ja eigentlich auch egal.
Ich glaube der krasse Wendepunkt für mich kam als mein Anwalt die Polizei zitierte:
"Eine vollkommen verwahrloste und heruntergekommene Wohnung."

Im ersten Moment dachte ich noch, ach eigentlich ist es doch gar nicht so schlimm.
Gut, überall ist Müll, es stinkt vermutlich bestialisch aufgrund der ganzen Lebensmittel die zwischen ungewaschener Wäsche und Tierkot liegen.
In der Luft das Surren diverser Käfer und Fliegenarten.

Aber ich selbst habe es noch nie als schlimm empfunden Abends mein Bett ausschütteln zu müssen damit mich die Käferchen nicht fressen. Ehrlich gesagt kann man es nicht einmal mehr Bett nennen, immerhin hatte ich nun seit knapp 2 1/2 Jahren nicht die Bettwäsche gewechselt, am Bettende sammelte sich Wäsche, Essensreste und Maden. Und das obwohl man mir freilich die gewünschte Bettwäsche zu Weihnachten geschenkt hatte, Jahr für Jahr.

Noch am selben Tag rief ich ein Umzugsunternehmen aus der nächsten Großstadt an, mit denen hatte ich bereits gute Erfahrungen gemacht. Am kommenden Montag sollte es soweit sein. Alles raus, nur Elektrogeräte und Möbel drinne lassen, Kleidung auf einen Haufen, Dokumente in einen Karton. Läuft.

Hört sich irgendwie einfach an wenn man das so liest. War es irgendwie auch, schließlich kann ich nichts wertschätzen laut meines Freundeskreises. Trotzdem, die Vorstellung einer quasi leeren Wohnung ist auch beängstigend.
Und dann auch noch ohne Metzger, meinen Kater, welcher kurz vorher verstorben ist. Er hätte sich bestimmt gefreut, wie beim letzten mal als ich entmüllen lassen habe. Er ist Tagelang durch die leere Wohnung geflitzt.
Tja, bis ich wieder alles zugemüllt hatte. 3 Wochen hatte ich 2018 geschafft. 3 ganze Wochen.

Doch dieses Mal muss es besser laufen. Für mich selber, es kann ja nicht ewig so weiter gehen. Tja, so hab ich bereits 2 mal gedacht.

Doch hört hört, fast ganze 3 Monate sind es nun. Zwar fühlt es sich immernoch an als müsste ich einen Stahlträger mit bloßen Händen durchbrechen nur um mich zum Wäschewaschen/Müll runterbringen/Wäsche aufhängen zu bringen aber es geht!
Ich habe mir neulich eine Kommode gekauft in der ich meine gewaschene Wäsche lagere. Ich hatte schon seit Jahren keinen Schrank mehr für Kleidung.
Ebenso versuche ich die komplett versüffte Kleidung der letzten Jahre mal durchzuwaschen und zu sortieren, manches kann man noch retten. Rund 8kg besagter Stinkwäsche bleiben noch.

Eben habe ich die gestern gewaschene Wäsche aufgehangen, Fenster auf dann riecht es schön. So hat das "Wohnzimmer" wenigstens eine Funktion.
Letzte Woche habe ich endlich mein Bett neu bezogen und das Bettgestell pinibel gereinigt. Wenigstens etwas. Jetzt muss ich nur auch noch schaffen die restliche Wohnung zu reinigen, 10 Jahre Dreck gehen nicht so schnell weg. Habe seit dem Einzug quasi nicht einmal geputzt.

Irgendwie fehlt mir dazu die Kraft. Okay, die Badewanne habe ich saubergemacht. Immerhin habe ich mir vorgenommen wieder warmes Wasser zu bekommen und öfters zu duschen. 5x im Jahr bei Freunden reicht einfach nicht. Einmal geduscht hab ich schon, verdammt kann Wasser kalt sein. Trotzdem, ich muss diese verdammte Bude sauber bekommen. Für mich. Und ich muss es selber machen, sonst wirkt es garantiert nicht. Mein mich hassender Vermieter würde sich vermutlich auch drüber freuen.

Ich habe mir Hilfe organisiert. Eine Verhaltenstherapeutin, frisch gelernt. Mal sehen wie die so ist, eigentlich klang sie ganz nett. Sie hat Angst vor mir, meinte Sie am Telefon. Nett dass Sie mir dennoch eine Chance geben möchte.

Ich möchte es schaffen. Ich will nicht mehr so sein. Ich will nicht mehr so leben. Ich möchte zumindest ein bisschen "gesellschaftlich aktzeptabel" sein.

So... Nun wisst ihr Bescheid. =)


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23.09.2021 23:10
avatar  Liepa
#2
Li

@kleinerStinker
Willkommen in Forum!
Darf ich fragen, was war deines Erachtens die Ursache dafür, dass du so verwahrlost gewohnt hast? Ist die Ursache jetzt beseitigt?
Es klingt schon krass das alles. Ich wünsche dir viel Kraft und durchhalten.
MfG
Liepa


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23.09.2021 23:49
#3
kl

@Liepa
Danke!
Tja das ist eine gute Frage.
Ich vermute mal massive Antriebstörung sowie ein frühkindliches Trauma sowie einige spätere traumatisierende Ereignisse.
In der Kinder & Jugendzeit hatte ich nie solche Probleme. Und nun schicke ich meiner Partnerin stolz Fotos von zusammengelegter Wäsche. Schon komisch alles.


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24.09.2021 08:19
avatar  Liepa
#4
Li

@kleinerStinker

Du hast geschrieben du bist 24 und schon seit 10 Jahren bewohnst Deine Wohnung. Also wohnst Du ab Alter von 14 Jahren schon alleine. Bekommst Du keine Hilfe oder Unterstützung von Deinen Eltern? Ich denke, da könnte das Problem auch liegen, wenn man praktisch schon als Kind gezwungen ist selbstverständig Haushalt zu führen. Man ist gar nicht vorbereitet.

Da Du jetzt eine Partnerin hast, dann ist das natürlich äußerst motivierend und es besteht gute Chancen, dass Du auch in Zukunft Ordnung hast.

MfG
Liepa


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