Ich will mein Zuhause zurück!

03.11.2021 10:37
avatar  Sasha
#1
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Tja, jetzt bin ich hier... Habe mir wohl doch endlich eingestanden, dass ich ein Problem habe. Schon mal was wert oder?

Erst mal kurz zu mir:
Ich bin Sasha (er/sie ist beides ok). Ich bin Mitte 30 und lebe in meiner jetzigen Wohnung seit 9 Jahren. Die ersten vier Jahre mit meinem Ex, seither allein. Meine Hobbies sind in erster Linie virtuell (alles andere geht auch nicht wirklich) und ich arbeite in Vollzeit. Ledig, single, keine Kinder, keine Haustiere.

Ich habe mehr als genug Platz zum Leben und eine eigentlich wunderschöne Wohnung. Aber ich ersticke im Dreck. Muss ich leider so sagen. Ich habe mich lange nicht als Messie angesehen weil ich immer dachte dazu gehört eine Form von Kauf- oder Sammelzwang und ich habe beides nicht. Ich habe "nur" im Rahmen einer Depression die Kontrolle verloren, es wurde schlimmer und schlimmer und jetzt stehe ich gelähmt vor Bergen von Müll, weiß nicht wo ich anfangen soll und wenn ich eine kleine Ecke ordentlich bekommen habe (was fast nie passiert und wenn dann nur mit Krampf) sieht es im Handumdrehen wieder so aus wie vorher (oder schlimmer) weil ich umgeben von all der Unordnung nicht merke, dass ich meine kleine Kommode plötzlich doch wieder vollgestellt habe etc.

Der Großteil meiner Wohnung ist schlicht unzugänglich geworden (zu meiner Schande schließt das die Küche mit ein), da man bei mir kaum noch einen Fuß vor den anderen Setzen kann. Dadurch habe ich mir auch den Zugang zu Dingen verbaut (wörtlich) die mir evtl etwas Abwechslung in mein Leben bringen könnten.

Mein Gerümpel besteht leider Gottes zum Großteil aus Müll. Einerseits würde es vermutlich in der Theorie das Wegwerfen erleichtern, da ich mich nicht von Dingen trennen müsste, die Wert haben. Andererseits heißt das aber auch dass es mir alles dreckiger bzw. unhygienischer vorkommt. Und damit kommen wir auch zu meinem wohl schmerzhaftesten Geständnis: Ungeziefer. Manchmal ist es okay, da ich es nicht sehe, aber dann wider gibt es moment e wo ich mir vor mir selbst und meiner Wohnung einfach nur absolute ekle.

Jetzt steht mal wieder die Heizungswartung an. Das heißt, Flur und Bad müssen aufgeräumt werden. Schiebe ich jetzt ja auch erst seit einem Monat vor mir her - der Termin ist übermorgen. Und ich dreh natürlich durch...

Ich will einfach mein Zuhause wieder haben. Ein Zuhause wo ich mich gemütlich mit einem Tee auf das Sofa lümmeln und fernsehen kann. Wo ich wieder für mich koche und mich an ordentlich an den Esstisch setzen kann. Und wo ich vielleicht mal wieder jemanden zu Besuch einladen kann..... Ich will mein Leben wieder haben!

Sasha

PS: Ich bin derzeit nicht in Therapie, war es diesbezüglich auch noch nicht. Ich war kurzzeitig in Therapie wegen Depressionen und ich weiß auch, dass ich mit anderen mentalen Dingen zu kämpfen habe, aber ich bin eher so der selbst-therapierende Mensch und weiß nicht ob mir eine echte Therapie viel helfen wird. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen wenn ihr eure Ansichten diesbezüglich teilen möchtet.


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03.11.2021 12:02
avatar  IBI
#2
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IBI

Hi,
es mag sein, dass du nicht zu den Messies gehörst, weil dir der Sammelzwang und das nicht wegwerfen können fehlt.
Depressionen haben viele Messies und die können optisch derartige Wohnungen wie du deine beschreibst hervorrufen.
Verluste sind ein Merkmal, die viele Messies gemeinsam haben - im Sinne von: es fällt ihnen schwer sie zu verarbeiten.

Die Depressionen verschwinden nicht so schnell und dann ist es kein Wunder, dass du bis auf den letzten Drücker aufschiebst und die typische Paniktaktik wie bei vielen hier verwendest.

Meine Erfahrung: Mit Begleitung ist es leichter, sich durch diese alten Themen zu arbeiten. Das ist aus meiner Sicht nötig, damit du dein Zuhause zurückgewinnen kannst. Harakiri-Aufräumaktionen kannst du machen lassen von einem Entrümplungsdienst, doch der kann deine alten Themen nicht entrümpeln. Es sind deine und die wollen deine Aufmerksamkeit.
So lange du sie ignorierst, werden Depressionen deinen Tagesablauf bestimmen.

Für deinen Heizungsbesucher habe ich leider keinen Tipp für dich.
Deine Zeit und Energie werden nicht reichen, aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.


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03.11.2021 16:44
#3
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Moderator

@Sasha Willkommen an Board und willkommen im Club ;-)

der Heizungsableser muss an die Heizung kommen. Der Weg zur Heizung muss frei sein und er muss die Thermostate oder wie man das Ding nennt, erreichen und ablesen können. Zur Not eben mit einer Taschenlampe, wenn die Deckenleuchte nicht alles ausloten sollte... oder zu schwach ist oder es nur eine Stehlampe gibt, die nicht in Heizungsnähe steht ;-)

Du brauchst dir keine Gedanken machen, was der über deine Wohnung denkt, wenn du beispielsweise die Säcke, die du NICHT schaffen solltest, rauszubringen, beispielsweise in die Badewanne stapelst, nur für den Tag, an dem er kommt. Ist jetzt auch keine tolle Idee, aber zur Not gehts halt so, am besten wär natürlich dann ein zugezogener Duschvorhang, falls er doch ins Bad möchte, weil er mal muss oder so...

Das Aufhängen geht eigentlich in jeder Wohnung, zur Not an dem Rohr über der Wanne oder falls da schon so eine Vorrichtung vom Vormieter hängt... Haben wir auch, aber wir stapeln keine Müllsäcke im Bad, haben andere Probleme. Eine vollgestellte Kommode wird nicht dein einziges Problem sein, mal abgesehen vom Müll. Hast du einen Keller? Da kannst du vielleicht zur Not auch noch was rein stellen. Oder du bringst morgens früh den Müll in den Hof und holst ihn nach dem Besuch vom Heizungsfritzen wieder hoch, oder stellst z. B. gelbe Säcke an die Straße, wenn die mal wieder abgeholt werden. Einen Müllsack neben die Mülltonne stellen, wenn dich keiner beobachtet, ist auch eine Möglichkeit.

Ich hoffe, ich konnte dir damit ein bisschen weiter helfen.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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03.11.2021 19:25
#4
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Ein liebes Willkommen dir @Sasha
Also die Tipps von @Draculara finde ich schonmal super hilfreich
Soweit ich verstehe, geht es dir primär um den Termin (übermorgen?) aber auch darum, dass du dauerhaft Ordnung schaffen und halten kannst?
Für den Termin könntest du eventuell größere 'Berge', die du in der kurzen Zeit nicht mehr schaffst aufzuräumen oder zu putzen, mit Malerplanen (gibt es günstig im Baumarkt) zudecken?
Wenn du es komplett 'verstecken' magst, einfach noch einen Farbeimer und einen Farbroller nebendranstellen und sagen 'Ich bin gerade am renovieren'. Der Geruch von frischer Farbe (Farbeimer eine weile offen stehen lassen) könnte auch sonstige eventuell unangenhmen Gerüche überdecken ; )
Generell geht es natürlich NIEMANDEN etwas an, wie deine Wohnung aussieht (ausser die Bausubstanz nimmt Schaden) weil du hast sie gemietet darfst deshalb so 'unordentlich' sein, wie du möchtest also versuche erst einmal, nicht soviel Angst zu haben weil Angst kann ja auch wieder lähmend wirken!!
Generell hast du ja geschrieben, dass du dich nicht mehr wohl fühlst, wie es jetzt ist. Du möchtest dich wieder wohl fühlen in deiner wohnung, weist aber nicht wie?
Was genau belastet dich denn am meisten?
Ist es das Gefühl der Überwindung? Also diese lähmende Gefühl wie wenn man vor einem Berg steht und denkt da komme ich niemals rauf, das schaffe ich niemlas?
Oder macht das aufräumen und saubermachen dir generell keinen Spass?
Mir hat aufräumen und putzen früher auch keinen Spass gemacht, irgendwann habe ich dann herausgefunden, was ich tun muss, dass es mir Spass macht. In der Zwischenzeit finde ich das Gefühl sogar richtig toll und erfüllend, wenn ich etwas ordne, etwas aufräume, etwas saubermache es fühlt sich toll an, während ich etwas ordentlich mache, und es fühlt sich toll an, wenn ich währenddessen an das Ergebnis denke, und es fühlt sich toll an, wenn ich es geschafft habe.
Was genau am putzen /aufräumen MAGST DU NICHT? Was genau fühlt sich dabei für DICH unangenehm an?
Versuche mal, das herauszufinden, und such dir dafür eine Alternative.
Bei mir habe ich zum Beispiel folgende Dinge festgestellt:
Ich finde den Geruch von manchen Putzmitteln furchtbar. Deshalb habe ich es es gehasst, ich fand es furchtbar unangenehm, damit zu putzen, ja jede Faser in meinem Körper hat sich dagegen GEWEHRT. Es hat sich unangenehm angefühlt. Und unangenhme Dinge will doch keiner tun!!
Also habe ich das geändert. Ich verwende nur noch sehr wenige Putzmittel, die meisten ohne Duftstoffe und ohne großartige Chemie.
Vor der ganzen Chemie habe ich mich nämlich genauso geekelt.
Oder vor der wiederlichen Plörre in einem Putzeimer, iiighittt.... schmutziges Wasser mit nach Duftstoffen miffendem Seifenschaum. Also verwende ich zum wischen eine andere Methode, ich nehme mehere Lappen, die ich nach dem wischen direkt unter fließendem Wasser ausspühle. So fühlt es sich FÜR MICH vieeeel viel angenehmer an, und schwups, es fühlt sich sogar GUT an!!!
Weil ich nämlich nichtmehr etwas TUN MUSS was mir TOTAL WIEDERSTREBT.
Ich habs einfach VERWANDELT in etwas, das mir SPASS MACHT
Ein Faktor bei mir waren auch die Farben der Putzutensilien. Gelb oder grün oder blau oder weiß finde ich ganz furchtbar. Jetzt sind meine Putz-Utensilien vor allem violett, rosa, pink, lila. Und wenn ich die dann sehe, dann denke ich 'oh toll, saubermachen'
Das sind jetzt natürlich nur meine Beispiele, aber vielleicht findest du für dich heraus, was das saubermachen für dich so unangenehm macht, und wie du es durch etwas angehnemes ersetzen kannst
Wenn du möchtest, kannst du auch gerne bei meinem To-Do-Listen-Thread mitmachen!!
Ich poste dort meine To-Do-Listen und lösche jeweils die 'erledigten Aufgaben'.
Mir helfen diese Listen gegen das Chaos im Kopf, und ausserdem macht es mir Spass, die 'geschafften Sachen' zu löschen
Du kannst gerne mitmachen und es ausprobieren
Liebe Grüße die SpeicherAssel


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