Ich fühle mich versklavt

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11.05.2016 15:21 (zuletzt bearbeitet: 11.05.2016 15:34)
#1
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Moderator

Und zwar eigentlich nicht nur durch die Messiewohnung, die es mir nicht erlaubt, Freunde einzuladen. Auch durch Umstände, die diese Wohnung zum Beispiel zu einem Schwarzen Loch mutieren lassen, das alles verschlingt, was ich eigentlich haben will, durch die Dinge, die es verdecken, in dem Chaos, das dadurch entstand, dass ich nichts wegschmeißen kann.

Heute kann ich zum Beispiel meine Kameratasche nicht finden. Darin ist mein Ersatzakku und die Blendenklappe für meine Kamera. Ich muss morgen zu Saturn gehen, um einen neuen Akku zu kaufen. Zum Beispiel. Das heißt wieder: unnötige Mehrausgaben. Nur weil ich eine Sache nicht finde. So ähnlich wie ich mir die 6. Haarbürste kaufen muss, weil die anderen 5 hier einfach unauffindbar sind.

Ich fühle mich versklavt durch alles das, was ich entsorgen muss, durch die vielen Entscheidungen, die ich zu treffen habe, wenn ich mich von etwas trennen will, durch die Tatsache, dass ich mit meinem Mann zusammen einen Flohmarktstand organisieren muss, um unnötige Hemden und Krawatten wenigstens nicht ganz und gar ohne Wertrückgabe wegzuschmeißen, denn Anzüge und alles das, hat ja mal ganz schön viel Geld gekostet. Er hat sich immer beraten lassen bei den Anzügen, dann ist das natürlich immer teuer, die wollen was verdienen. Bedeutet nicht, dass er darin immer gut aussah, ich denke manchmal, was für eine Pfeife von Verkäufer hat ihm das verkauft.

Auch einen Teil meines Schmucks will ich verkaufen. Ich habe Ketten und Ohrringe in allen Farben zu allen möglichen Klamotten. Manche habe ich doppelt, weil ich mal wieder irgend was nicht fand. Sind so gut wie neu dann. Ich habe sie in leeren Tic-Tac-Dosen aufbewahrt, auf selbstgestrickte Lappen gesteckt, und es sieht richtig edel aus auf diese Art und Weise.

Es ist halt so: Ich will es ändern, aber irgendwie überrollt mich das Chaos regelrecht. Ich habe eine volle Stunde heute mit Suchen verbracht, obwohl ich längst wusste, es ist hier nicht auffindbar. Wo soll die Tasche denn dann sein?! Ich werde mir einfach eine mittelgroße Bauchtasche besorgen. Schon wieder was kaufen. Ich will nicht noch mehr Taschen kaufen müssen! Irgendwie hat sich diese Tasche in Luft aufgelöst! Wenn ich im Auto nachsehe, dann nur aus Verzweiflung. Ich weiß, dass ich sie längst in der Wohnung hatte.

Ich muss hier was tun. Wir müssen was verkaufen. Wir müssen aufräumen... Das Chaos macht uns zu Sklaven der Wohnung. Ballast schränkt unsere Freiheit ein, schnürt uns die Luft zum Atmen ab. Ich würde sooo gerne aufräumen. Aber wenn ich eine Fläche frei geräumt habe, stelle ich fest, was passiert mit dem Berg, der sich dadurch auftürmt? Wohin damit?! Weg schmeißen?! Wenn wir doch Koffer und Rucksäcke brauchen? Wollen wir nicht mal umziehen, und das ganze Gedöns muss dann irgendwo rein? Dann können wir nicht mal Kartons entsorgen! Da muss ja das Zeug rein für den Umzug, sonst müssten wir wieder Umzugskartons kaufen...

Mir gefällt es hier nicht. Man braucht schon ein Auto zum Einkaufen. Man fährt 50 km, um seine Nichte zu besuchen, und 300 km, um die andere zu besuchen. Man hat 85 m² zum Zumüllen und macht das dann auch. Ist was anderes, wenn man nur 70 m² hat. Lebt man im Erdgeschoss, ist es egal, welcher Fahrstuhl gerade kaputt ist. Im Alter will ich nicht mehr und kann auch nicht mehr so viele Treppen steigen.

Die Tatsache, dass ich Dinge nicht finden kann, lässt mich vieles 5fach kaufen, oder eben stundenlang suchen, so wie heute. Wenn ich beim Suchen gleich Dinge entsorgen könnte! Aber das kann ich leider nicht. Der Fokus liegt auf dem, was ich suche, nicht dass ich dabei unnötige Plastiktüten entsorge. Unnötig? Soll ich beim Einkaufen immer gleich ne Tüte für 0,30 € kaufen, wo ich sowieso viele zuhause habe, die ich mitnehmen kann? Soll ich auf dem Flohmarkt auch Plastiktüten verkaufen? Weil die nur 0,10 € kosten, oder den Leuten einfach kostenlos die Hemden einpacken, wenn sie keine haben? Warum also weg schmeißen?

Seht ihr, so schwer ist das alles. Ich fühl mich hilflos und eingesperrt, würde bei diesem Wetter viel lieber draußen spazieren und Fotos machen, geht aber nicht, Akku leer, Tasche weg. So hänge ich vor dem PC und geh noch mal zum Auto, rein sicherheitshalber. Eigentlich bin ich Sklavin des Chaos und beim Versuch, es zu beseitigen, trete ich doch nur ergebnislos auf der Stelle. Nun habe ich die Kameratasche doch im Auto gefunden und in ihr die Fotos, die wir vorgestern der Tante mitbringen wollten.

Es findet sich halt alles wieder, wenn auch nicht an gewohnter Stelle. Natürlich hätten wir es gern aufgeräumt und für alles einen festen Platz. Nur dieser feste Platz füllt sich allmählich auch mit anderen Dingen. Bis wir es wieder auslagern.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

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Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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12.05.2016 01:57
avatar  Emin
#2
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Administrator

@Draculara

Hallo liebe Draculara,

weisst noch in unserem letzten Telefonat?

Alles was du in den letzten 12 Monaten nicht gebraucht hast das brauchst du in den nächsten 12 Jahren nicht mehr....

Mental so wie ich dich kenne bist so schon lange soweit das du diese Dinge hergeben kannst.

Wie du das machst ist egal, ob Verkaufen, Verschenken oder Wegschmeissen...Hautpsache werds los, ich sage sowas nicht leichtfertig, vielen von uns hier würde ich sowas nicht schreiben da ich sie nicht einschätzen kann, doch durch unsere Stundenlangen Telefonate weiss ich das du es kannst ohne das es dir wehtun wird.

Mein Tipp: Verkauf auf dem Flohmarkt was du verkaufen kannst, was übrig ist das verschenke und was dann noch übrig ist das kannst du getrost entsorgen.

Manchmal denke ich mir: Lass bestimmte Menschen los und du kannst dies oder das Ding aus deinem Leben gehen lassen, am besten du schenkst es jemand dem du damit eine freude machen kannst dann hat es seinen Platz gefunden, der kanns auch wieder verschenken und noch jemand freut sich, wenn der es auch irgendwann verschenkt dann haben sich schon 3 Menschen gefreut und das Ding ist immer noch da. Das Ding fängt an Menschen Glücklich zu machen. Du beglückst erst dich, der zweite den dritten und so weiter.

Wie findest du die Idee?

Beste Grüsse
Emin


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12.05.2016 10:09
avatar  Wolfram
#3
Wo

hi Emin,

soll ich meine Wintermäntel alle wegwerfen, weil wir letztes Jahr keinen Winter hatten? 1987 hatten wir nach meinem Gefühl die 1. Klimaerwärmung. kaum Schnee. 1997 ging mein Auto wegen Kälte kaputt. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass es immer warm bleiben wird im Winter.

Mit dem Flohmarkt ist das auch nicht so einfach. Der Zeitaufwand ist groß, der Platz muß bezahlt werden und die Einnahmen sind gering. Anzüge würde ich nicht kaufen wollen, weil die anprobiert werden müssen und es wäre ein Glücksfall, wenn der gut aussieht, sonst in Ordnung ist, passt und preisgünstig ist. Hemden nur dann, wenn sie ungetragen sind und die passende Größe haben und auch sonst zu mir passen. Das sind alles schon diverse Hindernisse.

Emin, wie fühlst Du Dich, wenn Du etwas verschenkst und der Beschenkte verkauft es dann. (Wohnungsausräumer). Bei mir war mal einer, der sammelt angeblich alte Uhren. Ich habe ihm meine goldene Uhr von meinem Opa gezeigt und er wollte 200 Euro bezahlen, später kam er wieder und bot 250 Euro. Mehr konnte er nicht geben, weil er beim Verkauf auch noch etwas verdienen müßte. Ich hab sie behalten, weil sie als Andenken mehr wert ist und nicht viel Platz wegnimmt. Zumindest weniger als die Geldscheine.

viele Grüße
Wolfram


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12.05.2016 12:26
#4
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Moderator

Wolfram,

man kann Anzüge und Hemden natürlich auch in einen Second-Hand-Laden bringen und nach dem Wert fragen, wieviel man selbst davon bekommt. Der Verkäufer will auch etwas verdienen, aber dann braucht es keine Platzmiete, keine lange Zeit beim Verkaufen, und wird der Verkäufer die Sachen nicht los, muss man nicht selber 9 Stunden auf dem Flohmarkt stehen bei Wind und Regen. Klar hat man dann einen Wertverlust, aber gemessen an der Platzmiete und der nicht bekommenen Erkältung ist der minimal. Zumal wir mindestens 4 Sonntage beschäftigt wären.

Kannst mit der Uhr auch in einen "Goldan- und Verkauf"-Laden gehen und dich erkundigen, ob du einen Fachmann direkt vor Ort fragen kannst. Die Läden gibts in Hannover mehrere, kannst auch googeln.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

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Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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12.05.2016 13:39
avatar  Wolfram
#5
Wo

hallo Draculara,

mit dem second Hand Laden finde ich gut, danke dafür. Aber nur, wenn der auch gleich irgendetwas bezahlt und er das Risiko des Nichtverkaufs übernimmt.

viele Grüße
Wolfram


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