Hallo aus Bochum

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12.07.2022 09:49
avatar  Lotta
#21
Lo

Hallo ihr Lieben,

erstmal Danke für eure Nachricht. Ich war gestern den ganzen Tag im Krankenhaus, weil mir beim Aufbau eines Kleiderschrankes ein Brett auf den Fuß gefallen ist... leider gebrochen. Auch das noch! Die ganzen Ferien, die ich nutzen wollte. Erst drei Wochen Corona und Mandelentzündung und jetzt im Anschluss 4-6 Wochen auch noch diese mobile Eingeschränktheit.

Naja, es muss ja weitergehen und dann muss/ darf ich die Zeit halt nutzen, um mir Gedanken zu machen, z. B. über das, was ihr schreibt, und mich mal mit ihm zusammen zu setzen. Und ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Ich versuche aber schon mal, eure Fragen zu beantworten.

Also es ist ja nicht so, dass ich alle Dinge behalten möchte, die ich aktuell besitze. Im Gegenteil. Ich hänge an den Dingen selten emotional, sondern eher wirtschaftlich. Also wenn ich etwas kaufe, habe ich schon im Hinterkopf "dass ich das dann ja irgendwann wieder verkaufen kann, wenn ich es nicht mehr brauche". Das ist vielleicht der Fehler, oder einer der Fehler. Andere sagen sich vielleicht "Ok, ich bin jetzt bereit, dafür 20 € auszugeben, die sind dann weg, denn irgendwann schmeiße ich es weg, wenn ich es nicht mehr brauche". Ich denke, "Ok, ich kaufe es jetzt für 20 €, dann kann ich dafür irgendwann nochmal wieder 10 € bekommen", und natürlich fließt auch noch die Arbeitszeit ein, also bei einzelnen Dingen lohnt es sich nur, wenn es große, teure Dinge sind.

Und ich sehe das ganze eigentlich nicht so, dass ich irgendwann damit fertig bin. Mein Ziel ist es, mir einen kleinen Bereich im Keller zu schaffen, in dem ich die aussortierten Dinge lagere. Dann setze ich sie erstmal bei Kleinanzeigen rein, und wenn ich nach einer gewissen Zeit merke, die möchte keiner haben, dann würde ich sie verschenken oder wegwerfen. Behalten würde ich sie dann nicht mehr. Hab ich auch schon gemacht! Es ist aber etwas, was als regelmäßige Tätigkeit in meinen Alltag einfließen soll, z. B. jeden Sonntag zwei Stunden oder so. Und das ist dann immer so, auch noch nach Jahren. Quasi als Teil meines Alltags, ein Kreislauf. Es kommen neue Sachen in den Haushalt und es gehen mind. so viele wieder raus.

Wichtig ist für mich, dass alles ordentlich und übersichtlich ist. Und wenn ich dieses System habe (in Ansätzen ist es schon so), dann fällt es mir auch viel leichter, Dinge auszusortieren, weil ich weiß, die kommen jetzt nicht ad hoc weg, sondern sie werden erstmal eingelagert und kommen dann ganz langsam weg. Ich habe schon vieles verkauft in den letzten Jahren, und das weiß mein Mann auch, und das findet er auch gut. Und mir ist dabei auch nicht der Preis wichtig, ich lasse mich auch gerne runterhandeln und trotzdem fühlt es sich für mich gut an, dass ich Sachen loswerde.
Alles, was schneller und radikaler sein würde, würde sich für mich nicht mehr gut anfühlen. Soweit zu meinen Wünschen und Bedürfnissen.

Ich verstehe natürlich auch meinen Mann, dass er nicht möchte, dass ich jede Wand (viele Wände haben wir allerdings nicht, wir haben viele Wände rausgerissen) mit Möbeln zukleistere. Das verstehe ich sehr gut! Auch ich möchte, dass es schön ist. Aber ich möchte ja auch nur die Sachen in unseren Wohnbereichen "lagern", die ich dort haben möchte. Keine Dinge, auf die ich eigentlich verzichten könnte.
Ich hatte bestimmt mal 200 Kochbücher. Ich habe davon schätzungsweise 100 aussortiert und mal auf mehreren Trödelmärkten verkauft. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ich nochmal 10 aussortiere. Und dann nochmal 10. Aber am Ende möchte ich vielleicht einfach noch 50 da stehen haben, einfach weil es mein Hobby ist, da hineinzuschauen. Auch wenn fast jeder andere sagen würde "Das ist Quatsch, du kochst doch eh nur nach Internet". Und vielleicht würde ich es irgendwann auch so sehen, wer weiß. Momentan kann ich mich aber noch nicht trennen. Aber unter diesen ist dann nichts dabei, was unsortiert, oder verstaubt bei uns im Wohnbereich in irgendwelchen Schubladen steckt, die man seit fünf Jahren nicht aufgemacht hat.
Mehr Ordnung und mehr Übersichtlichkeit möchte also mehr ich als er.
Ja ok, er bestimmt auch, aber in erster Linie möchte er weniger Sachen. Und vielleicht denkt er, ich würde irgendwann automatisch Sachen aussortieren, wenn ich keine Möglichkeit habe, sie zu verstauen.

Das mit den Kisten mache ich im Grunde schon. Ich habe jetzt in drei Räumen Kisten aufgestellt (Schlafzimmer, mein Arbeitszimmer und Kinderzimmer) und angefangen zu sortieren. Das muss ich auch nicht in seiner Abwesenheit machen. Er war zwar gegen den Kauf der Kisten, aber wenn er sieht, dass ich sie auch nutze, und nicht nur rumstehen habe, ist das für ihn ok. Jetzt bin ich ja dummerweise erstmal eingeschränkt. Aber wenn ich ganz langsam mache, schaffe ich bestimmt auch was.
Bei uns im Wohnzimmer/ Esszimmer geht es mir momentan nicht ums Sortieren, sondern ums Verstauen.

Wir haben übrigens sowohl eigene Bereiche als auch Gemeinschaftsbereiche. Und die schönen Bereiche finden sich eher in den Gemeinschaftsbereichen. Hauptsächlich deshalb, weil ich sie lange aufgeräumt und sauber gehalten habe und jetzt in der letzten Zeit aber aufgegeben habe. Meine eigenen Bereiche sind momentan katastrophal, und seine eigenen Bereiche sind ok, ich würde aber an seiner Stelle keinen Besuch dort übernachten lassen, er macht es aber trotzdem. Seine Ansprüche sind da geringer - ja, das klingt alles absurd, aber wenn sich Besuch ankündigt, dann mache ich unseren Wohnbereich unten perfekt, da gibt es dann keine Ecke mehr, die nicht aussieht wie im Katalog, aber ich brauche dann halt auch immer direkt einige Tage. Und jetzt ist es mir halt zu anstrengend geworden.

Seine Ängste, ja, die kenne ich. Es soll bei uns nicht so aussehen wie bei meinen Eltern im Keller oder bei meinem Bruder in der Wohnung. Meine Eltern haben seeehr viele Abstellräume, die voll sind mit Sachen, kaputte Geräte, alte PC-Handbücher, Kleidung und und und... wir Kinder haben früher immer mit ihnen diskutiert und fanden das schrecklich. Meine Mutter kann nichts wegwerfen und mein Vater sammelt gerne. Wohnzimmer, Küche und Gäste-WC sind allerdings immer aufgeräumt, aber werden jetzt im Alter auch immer zugestellter, auch mit mehr Möbeln als früher.
Bei meinem Bruder ist es mittlerweile ganz schlimm. Er sammelt etwas und davon hat er jetzt so viel, dass er seit einem Jahr keinen mehr in die Wohnung gelassen hat, auch mich nicht. Auch die Badewanne ist voll, er kann nur noch duschen. Ich kann ihn mit den Kindern nicht besuchen.
Und ich kann ihm auch nicht helfen, weil ich ja mit den drei Kindern keine Zeit habe. Wir können uns auch gegenseitig nicht helfen, weil er ein paar Hundert km weiter weg wohnt.

Und ja, man glaubt es kaum, aber mein Mann hatte in seinem Leben auch schon Messie-Phasen. Es gibt sogar manchmal Dinge, die er aufhebt, wo ich dann sage "Nee, schmeiß doch ruhig weg" ;-D


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12.07.2022 09:59
avatar  Lotta
#22
Lo

Oh, jetzt bin ich auf den Abschick-Knopf gekommen.

Ok, weiter geht´s. Wenn wir mal eine Ferienwohnung suchen, haben wir exakt denselben Geschmack. Es muss gemütlich sein, wir mögen beide echtes Holz, kein Metall, Glas oder so. Da sind wir uns einig.

Ja, es stimmt, dass er alles das, was ich mache, geringschätzt. Vor allem, wenn man nichts davon sieht. Eine Paarberatung wäre super, aber die Wartezeiten sind momentan so lang. Nehmen wir aber in Angriff. Ist natürlich auch kompliziert mit den drei Kindern, aber das muss irgendwie gehen.

Zum Thema Zeit für uns... mein Mann hat ein Hobby (Sport), da ist er 1-2 x die Woche mehrere Stunden aus dem Haus. Ich würde mir momentan gerne immer mal wieder etwas Zeit nehmen für den PC (so wie jetzt gerade, die Kinder sind noch bis Ende der Woche in der Betreuung), aber mein Mann sagt dann immer "Du hast drei Kinder, du kannst dir keine Zeit für dich nehmen! Das war deine Entscheidung mit den Kindern!" Aber er kümmert sich schon viel. Ich müsste aber mal mit ihm aushandeln, dass ich zumindest genauso viele Stunden "bekomme", wier er sich ja auch nimmt. Er sagt dann allerdings, ja, wenn ich für einen Sport aus dem Haus gehe, dann ist das ok. Aber nicht, um am PC zu sitzen.

Was meinst du damit, welches System ich für den Haushalt benutze, @Sally? Ich glaube, ich benutze kein anerkanntes System... ;-D Welche gibt es denn?

Am Ende geht es um Hoffnung, Versprechen und um Kompromisse. Und da muss ich jetzt echt mal überlegen, wie das gehen kann.


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12.07.2022 14:10
avatar  Robin
#23
avatar

Hallo @Lotta,

gute Besserung erstmal!

Bei dem, was du von deinem Mann erzählst, geht mir ständig durch den Kopf, dass ich es da als Single so viel besser habe und ich kriege den Drang, Knoblauch aufzuhängen, damit bloß keiner reinkommt! Aber das nützt dir ja nix. Mit drei kleinen Kindern hättest du auch ohne Mann rund um die Uhr zu tun.

Zum Thema Kinderkleidung ist mir was eingefallen: Deine Kinder haben doch bestimmt jedes einen Kleiderschrank, oder geht der Drang deines Mannes nach Minimalismus so weit, dass er Kleiderschränke für die Kinder verbietet?
Also wenn ihr welche habt: Das Konzept des "Capsule Wardrobe" ist ein minimalistisches und garantiert perfekt für Kinderbekleidung geeignet! Das Ziel dabei ist, dass man in seinem Kleiderschrank nur die Sachen hat, die man auch wirklich trägt. So braucht man dann beim Anziehen nicht rumsuchen zwischen Zeugs, das man gar nicht mag oder das womöglich aktuell gar nicht passt. Man kann auch Sachen rausräumen - in Kisten oder so - die nicht in die Jahreszeit passen, die man dann aber im Winter/Sommer wieder anziehen wird. Am besten ist es, wenn die Sachen, die am Ende drin bleiben, auch alle einigermaßen zusammenpassen. Es soll schlicht kein Gegrübel mehr vor dem Kleiderschrank stattfinden. Und das ist besonders für Kinderkleidung ein Riesenvorteil, denn bei einem so gut sortierten Kleiderschrank können sich die Kinder dann sehr früh auch alleine anziehen! Und auch dein Mann wird nicht viel komisches Zeugs finden, das er den beiden kleinen anziehen kann, wenn die in die Schule kommen.

Das Zeugs, was in den Säcken ist, ist so quasi nicht benutzbar. Ihr könntet raussuchen, wo demnächst ein Kind reinwächst, und sonst alles weggeben, was überzählig ist. Die Kinder können übrigens auch ganz gut selber sagen, was sie gern anziehen und was nicht!

Meine eigene Erfahrung mit dem Konzept ist sehr gut, obwohl ich noch lange nicht fertig damit bin. So habe ich immer noch viel zu viele Pullover und Sweatshirts und Strickjacken (alles zusammengenommen), aber wenigstens sind die alle brauchbar und ich sehe jetzt ganz gut, welche unten liegen im Stapel, weil sie nicht rausgezogen und gewaschen wieder obendrauf gelegt wurden. Es bringt also auch schon was, wenn man noch nicht so mutig war, sich auf die Anzahl von Teilen zu beschränken, die man tatsächlich braucht.


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18.02.2023 00:50
avatar  ( gelöscht )
#24
Gast
( gelöscht )

Hallo nach Bochum,
ich bin nach dem Lesen des Threads traurig bis schockiert. Was hat euch beide zusammengeführt? Und wann ist das verloren gegangen?

Ein Au-Pair fände ich schwierig, wenn sogar eure Kinder schon entsetzt über eure Lautstärke sind, Und die scheinen euch ja selten anders erlebt zu haben? Ein Au-Pair kommt vielleicht aus einer heilen liebenden Familie, wo man zusammenhält und je nach Kulturkreis und Persönlichkeit wäre er/sie mit euren Auseinandersetzungen wahrscheinlich überfordert. Die meisten Au-Pairs sind im jugendlichen Alter und leisten dennoch oft viel. Aber mir scheint, dass sie bei dir leisten müssten, was ihr beiden nicht schafft. Selten gibt es auch Granny-Au-Pairs, das könnte ich mir eher vorstellen, dass ein/e gestandene/r Mann/Frau mit Lebens- und Haushaltserfahrung Struktur bringen könnte- das müsstet ihr dann aber auch beide zulassen und wollen. Allerdings wäre das nicht der eigentliche Au-Pair-Gedanke, da Au-Pairs vorrangig für die Kinderbetreuung, Begleitung der Kinder, Kindertermine-Fahren, Babysitting etc. eingestellt werden und mit Familienanschluss eine Auslandserfahrung machen und sich in die Familie integrieren sollten. Die Übernahme von Haushaltstätigkeiten die den Kindern zu Gute kommen gehört zwar teils dazu, aber eher dass man nach Anleitung Aufgaben manchmal übernimmt. Mir scheint bei euch wäre es umgekehrt nötig.

Habt ihr mal darüber nachgedacht mal einen Babysitter zu suchen und zu zweit etwas zu unternehmen und euch mal zusammenzusetzen am neutralen Ort und miteinander zu sprechen über euch, eure Gefühle und Bedürfnisse?


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