Meine Mausefallen

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07.02.2022 04:29 (zuletzt bearbeitet: 07.02.2022 04:30)
avatar  Fundus
#1
Fu

Vor ca. 15 Jahren hatte ich mal mit einem Freund telefoniert zum Thema aufräumen. Ich habe ihm an einem Beispiel meine Situation erklärt:

Wenn ich in meinen Keller reinkomme, habe ich rechts im Regal 5 Mausefallen. Eine Lebenfalle und 2 Originalpackungen a 2 Klappfallen, mit dem Preisaufkleber eines längst geschlossenen Fachgeschäfts. Natürlich alle gefunden, nicht gekauft. Brauchen tue ich gar keine, aber weil man ja doch mal eine brauchen könnte, wärs ja blöd, alle wegzuwerfen und dann neu kaufen zu müssen. Also behält man eine. Aber welche?

So weit die Gedanken von damals. Die Lebendfalle habe ich dann vor etwa zwei Jahren mal weggeworfen, bzw. draußen zum Verschenken hingestellt. Und ich glaube auch eine der Zweierpackungen weggeworden zu haben.

Nun habe ich seit einigen Tagen durch die Sendung "The Hoarder Next Door" einige Impulse zum Entsorgen. So bin ich heute in einen meiner drei Keller (ja, mittlerweile sind es drei, wobei sich das Gesamtvolumen dadurch ca. verdoppelt hat) und habe mal die oberste Schicht an Klappkisten verräumt und durchgesehen. Zwei Klappkisten voll Müll kamen raus, und witzigerweise ist mir die letzte Doppelpackung Mausefallen in die Hände gefallen. Die also schon seit mindestens 15 Jahren im Keller liegt, vermutlich aber seit 20. Ich hab sie einfach genommen, kurz gelacht und sie in den Müll geworfen.

Also irgendwas hat sich in mir geändert, mindestens in Bezug auf Mausefallen.

Ich vermute, es ist eine gewisse Abstumpfung eingetreten, die dazu führt, daß mir viele Dinge egal sind. Ich habe jetzt schon soviele Geräte für zehntausende Euro Neuwert und hunderte bis tausende Euro Verkaufswert weggeworfen oder liegengelassen, der Benzinpreis hat sich gefühlt verdoppelt, die Aktien sind dabei um ein paar tausend Euro runter, durch die Nullzinspolitik und die Inflation raubt mir der Staat jedes Jahr einen fünfstelligen Betrag - da ist eine blöde Packung Mausefallen einfach v-ö-l-l-i-g egal.

Aus der Hoarders-Reihe ist mir auch bewußt geworden, daß normale Leute hauptsächlich mit anderen Menschen agieren (aber deswegen allerdings auch so wenig können und wissen) und keine Dinge brauchen. Bzw. gezielt mit Dingen ihre Freunde beeindrucken. Fängt bei den Markenklamotten in der Schule an und dem frisierten Mofa (heute wohl eher das teure Handy.)

Ich konnte schon immer mit Dingen mehr anfangen als mit Menschen. Aber jetzt z.B. im Sommer am Badesee rumliegen und mit ein paar Bekannten zu quatschen bringt mir mehr, als an irgendeinem Gerät rumzulöten. Verschiebt sich allerdings im Winter, da haue ich mir dann stundenlang Dokumentationen zu allen möglichen Themen rein und bastle auch vermehrt.

Bei manchen wegzuwerfenden Dingen merke ich auch, damit wöllte ich eigentlich noch jemanden erstaunen, oder eine Freude machen oder was auch immer. Aber da ist ein unbewußter bzw. gerade so durchscheinender Bezug von dem Ding zu einer sozialen Reaktion. Vermutlich dieselbe Hirnregion wie bei einem Dummproll, der sich den Auspuff absägt und mit dem röhrenden Auto durch die Stadt fährt, weil er glaubt damit jemanden positiv zu beeindrucken. Oder warum Angler immer größere Fische aus dem Teich holen, obwohl sie lieber Currywurst essen.


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07.02.2022 09:21
avatar  Robin
#2
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😲

Ich brauch auch Mausefallen... Seit etwa einer Woche hör ich hier Mäuse. Ich weiß nicht, wie die hier reingekommen sind. Wohne hier fast 20 Jahre und sowas gab's noch nie. Eben sind 2 (!!!) Stück vor meiner Nase aus dem Schlafzimmer galoppiert, wie kleine Pferde, mit dicken Hintern! 😂

Nicht dass ich Angst vor Mäusen hätte. Bin auf dem Land großgeworden und das sind ganz normale, niedliche kleine Tiere. Ich hab nur Angst, dass ich versehentlich drauftrete. Für freilaufende Haustiere sind sie zu klein. *Und* davor, dass sie alles anknabbern und sich wie wild vermehren! 😱


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07.02.2022 15:10
avatar  Sally
#3
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Hallo Fundus,
ich finde es toll, dass es bei dir so gut läuft mit dem Wegwerfen.
Das macht mir etwas Mut! :-)


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07.02.2022 22:43
avatar  Fundus
#4
Fu

Ich hoffe, daß das so bleibt. Also daß ich in neuen Ecken, die ich angehe, auch immer genug sehe, was wegzuwerfen ist.

Allerdings dräut im Hintergrund die Statistik: Wenn ich das Volumen halbieren will, muß ich 50% entsorgen. Also wenn irgendwo 10 Klappkisten stehen, gleich mal 5 wegschütten. Das ist ziemlich ambitioniert.

Aber jetzt zählt erstmal jede Tasche voll und jede Kiste. Ich hoffe, daß dadaurch deutlich Freiraum sichtbar wird, daß mich das weiter motiviert. Ich weiß noch wie ich mal für den Schornsteinfeger eine Gasse geschaffen habe und dann völlig begeistert den Rest des Tages von der Wohnungstür zum Ofen am anderen Ende sinnlos hin- und hergelaufen bin.

Im Moment steht die dauerhafte Befreiung der Badewanne an, so daß ich sie ohne massives Herumräumen nutzen kann. Dann werde ich dreimal täglich duschen um das zu feiern. :) Oder wenigstens zum Zähneputzen reinsteigen.

Auch in der Küche sind schon merkliche Flächen (also für mich merklich, nichts was in der Größenordnung der Rodung des brasilianischen Regenwalds liegt...) freigeworden, wenn auch nur durch gering reduzierendes Umräumen in den Keller.
Andererseits sehe ich in den Kisten auch schon einige Sachen, von denen ich mich in einem weiteren Schritt letztlich auch trennen können werde.

Jetzt haue ich erstmal das einfachste und gröbste raus und dann schaun wir mal.


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10.02.2022 02:28
avatar  Fundus
#5
Fu

So, heute habe ich zwar nichts weggeworfen, aber den schönen Tag zum Spazieren im Park genutzt. Und zum krönenden Abschluß in der nun endlich zugänglichen Dusche geduscht.

Die Wäschekiste muß leider wieder in die Wanne, aber ich markiere mir das mal gedanklich rot im Kalender. Zurückgewonnener Raum.


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