Ratta is on board

01.07.2015 15:04
avatar  ratta
#1
ra

Hallo an alle LeidensgenossInnen,

ich habe, wie vermutlich viele hier in diesem Forum, ein riesiges Problem: Mir geht es seit mehreren Jahren richtig schlecht, habe Depressionen, enorme Antriebslosigkeit, Grübeleien, zum Teil Suizidgedanken, innere Leere, Angstattacken mit Halluzinationen und Verkrampfungen, Stimmungsschwankungen und komme mit meinem Studium auch deswegen nicht richtig zurande. Riesige Verlustängste und Angst vor dem Alleinsein. Meine Mutter ist ein sehr schwerer Messie (nicht nur Sammeln - Vermüllung), mein Vater depressiv, ich bin also unter sehr "schwierigen" Umständen groß geworden. Das Problem der Ordnung, des ständigen Aufschiebens und die Identitätskonfusion (wer bin ich, was mache ich hier eigentlich, ist das jetzt das Richtige für mich) sehe ich bei mir auch.

Ich war in einer Kurzzeittherapie mit 25 Sitzungen, die sehr schmerzhaft, aber auch sehr gut war. Dort sagte mir die Therapeutin, dass sie hinter meiner Arbeitsstörung das Studium betreffend Zwangssymptome bzw. Zwangshandlungen vermutet und ich es deshalb mal mit einer Verhaltenstherapie versuchen sollte, damit zumindest die Arbeitsstörung besser wird. Gleichzeitig betonte sie aber auch, dass ich da noch mal intensiver ran müsste. Unsere Wege hatten sich getrennt, weil trotz des Erkennens der negativen Übertragung meinerseits die Chemie zwischen uns irgendwie nicht gestimmt hat und wegen meiner enormen Trennungsängste bezüglich meiner Eltern (genau, ich trenne mich auch nicht gerne von Menschen, die mir schaden und weh tun) es glaube ich sehr wichtig war, den Prozess des Verabschiedens zu durchlaufen.

Momentan teste ich verschiedene Therapeuten (probatorische Sitzungen, Verhaltens- und Tiefenpsychologie) der Reihe nach durch, bei denen ich vielleicht noch weiter an den Problemen arbeiten kann und mache verhaltenstherapeutische Maßnahmen bei einer Uni-Beratungsstelle. Habe zudem einen Termin beim Psychiater, um mir Medis verschreiben zu lassen gegen die Depressionen, in der Hoffnung, mir dadurch Abhilfe zu schaffen.

Meine Frage ist: Kennt jemand vielleicht einen Therapeuten oder eine Therapeutin im Rhein-Main-Gebiet, der oder die sich mit dem Messie-Syndrom auskennt? Was können die Folgestörungen für Kinder oder Angehörige sein? Ich hatte mir bereits oft überlegt, einfach mal eine Auszeit zu nehmen und in eine Klinik zu gehen, auch, um mal eine umfassende Diagnostik vornehmen zu lassen, da Tiefenpsychologen das in der Regel nicht tun, weil sie einem verständlicherweise keinen Stempel aufdrücken wollen und man seine Störungen selbst erkennen soll.

Ich bin 29 und will dieses Gefühlschaos, diese Leere und das Getrenntsein von anderen nicht mehr spüren. Ich will mein Leben wieder in die Hand nehmen und schauen, dass es mir besser geht, ich mehr auf mich achte und mich schätzen lernen, so wie ich bin.

Danke schon mal an alle und auch Danke an die InitiatorInnen des Forums. Toll, dass es so etwas gibt.
Es grüßt euch
Ratta


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01.07.2015 16:00 (zuletzt bearbeitet: 01.07.2015 17:59)
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#2
Gast
( gelöscht )

Hallo Ratta,

herzlich Willkommen hier im Forum.

Vielleicht kennt tatsächlich jemand einen für dein Problem in Frage kommenden Therapeuten, aber - und das soll jetzt keine Spitzfindigkeit sein - einen, der sich mit dem "Messie-Syndrom" auskennt, dürfte schwierig sein, da es keine anerkannte, eigenständige Erkrankung ist. Was du beschreibst, klingt aber auch gar nicht nach Messie. Im Kern gehts bei Messie darum, dass man nicht unterscheiden kann, was Müll ist, und was nicht. Der echte Messie misst Gegenständen, die von den meisten Menschen als "wertlos", als "Müll" bewertet werden würden, einen anderen, einen viel zu hohen Wert (emotionaler oder finanzieller Natur) bei, und deshalb kann er sich von diesen Gegenständen nicht trennen.

Wenn man ein Problem damit hat, sich zu organisieren, und man sich ständig dabei ertappt, Dinge aufzuschieben, klingt das eher nach Antriebsstörung. Bei Studenten kommt die sehr häufig vor, man kennt sie da allerdings als Prokrastination (Studentenkrankheit).
Das kann keine Diagnose sein, vor allem, wenn deine Kurzzeit-Therapeutin was anderes vermutet, aber es ist mir eben aufgefallen, dass du trotz deiner Ausflüge in die Fachwelt noch nicht so recht zu wissen scheinst, was du eigentlich hast. Wenn du weißt, dass das Zeug um dich herum Müll ist, der weggeworfen gehört, du dich aber nicht dazu aufraffen kannst, dann ist es jedenfalls schon mal nicht das Messie-Syndrom.
Macht aber nix, die wenigsten, die sich hier tummeln, sind "echte" Messies ;)

Was ist ein Messie - und was kann man dagegen machen?

Leistung & Belohnung - Anleitung zur Selbstmotivation

Weitere Mögliche Ursachen


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01.07.2015 18:56
avatar  ratta
#3
ra

Hallo numi,

dank dir für deine Anregung und die hilfreichen Links zu den Forenbeiträgen. Ich verstehe deinen Punkt, was das Messie-Syndrom als eigenständige Störung betrifft, allerdings gibt es ja mittlerweile vermehrt auch im deutschsprachigen Raum Literatur dazu und auch Therapeuten, die das dann unter beispielsweise Depressionen bei den Krankenkassen anmelden. Ich hatte da einfach gehofft, dass jemand auch aus meiner Region kommt und möglicherweise einen Tip für mich parat hat. Wahrscheinlich gehöre ich auch eher aufgrund meiner Mutter in den Forumsteil zu den Angehörigen und bin selbst kein wirklicher Messie…aber who knows? Übergänge sind da möglicherweise auch fließend…

Nochmal schönen Dank und viele Grüße
Ratta


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01.07.2015 19:13
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#4
Gast
( gelöscht )

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mein Hinweis so richtig rübergekommen ist, wie ich das formulieren wollte: Wenn du nach einem Therapeuten für das Messie-Syndrom suchst (also jetzt nicht hier im Forum, sondern wenn du z.B. googelst oder mit Therapeuten telefonierst, und nach einer Behandlung in dieser Richtung fragst), werden die dich höchstwahrscheinlich alle ablehnen, weil sie keine maßgeschneiderten Behandlungsansätze kennen, da auch keine erstellt werden, aufgrund dessen, dass die Krankheit nicht anerkannt ist.

Aber du hast (so wie es klingt) auch gar kein Messie-Syndrom, sondern ein Problem mit dem Selbstmanagement (Prokrastination), PLUS noch andere Dinge (Depressionen, Panikattacken...). Nur: Selbstmanagement-Therapie ist eine bekannte, verbreitete Methode. Da wirst du sicher viel einfacher jemanden finden, der das anbietet.


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01.08.2018 11:25 (zuletzt bearbeitet: 01.08.2018 11:25)
#5
Ra

Hi @ratta, hoffe die Erwähnung deines Nicknamens ist okay ...da dein Beitrag immerhin vor ca. 3 Jahre verfasst wurde? dachte nur mal zu fragen, wie es in der Zwischenzeit so war und ob du über Neues berichten magst? @Messie, dich dachte ich auch hier zu erwähnen, falls du Tipps oder Ideen rückmelden magst.


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