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Sammlerin
Hallo zusammen,
ich schreibe euch aus Ratlosigkeit und weil ich es nicht falsch ansprechen/anfangen will.
Es geht um meine ältere Schwester (Mitte 50) sie wohnt allein in Düsseldorf und der Rest der Familie um München herum. Sie wohnt dort schon seit über 20 Jahren. Immer wenn ich sie mal besucht habe (was zugegebener maßen nicht sehr häufig war) haben wir uns draußen getroffen und etwas unternommen. Ich wusste aber von meiner Mutter, die inzwischen verstorben ist, dass meine Schwester seit einigen Jahren alles mögliche sammelt, oder besser nicht wegschmeißt. Das ist Ihr aber nur aufgefallen, weil sie meine Schwester, die erkrankt war ein paar Wochen besucht und gepflegt hat.
Vor kurzem war ich selber dort und „musste“ in die Wohnung, da Sie etwas dort etwas vergessen hat und mir es noch mitgeben musste. Sie sagte zwar, dass Sie aufgrund Ihrer Erkrankung vor 2 Jahren noch immer nicht hinterherkommt mit dem aufräumen und ich mich nicht wundern soll, aber ich weiß durch die Erzählung meiner Mutter, das dies so nicht stimmen kann. Nun sah ich es selbst das erste mal und war wirklich „überrascht“. Ich weiß gar nicht ob der Begriff Messie zutrifft. Es ist alles sauber, aber auch alles vollgestellt. In Flur ist nur noch ein Gang frei, dort gibt es verschiedene Stapel, einer davon war offenkundig gebrauchtes Geschenkpapier. Es war fein säuberlich gefaltet und zur Wiederverwendung bereit, aber der Stapel war eben auch fast einen Meter hoch. Kronkorken waren in einer Dose in der Küche. Flaschen hingegen waren keine da. Im Wohnzimmer und im Schlafzimmer, waren jeweils ein Gang und das Bett bzw. zwei Sessel frei ansonsten war alles voll. Aber eben nicht schmutzig oder unordentlich, Sachen sortiert auf Haufen, nach dem Motto: Kann man bestimmt mal wieder gebrauchen.
Folgendes zu meiner Schwester:
Sie lebt allein. Hat aber Freunde vor Ort, mit denen Sie auch etwas unternimmt und in Urlaub fährt.
Sie ist durchaus lebensbejahend.
Keine Haustiere
Sie arbeitet für eine Versicherung in Düsseldorf in gehobener Position. Muss dort auch gepflegt auftreten was Sie auch tut.
Ich weiß nichts von Problemen früher im Elternhaus.
Ich sehe jetzt auch eine Situation während der Haushalts Auflösung meiner Mutter, um die ich mich gekümmert habe, in anderem Licht. Es gab einige alte Möbel die von den Kindern niemand wollte. Sie sind hochwertig, aber alt und von der Sorte, die sich heute niemand in die Wohnung stellen würde. Ich konnte Sie aber nicht wegwerfen, meine Schwester bestand darauf, dass ich sie einlagere. Ich habe später eine Bestandsliste gemacht und Ihr geschickt, dabei viel auf, dass ein Hocker fehlt. Er hat keinen Erinnerungswert, umso mehr wunderte ich mich, dass meine Schwester bis heute (4 Jahre später) mich regelmäßig fragt, ob er nicht doch wieder aufgetaucht ist.
Ich würde Sie nun gerne darauf ansprechen, ohne von vorne herein einen Fehler zu begehen.
Ich bin mir sicher ihr habt noch einige Fragen, bevor Ihr mir, wenn überhaupt etwas raten könnt.
Gruß
Bob
Hallo Bob,
willkommen im Forum!
Das mit dem Hocker ist ja interessant das sie nach 4 Jahren noch danach frägt. Deine Schwester hat wohl das mit eurer Mutter noch lange nicht überwunden. Ich würde ganz einfach möglichst viel mit Ihr unternehmen und auch mit Ihr öfters telefonieren. Glaube das wird Ihr guttun und wenn Sie möchte auch gerne über die Mutter reden.....
Falls das was bringt dann rede mit Ihr immer wieder darüber, solange bis alles raus ist dann ist Sie davon befreit. Du kannst Ihr dabei helfen und es liegt auch in deiner Verantwortung wenn du dich dazu berufen fühlst was wir ja daran sehen das du das mit uns hier teilst. Du möchtest Ihr helfen das ist wirklich fein von dir!
Du schreibst: Aber eben nicht schmutzig oder unordentlich, Sachen sortiert auf Haufen, nach dem Motto: Kann man bestimmt mal wieder gebrauchen.
Hm mir kommt da eine spontane Idee, wenn du mal bei Ihr bist und da was liegt das Sie selbst die nächsten 700 Jahre nicht braucht dann sag Ihr doch mal: Oh das könnte ich gut gebrauchen schenkst du es mir?
Ich weiss nicht ob die Idee so gut ist denn ich habe nicht darüber gross nachgedacht und schreibe es einfach hier in meinem Fluss. Was meint Ihr dazu?
LG
Emin
#3
#4
Bob, dass man sich nach 4 Jahre noch an einen Hocker erinnert, finde ich interessant. war dieser denn für deine Schwester mit besonderen Erinnerung in Verbindung gesetzt, etc. oder wollte sie sich einfach nur erkundigen, dass er zB nicht verloren ging?
gibt es denn Neuigkeiten, zB zur Frage, ob sie was verschenkt oder verkauft, sieht die Wohnung denn in letzter Zeit anders aus oder hattest du sie denn schon mal bei einzelne Dinge gefragt, zB warum sie die Kronkorken aufbewahrt, ob sie diese zB für eine Organisation sammelt (in Wien zB werden PET-Flaschenverschlüsse und Verschlüsse ähnlichen Materials gesammelt und an bestimmte Organisationen gespendet)?
oder ob sie zB schon weiss, was sie mal in diesem Geschenkspapier verpacken wird (ist es zB eher für Weihnachten, Ostern, verschiedene Anlässe oder neutral vom Muster?) oder ob andere gestapelte Ware denn zB für verschiedene Organisationen ode für sich selbst aufbewahrt werden, etc.? vlt sammelt sie einfach gerne hobbymässig und wartet einfach, bis sich mehr häuft, anstatt jedes Produkt einzeln zu verkaufen, verschenken, spenden, etc.? :-)
oder mein Tipp: berichte ihr von Organisationen in der Nähe, welche Sachspenden gerne annehmen, zeige ihr die Webseiten, Flyer, Visitenkarten, etc. vlt sagt sie der Spende gerne zu und dadurch wäre mehr Platz in der Wohnung? denn auf mich wirkt sie nicht als Messie, sondern eher als wäre Sammeln eines ihrer Hobbies?
An sich ist das was deine Schwester da betreibt in verschiedenen "früheren" Zeiten (oder auch in anderen Weltgegenden) eine positiv besetzte Sache gewesen: Da sorgt jemand vor, ist umsichtig, hat nicht nur Vorrat, sondern sogar Überfluss!
Heute wird das anders gesehen, und dann ist ja auch nicht im Vordergrund, dass man diese Dinge im speziellen Vorratsräumen aufbewahrt, sondern die Schätze scheinen als Flächendecker den ganzen Wohnbereich zu überwuchern.
Ich kenne einen Fall, da ist der Wohnbereich recht überschaubar.
Das Haus ist aber voll unterkellert, und der Keller ist ein regelrechtes Warenlager. Sauber und wohl sortiert ist dort in Regalen, Boxen, Schränken das aufbewahrt, was man vielleicht noch einmal brauchen könnte. Das Ehepaar ist finanziell gut gestellt für die Sauberkeit oben und das Ordnen unten sorgt eine Haushaltshilfe.
Deine im Beruf erfolgreiche Schwester hätte da sicher auch die Möglichkeit, entweder die Wohnung so aufzuteilen, dass sie einen gar nicht so kleinen Teil ihrer Sammlung behalten könnte, und trotzdem im eigentlichen Wohnbereich unbelastet von einem Berg an Gegenständen leben kann, oder ihre Vorräte zum Großteil auszulagern.
Einem "Normalo" stehen dabei die Haare zu Berge, aber wenn es jemand glücklich macht und er niemand schadet: Wer will entscheiden, was richtig ist? Wir leben in einer Demokratie, und es ist unser eigener Entschluss, was mit mit selbst finanzierten Räumen machen. Der eine will gar nichts besitzen, der andere freut sich über seine Sammlungen ... warum eigentlich nicht, wenn niemand darunter leiden muss?
Wenn deine Schwester nicht mehr das Gefühl vermittelt bekommt irgendwie "verkehrt" zu sein, dann wird sie vielleicht sogar eher mit offenen Händen etwas weiter geben können, als wenn sie sich in einer Verteidigungsstellung befindet.
Leidet sie selbst unter der überfüllten Wohnung, dann gibt es eben nur die Lösung, entweder ausreichend außerhalb Stauraum zu schaffen, oder sich Hilfe zu suchen, damit sie sich von ihren Sammlungen verabschieden kann.
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