Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?

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18.12.2023 09:53
avatar  IBI
#266
IB
IBI

Zitat aus dem nächsten Buch, das ich lese:

Zitat von IBI im Beitrag Gefühlschaos, Muster, Trigger und (zu-/ein-) ordnende Aspekte
Das Nervensystem benutzt Leitungspfade, um uns das gefühl zu vermitteln, verbunden und geschützt zu sein. Damit hilft es uns, traumatische Situationen zu verarbeiten, aber auch gewöhnliche Herausforderungen im Leben zu bewältigen. Die unzähligen Momente, die wir erlebt haben - gleich ob von Liebe und Freude erfüllt oder als beängstigend und schmerzhaft empfunden - sind miteinander verwoben und bilden ein spezifisches Muster. Je nach persönlicher Geschichte bilden sich stärkere Verbindungsmuster oder stärkere Schutzmuster heraus. Die gute Nachricht ist, dass die Fähigkeit, aus dem Schutzmuster in das natürliche Verbindungsmuster zurückzukehren, in unserer DNA eingeschrieben ist, wie auch immer das Nervensystem beschaffen sein mag.


Für mich sagt die Passage aus: Nein, Trauma ist nicht genetisch bedingt - eher transgenerational, was vielleicht mit genetisch verwechselt werden kann oder ggf. in der Epigenetik mit einfliessen könnte, sondern hauptsächlich durch das Umfeld geprägt.
Sie sagt auch aus: TRAUMA kann geheilt werden, WEIL in den GENEN, DNA, DNS, festgelegt ist, dass Verbindungsmuster genauso natürlich sind wie die Schutzmuster und BEIDE in eine ART Ausgewogenheit gebracht werden können.


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19.12.2023 09:34
avatar  Robin
#267
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Hallo @IBI ,

natürlich ist Trauma nicht genetisch bedingt!!! Das habe ich doch auch nie behauptet!

Ich habe behauptet, dass nicht *jede* Normabweichung, die sich ungünstig auf die Fähigkeit auswirkt, einen ordentlichen Haushalt zu führen, eine Folge von Trauma ist. Aus meiner Sicht kommen da sehr viele Möglichkeiten in frage, und in vielen Fällen eskaliert die Lage im Haushalt erst, wenn mehrere davon zusammenkommen.

Dass Traumafolgen geheilt werden können, daran habe ich nie gezweifelt. Allerdings... Das Trauma ist *geschehen*, und *das* kann ohne Zeitreise nicht geheilt werden. Wenn man darüber nachdenkt, ergibt sich daraus, dass die größte Schwierigkeit bei der Heilung von Trauma schon mit der Frage losgeht, wie - ich wähle hier mal bewusst eine kriminalistische Ausdrucksweise - das Opfer denn akzeptieren soll, dass die *Spuren* eines Verbrechens beseitigt werden, wenn der Täter/die Täterin nicht mal anerkennt, dass überhaupt ein Verbrechen stattgefunden hat, oder wenn es nicht zumindest von *irgendwem* anerkannt wird und irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden, um das Opfer in Zukunft zu schützen.

Deshalb glaube ich, dass man auch nicht einfach generalisierend sagen kann, dass alle Traumafolgen geheilt werden können.

Zitat
Nein, Trauma ist nicht genetisch bedingt - eher transgenerational, was vielleicht mit genetisch verwechselt werden kann oder ggf. in der Epigenetik mit einfliessen könnte, sondern hauptsächlich durch das Umfeld geprägt.



Dem stimme ich vollkommen zu. Und ich denke, man muss auch die Epigenetik gar nicht dafür bemühen.


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19.12.2023 11:22
avatar  IBI
#268
IB
IBI

Zitat von Robin im Beitrag #267
Deshalb glaube ich, dass man auch nicht einfach generalisierend sagen kann, dass alle Traumafolgen geheilt werden können.

Robin, ich ahne, worauf du hinaus willst.

Heilen kann es, aber nicht alles kann genesen.
JEdenfalls habe ich in einem Buch gelesen, dass zwischen diesen beiden Begriffen unterschieden wird.
Wenn mir ein Finger abgetrennt würde, kann er nicht nachwachsen und die Wunde kann sich verschliessen.
Emotional kann ich dieses Ereignis HEILEN, obwohl es nicht möglich sein wird, dass der Finger nachwachsen und sich vervollständigen kann und es irreversibel ist.

Ich durfte eine Videoaufnahme sehen, in der eine Person mit Begleitung und Co-Regulation HEILEN konnte, obwohl der Unterarm abgetrennt war.
Über Menschen mit Krebs habe ich es ebenfalls gelesen. Sie konnten HEILEN, obwohl sie wussten, dass sie nicht genesen und sterben würden.

Zitat
das Opfer denn akzeptieren soll, dass die *Spuren* eines Verbrechens beseitigt werden, wenn der Täter/die Täterin nicht mal anerkennt, dass überhaupt ein Verbrechen stattgefunden hat, oder wenn es nicht zumindest von *irgendwem* anerkannt wird und irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden, um das Opfer in Zukunft zu schützen.



DRAMADREIECK pur steckt in deinem Bild....NUR fehlt der co-regulierende RETTER in dieser Beschreibung.
und es steckt viel SCHULD in dem Modell, weil der Täter leider nicht in der LAGE ist, gleichzeitig als RETTER aufzutreten. Manche können das, dann wird es wesentlich verzwickter, weil diese Darstellung zwei Ebenen tiefer erst sichtbar wird und an der Oberfläche aussieht als wäre alles in bester Ordnung.
Dann fehlt diese rettende ANERKENNUNG, die du erwähnst, mehr, weil es im Aussen nicht sichtbar ist.

Dafür kann eine Begleitperson, die in der LAGE ist, die tieferen Schichten zu durchblicken oder eher zu durchspüren, hilfreich sein.
Viele Therapeuten können es nicht wirklich. Sie können dir die Analyse mitteilen, dennoch fehlt weiterhin die von dir erwähnte rettende Anerkennung.
Eines Tages kannst du vielleicht selber diejenige sein, die dir diese Anerkennung geben kann, wenn es VORHER genügend mit Unterstützung co-reguliert wurde.

Ja, ich weiss, WENN....DANN, gefällt dir nicht.
In dem Fall funktioniert eine DANN, WENN Reihenfolge leider nicht, weil ENTWICKLUNG nach einem vorgegebenen natürlichen BAUPLAN bis ins hohe ALTER in den GENEN angelegt ist.
Und Co-Regulation ist ein wichtiger BAUSTEIN, der die Entwicklung unterbricht, erstarrt, stoppt, wenn sie fehlt.

Leider ist es so, dass wir uns die "RETTER" leider erkaufen müssen, wenn sie damals FEHLTEN.
Mich ärgert es regelmässig, auf diese Weise an die alten GEschichten erinnert zu werden.

Ich frage mich gerade, ob ZEITREISE jedes Mal stattfindet.
Klar, die alten GEschichten, ob aus Kindheit oder aus frühem Erwachsenenleben oder sonst wann geschehen - auch gestern ist bereits eine alte Geschichte, tauchen auf und wollen ANERKENNUNG und gewürdigt werden. Vor allem der HAUPTdarsteller und nicht wie früher die NEBENfiguren, die glaubten, sie könnten sich zu Hauptfiguren hervorheben.

So wie ich TRAUMAarbeit schätzen gelernt habe und wirksam für mich wurde, war und ist es das Wechselspiel zwischen Zeitreise und momentaner Befindlichkeit bezogen auf die Zeitreise....immer wieder trotz Geschichte ins JETZT zurückfinden können, ist eine andere ART des Umgangs mit Zeitreisen und dann ist die Chance kleiner, das sie retraumatisierend wirken.


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