Gefühlschaos, Muster, Trigger und (zu-/ein-) ordnende Aspekte

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15.08.2023 10:51
avatar  IBI
#26
IB
IBI

ein anderes Muster:

ich bin häufig wütend und habe das bedürfnis, der person, die den unmut und den ärger in mir auslöst, mitzuteilen, dass ich verärgert bin.

leider ist das häufig nicht der geeignete Ort dafür.
Zitat aus Buch:
"offensichtliche unmutsäusserungen gegenüber z.b. anderen autofahrern sind nicht ratsam, egal wie aggressiv sie fahren. es ist nicht nur gegenseitigend beleidigend und unsicher, sondern heutzutage besonders gefährlich, da leicht gewalttätige reaktionen hervorgerufen werden können."
ich ergänze: meine grenzen werden durch andere missachtet und ich missachte die grenzen anderer - nebst den vielen verkehrsregeln.

mein bedürfnis meine wut rauszulassen und zwar an den verursacher - wobei der verursacher im aktuellen moment möglicherweise ein anderer verursacher ist als die person in der kindheit als verlangt wurde, die wut zu unterdrücken um zu überleben - ist aktuell stärker als die dahinter lauernde gefahr (beispiel buchzitat).

meine reflektionsfragen:
was bringt mich dazu, diese kurzfristige strategie als wichtiger zum empfinden als die dahinter lauernde gefahr rechtzeitig zu ahnen und dieser möglichst aus dem weg zu gehen?
warum bevorzuge ich es mich unbewusst einer Folgegefahr auszusetzen, die vermeidbar ist?
was ist für mich soooo wichtig, dem verursacher meinen ärger mitzuteilen und das teilweise sehr rasend und in rage, dass ich die folgegefahr in kauf nehme, obwohl sie schlimmer ist als meinem bedürfnis ausdruck zu verleihen?
welcher alte schmerz verbirgt sich dahinter bzw. welche mangelerfahrung führt dazu, dass ich so "messchugge" agiere - wieder besseren und erwachsenerem wissen? (um mich gleich mit "meschugge" abzuwerten)
dieses bedürfnis hat einen sinn. es will gehört und gesehen werden. es ist aus heutiger sicht "meschugge", aus kindheitssicht garantiert nicht. da hatte es einen zweck. leider verstehe ich diesen zweck bisher nicht?
möglicherweise versuche ich damit einen alten mangel auszugleichen, der bisher keine bezeichnung hat, nur leider funktioniert das "meschugge" modell nicht.

wut und ärger zeigen dürfen und können ist elementar wichtig fürs nervensystem. wenn ich allerdings meine wut im "stillen kämmerlein" verarbeiten muss, weil dahinter die gefahr lauert, dass der absender wütend auf meine wut reagiert, kann sich mein nervensystem nicht beruhigen. es ist niemand da, um es zu beruhigen. - na, wenn das nicht ein elementarer mangel ist, dem das kleinkind gefehlt hat.
dennoch erlebe ich es als dilemma: den elementaren mangel der regulation ausgleichen zu müssen, indem ich die wut an den absender auszudrücken, während gleichzeitig das wissen da ist, das der absender ziemlich gefährlich darauf reagieren kann.

mein nervensystem macht automatisch das naheliegende - erst für seinen mangelausgleich sorgen zu wollen.
danach kann es die nächsten "meschugge" aktivitäten auf den plan rufen, um sich mit der gefahr zu beschäftigen.
ein kind kann nicht auf dieselbe weise in die zukunft vorahnen, wie es erwachsene können, um das ein oder andere aktiv zu vermeiden oder die auswirkungen so gering wie möglich zu halten. (vermeiden im klassischen sinn geht nicht wirklich, die unangenehmen situationen werden unweigerlich entstehen.)

das schlimme ist: dieses modell enthält SCHULD. dabei bin wahrscheinlich weder ich schuld als auch der andere schuld.
wenn alle beteiligten unschuldig trotz aller verantwortung "angemessen" zu handeln sind, wie gelingt es mir, mit meiner wut umzugehen und sie nicht wegdrücken zu müssen, dass sie dennoch gesehen und gewürdigt werden kann, damit sie mich nicht eines tages innerlich auffrisst - dann bin auch leer, wenn ich mich selbst innerlich auffresse......
wie es mir mit leere geht, habe ich an anderen stellen bereits mitgeteilt.

o.k. das bild verändert sich gerade:
wenn ich "das" innerlich auffresse und kleine giftmengen als medizin nützlich werden und ausscheide
oder "das" vielleicht auskotze, weil gift in zu grossen mengen besser nicht verdaut wird,
"das" das mir nicht gut tut und "das" in meinem inneren behalte, dass mich stärkt, dann wird es nicht automatisch leer in mir.

bleibt mir die kompetenz zu entwickeln, die beiden versionen von "das" voneinander trennen zu können.

Ich vermute, es fehlt in dem gesamten muster weiterhin ein wichtiger aspekt, den ich sehen kann, es wichtig ist ihn zu erfahren, damit es sich ent-wickeln kann. mal sehen, wen ich um hilfe bitte.


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15.08.2023 11:09
avatar  IBI
#27
IB
IBI

ich glaube, der teil der fehlt:
wenn ich wütend bin auf eine Person, dann hat die person in mir etwas verletzt.
es tut weh.
ich will nicht, dass es weh tut....wer schon. ich will schmerz vermeiden.....und idealerweise schon den nicht vorhersehbaren schmerz.....(tja, paradox, ist wohl nicht vermeidbar, den unvorhersehbaren schmerz zu vermeiden)
schmerzerfüllt sende ich wütend meinen schmerz an den absender (dem es ebenfalls schmerzt).

"meschugge" ist, dass keiner in der lage ist, in dem augenblick den SCHMERZ und seine Existenz anzuerkennen und vielleicht wäre es wirklich toll, wenn der auslöser in der lage wäre, dafür um verzeihung zu bitten. es schmerzt den schmerz zu spüren und zu fühlen und wenn du nicht in der lage bist, genau das selber zu regulieren, braucht es andere, die einen darin unterstützen.

was mich in dem augenblick schmerzt, vermag ich häufig nicht zu sagen. ich weiss, dass ich schmerz spüre, aber welches der frühkindliche auslöser für dieses schmerzgefühl ist, ist mir derzeit unbekannt. er ist namenlos, weil ich damals keine sprache kannte, aber reichlich schmerz kennengelernt habe.
Es fehlt weiterhin etwas in diesem emotionscocktail.


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15.08.2023 22:44
avatar  Gitta
#28
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Zitat von IBI im Beitrag #25
Ich frage mich, ob wir dazu aufgefordert sind, herauszufinden, mit welchem Blickwinkel wir beispielsweise KRITIK hören.

Also ich finde, nicht konstruktiv gemeinte Kritik sollte man zurückweisen. Zumindest innerlich, sollte es gerade wegen Machtgefälle nicht deutlich nach außen möglich sein. Und man darf auch sagen, wenn man sich verletzt fühlt. Dazu gehört etwas Mut, aber es wäre schon gut.

Kritik kann ja auch viel mehr etwas über den Kritisierer aussagen als über den Kritisierten. Ich habe glaube ich schon mal erwähnt, dass es Leute gibt, deren Hobby das Unperfektheiten finden an anderen Menschen ist. Wahrscheinlich können sie sich selbst damit innerlich irgendwie aufwerten.

Oder Leute kritisieren wild etwas anderes, in der Hoffnung, man würde schon verstehen, was sie tatsächlich meinen.

Es kann aber auch sein, dass sich jemand angegriffen fühlt, obwohl das gar nicht so gemeint war. Und dann eben mit Gegenkritik „zurückschlägt“.


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16.08.2023 09:15
avatar  IBI
#29
IB
IBI

Zitat von Gitta im Beitrag #28
Ich habe glaube ich schon mal erwähnt, dass es Leute gibt, deren Hobby das Unperfektheiten finden an anderen Menschen ist.

Gitta, ich möchte mich definitiv zu diesen Menschen zählen.
Ja, es hat etwas mit innerer Erhebung und Macht über andere zu tun.
Ich denke, es hat mit dem eigenen Perfektionsbedürfnis zu tun, das entsteht, wenn sich jemand im Kern unwürdig fühlt.
Es ist ein weiteres Thema, dass sich aus diesem "Kritikmuster" ergibt. Wie viele Muster sich entdecken lassen.....

Es hat damit etwas zu tun, dass ich vieles in unserer Gesellschaft verdreht wahrnehme.

- Bin ich die verdrehte oder sind die 97 % der übrige Anteil in der Gesellschaft verdreht? - die für mich 3% stimmigen Menschen, sind diejenigen, die wichtig für mich sind. -

Stimmt, den Blickwinkel, dass der Kritiker vieles über sich aussagt, habe ich nicht erwähnt und gehört in die vielen Perspektiven, die eingenommen werden können, dazu.


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16.08.2023 19:41
avatar  Lynda
#30
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oha @IBI

Das erstaunt mich jetzt schon ein wenig! Ich meine, wenn Du mit Klienten arbeiten möchtest, ist diese Eigenschaft ja mal ganz ungünstig, oder ? Oder kannst Du das beruflich und privat trennen?


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