warum sich viele Messies nicht helfen lassen wollen

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03.03.2024 12:18
#56
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Moderator

ich denke, im Alter fühlt man sich leb-endig, und wenn man jünger ist, fühlt man sich lebendig, es sei denn, man ist depressiv. Das ist ein natürlicher Vorgang, wenn man an Altersschwäche stirbt.

Diese Angst davor, helfende Hände zu ergreifen, beruht oft auf der schmerzlichen Erfahrung, in der Vergangenheit zugegriffen zu haben und von den Leuten enttäuscht worden zu sein. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da lebte ich unter dem selben Dach wie die Vermieter, und die kamen ab und an sozusagen als "Kontrolleure" vorbei. Ständig musste ich aufräumen und putzen, auch wenn kein Besuch angekündigt war. Die kamen sozusagen unangekündigt und haben sich sozusagen als Ersatzfamilie aufgespielt.

Einmal hatte ich nicht die Zeit, meine Wohnung abzuschließen. Die Putzfrau kam rein und rief nach der Vermieterin. Die hat dann ein unangenehmes Gespräch mit mir geführt und meinte, wenn das nicht besser würde, werde ich raus geschmissen. "Dann müssen Sie sich eine andere Bleibe suchen"

Natürlich war sie nicht nur enttäuscht von mir, sondern auch umgekehrt. Später haben mein Mann und ich einfach nur die Wohnung voll gepackt mit CD's, Büchern und Klamotten. Können schon seit 18 Jahren keinen Besuch mehr empfangen. Ging noch mit dem Abschließen von 2 Räumen. Wenn wir 3 Räume abschließen, können wir den Rest auch so einrichten, dass jemand kommen darf. Dann geht Gästetoilette, Wohnzimmer, Küche und Flur. Das kriegen wir zur Not hin.

Dieser Jemand muss aber vorher wissen, dass wir Messies sind, sonst schämen wir uns auch dann. Wenn er selbst Messie ist, wird er nicht meckern. Alle anderen schon. Sonst dürfen eben nur nach nicht zu kurzfristiger Ankündigung Handwerker kommen. Es ist möglich, dass die erst 5 Tage vorher einen Aushang machen und man nichtsahnend in den Urlaub fährt, besonders im Spätherbst. Denn im Frühjahr geht nur die Streiksaison los, nix mit Urlaub, wo soll man hin ohne Flieger oder ohne Bahn.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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03.03.2024 15:44
avatar  Rica
#57
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Zitat von Draculara im Beitrag #56
Natürlich war sie nicht nur enttäuscht von mir, sondern auch umgekehrt. Später haben mein Mann und ich einfach nur die Wohnung voll gepackt mit CD's, Büchern und Klamotten. Können schon seit 18 Jahren keinen Besuch mehr empfangen. Ging noch mit dem Abschließen von 2 Räumen. Wenn wir 3 Räume abschließen, können wir den Rest auch so einrichten, dass jemand kommen darf. Dann geht Gästetoilette, Wohnzimmer, Küche und Flur. Das kriegen wir zur Not hin.

Dieser Jemand muss aber vorher wissen, dass wir Messies sind, sonst schämen wir uns auch dann. Wenn er selbst Messie ist, wird er nicht meckern. Alle anderen schon. Sonst dürfen eben nur nach nicht zu kurzfristiger Ankündigung Handwerker kommen. Es ist möglich, dass die erst 5 Tage vorher einen Aushang machen (...)


Das alles ist mir so vertraut. Wie wohl jedem Messie. Normale Leute können sich das gar nicht vorstellen.

Wenigstens habt ihr einander, dein Mann und du. Das stelle ich mir als ganz tröstlich vor: Jemand kennt und teilt mit dir das eigene beschämendste Geheimnis, ohne dich dafür zu verurteilen.


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03.03.2024 16:26
avatar  Gitta
#58
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Hm, @Draculara , das ist aber auch wieder so ein typisches Messie Ding. Oder früher unterdrücktes, traumatisiertes Kind und heute Messie Ding. Da gerät man an übergriffige, besserwisserische, selbstherrliche Vermieter. Und denkt sich so, ist doch alles wie gewohnt, wie bei meinen Eltern auch damals. Andere würden wahrscheinlich sofort denken, die haben ja ein Rad ab. Hier ziehe ich so bald wie möglich wieder aus.


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03.03.2024 19:30
#59
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Moderator

@Gitta

ich habe dort nur 3 Jahre gewohnt. Eben aus dem Grund. Zu häufige Kontrollbesuche. Das hält ja keiner dauerhaft aus.

Viele Grüsse
Draculara

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Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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04.03.2024 09:03
avatar  IBI
#60
IB
IBI

Zitat von Draculara im Beitrag #56
Diese Angst davor, helfende Hände zu ergreifen, beruht oft auf der schmerzlichen Erfahrung, in der Vergangenheit zugegriffen zu haben und von den Leuten enttäuscht worden zu sein.


Stimmt.
Die Angst nicht zu spüren und nicht zu verarbeiten, bringt einen heute dazu, dass sie überwältigender wird als sie in wahrheit ist.
In dieser Vermeidung zu bleiben, die ängste und andere gefühle nicht spüren zu lernen, erhält das Muster aufrecht, dass der damals entstandene Glaubenssatz: "helfende menschen enttäuschen einen immer" am Leben bleibt. ER erfährt keine NEUE positive Erfahrung, aus einer inneren Sicherheit heraus, sich verändern zu können.

Zitat von Gitta im Beitrag #58
Oder früher unterdrücktes, traumatisiertes Kind und heute Messie Ding.

Stimmt.

Das ist ein Grund, WARUM sich messies nicht helfen lassen, weil die angst vor überwältigenden Gefühlen stärker ist als die angst vor den helfern, die natürlich beim unterstützen und veränderung, die messie theoretisch sich wünscht, sonst hätte die Person nicht um hilfe gebeten, angst und andere gefühle auslösen werden.
Die Angst hat keiner erwähnt.

Scham wurde erwähnt. Scham spüren finde ich unangenehmer als angst spüren.
Egal welcher Ansicht die Helfer sind, das Chaos ist riesig und ist das was eine Veränderung erfahren soll - so lautet der Auftrag des Messies an die Helfer - und gleichzeitig sind bereits beim angehen der Aufgabe soooo viele unausgesprochene Vorwürfe im Kopf des Betroffenen, der sie als inneren Kritiker der Eltern in sich trägt, dass die vergangenen Erfahrungen gleich wieder emotional ins JETZT rutschen und unerträglich werden.
Der Helfer hat nunmal die Aufgabe beim Räumen zu helfen, nicht dabei, die Gefühle der betroffenen Person aufzufangen, was wichtiger wäre als zu räumen.
Wenn er sich dafür Zeit nehmen würde, beschwert sich der Messie, dass nichts geräumt wurde und ist enttäuscht und wenn es anders ist, ist der Messie von seinen durch die Helfer ausgelösten gefühlen überfordert und enttäuscht, dass sie sich sooooo mies und unwohl fühlen.

Beides Ergebnisse, die den Glaubenssatz stärken.....na bitte, wenn dieser unbedingt überleben darf und soll......entscheidet sich ein Messie bewusst oder unbewusst dafür in seinem Leid hängen zu bleiben.

Mir ist klar, dass es provokativ ist und mehr in dieser Dynamik steckt als ich in Kürze beschreiben kann.
Ich bin seit Jahren daran, Gefühle und ängste abzubauen, meinen inneren Kritiker in Griff zu bekommen, den zu packen, ist eine meiner Herausforderungen, die zeitliche Distanz zwischen den auslösern von DAMALS und der in der Situation, dass HELFER kommen, zu schaffen, indem ich mitbekomme, dass die alten Geschichten HEUTE aktiver in mir arbeiten denn je und es mein Lernen und meine Verantwortung ist, diese an den ORT der Vergangenheit zu bannen.

WEnn ich mich ans Aufräumen mache, merke ich immer mehr, wie mich alte MUSTER heute dazu verleiten, etwas nicht zu machen, dass ich mir vornehme. Um mir helfen lassen zu wollen und können, ist es nötig, in mir eine Bereitschaft zu öffnen mich auf NEUES und ungewohntes einzulassen und mich daran anzupassen.

Mich anpassen.....einer meiner Gründe mit alten Vergangenen triggernden Erfahrungen drin.....geht gar nicht, weil damals MUSSTE ich und heute kann ich wählen.....

Da Draculara gewisse Kurse zum Thema trauma benennt, glaube ich, dass sie sich mehr bewusst ist und dennoch bisher leider nicht in die Lage gekommen ist, ihre Gefühle körperlich zu spüren. Alleine konnte ich es nicht lernen und dafür habe ich mir Hilfe geholt.

Tja, und auch in diesem Feld sind viele Trigger vorhanden, die es zu überwinden gilt, um den Glaubenssatz nicht ständig haben zu müssen.....ehrlich. diesem SATZ sooo viel MACHT über das ICH zu geben, dass sich sooo sehr nach Ordnung und Struktur sehnt, ist all die LEB-endigkeit im LEBEN nicht wert.....denn er trägt zu diesem Gefühl bei.
Lebendigkeit fühlt sich anders an und enthält viiiieeeeel weniger emotionalen Ballast.

Interessantes Wortspiel, Draculara.
toxische, vergiftende, Scham fördernde und Enttäuschung hervorbringende Glaubenssätzen eine LEB-endigkeit zu verschaffen, um lebendig im Alter Spass und Freude zu haben, ist eine Kombination die mir gefüllt.

Die Sätze werden sich zu wehren wissen und sind ziemlich heimtückisch. DAS ICH braucht positive angenehme NEUE erfahrungen, die sich sicher anfühlen, um diesen MACHTvollen Sätzen wirksam etwas entgegen zu setzen, um deren LEB-endigkeit auf diese Weise einzuschränken.


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