Antriebsstörung und der Rattenschwanz dahinter

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08.11.2022 08:57
#1
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Moderator

hi,

ich lese bei FB und hier im Forum immer wieder von Leuten mit Antriebsschwäche. Auch ich leide darunter, weshalb sich in unserer Wohnung nichts ändert. Beim Gedanken an Anfang und ein paar Stunden Aufräumen, in der man nichts schafft, lasse ich es gleich bleiben. Bildaufnahme vorher, 2 Stunden Arbeit, Bildaufnahme nachher, insgesamt Null Änderung, nur bei den Dingen, es liegen jetzt andere Dinge rum, sonst alles gleich geblieben. Das killt einfach die Motivation.

Dazu kommt, es wird immer schwerer, sich zu überwinden, je weiter das Chaos voranschreitet. Wenn man noch dazu unter Vitalitätsmangel und Antriebsverlust leidet, wird es schier unmöglich, allein diese Arbeit zu bewältigen.

Ich muss also erst mal an anderen Schrauben drehen, um es mir zu ermöglichen, tätig zu werden. Es ist ganz klar der gestörte Antrieb, der mir am meisten zu schaffen macht. Der ist wie folgt entstanden:

Vor 16 Jahren bin ich zu einem Psychiater gegangen, der mir Medikamente gegen die bipolare Störung verschrieben hat. Dazu gehört ein Neuroleptikum gegen Schlafstörungen. Dieses Mittel macht mich auch tagsüber so platt, dass ich nichts mehr auf die Reihe kriege. Wenn ich genau nachrechne, hat das Messiesyndrom genau in der Zeit angefangen, als ich begonnen hatte, dieses NL zu nehmen.

Später habe ich die Dosis auch noch erhöht, einfach nur, um besser schlafen zu können. Dass man das auch anders erreichen kann, weiß ich von früher, als ich mich tagsüber ordentlich ausgepowert habe. Es wäre auch wesentlich gesünder in punkto Übergewicht, diesen (zwar etwas anstrengenden) Weg zu gehen und das Zeug auszuschleichen. Ich bin momentan auf der damaligen Dosis angekommen und will weiter reduzieren, um mehr Power zurück zu gewinnen.

Mein Ziel ist es, das Zeug Schritt für Schritt auszuschleichen. Ich gehe jetzt den nächsten Schritt und reduziere so weit, wie ich bisher in 16 Jahren nicht gekommen bin. Natürlich nur allmählich. Das radikale Absetzen hätte fatale Folgen für das Nervensystem. Solche Sachen muss man peu à peu absetzen. Jedenfalls bin ich mir sicher, damit mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.

Versucht habe ich es immer mal wieder, zu reduzieren, bin aber den bequemen Weg gegangen und nicht den, etwa Spaziergänge oder Schwimmen o. ä. einzusetzen, um müde zu werden, das soll sich jetzt ändern. Es gibt sehr viel zu tun, und ich will dafür auch Kraft haben.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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08.11.2022 13:52
#2
An

@Draculara
Ach, Mönsch! Sei einfach Du!
Ich finde das ganz typisch, dass man in unserer Gesellschaft Menschen, die aus dem Rahmen fallen, einfach mit Drogen still stellt. Lass das nicht mit Dir machen!
Zu viel Energie ist zwar anstrengend für alle, aber besser als zu wenig Energie. Ich habe ja ADS, das ist ganz ähnlich. Ich habs ja kapiert. Was ich zu sagen habe, interessiert keinen. Meine Gefühle sind auch allen wurscht. Aber immerhin mir selbst nicht.
Sport hat sich bei mir auch bewährt. Das tut gut.
Ich bin auch gar nicht so sicher, ob der träge Normalo, der problemlos den ganzen Tag rumsitzen und eintönige Dinge machen kann, ob das wirklich so normal ist. Vielleicht ist es wie der Unterschied zwischen Hund und Wolf, Pferd und Zebra. Haustiere sind so gezüchtet worden, dass sie den ganzen Tag lang einen Pflug übers Feld ziehen können, hin und her, hin und her, ohne zu murren. Sie sind unterwürfig und lieb. Und manche von uns haben vielleicht noch den Freiheitsdrang des wilden Tieres in sich.
Was das Entrümpeln angeht: Ja, das kenne ich. Ich bin schon seit Jahren am Entrümpeln und schleppe wirklich jeden Tag Zeug aus dem Haus. Trotzdem fehlt das Gefühl, dass ich voran komme. Anfangs lag das Zeug in vielen Zimmern schulterhoch, jetzt ist es an einigen Stellen nur noch hüfthoch oder kniehoch, aber im Prinzip ist es immer noch vermüllt. Aber meine Hyperaktivität gibt mir die Kraft und auch die nötige Genervtheit, um dran zu bleiben.


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08.11.2022 17:24
#3
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Bei einer bipolaren Störung geht es nicht ums „Ruhigstellen“ sondern meist um die Selbstgefährdung, die aus der Krankheit kommen kann. Bloß ist es wenig sinnvoll das mit einem Medikament verhindern zu wollen das an sich wieder Probleme macht!

Manche Menschen werden von bestimmten Neuroleptika ausgeglichen. Andere haben als Nebenwirkung 30 Kilo Gewichtszunahme ohne wirklich mehr zu essen und eine fortschreitende Antriebsschwäche. Ob es da vielleicht jetzt schon Alternativen gibt?

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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08.11.2022 19:19
#4
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Moderator

stimmt @Jennifer. Aber gegen die Bipolare Störung habe ich schon ein Medikament, das diese Nebenwirkungen nicht hat. Das Neuroleptikum stellt nur ruhig, durch den fehlenden Antrieb gehen die Muskeln zu Grunde, weil sie nicht gefordert werden. Der Grundumsatz sackt immer mehr ab, weil kaum noch Kalorien benötigt werden, die meisten Nahrungsmittel aber sind Kalorienbomben.

Das NL habe ich gegen die manischen Phasen, weil in denen auch die Schlafqualität (und vor allem quantität) leidet. Das wäre aber als Notfallmedikament in der Schublade und dann nicht so eine Dröhnung, dass man nur noch auf der Couch sitzt und Unternehmungen wie Zoobesuche oder ähnliches so waahnsinnig viel Kraft rauben. Früher habe ich nächtelang entweder Schreibmaschine geschrieben oder am Computer, wenn ich nicht schlafen konnte. Tagsüber bin ich mehrere (am besten 20) Kilometer mit dem Rad gefahren oder habe in der Wohnung was geputzt, Fenster oder Vitrine oder Bad, Küche, die auch nach der Arbeit noch.

Diese Energie wünsche ich mir zurück! Mir ist auch egal, was der Psychiater dazu sagt, ich habe das Ziel die Wohnung wohnlicher zu machen und abzunehmen. Dafür erlebe ich eben dann mal ein paar schlaflose Nächte. Als ich noch Schichtarbeit gemacht hab, konnte ich auch die ersten Tage der Woche kaum schlafen und bin dafür am 3. Tag spätestens vor dem Fernseher schon nachmittags eingeschlafen. Jetzt auch, ohne Schlafmittel, 3 Nächte nicht schlafen können ist kein Weltuntergang, längstens nach 72 Stunden holt sich der Körper den fehlenden Schlaf.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

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Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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10.11.2022 10:33
#5
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Gibt es das Neuroleptikum auch in einer winzigen „Ausschleich“-Dosierung? Also zum Beispiel statt 10 mg nimmt man nach dem runter Dosieren nur 2,5 mg - und dann kann man nach einer Weile weiter schauen ob es ohne geht?

Was das Schlafen betrifft, frage vielleicht mal in der Apotheke ob sich deine Medikamente mit einem frei verkäuflichen Melatonin-Spray vertragen? Einer unserer Freunde hatte bestimmt 10-15 Jahre lang Schlafstörungen. Als er den für ihn richtigen Spray (fast alle haben noch unterschiedliche pflanzliche Zusätze) gefunden hatte, hat’s mit dem Schlafen gut geklappt! Das haben alle verschriebenen Medikamente mit ihren Nebenwirkungen davor nie so gut geschafft. (Man bekommt diese Sprays auch in Drogeriemärkten günstiger als in der Apotheke - es geht nur darum
auszuschließen dass es Wechselwirkungen gibt.)

Dann wären B12 und wenigstens gelegentlich die ganze Palette B-Vitamine noch dazu auch wichtig für das Nervensystem - und damit auch für den Schlaf. Viel Erfolg für deine Pläne!

____________________
Viele Grüße, Jennifer

Das Leben umarmen ... ✨🤲

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