Selbstwertschätzung inkl Aufräumgeschichte von Bessie

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23.04.2013 22:27 (zuletzt bearbeitet: 08.01.2016 09:39)
avatar  IBI
#1
IB
IBI

Liebe Betroffene,

ich mag euch fragen, wie es euch mit diesem Thema geht?

Ich merke, dass ich super gut darin bin, mich für Fehler und anderes selber zu kritisieren, natürlich kann ich gut andere kritisieren. Ich merke, dass es mir sehr schwer fällt Positives über mich zu berichten und in meinen Bewerbungsgesprächen kann ich mich daher eher schlecht verkaufen.

Ich habe einige Berichte gelesen über erfolgreich aufgeräumte Wohnungen. Genau diese Personen mag ich fragen, ob sie ein verändertes Selbstwertgefühl wahrnehmen, in der Annahme, dass es sich positiv verändert hat, wenn es so ist.

Manchmal gelingt es mir etwas Positives wahrzunehmen und kann mir dafür auf die "Schulter klopfen", doch dann wirkt der Spruch "Eigenlob stinkt" gleich wieder als Abwertung dagegen.
Ich bin gespannt auf eure Wahrnehmung zu diesem Thema und wenn ihr Tipps habt, wie ich meine Selbstwertschätzung verbessern kann, dann bin ich dankbar dafür.
Liebe Grüsse


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26.04.2013 18:13 (zuletzt bearbeitet: 19.01.2016 16:11)
avatar  bessie
#2
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Hallo Sonja,

ich möchte Dir gerne meine Sicht schildern und hoffe die richtigen Worte zu finden.

Meine Wohnungen waren jahrelang vollgestellt (Flächen und auch die Schränke voll), es war auch zeitweise sehr schmutzig, aber nicht vermüllt. Ich habe immer umgeräumt, ich war eigentlich ständig am aufräumen und umstellen, wurde aber nie fertig.

Dann kam eine Zeit wo ich äußerlich das Chaos beseitigen konnte, aber die Schränke und Schubladen gerade noch zugingen und ich auch nie was gefunden habe, wenn ich was suchte. Müll runterbringen ist mir bis heute keine Selbstverständlichkeit und ich muss mich dazu zwingen, mache es dann auch.

Diese äußere Ordnung hat mir gar nicht gut getan, weil ich ja wusste, was sich hinter der Fassade angesammelt hat und ich wusste auch, dass ich 90% von dem Sammelsurium nicht brauche, konnte mich aber auch nicht davon trennen. Es ging mir schlechter in dieser Phase als mit "ganz unordentlich".

Ich habe Jahre gebraucht um mich von den Sachen zu trennen. Irgendwann habe ich im Schlafzimmer angefangen, denn ich konnte in meinem Doppelbett zwar noch auf meiner Schlafseite liegen, aber die andere war voller Kleidung, Bücher und was weiß ich noch alles. Mein Kleiderschrank war 3m und er war voll mit Kleidung, die ich geschenkt bekommen hatte, Bettwäsche und Handtücher für eine Kompanie von meinen Omas, meiner Mutter, meiner Stiefmutter und auch Sachen, die Freundinnen nicht mehr wollten. Ich nahm wirklich von jedem alles mit zu mir, ich konnte niemanden NEIN! sagen, es war furchtbar.
Zu der Zeit hatte ich einen Kleiderständer mit einer Stange und unten hatte er eine Ablage auf der hatte ich 3 Plastikkörbchen stehen, 1x Socken, 1x Slips, 1x BH´s und und Unterwäsche. Wenn ich wäsche wusch hing ich die andere Kleidung gleich auf Bügel und diese dann auf den Ständer.

Eines Tages hab ich mich umgesehen und dachte, man, wozu hast Du einen Kleiderschrank. Mach den leer, dann können Deine Sachen dort schön ordentlich hängen. Ich Brauchte über 3 Wochen um z.B. Pullover, bei denen mir die Farbe gefiel, aber ich das Material nicht mochte oder Hosen, wo der Stoff toll war, aber der Schnitt nichts für mich usw. auszusortieren. Zum Schluss war dieser Schrank ganz leer, dann hab ich ihn sauber gemacht, dass war ein tolles Gefühl. Das restliche Schlafzimmer sah aus wie "Sau" aber ich habe mich über den Schrank gefreut, wie ein kleines Kind.

Mein Vorhaben meinen Schrank jetzt zu nutzen für meine Kleidung und alles ganz übersichtlich zu gestalten, ging trotzdem fehl. Die Erkenntnis, dass ich Kleiderschränke nicht leiden kann kam sehr plötzlich, ich wusste das vorher nicht. Echt nicht! Heute habe ich ein quadratisches Regal im Schlafzimmer mit 15 Fächern, dort liegen meine Sachen geordnet wie in einer Boutique und es macht mir Spass sie dort anzusehen, für meine Schuhe habe ich eine Schubladenkommode- Schublade auf- ein Blick- ich sehe was drin steht und meinen Kleiderständer habe ich natürlich auch noch, aber mehr als 20 Bügel, sprich 20 Hängeteile gestatte ich mir nicht.
Kaufe ich etwas, muss was raus. Geschenkte Kleidung lehne ich ab. Kann ich an einem schlechten Tag nicht ablehnen, nehme ich die Sachen zwar mit, fahre damit aber sofort zum Altkleiderkontainer.

Warum ich Kleiderschränke nicht mag, lieg in meiner Kindheit, Zwang meiner Mutter usw., willich jetzt nicht drauf eingehen, ist eh schon son langer Text geworden.

Ich habe heute nur ein einziges Teil an Kleidung, was ich nicht trage aber es darf bleiben, weil ich es mag, den alten Pelzmantel meiner Oma.

Ich sende hier mal, damit mein Text nicht "flöten" geht und wenn Du möchtest, schreibe ich gerne weiter, wie ich mit jedem weiteren Raum meiner Wohnung verfahren bin.

Lieber Gruß, Bessie (so heißt mein Hund ;-))

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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26.04.2013 21:37
avatar  bessie
#3
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Hallo,

ich bin´s nochmal. Heute fühle ich mich sehr alleine, ich habe Geburtstag, aber niemanden mit dem ich feiern könnte. Jetzt habe ich gerade Lust weiter zu schreiben, denn das hat mir vorhin gut getan, also mach ich das mal, ich hoffe, dass ist in "Ordnung".


Als ich endlich dieses Kleiderschrankdilemma erkannt habe, wollte ich dieses Ding so schnell wie möglich aus dem Schlafzimmer haben. Mir war es schon zuviel die Türen aufzumachen etwas reinzulegen oder rauszunehmen und dann die Türen wieder zu schliessen. Dieses Türen auf/ zumachen war für mich ein Arbeitsschritt, der mir "gegen den Strich" ging, also wollte ich etwas ohne Türen. Alleine schon zu merken, ich will etwas anderes, weil das alte nicht passt, war für mich ein großer Schritt.

Mein Problem war nun, der Schrank war wie neu, wegwerfen? Nein! Das ging auf keinen Fall, aber haben wollte ich ihn auch nicht. Verkaufen? Ja! ABER, dann kommen Leute in die Wohnung und wie sollen die durch das Chaos im Flur den Schrank raustragen??
Ich brauchte 2 Monate!!! um mich durchzuringen den Schrank zu annoncieren und das konnte ich nur, weil ein befreundeter Messie mir sagte, egal was die denken, sag Du bist am umziehen, fertig! Der erste Mann, der anrief, wollte auch gleich vorbei kommen, erst wollte ich ihn vertrösten nur in mir machte es *Klick* morgen sieht Deine Wohnung auch nicht besser aus, also ließ ich ihn zu mir kommen und schaffte es auch die Tür zu öffnen.
Er sah sich um und meinte, sie ziehen wohl aus. Ich sagte ja und damit war es gut! Er hatte seinen Sohn dabei und die beiden bauten den Schrank ab und balancierten ihn durch den Flur nach draussen und ich hatte 100,.Euro. Als die Zwei weg waren, ging ich ins Schlafzimmer, nein, ich ging in MEIN Schlafzimmer, es war eine Befreiung, die ich nicht in Worte fassen kann.

Dieser Schrank-Verkauf war der Anfang eines neuen Lebens, ich hatte zum ersten Mal eine Entscheidung getroffen, etwas Gutes Brauchbares wegzugeben, einfach nur deshalb weil es nicht zu mir passte. Ich war es mir wert, den Schrank wegzugeben, ja, ich denke, dass war der Anfang vom Wachsen meines Selbstwertes.

Nun hatte ich Berge von Altkleidersäcken, aussortiert schon, aber noch nicht weggebracht! Meine zweite Betthälfte immer noch voll mit allem Möglichen, was nicht in ein schönes Schlafzimmer reingehört. 5 Tage lang saß ich viele Stunden auf meinem Bett, sah mir die leere Fläche vom Schrank an und war dennoch unfähig weiterzumachen, ich konnte doch die Kleider nicht einfach in einen Container werfen. Ich möchte betonen, dass ich von diesen Sachen kein einziges Teil selber gekauft hatte. Die Bücher in meinem Bett konnte ich nicht wegräumen, dann ist da ja gar nichts mehr, die brauch ich doch griffbereit usw.

Am sechsten Tag kam eine Freundin vorbei, sie konnte ich in die Wohnung lassen, denn bei ihr sah es genau so aus wie bei mir. Eigentlich wollte sie mich nur abholen, aber ich wollte endlich jemand zeigen, dass ich mich von dem Schrank getrennt hatte. Es war ein gutes Gefühl, sie kam rein schaute sich um und.... sagte nichts zu meinem Chaos, sondern nur: toll, jetzt sehe ich endlich mal wie Du wohnst. Das war so Klasse!!

Dann habe ich ihr stolz mein Schlafzimmer gezeigt, sie meinte: ist ja `ne tolle Idee, ich brauch meinen Schrank eigentlich auch nicht.
Das tat mir so gut. Zum Schluss sagte sie dann: Du, das ist schade, dass Du die Säcke hier stapelst, andere Menschen könnten die Sachen vielleicht dringend brauchen, willst Du die nicht weiter geben?
Diesen Kampf, der da in mir tobte, aussortieren ist eines aber weggeben ist was anderes. Gedanken wie: wenn ich vielleicht mal gar kein Geld habe und mir nichts zum Anzeihen kaufen kann, dann könnte ich auf die Säcke zurückgreifen usw. echt furchtbar. Meine Freundin sah mich an und sie lächelte, da hab ich ihr alles gesagt, was in mir war. Ihre Antwort: wenn Du nichts mehr zum Anziehen hast, bekommst Du was von mir. Ein Gedanke schoss mir in den Kopf, aber wenn unsere Freundschaft nicht hält oder sie auch nichts mehr hat. Wer Messie ist, weiß was ich meine, diese nicht enden wollenden Gedankengänge um Dinge nicht wegzugeben, die man nicht mehr braucht.

ABER ich wollte diese Säcke genau so wenig im Schlafzimmer, wie den Schrank. Ich kämpfte die Panik nieder, ich habe Kleidung, nichts ist sicher auf dieser Welt, Du kannst nicht alle Eventualitäten absichern - T R E N N - D I C H- !
Wir haben zusammen an diesem Tag 40!!! Altkleidersäcke weggebracht 40!!! Was wir eigentlich vorhatten, war vergessen, wir haben ich glaube alle Container der Stadt angefahren und haben überall verteilt. 6 x sind wir mit ihrem kleinen Auto losgefahren, es war gigantisch, ich wollte immer mehr weghaben und sie hat mitgemacht. Wahnsinn!! Ich bin ihr sooo dankbar, noch heute!

Endlich abends zu Hause, MEIN Schlafzimmer kam mir riesig vor, auch ein bisschen ungemütlich, aber ein befreiendes Gefühl machte sich ganz langsam, sanft in mir breit und ich schloss bei Cola und Keksen einen feierlichen Pakt mit mir:
Nie wieder werde ich in meinem Schlafzimmer Sachen horten, die mir nicht gut tun, egal ob Möbel oder was zum Anziehen.

An dieser Stelle muss ich sagen, da waren immer noch viele Sachen, meine eigen anschafften Dinge und die musste ich ja auch noch aufräumen und aussortieren und ich hatte auch noch keine Lösung wie ich die Dinge, die ich behalten wollte dort unterbringen sollte. Ich mach mal `ne Pause, vielleicht schreibe ich später noch weiter.

Hoffentlich interessiert das überhaupt einen ;-)

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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26.04.2013 23:10
avatar  bessie
#4
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Die Worte wollen aus mir raus, ich muss einfach weiterschreiben.

In meinem Schlafzimmer konnte ich mich nun wieder bewegen, aber es fiel mir weiterhin so verdammt schwer den Rest in Angriff zu nehmen. Wie sollte ich vorgehen? Alles leerräumen? Aber wohin, die restliche Wohnung war vollgestopft.

Endlich nach ca. 14 Tagen machte ich die freie Fläche sauber, auf Knien habe ich den Boden geschrubbt und ich war stolz als es sauber war, es roch so frisch. Ich hatte einen Tag vorher Putzmittel im Angebot gekauft, natürlich hatte ich welches zu hause, aber es war ein inneres Bedürfnis für diesen neuen Abschnitt mit etwas Neuem zu putzen. Von dem Putzmittel gab es drei Sorten, ich konnte mich einfach nicht entscheiden, welche Sorte ich kaufen sollte, also kaufte ich alle drei. Als ich damit zu hause ankam, hatte ich das Gefühl "es" mal wieder nicht geschafft zu haben, mich zu entscheiden. Also kam ich auf den tröstenden Gedanken, das braucht man ja immer! Natürlich, ganz klar, weil ich soviel putze, haha.

Aber egal, die Fläche war sauber, ein Erfolg! Dann hab ich dort Stapel gebaut, nachdem ich fertig war, fand ich die total nervig, also wieder zurück, was für eine Arbeit. Dann habe ich mir durch meine Wohnung einen Weg gebahnt und fand meinen großen Weidenkorb mit Deckel wieder, dort wollte ich die Bettwäsche reintun. Es war eine echte Plackerei den Korb aus der Wohnzimmerecke zu holen und dabei fiel mir eine Kommode auf, die ich mal vom Sperrmüll mitgebracht hatte, die sollte ins Schlafzimmer. Ich habe Sachen bis zur Decke getürmt, gedrückt und geschoben und hatte es endlich geschafft, das Ding war im Schlafzimmer. Die ganze Zeit bin ich nie auf die Idee gekommen jemanden um Hilfe zu bitten.

Diese Kommode sah zwar echt gut aus, aber die Schubladen waren dermaßen schwergängig und das nervte mich dann auch nur, also wollte ich die wieder weg haben. Ins Wohnzimmer zurück war absolut unmöglich, da waren Stapel zusammengebrochen, ich kam nicht durch. Nach 3 Tagen hatte ich es mal wieder geschafft, Annonce aufgegeben, einer kam, nahm das Ding mit. Auch diese Trennung erfüllte mich mit Stolz, ich hatte wieder ein Teil weniger, das nicht zu mir passte.

In einem großen schwedischen Möbelhaus sah ich dann dieses Regal, das ich heute noch habe. Auch das hab ich alleine in mein Auto geschleppt, nach Hause gefahren und in Einzelteilen nach oben getragen, denn der Karton war viel zu schwer. Auch diesmal konnte ich nicht um Hilfe fragen, obwohl es Bekannte gab, die mit Sicherheit nicht nein gesagt hätten. Natürlich war auch der Ehrgeiz dabei, es alleine schaffen zu wollen. Bis nachts um 3 habe ich aufgebaut, saubergemacht, umgeräumt und ..... aussortiert!!!
Die ganze Zeit über wollte ich unbedingt fertig werden und gleichzeitig hatte ich Panik, dass ich die Nachbarn stören könnte, aber es hat sich keiner beschwert, Gott sei Dank!

Was ich in dieser Nacht aussortiert hatte, konnte ich auch nicht gleich wegbringen. Das sortieren war das Anstrengenste an der ganzen Sache. Was brauche ich noch? Brauche ich das irgendwann vielleicht doch noch mal? Aber ich habe es durchgezogen!
Ich hatte Stapel voll Bettwäsche, die ich nie benutze, Jahre lang nicht benutzte, ebenso Handtücher. Dann habe ich mich rigoros für 2 Garnituren Sommer- und 2 WinterBettwäsche entschieden und zwar für die, die ich am liebsten mochte, alles andere tat ich weg.
Meine Angewohnheit ist das Bettzeug abzuziehen, zu waschen, in den Trockner und gleich wieder beziehen, sonst schlafe ich Tage lang in unbezogenen Betten, also sind 3 Garnituren eh fast nie im Einsatz. Die haben dann ein gemütliches Plätzchen im Korb gefunden. Auch die Handtücher habe ich drastisch reduziert, ebenso noch viele Klamotten dazu, das fiel mir besonders schwer, denn diese Sachen hatte ich ja auch selber bezahlt, aber diese Kleidung passte einfach nicht mehr zu mir und sowas wollte ich im Schlafzimmer nicht mehr haben.
Da kamen nochmals 12 Säcke zusammen, die habe ich noch in dieser Nacht in mein Auto geschleppt, dann hatte ich Angst, dass das Auto vielleicht aufgebrochen wird, also wieder runter un die Säcke weggefahren. Die Anwohner bei den quietschenden Containern mögen mir verzeihen. Man, das war echt `ne Nacht und Nebel Aktion, aber es war ein tolles Gefühl trotz der Angst, dass jemand mit mir meckern könnte, habe ich die Altkleider entsorgt. Ich hatte eine Freude im Bauch, wie wenn man frisch verliebt ist.

Wieder zu Hause hatte ich so ein Hochgefühl, dass ich in meinem Schlafzimmer weitermachte und feststellte, mir gefällt mein Bett überhaupt nicht, ich mochte das Ding noch nie. Ein "Alibi"Geschenk von meinem Vater, er konnte nie was mit mir anfangen. Also habe ich das Bett abgebaut und 5 Monate auf Lattenrost und Matratze geschlafen, dann hatte ich genug Geld für ein neues Bett. Das war auch so eine Aktion, ich ließ es liefern und in meiner restlichen Wohnung war ich noch nicht so recht weitergekommen, die Möbelpacker haben sich durch meinen Flur geflucht, war mir echt peinlich, aber die Freude über das selbst gekaufte Bett überwog alles, einfach himmlisch!! Das ist jetzt sieben Jahre her, aber wenn ich heute darüber schreibe, spüre ich dieses Glücksgefühl im Bauch, ja richtiges Glück.

In meinem Schlafzimmer war eine Ecke noch leer, da wollte ich eine Pflanze aus dem Wohnzimmer hinstellen, die war schon fast hinüber. Allein die Blumenerde zu kaufen und den neuen Topf fiel mir schwer, ich musste ja schon wieder was entscheiden und ich hatte immer Angst, was "falsches" zu kaufen, denn ich hatte damals wenig Geld. Bei meiner Kollegin im Büro hatt ich einen schönen Pflanzenroller gesehen, so einen wollte ich auch, aber der war sehr teuer, also kaufte ich einen billigeren. Zu hause angekommen im Schlafzimmer, gefiel der mir nicht mal halb so gut wie der andere. Ich hatte doch meinen Pakt mit mir und es sollte nichts in dieses Zimmer, was mir nicht gefiel, also das Ding wieder zurück in den Laden und doch den teuren gekauft, wie umständlich. ABER ich hatte das zu hause, was mir richtig gut gefiel und die Pflanze hat sich auch wieder erholt, lebt heute noch. Das die Sauerrei vom Umtopfen 2 Wochen in der Küche vor sich hinstaubte bis ich es endlich wegfegte, versteht sich von selbst oder?

Der Ist Zustand meines Schlafzimmers: ein Bett 140x200, ein Regal 185x185, ein Weidenkorb, ein kleiner Teppich, ein großes Bild, eine Grünpflanze, ein Nachttischchen, mein geliebter Kleiderständer und nur Klamotten, die ich auch anziehe. Alles übersichtlich, ich bin glücklich, dass ich diesen schwer erkämpften Zustand beibehalten konnte.

Falls jemand bis hier durchgehalten hat, danke für´s lesen :-)

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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29.04.2013 23:43
avatar  IBI
#5
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IBI

Liebe Bessie (ich meine dich und nicht deinen Hund),
herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag und wann immer die Schlafzimmeraktion "Geburtstag" hatte, auch da beglückwünsche ich dich für die 7 Jahre, die du dir den Raum wertschätzend erhältst und er es dir wert ist, erhalten zu bleiben. Und vielen Dank für deine detaillierten Ausführungen.
Ich war erschüttert deine Zeilen zu lesen, weil du sooooo viel Angst von dir gezeigt hast und dein Wunsch nach Sicherheit deutlich wird. Doch die Freiheit, die dir Schlafzimmer ermöglicht und das Aushalten deiner überwältigenden Gefühle bei den Tätigkeiten, für die du unendliche Überwindung benötigt hat, kann ich auch sehen. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass ich das richtig erkenne. Und falls ich das nicht alles richtig wahrnehme, wäre ich froh um deine Ergänzungen und Anpassungen.
Gut finde ich deine Strategie, auf Möbel zu verzichten, die dich zu sehr an Tätigkeiten erinnern, zu denen du dich gezwungen fühlst.
Bei mir war es die Anschaffung einer Spülmaschine für mich alleine, naja, und derzeit kann ich sie nicht einsetzen, weil die Küchenschränke 5 mm schmaler sind als die Maschine und die Küche den Vermietern gehört, doch jetzt habe ich eine männliche Spülmaschine. Den Job habe ich meinem Freund gegeben und wenn ich jetzt mal freiwillig abwasche, dann ist es lang nicht sooo schlimm wie früher. Ähnlich bin ich mit dem Bügeln von Wäsche vorgegangen.
Kennst du das Buch: Feng shui gegen das Gerümpel des Alltags? Darin steht unter anderem, dass es hilfreich sich von Geschenken, die man nicht haben will bzw. einem nicht zusagen, befreien sollte. U.a. diese Textstelle hat mich dazu bewegt etwas auszusortieren, obwohl meine Mutter mir die Einstellung vermittelt hat, dass man die Geschenke behalten sollte. Ich wähle jetzt zwischen den Geschenken. Es waren noch andere Textstellen, die mich angeregt haben, etwas fortzuschmeissen bzw. in die Weiterverwertung zu geben. Die meisten Sachen, die funktionstüchtig sind, kann ich nicht wegschmeissen. Wobei ich frage mich gerade, ob es sein kann, dass wir Dinge, die wir nicht mehr haben wollen, mehr wertschätzen als uns und unsere Wünsche nach Freiheit, Lebensfreude, Spiel, Humor, Sicherheit und was uns sonst wünschenswert erscheint. Und gleichzeitig ist es gut zu sehen, wie wir es machen und wie gut wir Techniken bzw. Verhaltensweisen entwickelt haben, um schützend für uns zu sorgen. Kennst du deine Techniken, wie gut du für deine Sicherheit sorgen kannst und wie gut du dich vor diesen überwältigenden Gefühlen schützen kannst? Ich kann das sehr gut und bin froh darüber und gleichzeitig freue ich mich, wenn ich in der Lage bin, mich manchen meiner sehr schmerzhaften zu stellen und sie zuzulassen, denn dieses Zulassen führt mich zu Wachstum - ich habe den Begriff "Wachstumsschmerz" kennen gelernt und finde ihn sehr treffend. Und vieles von diesem Wachstumsschmerz hast du bereits geleistet, als du dich mit deinem Schlafzimmer beschäftigt hast. Ich kann mir vorstellen und wünsche dir, dass du dich wieder diesem "Wachstumsschmerz" stellen kannst und möglicherweise ist ein anderer Raum sehr wichtig, dass du ihn in Ordnung bringen magst. Aus deinen Worten entnehme ich, dass du gelernt hast, dass nicht alle deine Ängste begründet sind, sonst hätten sie die "Umzugsausrede" nicht abgenommen.
Ach ja, falls du wissen magst. über Bücher und CDs und DVDs freuen sich manche Bibliotheken, wobei ich sie fragen würde. Und da weiss ich, dass andere Menschen an meinen Dingen Freude habe könnten und dass sie gebraucht werden.
Ich wünsche dir viel Kraft und Mut, dich weiter mit deiner Angst zu beschäftigen und dass sie sich allmählich verwandelt, in das was du dir wünscht. Freiheit vielleicht.. und gönn dir die notwendigen Ruhephasen, denn du bewältigst neben der körperlichen Arbeit auch sehr viel innere Arbeit und auch diese kann erschöpfend sein.

Ich habe jetzt üben können, dir Wertschätzung zu geben, besten Dank dafür. Gerne wüsste ich, wie es mir aus deiner Sicht gelungen ist. Und wenn du magst, würde ich gerne erfahren, welche positiven Worte du dir innerlich gesagt hast, als du deine Teilziele erreicht hast und deine Erkenntnisse entdeckt hast.

Liebe Grüsse
Sonja


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