Meine Schwester ist eine ganz vornehme Frau, total sauber, reinlich und gepflegt. Für diese übertriebene, extreme Art und Weise hatte ich sie früher schon immer irgendwas zwischen bewundert und verachtet. Die letzten vier Jahre haben wir uns immer nur ganz kurz gesehen, zum einen weil jeder sein eigenes Leben hat, zum anderen aber auch weil ich mich wegen meiner Müllwohnung aus der Familie zurückgezogen hatte. Gestern mussten wir uns treffen um eine Angelegnheit zu klären bei der alle Kinder unserer Eltern anwesend sein mussten. Ich hatte es wiedermal nicht geschafft saubere Sachen zu finden,bin in Jogginghose losgegangen. Meine Haare sind im Augenblick auch sehr ungepflegt lang, waschen konnte ich mich nicht vorher, mein Bad ist ja unbenutzbar. Ein Freund zu dem ich manchmal duschen gehe, war nicht zu Hause. Ich habe mir viele GAdanken gemacht, verschiedene Anworten auf alle möglichkeiten ihrer Reaktion zurechtgelegt. Um so näher aber der Termin kam, wurde es mir total gleichgültig. Ich wollte das Treffen einfach nur hinter mich bringen und dann wieder nach Hause...in meine Messiewelt. Nach meinem Eintreffen hat erstmal niemand was gesagt. Es waren nur kurze, sehr oberflächliche Fragen, ob ich meinen Stil geändert hätte, Man kennt mich ja sonst nicht mit Struppelhaaren und kaputten abgenutzen Klamotten.DAs war entspannter al sich dachte. Ich hatte befürchtet, stundenlange Erklärungen abgeben zu müssen. Meine Schwester hakte aber später doch noch mal nach und wollte es (etwas) genauer wissen. Erst druckste ich herum, dann platzte alles aus mir herraus. Ich hab ihr erzählt, dass ich schon jahrelang Messie bin und meine Wohnung nicht schön ist. Dann hat sie von sich erzählt. Auch sie ist seit einiger Zeit sehr unordentlch, hat schon lange nicht mehr sauber gemachtund ihre Zimmer vollgestellt mit Kram, den niewieder jemand brauchen wird. An diesem Abend redeten wir noch sehr sehr lange. Ich bin moch mit zu ihr gefahren und war echt erschrocken wie es in ihrer Wohnung aussah. Der Anblick hat mich nicht schockiert, das bin ich ja gewohnt, aber ich ahb nicht begriffen, dass das ausgerechnet ihr passiert.
da habt ihr beide zwar kein Wohlfühlzuhause - aber ihr habt euch als Geschwister wiedergefunden. Ich hoffe sehr, dass es euch gut tut einen vertrauten Menschen zu haben, vor dem ihr euch nicht verstecken müsst!
Vielleicht hilft dir das ja wieder ein wenig Kraft zu schöpfen? Wer weiß!
Wie geht es dir damit, zu erfahren, dass deine Schwester dasselbe "Leidthema" wie du für dich auch für sich entdeckt hat?
Ich könnte mir vorstellen, dass eine Vertrautheit zwischen euch wachsen kann. Gleichzeitig kennst du dich mit vielen der daraus resultierenden Konsequenzen aus. Nun ja, das eigentliche Reinigen von Räumen, brauchst du nicht zu erlernen. Da kann deine Schwester dich sicher gut unterstützten. Nun ja, ihr wisst beide, dass es nicht allein darum geht.
Ich wage eine Vermutung zu äussern. In Kindheitstagen habt ihr gewisse Erlebnisse beide ähnlich erlebt und vermutlich waren es für euch beide regelrechte Traumata. Da ihr diese Zeit gemeinsam erlebt habt, könnt ihr ggf. euch gegenseitig darin unterstützen das zu entdecken. Idealerweise findet ihr dazu einen Begleiter, der euch in dem, was emotional auftrauchen kann, Halt geben kann.
Ist bestimmt speziell, wenn Geschwister gemeinsam versuchen, die Vergangenheit aufzuarbeiten (idealerweise mit einem professionellen Begleiter).
Nur so eine schräge Idee, dich ich durch deine Geschichte entwickelt habe.
