Hallo Gitta, grundsätzlich wird man nie fertig. Bei mir ist das so, dass wenn ich z.B. Geschirr gespült habe, oft nach kurzer Zeit schon das nächste Geschirrstück schmutzig da steht. Die Küche ist frisch gewischt und natürlich fällt mir dann ein Teebeutel runter oder Schlimmeres. So ist das Leben. Ich mache einen Unterschied zu Projekten. Projekte haben einen Anfang und ein definiertes Ende bzw. Ergebnis. Bei Projekten ist es möglich und wohltuend, sie zu beenden.
Hm. Ich überlege. Projekte haben ein Anfang und ein Ende. Hat Bügeln zum Beispiel auch. Nur das Projekt wiederholt sich eben alle 4 Wochen oder so. Putzen und Waschen haben je nachdem kürzere oder längere Zeitabstände. Also Leben sind dann alle Projekte, die auf Wiedervorlage liegen. Aber der Übergang ist fließend.
Nach dieser Auffassung gibt es dann nur sehr wenige echte Projekte. Also solche, die nur einmal im Leben stattfinden.
Ich finde es in diesem Zusammenhang auch bemerkenswert, dass es bei Projekten Ende Merkmale gibt. Ein Anfang ist ja schnell gemacht, Stichwort „ich mach dann mal los“, aber ein Ende zu bestimmen, ist schon schwieriger.
Ja, aber es gibt auch Projekte, die man einmalig macht. Deren Abschluss fühlt sich besser an. Zum Beipiel die Renovierung eines Zimmers, ein Buch zu schreiben oder einen Pullover zu stricken. Na, sobald Du den Pullover verschenkt hast oder in den Kleiderschrank gelegt, ist er fertig.
Hallo Anna Ich weiß nicht. Ein Zimmer kann man doch auch mehrmals renovieren oder das nächste Zimmer renovieren. Nur sind vielleicht die Zeitabstände von einer Renovierung zur nächsten größer. Und wenn man strickt, strickt man doch nicht nur einen Pullover in seinem Leben.
Der Unterschied wäre dann nur, dass es sich um ein relativ zeitaufwändiges Projekt handelt, dessen Ergebnis relativ lange vorhält.
Gut, ein und dasselbe Buch wird man wahrscheinlich nicht zweimal schreiben.
Wenn ich also bügeln mit einen Pullover stricken vergleiche. Dann habe ich vielleicht 10 Teile zum Bügeln, das Bügeln dauert 2 Stunden und das Ergebnis sind 10 gebügelte Teile. Folgt das Projekt Teile in den Schrank räumen, dauert etwa 10 Minuten. Beim Pullover Stricken muss ich das Projekt erstmal vorbereiten, also Wolle kaufen, Maschenprobe machen und Anleitung anpassen. Dann folgt der Projektstart. Ich stricke also einiges an Stunden mit Unterbrechungen darin, habe vier Phasen, Vorderteil, Rückenteil, Ärmel 1 und Ärmel 2 und muss danach diese noch zusammenfügen. Kann sich über Tage bis Wochen ziehen je nach Unterbrechungen. Das Projekt ist also kompliziert und langwierig, erfordert Planung und ein immer wieder reindenken nach Unterbrechungen. Das Ende ist ein fertiger Pullover. Darauf folgt das Projekt, Pullover waschen und in den Schrank legen.
Um also nochmal auf mein Problem zurückzukommen. Ein Leben besteht aus Projekten. Projekte haben einen Anfang und ein Ende. Leben tut man zwischen Anfang und Ende. Trotzdem freut man sich über das Ende eines Projektes. Aber man darf sich auch zwischendrin freuen. Nur freut man mich dabei wohl auf eine andere Weise.
zwischendurch freuen, ist wichtig. Es gibt eigentlich kein definiertes Ende eines Projektes. Du kannst Dich z.B. freuen, dass Du einen Teil des Pullovers fertig hast und den 2. Teil beginnen kannst. Wenn der Pullover oft genug gewaschen wurde, geht es mit dem Projekt weiter, Pullover wegwerfen oder als Andenken behalten. Wenn Du den weggeworfen hast, geht das Projekt weiter, Du brauchst einen Neuen.
Bei meinem Projekt Hausbau habe ich mich gefreut, als der Keller im Rohbau fertig war. Ich habe mich mit einem Liegestuhl in der Sonne auf die Kellerdecke gesetzt und dachte so, so schön wird es nie wieder sein. Projekt Planen und Einkaufen, ist das 1 Projekt oder 2 Projekte? Ist der weitere Bau ein Neues Projekt oder die Fortsetzung des 1. Projektes. Mein Chef hat mich gefragt, ob ich denn mit meinem Haus schon fertig wäre. Nein, war ich nicht. Auch heute noch muß ich sagen, ich bin immer noch nicht fertig.
