Ich hab mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber es ist einfach zu viel in der Masse, was ich alleine nicht aufräumen kann. Mein Mann macht auch nicht mit, der bringt nur Müll runter und wäscht ab. Mit aufräumen tut er nicht. Ich brauche definitiv Hilfe, und wenn die nur vom TV angeboten wird, werde ich zugreifen, sonst schreibe ich hier in 20 Jahren immernoch, wenn ich schon auf Krücken unterwegs bin oder im Rollstuhl, dass ich hier nichts gebacken kriege. Es sind vielfältige Probleme, von nackten Birnen in Bad und WC (ich musste die Abdeckung abschrauben um eine zu wechseln, danach habe ich sie weg gelassen) bis hin zu Kabeln, die ich auf dem Fußboden verlegen muss, auf die man stolpern kann, ein Brandfleck im Laminat von einer heißen Pfanne, der Herd war voll gestellt, ein schiefes Regal, alte kaputte Matratzen usw.

Das sind soo viele Probleme, und wenn ich das mit professionellen Entrümplern absprechen müsste, kostet uns das weit über 10000 €. Ich weiß dass @Messie von den Fernsehformaten nichts hält. Ich halte auch nichts davon, aber wenn unsere Wohnung endlich aufgeräumt ist, und wir jemanden einladen können bzw. auch eine Haushaltshilfe einstellen können oder dem Nachbarn mal den Schlüssel geben können, wenn wir nicht da sind und Rauchmelder gewartet werden oder Ähnliches, dann ist uns geholfen, so blamabel und bescheuert wir auch immer im TV rüber kommen. Meinen Mann werde ich außen vor lassen, er soll in die Ferienwohnung gehen, es reicht wenn ich mich blamiere. Ich glaube ich bin schon wieder an einer Journalistin dran. Diesmal mache ich keinen Rückzieher. Wer soll das alles hier machen, es ist einfach zu viel, es ist für ihn zu viel, sind kaputte Schränke usw. und egal wie oft ich versuche, aufzuräumen und auszumisten, es ist immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein und ich sehe keinen Fortschritt. Immerhin habe ich einen dicken Sack Altkleider weg gekriegt. Ist aber nur ein Anfang, da kommen noch welche.

Ich werde auf jeden Fall vor der Kamera auch sagen, dass Messies immer noch stigmatisiert werden, für dumm, faul und schlampig gehalten werden und dieses Vorurteil von Menschen aufgestellt wird, die keine Ahnung von den Problemen haben, denen man als Messie wirklich ausgesetzt ist. Welches TV-Format das jetzt ist, weiß ich noch nicht, vielleicht wieder Messie versus Putzteufel oder das Messie-Team kommt zurück. Egal, ich sehe keine andere Möglichkeit. Wenn wir hier raus wollen, brauchen wir Hilfe. Spätestens dann, wenn die Hausverwaltung uns die Kündigung schickt, brauchen wir Hilfe bei der Suche einer neuen Wohnung. Vielleicht kommt es auch nicht so weit. Die wissen ja nicht, wo das Haus steht und welches Gesicht welcher Mieter hat. Wenn jemand petzt, wissen sie es. Aber wenn die uns kündigen, geht das auch wieder öffentlich übers Fernsehen. Wenn wir Hilfe bekommen auch später, werden wir nicht wieder zu Messies. Nur irgendwie muss man diese Hilfe auch anleiern, und ich sehe inzwischen das Fernsehen als letzten Strohhalm.

Übrigens Seelenstriptease lege ich nicht hin, es hat angefangen in dem Jahr, wo ich gestürzt bin und das Knie kaputt war. Von meiner Kindheit müssen die gar nix wissen. Es war ein Unfalltrauma und fertig.

es gibt zwar auch (teure) Hilfsangebote bei uns am Wohnort. Aber wenn ich dort lese, finde ich immer wieder "wenn der Messie der Bausubstanz nicht schadet und keine anderen Mieter stört, ist der Vermieter hilflos" ich habe so den Eindruck, die arbeiten eher für den Vermieter als für den Messie. Da ich keinen informieren will, dass wir Messies sind, kommt wohl der Dreh nicht zustande. Noch dazu blamiert man sich bis auf die Knochen und kann keine Einladung mehr annehmen, weil die Verwandten plötzlich erst richtig von oben herab fragen: "Na, kriegt ihr das jetzt hin" (... oder seid ihr dazu zu blöd) Wir schämen uns jetzt schon vor den Verwandten, bei denen alles immer super sauber und aufgeräumt ist. Aber sollen wir dann bis zum Lebensende in einer Messiewohnung hausen, weil wir uns schämen? Dadurch ändert sich doch auch nichts.

ich glaube, wenn ich beim Psychiater z. B. Ergotherapie brauche, muss ich dafür kämpfen. Vielleicht nehme ich meinen Mann mit zum Gespräch oder jemand anderes. Ob das jetzt bei dem strengen Lockdown möglich ist, bin ich nicht so sicher. Ich kann nämlich sehr schlecht für mich einstehen. Wenn ich das TV bei uns arbeiten lasse, erfahren außerdem noch jede Menge fremder Leute von dem Dilemma. Dann kennen mich plötzlich lauter Leute, die ich nicht kenne. Aber immer, wenn ich für mich was will, z. B. eine frühere OP nach der Knieverletzung, komme ich nicht durch. Auch wollte ich von dem anderen Arzt keine Akupunktur, sondern nur Akupressur und ein Rezept. Aber wie immer belatscherte er mich, die Akupunktur zu machen "so viel Zeit nehme ich mir auch nicht für jeden". Heute würde ich gehen und sagen: Dann versuche ich es woanders. Ich will keine Akupunktur, Punkt. Weil ich weiß, dass es auch andere Ärzte gibt.

Es gab in der Vergangenheit immer wieder solche Situationen, wo ich so lange breit gelabert wurde, bis ich, um den Typen loszuwerden, was unterschrieb, das ich dann 2 Wochen später gecancelt habe. Diese Situationen können nicht mehr auftreten, weil ich keinen mehr in die Wohnung lassen kann. Das ist aber kein Grund für das Messie-Syndrom. Ich könnte auch trotzdem keinen mehr rein lassen, wenn es nicht so schlimm aussieht.

Aber wirklich jetzt, ich habe Probleme mit dem Selbstbewusstsein und kann nicht richtig für mich einstehen. Das kann sich so schnell auch nicht mehr ändern, egal trotz Wendu-Kurs. Da werde ich hin und wieder Begleitung brauchen.